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Wintergrillen: 12 Tipps für das Grillen in der kalten Jahreszeit

Der Trend geht weg von der klassischen Grillsaison. Stattdessen ist auch Wintergrillen angesagt.

Ein Mann steht im Schnee an einem Grill.
© Big Green Egg Germany GmbH

Gemütlich mit einer Tasse Glühwein im eigenen Garten zusammen mit ein paar guten Freunden an der Feuerschale stehen. Für immer mehr Menschen hat das durchaus Charme. Wenn es dann noch ein paar Leckereien vom Rost gibt, dann steht einem perfekten geselligen Frühschoppen, Nachmittag oder Abend ja nichts mehr im Weg. Oder doch? Immerhin hält das Wintergrillen ein paar Herausforderungen bereit, die man vielleicht so zunächst gar nicht auf dem Schirm hat.

Denn was für uns den Reiz des Winters ausmacht – klirrende Kälte, Frost und womöglich noch Schnee – ist für die Zubereitung von Essen eher kontraproduktiv. Schließlich kann man seinem Grillgerät weder eine Pudelmütze aufsetzen noch eine Daunenjacke anziehen. Aber wenn man das Wintergrillen etwas methodisch angeht, dann gelingt trotzdem mehr als nur Bratwurst im Brötchen. Denn die funktioniert fast immer.

Wintergrillen mit dem richtigen Gerät

Wer eben den kleinen Camping-Grill mit der Gaskartusche in den Schnee stellen und darauf ein paar Sachen zubereiten will, wird beim Wintergrillen womöglich sein blaues Wunder erleben: Der Grill geht nicht an oder sofort wieder aus. Das liegt daran, dass in den kleinen Kartuschen vor allem Butan-Gas mit einem nur sehr geringen Anteil Propan enthalten ist. Ab -4° C wird Butan aber nicht mehr gasförmig, sondern bleibt einfach flüssig in seinem Behälter. Und schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gast die Kartusche nur sehr schlecht aus. Entsprechend sind solche Grills, sofern man sie nicht auch an große Propan-Flaschen anschließen kann, nichts für den Winter. Besser eignen sich entsprechend größere Gas- oder Holzkohlegrills. Und die am besten mit Deckel.

Schwarzer ovaler Standgrill im winterlichen Garten
Keramikgrills haben mit dem Winter die wenigsten Probleme. Ihre massive Keramik macht sie im Vergleich zu anderen Modellen sehr unempfindlich gegen Wind, Schnee und Kälte.
Orangener Schlauch mit Druckminderer für Gas
Ein Anschluss für Schraubkartuschen. Mobile Gasgrills funktionieren im Winter an großen Gasflaschen allerdings deutlich besser. In diesem Fall kann man einfach den kompletten Gasschlauch tauschen .

Zubehör zum Wintergrillen

Es gibt kein spezielles „Wintergrillzubehör“. Es gibt aber einige Koch- und Grill-Zubehöre, die eigenen sich zum Beispiel für typische Weihnachtsmarkt-Gerichte. So kann man zum Beispiel in einer gelöcherten Gemüsepfanne oder einem Gemüsekorb recht gut Maronen rösten. Eine Paella-Pfanne eignet sich auch hervorragend zur Zubereitung von Champignons oder Reibekuchen. Für die Feuerschale gibt es Flammlachsbretter, nicht zu verwechseln mit den Räucherplanken. Es gibt Poffertjes-Pfannen aus Gusseisen. Und wer will, kann auch eine einfache Hochbord-Pfanne aus Stahl mit genug Öl befüllen, um darin Churros oder Mutzenmandeln auszubacken. Und auf dem Pizzastein lassen sich hervorragend Flammkuchen backen.

Roher Flammkuchen mit Apfelscheiben
Schnell gemacht, schnell gegessen: Flammkuchen lässt sich auch bei niedrigen Außentemperaturen gut auf dem Pizzastein machen. Hier winterlich mit Äpfeln und Zimt. © IMTEST

Zeit einplanen

Wer nicht gerade einen Keramikgrill besitzt, sollte beim Wintergrillen mit längeren Garzeiten im Vergleich zum Sommer rechnen. Zwar kann man den Grill mit mehr Brennstoff füttern, um den Temperaturverlust an die kalte Umgebungsluft auszugleichen. Trotzdem sollte man damit rechnen, dass die Temperatur im Garraum zwischendurch immer mal wieder abfällt. Und ein herkömmlicher Gas- oder Kugelgrill kühlt dann eben auch sehr schnell aus. Zudem sind die Aufheizzeiten länger.

