Die italienische Firma Konus stellt vor allem Ferngläser, Spektive, Nachtsichtgeräte und Zielfernrohre her, es gibt aber auch Lupen oder Mikroskope von Konus. Kurzum: Optische Geräte sind das Spezialgebiet der Norditaliener. Die Preisspanne von Konus-Ferngläsern bewegt sich dabei im Einsteiger-Segment, die meisten kosten zwischen 50 und 180 Euro. IMTEST lädt das teuerste Fernglas aus dem Sortiment zum Test: das Konusrex 12×50. Es kostet im Online-Handel 210 Euro.
Wie in anderen IMTEST-Fernglas-Artikeln ausgeführt steht die erste Zahl bei einem Fernglas stets für die optische Vergrößerung – in diesem Fall handelt es sich also um ein Glas, das Dinge 12-fach vergrößert darstellt. Die Zahl 50 gibt dabei den Durchmesser des Objektivs in Millimetern an. Der reicht bei den meisten Ferngläsern von 25mm bei Kompakt-Geräten bis zu 56mm bei wuchtigen Feldstechern. Eine größere Zahl bedeutet, dass mehr Licht ins Fernglas gelangt – ein Objektiv-Durchmesser ab 50mm kommt häufig bei Geräten zum Einsatz, die auch in der Dämmerung ein helles Bild liefern sollen. Damit sind sie bei Jägern besonders beliebt. Im Falle des Konusrex 12×50 stellt das Fernglas mit einem Preis von gut 200 Euro zwar die Speerspitze des Herstellers dar, lichtstarke Premium-Ferngläser von Leica, Zeiss oder Swarovski mit ebenfalls mindestens 50mm Objektiv-Durchmesser kosten aber zwischen 1.500 und 2.800 Euro!
So testet IMTEST Ferngläser
Alle Details zum Test-Verfahren für Ferngläser.
Welche Vergrößerung darf es sein?
Vor dem Kauf eines Fernglases mit einer 12-fachen Vergrößerung sollte man sich zudem fragen, ob man das Mehr an Vergrößerung im Vergleich zum Standard (10-fach) wirklich braucht. Der Vorteil ist offensichtlich: Ein 12 mal vergrößerter Singvogel am Ende des Gartens kann leichter zu erkennen sein, als wenn man ihn nur 8- oder 10-fach heranholt. Doch es gibt auch Nachteile: Bei 10-fach-Ferngläsern wie dem jüngst getesteten Rollei 10×42 Pro oder bei Geräten mit nur 8-facher Vergrößerung ist die Gefahr des Verwackelns spürbar geringer! Zudem sind diese Geräte meist kompakter.
Das in Dunkelgrün und Schwarz gehaltene Konusrex kommt in einer farblich passenden Tasche aus robustem, aber dünnem Kunststoff daher. Deren Maße passen gut, zudem liegen ein kleines Mikrofasertuch und ein dünner Gurt für die Tasche bei. Der Gurt für das Fernglas selbst ist gepolstert, er geht in puncto Qualität und Komfort in Ordnung. Ein Einstellring zum Dioptrienausgleich ist unter dem rechten Okular vorhanden, eine Okular-Abdeckung aus Plastik ebenso.
Die Handhabung beim Konusrex 12×50
Der Korpus ist mit einer Gummi-Armierung überzogen, die aber nicht sonderlich griffig ist. Für mehr Grip sorgen ein paar leicht hervortretende Längs-Streifen auf der Oberfläche. Für ein Fernglas mit 50mm Objektiv-Durchmesser ist das Konusrex relativ leicht. Das spart Gewicht im Rucksack, allerdings wirkt das Gerät dadurch nicht sehr hochwertig. Dank Doppelsteg-Bauweise fühlt es sich in den Händen aber trotzdem stabil an. Auch das Knicken der Brücke ist nicht so wertig wie bei vielen Konkurrenten, auch aus dem Preis-Segment um die 200 Euro. Dafür wird der Widerstand beim Konusrex aber als angenehm empfunden.
