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Sportler, die Erkältungen nicht ernst nehmen
Vor drei Jahren starb leider ein ehemaliger Kollege. Plötzlich. Unerwartet, und natürlich viel zu jung. Er war stets ein unglaublicher Sportler. Es gab kaum eine Sportart, die er nicht fast in Perfektion beherrschte. Gerade Extremsportarten hatten es ihm angetan. Das Herz setzte aus. Einfach so. Nicht ganz. Er hatte angeblich eine Angina Pectoris verschleppt, eventuell zu früh wieder mit dem Sport angefangen, das Herz machte dies nicht mehr mit. Mit Anfang 50!
Die Nachricht traf mich sehr. Genau Nachrichten dieser Art, bringen jeden Sportler sehr ins Grübeln. Lassen Sie uns aber auch ehrlich sein. Der Ex-Kollege war einer von der Sorte, der jeden Arztbesuch eher belächelte. Und oft fest der Meinung war, seinen Körper genau zu kennen. Und er trainierte auch dann, wenn man vielleicht besser nicht trainieren sollte.
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Wie die Profis: Besser auf Nummer sicher gehen
„Viele Leistungssportler die zu mir kommen, kennen ihren Körper gut. Jeder, der viel und regelmäßig Sport macht, kennt seinen Körper recht genau. Dennoch ist es wichtig, auf Nummer sicher zu gehen. Fühlt sich zum Beispiel ein Fussballprofi krank und es steht ein Spiel an, kommt er – obwohl er seinen Körper gut kennt – zu mir, um sich bestätigen zu lassen, dass er spielen kann. Erst nach einem intensiven Check gibt es ein Ja oder Nein“, sagt die Kölner Kardiologin Dr. Bettina Kuper, die regelmäßig mit Topsportlern zutun hat. Sie treibt selbst unfassbar viel Sport, gute Ernährung steht bei ihr ganz oben auf der Liste. Sie ist zwar Schulmedizinerin, jedoch zählt für sie einzig und alleine der Blick auf das Individuum.
Entscheidungstage: Werde ich krank oder nicht?
Sich nicht wohl zu fühlen, und sich nicht ganz wohl zu fühlen, das empfindet jeder anders. Und im Zweifel liegen Kontinente dazwischen. Ich selbst spreche oft von sogenannten Entscheidungstagen. An diesen Entscheidungstagen hat sich der Körper noch nicht für oder gegen eine Grippe entschieden. Noch läuft die Nase nicht, noch habe ich kein Fieber, keine Gliederschmerzen. Ich merke aber, dass mein Körper nicht wirklich auf der Höhe ist. Viele Ärzte würden jetzt bereits vor dem Training warnen. Und genau hier sollten wir ein wenig umdenken.
Einen solchen Entscheidungstag hatte ich vor kurzer Zeit. Und an genau diesen Tagen laufe ich los, und schaue wie es läuft. Zunächst hatte ich das Gefühl, maximal die Hälfte einer normalen Trainingseinheit laufen zu können. Doch von Kilometer zu Kilometer atmete mein Körper auf. So ist es oft an Entscheidungstagen. Am Ende meiner Einheit standen glatte 30 Kilometer auf meiner GPS-Uhr. Auf dem Display war es ein anspruchsvolles Training, mein Körper fühlte sich nach dieser Einheit, nach diesem Entscheidungstag, wesentlich besser an.
Nur 100% trainieren, wenn es einem zu 100% gut geht
Bettina Kuper kann Entscheidungstage durchaus verstehen und unterschreiben:
„Wer sich einfach nicht zu 100% wohlfühlt, sollte zwar nicht mit 100% trainieren, aber frische Luft, ein leichtes Training, Bewegung, lockeres Laufen, das kann im Zweifel sogar dazu führen, dass man sich besser fühlt. Körper und Geist von Sportlern sind sensible Komponenten. Ihr Zusammenspiel ist wichtig. Wer maßvoll damit umgeht, wer an Entscheidungstagen maßvoll trainiert, dem wird diese Form des Trainings helfen.“
Machen wir uns nichts vor: Entscheidungstage kann man nur dann wirklich genießen, wenn man eine gute Grundlage geschaffen hat. Die Einstellung „Ach, ich kann noch nächstes Jahr zum Arzt gehen. Was will mir der denn erzählen. Da kommste kranker raus, als Du rein gehst. Ich weiß doch, wie ich ticke“ ist nicht die Grundlage für gute Entscheidungstage.
Rundum-Check einmal im Jahr
Ich selbst laufe drei- bis viermal Marathon im Jahr, zwischendurch Spaß- und Abenteuerläufe. Mein tägliches Laufpensum liegt zwischen 10 und 15 Kilometern, egal bei welchem Wetter. Einmal im Jahr lasse ich mich jedoch komplett auf den Kopf stellen. Herz-Echo, großes Blutbild, Belastungs-EKG. Und jeder, der sich Entscheidungstage leisten will, der spult bitte genau dieses Pensum ab.
„Als Grundlage ist das sicher eine gute Idee. Und diese Untersuchungen geben vor allen Dingen Sicherheit. Dennoch: Was bringen diese Checks, wenn man 8 Monate nach der jährlichen Untersuchung eine Grippe hat, und unvernünftiger Weise ein Training unter voller Belastung durchführt. Nichts!“, sagt die Kardiologin Kuper.
Auf den Körper hören und im Zweifel zum Arzt
Schaffen Sie also eine gesunde Grundlage. Einen Marathon laufen Sie ja auch nicht aus dem Stand. Wenn Sie sich nicht wirklich sicher sind, suchen Sie vor harten Trainingseinheiten immer einen Arzt auf. Gerade dann, wenn eindeutige Grippeanzeichen zu spüren sind. Fühlen Sie sich einfach nicht wirklich gut, ohne starke Anzeichen einer echten Krankheit, dann laufen Sie los! Und hören Sie Ihrem Körper zu. Steigern Sie die Trainingseinheit langsam. Und spüren Sie immer wieder in den Körper hinein. Und dann entscheiden Sie, wie Sie den Rest des Trainings gestalten wollen. Es ist schließlich ein Entscheidungstag.
Im nächsten Teil vom IMTEST-Lauf-Special geht es um den Hund als Trainingspartner. Mike Kleiß erzählt, wie seine Hunde ihm beim Laufen unterstützen und für unvergessliche Momente sorgen.