Detail Temperaturanzeige an schwarzem Deckel
Im Winter dauert das Aufheizen länger, Ebenso braucht ein Grill mehr Zeit, um nach dem Öffnen des Deckels wieder auf Temperatur zu kommen. © IMTEST

Den Grill im Winter schützen

Wenn es schneit oder sehr windig ist, sollte man den Grill irgendwo aufstellen, wo er einigermaßen geschützt steht. Schmelzende und verdunstende Schneeflocken auf dem Deckel sorgen für ungewollte Abkühlung. Und fegt der Wind gerade durch einen Gasgrill, kommt der womöglich gar nicht richtig auf Temperatur. Beim offenen Kohlegrill hat man dann eine unten warme und oben kalte Wurst. Doch Vorsicht: Styropor-gedämmte Hauswände oder Fensterscheiben mögen es gar nicht, wenn der Grill zu nah steht.



Für Brennstoff sorgen

Im Winter braucht man mehr Brennstoff. Wenn man nicht gerade vorhat, ein Höllenfeuer für Pizza zu entfachen, dann ist man beim Kohlegrill mit Briketts ganz gut dabei. Die schaffen zwar nicht ganz so viel Hitze, halten aber länger. Wichtig ist, dass die Kohle trocken gelagert wird. Feuchter Brennstoff qualmt, produziert aber zu wenig Hitze. Bei Gas kann man beim Wintergrillen eine Schutzhülle über die Flasche ziehen. Das reduziert die Neigung zum Vereisen, was ansonsten früher oder später zu einem Leistungsverlust führen kann.

Detail Glut
Gepresste Holzkohle in Form von Briketts oder hier Greek Fire hält relativ lange die Temperatur. Für den Winterbetrieb ist das durchaus sinnvoll. © IMTEST

Beim Wintergrillen eine Bodenmatte verwenden

Wenn absehbar ist, dass man eine Zeit lang am Grill stehen wird, sollte man auch sich selbst gegen die Bodenkälte schützen. Einige Grillhersteller bieten Unterlegmatten. Ein paar Schaumstofffliesen oder eine Europalette tun es beim Wintergrillen aber auch.

Terrasse mit Holzboden und großem gasgrill mit Sitzgruppe im Hintergrund
Wer im Sommervorsorgt und eine Holzterrasse baut, bekommt beim Wintergrillen weniger kalte Füße. Als Provisorium taugt auch eine Euro-Palette. © Jonathan Cooper/Unsplash


Auf dem Feuer kochen

Gerade für die kalte Jahreszeit werden die so genannten Dutch Oven immer beliebter. Das sind schwere Gusseisentöpfe, die man beim Wintergrillen wahlweise in die Glut oder auf eine definierte Menge Briketts stellen kann. Alternativ können die auch auf den Rost im Gasgrill oder, sofern nicht zu schwer, auf den Seitenkocher. Die Töpfe sind prädestiniert für Schmorgerichte oder Eintöpfe, wobei das Gusseisen für gleichmäßige und stabile Gartemperaturen sorgt. Davon abgesehen passen eben auch viele für im Dutch Oven umsetzbare Gerichte zum Winter. Man denke etwa an eine dampfende Erbsen- oder Gulaschsuppe.

Topf mit Würstchen und Grünkohl
Eintöpfe aus dem Gusspott bieten sich fürs Wintergrillen besonders an. Sie lassen sich gut zubereiten und wärmen beim Essen. © IMTEST

Die richtigen Gerichte planen

Es macht einen Unterschied, ob man im Winter draußen nur grillt oder auch isst. Im ersteren Fall kann man das auf den Rost legen, was im Sommer auch auf den Grill kommt. Es dauert im Zweifel nur länger. Im zweiten Fall ist die Sache nicht ganz so einfach. Ein Steak, das mit einer Kerntemperatur von 57° C auf den Teller kommt, ist per se nicht besonders heiß. Und wenn man es dann nicht innerhalb von fünf Minuten gegessen hat, ist es bestenfalls noch lauwarm. Es hat als wenig Sinn, seinen Gästen bei Minusgraden 300 Gramm-Steaks auf den Teller zu legen.

