Camping liegt auch 2024 weiter im Trend, die Nachfrage nach Wohnwagen und Wohnmobilen steigt von Jahr zu Jahr. Gerade Camping-Neulinge fragen sich im Vorfeld ihrer Kaufentscheidung oft, welches der beiden Konzepte für ihre Urlaubsansprüche besser geeignet ist. Caravan oder Camper? IMTEST liefert die Fakten und klärt auf.
Rund 100.000 Camping-Gefährte werden pro Jahr in Deutschland gekauft. Drei Viertel davon sind Wohnmobile, ein Viertel Wohnwagen. Die Beweggründe für die jeweilige Entscheidung nennt die Statistik nicht. Das Rentnerehepaar, das jedes Jahr monatelang auf Achse ist und häufig den Standort wechselt, hat andere Ansprüche an sein Camping-Fahrzeug als die fünfköpfige Familie, die ihren Jahresurlaub vier Wochen lang auf einem einzigen Campingplatz verbringt, oder die Surfer-Jungs, die jeden Freitagabend mit ihren Campingbussen ins Wochenende starten.
Viele Camper wollen um keinen Preis der Welt mit einem Anhänger hinter ihrem Auto fahren, obwohl für sie objektiv gesehen der Wohnwagen die bessere Wahl wäre. Alles eine Frage der Einstellung, der Urlaubsgewohnheiten, der verfügbaren Zeit. Und natürlich des Preises.
Preisfrage: Sind Wohnwagen viel günstiger?
Ob neu oder gebraucht spielt keine Rolle: Wohnwagen sind bei vergleichbarer Wohnfläche erheblich günstiger in der Anschaffung als Wohnmobile. Logisch, ein Anhänger hat ja auch keinen Motor, kein Getriebe und all die anderen teuren Bauteile, die ein Fahrzeug zur selbständigen Fortbewegung braucht. Neben dem Kaufpreis gilt das auch für die Unterhaltskosten: Wohnwagen kosten weniger Kfz-Steuer, weniger Versicherungsprämie, sie brauchen keinen Ölwechsel und keine teuren Inspektionen in der Werkstatt.
Die Faustregel im Preisvergleich zwischen Caravan und Camper lautet: Das Wohnmobil ist doppelt bis dreimal so teuer wie ein Wohnwagen mit gleicher Wohnfläche. Beispiel: Ein Wohnwagen mit 7 Metern Gesamtlänge kostet rund 25.000 Euro, ein Wohnmobil mit einer Gesamtlänge von 7 Metern nicht weniger als 60.000 Euro. Die zur Verfügung stehende Wohnfläche ist in beiden Fällen etwa gleich, sofern man die Drehsitze im Wohnmobil-Cockpit einbezieht.
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Etwas anders sieht die Rechnung bei Campingbussen aus, die auch als Alltagsauto dienen. Wer mit dem knappen Platz in der VW-Bus-Klasse klar kommt, braucht nicht extra einen Wohnwagen für Urlaubsreisen anzuschaffen. Dennoch verliert auch hier das Wohnmobil den Kostenvergleich. Ein Beispiel: Für die 75.000 Euro, die ein VW California Ocean kostet, bekommt man, um bei der Marke zu bleiben, auch einen gut ausgestatteten VW Tiguan für 40.000 Euro als Alltagsauto, dazu einen kompakten Wohnwagen für 20.000 Euro – bleiben 15.000 Euro in der Urlaubskasse.
Einsatz jedes Wochenende oder nur einmal im Jahr?
Die Familie mit Kindern, die ihre Sommerferien auf einem einzigen Campingplatz verbringt und das restliche Jahr keinen Campingurlaub mehr macht, braucht kein Wohnmobil. Das wäre rausgeworfenes Geld. Hier ist der Wohnwagen die bessere Lösung. Wer hingegen häufig den Standort wechselt und alle paar Tage ein neues Reiseziel ansteuert, reist mit dem Wohnmobil bequemer.
