BBQ mit Elektrogrill – geht das genauso gut wie mit Gas oder Kohle? Seit einiger Zeit machen sich eine ganze Reihe Hersteller Gedanken darüber, wie sich das Grillen mit Strom auf ein neues Level heben lässt. Und während in der Vergangenheit E-Grills oft leistungsschwache und sehr einfach anmutende Geräte waren oder ein Nischendasein fristeten, nimmt das Thema inzwischen richtig Fahrt auf.
Elektrogrills: Der Bedarf ist da
Die Gründe für Elektrogrills sind vielfältig. So gibt es genug Menschen, die in Mehrfamilienhäusern nur einen Balkon zur Verfügung haben und deren Hausordnung das Grillen mit Gas und erst recht mit Kohle verbietet. Dennoch will man auch die am Grillboom der letzten Jahre teilhaben lassen, denn vor allem der Markt für Gasgrills ist inzwischen einigermaßen gesättigt. Zum anderen sorgen immer heißere Sommer dafür, dass in manchen Regionen das Grillen über offener Flamme zumindest während der trockenen Monate verboten wird. Auch hier kann dann der E-Grill eine Lösung sein, zumal Geräte wie der Weber Lumin Compact oder der Ninja Woodfire eventuell sogar noch Platz im Wohnwagen oder Camper fänden.
Mythos Geruchsarmut
Neben dem Risiko von Funkenflug oder Fettbrand bei offenen Flammen ist auch die Rauch- und Geruchsentwicklung ein Grund, warum Kohle und Gas bei Mehrfamilienhäusern nicht gern gesehen sind. Ob hier allerdings Elektrogrills im Vorteil sind, darf bezweifelt werden. Wer schon einmal ein Steak in eine heiße Gusseisenpfanne auf dem Herd gelegt hat, weiß, dass das durchaus Potenzial zur Aktivierung der Rauchmelder hat. Das ist bei den hier getesteten Grills, die durchweg mindestens 250° C am Rost schaffen, nicht anders. Und wer dann noch auf die Idee kommt, vor Marinade triefendes Fleisch etwa beim Enders oder Severin auf die jeweils rund 500° C heiße Hochleistungszone zu legen, der riskiert respektable Qualmwolken und eventuell das gute Verhältnis zu den Nachbarn.
Der Ninja Woodfire kann zudem noch mit Räucherchips für entsprechendes Raucharoma sorgen. Und Webers Lumin bietet ebenfalls die Option, mit Smoking-Chips zu arbeiten. Aber auch hier bleibt festzuhalten, dass der Holzrauch nicht final im Gerät verbleibt. Damit ist klar, dass, anders als etwa ein Kontaktgrill, keiner der Elektrogrills für den Betrieb in Innenräumen gedacht ist.
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Elektrogrills: Ernst zu nehmende Geräte
Auch rein optisch gehören die Grills eher nach draußen. Vor allem die E-Grills von Enders, Char-Broil und Landmann stehen hier der klassischen Gasgrill-Station in nichts nach. Aufklappbarer Deckel, Unterschrank und Seitentische machen deutlich, dass es sich hier um „ausgewachsene“ Grillgeräte handelt. Entsprechend braucht aber auch der Aufbau etwas Zeit. Vor allem beim Enders gibt es etwas mehr zu schrauben, aber dafür wirkt der Grill im Anschluss auch sehr solide, sogar wertiger als der deutlich teurere Char-Broil und auch als der Landmann, der allerdings designtechnisch viel hermacht. Die anderen Grills präsentieren sich durchweg als gut verarbeitete Tischgrills, die ohne viel Montageaufwand einsatzbereit sind. Ausnahme ist hier Profi Plus Urban Master von WMF, der es mit seinem Gestell aus vier Stahlrohrbeinen etwas an Stabilität vermissen lässt, wobei das Gerät selbst durchaus ordentlich verarbeitet ist.
Der WMF ist neben dem Severin auch das einzige Gerät, dass auf das Konzept der Wasserschale unter den Heizelementen setzt, wie man es von den Elektrogrills schon lange kennt. Alle anderen Modelle verwenden eine Fettwanne oder zumindest ein Auffangschälchen wie der Woodfire. Vom Handling her ist das angenehmer als eventuell noch schwappendes Wasser, in dem Fett und andere Rückstände schwimmen. Immerhin lassen sich alle Grills im Verhältnis zu ihrer Größe gut verstauen, weil sie entweder keine oder anklappbare Seitenteile haben. Beim Char-Broil wären allerdings etwas bessere Rollen wünschenswert. Die verbauten sind schon auf einer leicht unebenen Terrasse etwas hakelig. Dabei ist auch der Smart-E trotz Unterschrank und Seitenablagen keineswegs riesig. Die Menge und Länge der von der Stromversorgung her überhaupt möglichen Heizelemente limitiert die Baugröße auf das maximale Maß eines Zweibrenner-Gasgrills – dazu später mehr.