Die Objektivschutzdeckel vorne sind mit einem Gummiring am Fernglas befestigt und erhalten ebenfalls das Prädikat „funktional“. Der zur Scharfstellung genutzte Mitteltrieb ist aus Kunststoff gearbeitet und lässt sich angenehm drehen. Deutlich besser z. B. als beim Amazon-Billig-Fernglas vom Hersteller Adasion. Die Augenmuscheln des Konusrex lassen sich in zwei Schritten herausdrehen, inklusive der ganz eingedrehten Variante gibt es also drei Positionen. IMTEST kam beim Praxistest mit der nicht herausgeschraubten Einstellung gut zurecht, wer die gut einrastenden Augenmuscheln ganz herausdreht, der muss mit einem kleineren Bildausschnitt leben, der aber noch in Ordnung ist.
Wie scharf ist das Konusrex?
Beim wichtigsten Kriterium eines Fernglases, der optischen Qualität, hat das Konusrex 12×50 leider die größten Schwachstellen. Der Blick auf nahe Objekte, wie z. B. einen Spatz in der Hecke oder den Dachfirst vom Nachbarhaus, ist noch scharf, in der Ferne ist die Schärfe aber etwas niedrig. Einzelne Zweige am gegenüberliegenden Ufer eines kleinen Sees sind nur unter Schwierigkeiten sauber zu erkennen, Premium-Gläser lösen hier deutlich höher und schärfer auf.
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Hochwertig, robust, scharf – der Herausforderer trumpft auf.
Beim Blick aufs Testbild unter Laborbedingungen ist ein Schärfedefizit zu verzeichnen – auch im Vergleich zu allen fünf 8-fach-Ferngläsern zwischen 180 und 350 Euro, die IMTEST im vergangenen Jahr testete. Klasse hingegen ist die kaum wahrnehmbare Kissenverzeichnung beim Konusrex. Farbsäume sind, je nach Lichtverhältnissen, sichtbar bis sogar deutlich vorhanden und die Schärfe im Randbereich des Fernglases ist ebenfalls etwas niedrig. Die Farbwiedergabe ist noch natürlich, allerdings ein bisschen dunkel und warm.
Das Konusrex 12×50 kommt mit einer Herstellergarantie von zwei Jahren daher, die Umverpackung ist erfreulich kompakt und plastikfrei. Das deutsche Unternehmen Umarex, das die optischen Geräte von Konus in Deutschland vertreibt, bietet für sämtliche Konus-Ferngläser „einen Reparatur- und Ersatzteilservice entsprechend der bauartbedingten Möglichkeiten an“.
Fazit
Das Konusrex 12×50 ist kein schlechtes Fernglas, was auch aus der Testnote von 2,9 (befriedigend) ersichtlich ist. Angesichts des Preises von knapp über 200 Euro hätte sich IMTEST allerdings etwas mehr erwartet: Das Nikon Prostaff P7 8×30 – Preis-Leistungssieger im IMTEST-Vergleichstest – zum Beispiel kostet 30 Euro weniger und fühlt sich nicht nur wertiger an, sondern hat auch eine schärfere Optik.
Beim Konusrex stören sich anspruchsvolle Fernglas-Nutzer am vielen Plastik und der deshalb wenig hochwertigen Haptik, zudem ist die Schärfe des Bildes in allen Bereichen bestenfalls mittelmäßig. Pluspunkte gibt es dagegen für die funktionale Ausstattung, die gut einrastenden Augenmuscheln und den angenehmen Fokussiertrieb. Das relativ geringe Gewicht von nur 650g freut Wanderer, das Sehfeld fällt mit nur 86m aber etwas schmal aus. Auch könnte der kleinste Pupillenabstand von 60mm für Menschen mit eng stehenden Augen ein Problem darstellen.
- PRO
- Relativ geringes Gewicht, ordentliche Augenmuscheln, guter Mitteltrieb.
- KONTRA
- Schärfe in der Ferne etwas niedrig, viel Plastik verbaut, deutliche Farbsäume.
IMTEST Ergebnis:
befriedigend 2,9