Wohnwagen sind umständlicher in der Handhabung. Das Einparken und Manövrieren auf dem Campingplatz, das Ein- und Ausfahren der Stützen, das An- und Abkuppeln des Caravans am Zugfahrzeug kosten Zeit und Nerven. Je größer der Wohnwagen, desto mühsamer gestaltet sich die Prozedur. Mit dem Wohnmobil hingegen fährt man auf den Stellplatz, schaltet den Motor ab, betätigt die Handbremse – und legt sich ins gemachte Bett. Für alles andere bleibt auch am nächsten Tag noch Zeit, sofern man länger bleibt. Oder es geht morgens gleich wieder weiter auf die Reise.
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Ist der Wohnwagen erst einmal aufgestellt, bietet er gegenüber dem Wohnmobil einen klaren Vorteil: Wer vom Campingplatz aus gerne Tagesausflüge unternimmt, kann als Caravaner auf seinen Pkw zugreifen und einfach losfahren. Der Wohnwagen bleibt auf dem Campingplatz stehen. Wohnmobilisten müssen erst einmal das Geschirr in den Schrank räumen, die Markise einrollen, das Stromkabel abziehen – und sind danach mit einem wesentlich unhandlicheren Gefährt zum Tagesausflug unterwegs. Alternativ müssen sie auf fremde Verkehrsmittel oder mitgebrachte Zweiräder zurückgreifen.
Park & Ride: Wohnmobile im Vorteil
Wer mit dem Wohnmobil reist, braucht nicht unbedingt einen Campingplatz zum Übernachten. Die Stromversorgung an Bord und der Kühlschrank funktionieren dank der Zweitbatterie auch ohne den 220-Volt-Anschluss, auf den die meisten Wohnwagen angewiesen sind. Deshalb stehen Wohnmobil-Reisenden wesentlich mehr Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung als Wohnwagen-Campern. Neben den eher ungemütlichen Autobahnparkplätzen und den Autohöfen neben der Autobahn sind das vor allem die sogenannten Wohnmobil-Stellplätze, die sich europaweit etabliert haben.
Dabei handelt es sich um große Parkplätze, oft recht idyllisch gelegen, die Wohnmobilen vorbehalten sind. Dort gibt es keine sanitären Anlagen, bestenfalls einmal eine Dixi-Toilette. Die Übernachtung kostet entweder gar nichts oder nur ein paar wenige Euro. Wohnwagen sind nur auf sehr wenigen dieser Plätze zugelassen, meistens würde ein Gespann dort auch gar keinen Platz finden.
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Aber auch abseits jeglicher offiziellen Stell- oder Campingplätze kann man mit dem Wohnmobil jederzeit einen Übernachtungsstopp einlegen – oder mal eben ein Mittagsschläfchen halten. Auf öffentlichem Grund ist das in Deutschland erlaubt, sofern es, so der Gesetzestext, “der Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit” dient. In den einzelnen europäischen Ländern gelten unterschiedliche Regelungen, hier sollten sich Wohnmobil-Reisende vorab informieren.
Gespanne erfordern viel Übung
Das Fahren selbst ist mit dem Wohnmobil prinzipiell einfacher als mit einem Wohnwagen-Gespann. Rückwärtsfahren, Rangieren, Einparken – alles kein Spaß mit einer zehn oder zwölf Meter langen Fuhre. Aber auch ein sechs, sieben oder acht Meter langes, 2,20 bis 2,50 Meter breites und drei Meter hohes Wohnmobil fährt, lenkt und bremst nicht wie ein Pkw, sondern wie ein Lkw. Es erfordert ebenfalls Umstellung und Eingewöhnung. Zudem geht es im Wohnmobil während der Fahrt lauter zu: Der Fahrtwind pfeift auf der Autobahn lautstark ums Gehäuse – und hinten klappert das Geschirr im Schrank. Auf starken Seitenwind reagieren Wohnmobil und Wohnwagen gleichermaßen allergisch.