Pfanne mit Pilzen auf Rost
Wie auf der Kirmes oder dem Weihnachtsmarkt: Eine Pilzpfanne lässt sich gut im Grill warmhalten und gut portionieren. © IMTEST

Viel sinnvoller ist es, kleine Fingerfood-Snacks oder andere zu machen, die sich gut im Grill warmhalten lassen.  Das können zum Beispiel Hackbällchen mit Bacon sein (Moinkballs) oder Hähnchenunterkeulen (Drumsticks). Auch die gebratenen Champignons, die man mit Knoblauchsauce vom Weihnachtsmarkt kennt, funktionieren in einer Pfanne auf dem Grill sehr gut.



Die Zubereitung optimieren

Macht man beim Grill häufig den Deckel auf, ist das dem Garprozess nicht dienlich. Je kälter es ist, um so weniger. Gerade bei kleinen Steaks kann das beim Wintergrillen zu mitunter unschönen Ergebnissen führen, weil sie entweder noch zu wenig oder viel zu weit gegart sind. Wer die Möglichkeit hat, kann hier auf das Vorgaren im temperaturgeregelten Wasserbad (Sous Vide) zurückgreifen. Hier lässt man das Fleisch im Vakuumbeutel bis knapp auf die gewünschte Kerntemperatur vorziehen. Der Grill sorgt dann nur noch für Röstaromen. Man braucht dafür nicht unbedingt ein Sous Vide-Gerät; die meisten kochenden Küchenmaschinen wie Thermomix oder Cooking Chef lassen sich dafür auch nutzen.

Schwarzes Becken mit Wasser und rohem Fleisch
Wer auf Nummer Sicher gehen will, nutzt gerade bei temperaturkritischen Gerichten wie Steaks ein Sous Vide-Bad. Dann ist garantiert, dass der Gargrad am Ende passt. © IMTEST

Teller beim Wintergrillen vorwärmen

Warmes Essen auf Teller zu legen, die Temperaturen in Gefrierpunktnähe haben, ist kontraproduktiv. Das einfachste ist, Teller und Besteck einfach drinnen zu lagern, bis man die Sachen braucht. Ist das nicht möglich, kann man das Geschirr zumindest beim Gasgrill kurz im indirekten Bereich aufheizen. Doch Vorsicht: Es wird schnell zu heiß, zumal man mit kalten Fingern schon geringere Temperaturen als unangenehm bis womöglich schmerzhaft empfindet. Als Alternative bietet sich beim Wintergrillen Einweggeschirr aus Zuckerohr, Pappe oder Palmblatt an. Das wird nicht so kalt.

Schale mit Wurst und Speckstücken
Gerade bei Fingerfood ist man mit kleinen, nachhaltigen Einwegsachen besser bedient als mit aufwändig vorzuwärmenden Tellern. Manchmal reicht auch schon eine Serviette. © IMTEST

Saucen als „Wärmespeicher“

Im Sommer stellen wahrscheinlich die meisten Flaschen mit Ketchup und BBQ-Saucen einfach auf den Tisch. Wenn man das im Winter macht, hat der Inhalt irgendwann Außentemperaturen. Und die Vorstellung zwei Grad kaltem Ketchup zu einer heißen Grillwurst behagt nicht jedem. Viel schlauer ist es, die Saucen im beziehungsweise auf dem Grill mit anzuwärmen. Und eventuell kann man sie dann auch gleich noch beim Servieren über das Grillgut geben. Denn aufgrund ihres Wasseranteils speichern Saucen Wärme und halten damit das Essen auch ein wenig länger warm. Doch Obacht: Scharfe Saucen entfalten oft beim Erwärmen noch mehr Schärfe.

Schale mit Currywurst
Kommt die Sauce angewärmt auf die Wurst, bleibt beides länger warm. Mit Senf klappt das leider nicht. Den lässt man besser drinnen oder in einer Thermotasche. © IMTEST

Heißgetränke beim Wintergrillen

Natürlich kann man auf dem Grill beim Wintergrillen nicht nur Essen zubereiten. Ein Topf mit Glühwein auf dem Seitenkocher ist schnell auf den Weg gebracht. Stilvoller sind so genannte Perkolator-Kannen, bei denen kochendes Wasser oder kochender Wein durch ein Sieb mit Teeblättern, Kaffee oder – im Falle von Wein – Glühweingewürz zirkuliert. Etwas Vorsicht ist bei heißer Schokolade geboten. Kakao und Zucker neigen schnell zum Anbrennen.

Schwarze Guseiserne Gefäße mit Deckel in Feuerschale
Die emaillierten Perkolator-Kannen können direkt in die Glut. Sie eignen sich für viele Heißgetränke oder einfach nur zum Wasserkochen. © IMTEST
Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.