Mit Elektrogrills grillen ist anders
Es deutet sich also schon an, dass die modernen E-Grills nichts mit einem günstigen Gerät gemein haben, bei dem man eine halbe Stunde warten muss, bis eine Bratwurst zumindest etwas Farbe bekommt. Zwar ist das Funktionsprinzip sehr ähnlich, weil auch die hier getesteten Grills mit Heizstäben arbeiten, die bogenförmig unter dem Rost entlanglaufen. Aber sie haben insgesamt viel mehr Leistung und sind bei der Turbo- (Enders) oder Boost-Zone (Severin) dann sogar gedoppelt. Hier lassen sich ohne Probleme auch Steaks mit einer ordentlichen Röstkruste veredeln. Allerdings nur, wenn man sich auf die Geräte einlässt.
Denn auch wenn die E-Grills bei der maximalen Temperatur durchaus punkten können, so ist das Heizverhalten dennoch ganz anders, als man es vielleicht von Kohle oder eben Gas kennt. Die Heizstäbe erzeugen eine reine Strahlungshitze. Allerdings keineswegs so großflächig, wie das bei den Hochtemperatur-Keramikbrennern in Gasgrills der Fall ist. Entsprechend dauert es, bis ein E-Grill richtig aufgeheizt ist. So benötigt zum Beispiel der Char-Broil Smart-E eine gute halbe Stunde, bei kalter Witterung auch länger, um auf seine maximale Temperatur von 380° C zu kommen. Ein guter Gasgrill schafft das bei voller Leistung in etwa 15 bis 20 Minuten.
Elektrogrills haben kaum Konvektion
Viel problematischer sind aber zwei andere Aspekte. So gibt es in den Grills technisch bedingt erst einmal recht wenig Konvektionshitze. Die heiße Luft wird nicht wirklich umgewälzt. Bei niedrigen Temperaturen indirekt zu grillen ist so eher schwierig. Bei Landmann gibt es immerhin einen kleinen Lüfter, der für Zirkulation sorgt, beim Ninja Woodfire sogar einen großen im Deckel, der richtige Umlufthitze ermöglicht. Entsprechend funktioniert das Gerät auf Wunsch auch als Heißluftfritteuse. WMF wiederum hat sich hier ganz geschickt aus der Affäre gezogen. Hier gibt es einen Grill und darunter eine Art flachen Backofen (Salamander) mit Oberhitze, der auch geringe Temperaturen schafft. Am schwersten tut sich hier letztlich der Char-Broil, weil er nur ein Heizelement besitzt. Es wird also immer die komplette Fläche erhitzt. Das verleiht dem Grill, der unter dem Rost noch eine geschlossene Fläche aus Metallblech zur besseren Hitzeverteilung besitzt, ein wenig den Charakter einer elektrischen Grillplatte, wie man sie vielleicht in Restaurants schon mal gesehen hat. Allerdings fehlt dem Rost etwas Masse.
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„Temperaturnachschub“
Die zweite Schwierigkeit bei Elektrogrills besteht – verglichen mit leistungsstarken Gasgrills – in der geringeren Fähigkeit, Wärmeenergie schnell nachzuliefern. Grillt man rückwärts, bringt also Fleisch indirekt erst auf annähernd die gewünschte Kerntemperatur und verpasst ihm dann eine Röstkruste, dann muss der Grill dazu hochgefahren werden. Bei einem relativ voll belegten Rost haben hier die Heizelemente zu kämpfen: Das Grillgut nimmt schneller Energie auf, als über den Rost nachgeliefert werden kann. Vor allem der Severin tut sich mit dem serienmäßigen Edelstahlrost trotz 500-Grad-Zone hier schwer, weil zum einen Edelstahl im Vergleich zu Guss der schlechtere Wärmeleiter ist, und zum anderen er nur mit offenem Deckel im Boost-Modus betreibbar ist. So geht auch noch recht viel Energie an die Umgebung verloren. Etwas besser wird es mit dem optionalen Gussrost, aber man merkt den E-Grills durchaus die spezielle Art der Wärmeübertragung sowie die im Vergleich zu Gas und Holzkohle naturgemäß geringere Heizleistung an. Die Geräte mit der höchsten Leistungsaufnahme sind Landmann, Enders und Severin mit je etwa 2,8 Kilowatt (kW), verteilt auf alle Heizelemente. Ein guter Gasgrill liefert 3,5 kW und mehr, und das pro Brenner. Zwar kann das auch längst nicht jeder Gasgrill in hohe Temperaturen am Rost umsetzen, aber insgesamt ist es schon ein Unterschied, ob man im Garraum alle 30 Zentimeter eine Flammtemperatur von etwa 900° C zum Heizen zur Verfügung hat oder eben „nur“ eine Heizwendel mit vielleicht 400 bis 500° C.