Die größeren Wohnmobile passen ebenso wenig wie Wohnwagen-Gespanne auf Pkw-Parkplätze. Nur mit Autos bis zu einer Länge von sechs Metern, was auf die VW-Bus-Klasse und viele Kastenwagen-Modelle zutrifft, klappt das Einparken vor dem Supermarkt, der Metzgerei oder dem Fast-Food-Restaurant. Wer ein Wohnwagen-Gespann oder ein größeres Wohnmobil fährt, sollte deshalb für unterwegs immer genügend zu Essen im Kühlschrank haben. Denn abseits der Autobahn mal schnell irgendwo anhalten und einkaufen kann schwierig bis unmöglich werden.
Sind das Wohnmobil oder der Wohnwagen nicht im Urlaubseinsatz, was in den meisten Fällen die überwiegende Zeit des Jahres der Fall sein dürfte, müssen sie zuhause irgendwo abgestellt werden. Weder Camper noch Caravans finden Platz in normalen Garagen, abgesehen von den meisten Campingbussen der VW-Bus-Klasse.
Beim Abstellen im Freien punktet das Wohnmobil: Es darf monatelang am Straßenrand parken, wie jedes andere Auto auch, sofern es zugelassen ist. Wohnwagen hingegen dürfen laut Gesetz nicht länger als zwei Wochen am selben Platz stehen, wenn sie vom Zugfahrzeug abgekoppelt sind. In der Praxis fällt die Überprüfung dieser Vorschrift jedoch von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich aus.
Sicherheit: Denn Ganoven schlafen nicht
Campingplätze und Wohnmobil-Stellplätze gelten als sicher, obwohl es gelegentlich auch dort schon zu Einbrüchen und Diebstählen gekommen ist. Abseits dieser sicheren Plätze steigt die Gefahr, insbesondere für Wohnmobil-Besitzer auf der Durchreise. Auf öffentlichem Grund abgestellte Wohnmobile mit fremden Kennzeichen fassen viele Diebe als Einladung auf. Je größer und luxuriöser das Wohnmobil, desto verlockender erscheint es ihnen. Motto: Wer ein so teures Gefährt besitzt, hat vielleicht auch teure Wertgegenstände an Bord.
Auch die E-Bikes oder Mountainbikes auf dem Heckträger eines Wohnmobils sollten gut gesichert sein. Hier hat die Zahl der Diebstähle in den letzten Jahren zugenommen.
Bisweilen schrecken Ganoven auch nicht davor zurück, dass sich schlafende Personen im Wohnmobil befinden. Sie sprühen Betäubungsgas durch die Entlüftungsöffnung und brechen danach ein. In Expeditionsmobilen gibt es deshalb oft eine Gasalarm-Funktion, die nicht nur auf austretendes Propangas, sondern auch auf Betäubungsgase reagiert. Entsprechende Geräte zum Nachrüsten kosten rund 100 Euro, zum Beispiel bei
Wer mit dem Wohnwagen reist, muss sich um diese Probleme nicht kümmern. Caravaner kommen üblicherweise gar nicht erst in die Verlegenheit, abseits von Campingplätzen in freier Wildbahn zu übernachten.
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Fazit
Wohnwagen sind im Vergleich zu Wohnmobilen viel preiswerter, zugleich aber umständlicher in der Handhabung. Einmal abgestellt auf dem Campingplatz, bieten sie den Vorteil, dass der Pkw für Ausflüge zur Verfügung steht. Wohnmobile eignen sich besser für Vielreisende und für Urlauber, die öfters den Standort wechseln. Zudem finden Wohnmobilreisende auch außerhalb von Campingplätzen verschiedene Möglichkeiten zur Übernachtung, etwa auf Wohnmobil-Stellplätzen. Wer sich nicht vorab entscheiden möchte, sollte zum Ausprobieren erst einmal mieten.