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Campinggrills im Test: Heiße Kisten für unterwegs

Campinggrills sollen kompakt und leicht zu verstauen sein. Aber trotzdem gute Ergebnisse liefern. IMTEST hat fünf aktuelle Modelle getestet.

Eine Sammlung von Camopinggrills auf einem Tisch

Wer mit Wohnmobil oder Wohnwagen auf Tour geht, hat sich für die eher komfortable Variante des Campings entschieden, für eine Art Zuhause auf Rädern. Und weil man zuhause bei gutem Wetter gerne mal grillt, möchten viele das beim Campen ähnlich handhaben. Es muss also ein richtiger Grill her, der zwar nicht allzu groß sein darf, aber eben auch nicht unbedingt eines dieser typischen Hybridgeräte, die eher Kocher als Grill sind. IMTEST hat daher fünf aktuelle Campinggrills unter die Lupe genommen, die alle für den Betrieb mit Gaskartuschen ausgelegt sind.

Ein Akkischrauber im Einsatz am Grill
Die Montage der Campinggrills ist, wenn überhaupt, eher unaufwändig. Handwerkliches Geshcik ist hier nicht nötig.

Testsieger: Enders Urban

  • PRO
    • Der Enders Urban ist ein Grill mit guter Hitzeentwicklung und potenziell recht niedriger Umlufttemperatur, was zum Beispile fürs Nachgaren wichtig ist. Die abnehmbaren Standfüße sowie die ansteckbaren Seitentische sorgen für ein recht kompaktes Transportformat, zumal auch der Kartuschenhalter einigermaßen einfach demontiert werden kann.
  • KONTRA
    • Der flache Deckel des Urban erlaubt keine wirklich gute Umluftzirkulation im Einbrenner-Betrieb. Zudem verkanten die Standfüße beim Montieren oder Demontieren leicht.

IMTEST Ergebnis:

gut 2

Testergebnisse im Detail

Campinggrills sind Handköfferchen

Die fünf Campinggrills für den Test kommen von Cadac (Citi Chef 40), Campingaz (Attitude 1200 2Go CV), Char-Broil (Grill2go), Enders (Urban) und Napoleon (TravelQ 240). Alle Geräte sind Tischgrills und besitzen mit Ausnahme des Cadac einen Klappdeckel. Der Deckel beim Citi Chef wird aufgelegt, wie man es vielleicht vom Kugelgrill kennt. Leider heizt sich der Griff hier sehr stark auf. Bei eben jenem Cadac und dem Campingaz lässt sich zudem der Deckel nicht verschließen, was im schlechtesten Fall zum Klappern bei Bodenwellen oder Schlaglöchern führt. Allerdings ist auch von den drei anderen Modellen nur der TravelQ so konzipiert, dass man ihn auch wirklich wie einen Koffer aufrecht verstauen kann, nachdem man die Beine eingeklappt hat.

Der Napoleon TravelQ offen mit vier Scheiben Toast auf dem Rost.
Der Napoleon TravelQ – hier beim Toasttest zur Hitzeverteilung – nutzt ein recht durchdachtes Ein-Brenner-System.

Etwas unpraktisch ist aber hier, wie auch beim Enders, der Halter für die Gaskartuschen, weil er den Grill sperriger werden lässt. Immerhin kann man ihn beim Urban dank Rändelschrauben leicht demontieren, aber richtig gut gelöst haben das letztlich nur Campingaz und Char-Broil. Bei ersterem ist der Halter eingehängt, zweiterer benötigt erst gar keinen. Dafür ist es bei Cadac, Enders und Napoleon kein Problem, den Kartuschenanschluss gegen einen Druckminderer für große Gasflaschen zu tauschen, während das beim Attitude nicht geht und man beim Grill2go mit Adaptern tricksen muss.

Eine Hand, die den Druckminderer bei einem der Cmapinggrills befestigt
Bei Char-Broil wird der Anschluss für die Gaskartusche einfach eingerastet und ist zum Transport leicht abnehmbar.

Campinggrills: Viele Hitze

Die Campinggrills werden alle sehr heiß. Teilweise lassen sich über 550° C messen. Solche Temperaturen braucht man aber nicht einmal für Röstmuster auf einem Steak, weshalb es in der Praxis sinnvoll ist, die Gaszufuhr zu reduzieren, was bei allen Modellen funktioniert. Macht man das nicht, muss man nicht nur sein Grillgut im sorgfältig im Auge behalten, sondern auch Ersatzkartuschen an Bord haben. Denn mehr als zwei bis drei Stunden halten die Grills mit einer Schraubkartusche unter Volllast kaum durch.

Ein Infrarot-Thermomter, dass die Temperatur an einem Grill misst.
Die Temperaturen der Campinggrills sind teilweise extrem hoch; für die meisten Gerichte benötigt man soviel Hitze nicht.

Für opulente Menüs vom Rost sind ohnehin alle fünf Modelle aber nicht nur wegen des Brennstoffbedarfs nicht die ideale Plattform. So verfügt nur der Enders über zwei Brenner und damit über die theoretische Möglichkeit von zwei echten Temperaturzonen. Bei allen anderen Modellen muss man sich diesbezüglich mit den heißen und weniger heißen Zonen innerhalb der Fläche begnügen oder das Grillgut vom Rost entkoppeln. Allerdings darf man selbst beim Urban keine Wunder erwarten. Unter dem flachen Deckel findet nur wenig Luftzirkulation statt, sodass klassisches indirektes Grillen  auch nur beding funktioniert. Immerhin ist aber der Enders der einzige Grill, der im Test mit 100° C auch eine niedrige indirekte Temperatur hinbekommt. Alle andren liegen mindestens bei 150° C oder noch darüber.

Zwei Spieße mit Fleisch und Gemüse auf einem Grillrost.
Bei den meisten Grills – hier Cadac – muss man wegen der Temperaturverteilung mit demm Grillgut etwas “jonglieren”.

Reinigung – (k)ein Problem?

Im Camper hat man selten Spülmöglichkeiten für sperrige Grillteile. Und oft auch nur begrenzten Wasservorrat. Insofern ist es sinnvoll, dass der Reinigungsaufwand der Grills sich in Grenzen hält. Alle Roste passen in Spülschüsseln, entweder, weil sie zweigeteilt sind wie bei Campingaz, Enders und Napoleon oder weil sie einfach klein genug sind wie bei Char-Broil sowie Cadac. Bei Char-Broil bleibt durch die fast geschlossene Rostfläche die Wanne auch leidlich sauber, während hier bei den anderen vier Grills je nach Grillgut etwas mehr Putzarbeit angesagt ist.

Fazit

Alle fünf Grills sind campingtauglich, aber aufgrund von Größe und Gewicht eher stationär auf dem Campingplatz und nicht beim Wanderurlaub mit Zelt.  Dafür bekommt man mit ihnen auch ein paar Personen satt. Besonders gut funktioniert das mit dem Enders Urban, der aufgrund seiner etwas besseren indirekten Nutzbarkeit denkbar knapp vor dem Napoleon TravelQ landet, der allerdings in Sachen Handling und Verstaubarkeit besonders zu gefallen weiß, sodass sich letztlich beide Grills nahezu auf Augenhöhe begegnen, was auch für den Preis gilt.    

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.