Stromnetz als Leistungsbremse
Fairerweise muss man sagen, dass der limitierende Faktor hier auch das Stromnetz ist. Bei mehr als 3,5 kW Last lösen hierzulande üblicherweise die Sicherungsautomaten aus. Hängen also neben dem E-Grill noch weitere Verbraucher im selben Sicherungskreis, kommt dieser womöglich an seine Grenzen. Trotzdem: Gibt man den E-Grills die Zeit, auf Temperatur zu kommen, lässt sich mit ihnen auch ein sehr schönes Grillmuster zaubern. Dabei sind, auch was Wiederaufheizen angeht, die kleinen Exemplare von Ninja Kitchen und WMF deutlich im Vorteil. Beim Woodfire kommt zudem noch das leistungsfähige Umluftgebläse dazu, sodass das Gerät auch von oben gart. Das allerdings auch mit einer Intensität, dass hier die Grenze zwischen Grill und Heißluftbackofen sehr stark verschwimmt.
Bedienung der Elektrogrills
Durch die vergleichsweise lange Aufheizphase und die recht gleichmäßige Hitzeverteilung ist es gar nicht so leicht, bei E-Grills mit Temperaturen und Temperaturzonen zu spielen. Umso sinnvoller ist es, wenn man den Grill recht genau einregeln kann. Bei vier der sieben Geräte ist das kein Problem; sie bieten alle die Option, eine Temperatur gradgenau vorzuwählen. Beim WMF trifft das aber nur auf den Backofen zu, der Grill bietet nur eine neunstufige Skala. Immerhin: Die jeder Stufe zugeordnete Temperatur kann man der Anleitung entnehmen. Auch erinnert die Bedienung etwas an ein Kochfeld mit Touch-Steuerung: Etwas weniger Tipp-Arbeit auf dem Hochglanz-Panel wäre besser. Immerhin ist die Anzeige jederzeit gut ablesbar, was leider bei Severin nicht der Fall ist. Bei hellem Sonnenlicht ist die leider kaum erkennbar. In dem Fall kann man hier bei der smarten Version zumindest auf die App zurückgreifen. Das ist immer noch komfortabler als bei Enders und Weber, wo die Temperaturregelung viel mit Gefühl und Erfahrung zu tun hat. Hier gibt es, mit Ausnahme des Deckelthermometers beim Lumin, keine Gradanzeige. Und es braucht zudem viel Feingefühl und gute Ohren, damit man beim Betätigen der Regler auch mitbekommt, wann das Gerät tatsächlich schaltet. Das ist zumindest dann wichtig, wenn man sich im eher unteren Temperaturbereich bewegen möchte.
Elektrogrills sind komfortabel zu reinigen
Im Gegensatz zu vielen Holzkohle- und Gasgrills sind die E-Grills recht dankbar zu reinigen. Das hängt natürlich auch mit der vergleichsweisen geringen Größe zusammen, die es ermöglicht, viele Teile in der Spülmaschine zu reinigen. Besonders praktisch: Bei Enders besteht die Innenwanne aus vier ineinandergesteckten Elementen, die ebenfalls spülmaschinentauglich sind. Die Heizelemente selbst werden übrigens ganz konventionell freigebrannt, was letztlich auch mit den Rosten funktioniert.
Stromverbrauch bei Elektrogrills
Bleibt zum Schluss noch die Frage nach den Kosten des Grillvergnügens. Nutzt man etwa den Landmann, den Enders oder den Severin unter voller Last für eine Stunde, so verbraucht man knapp drei Kilowattstunden Strom, was ungefähr 1,20 bis 1,50 Euro kostet. Allerdings schlägt ein Kilogramm nachhaltig produzierte, heimische Holzkohle auch mit rund 2,50 Euro zu Buche, ein Kilogramm Propangas aktuell mit 2,50 Euro bis 3 Euro. Elektrisches Grillen ist also nicht einmal teurer als konventionelles Grillen, zumal erfreulicherweise auch alle Grills im Test bei den Verbrauchsmessungen sogar unter den Herstellerangaben bleiben.
Die Testergebnisse im Detail
Lesen Sie hier, wie die sieben Elektrogrill bezüglich Grillergebnis, Ausstattung, Verarbeitung und Aufbau abgeschnitten haben.
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Fazit
Die sieben hier getesteten Elektrogrills sind allesamt viel, viel besser als der Ruf dieser Produktkategorie. Bei den Tischgrills überzeugt der vielseitige Ninja Woodfire, der zwar relativ klein ist, aber trotzdem auch wirklich BBQ mit Umlufthitze beherrscht. Bei den Standgrills kann Landmann sich an die Spitze setzen. Grund ist hier die gute Ausstattung, wobei beim reinen Grillen der Enders noch etwas besser abschneidet. Letztlich ermöglichen aber alle Geräte einen entspannten Grillabend für zwei bis etwa sechs Personen, je nach Modell und davon abhängig, was dann alles auf den Rost kommt.