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Per App zur inneren Ruhe: Mindshine im Test

Mental Health-Apps setzen auf eine Mischung aus Achtsamkeits-Übungen, Meditationen und positive Affirmationen.

Mann bekommt Mindshine Benachrichtigung auf sein Handy
© Michael Burrows, Unsplash

Man nehme eine Portion Leistungsdruck und mische Optimierungswahn sowie Terminstress dazu. Gepaart mit globalen Krisen und täglichen Schreckensbildern aus dem Krieg ergibt sind ein Nährboden für psychische Überlastung. Damit es gar nicht so weit kommt oder gar eine behandlungsbedürftige Erkrankung daraus entsteht, sollen Apps zur mentalen Gesundheit helfen können. IMTEST hat mit Mindshine eine dieser Apps getestet.



So wird die Mindshine-App eingerichtet

Um mental gesund zu bleiben, sollte der Geist täglich trainiert werden, ähnlich wie ein Muskel. Nach diesem Motto funktioniert Mindshine und somit gleicht die Einrichtung der App zunächst eher dem Aufstellen eines Trainingsplans. Mit einem schön gestalteten Fragenkatalog wird die App auf die individuellen Bedürfnisse angepasst.

Zur Wahl für die Bearbeitung der Übungen stehen morgens, mittags und abends. Zu einer zudem selbst definierten Uhrzeit erinnert Mindshine mittels Push-Benachrichtigung an die tägliche Dosis Seelenwohl. Die Intensität ist ebenso variabel zwischen “Jeden Tag”, “3 – 4 mal die Woche” und “Gelegentlich” einstellbar.

Nachdem diese Rahmenbedingungen geschaffen sind, wird es persönlich. Fragen zur Ursache wie beispielsweise Stress oder Erschöpfung dienen einem passgenauen Programm, ebenso wie das Einstellen des ersten Ziels. Dieses kann eine Steigerung von positiven Emotionen, ein besserer Schlaf oder mehr Selbstvertrauen sein. Wird nun noch die Freigabe für Trainingserinnerungen und Tipps für Zwischendurch erteilt, geht es auch schon los.

Auswahl in der App

Viele Apps sind vom Konzept her toll, in der Umsetzung jedoch chaotisch und nicht unbedingt intuitiv. Geht es also um Inhalte und Funktionsweise, hat jede App die einmalige Chance, auf den ersten Blick zu überzeugen. Den Machern von Mindshine gelingt dies größtenteils, allerdings besteht auch hier das Potenzial, sich in der App zu verirren. Das Hauptmenü ist am unteren Bildschirmrand angesiedelt und in “Coaching”, “Entdecken” und “Profil” unterteilt.

Screenshot des Startbildschirms der App Mindshine
Im Hauptmenü kann zwischen Coaching und Entdecken gewählt sowie das persönliche Profil bearbeitet werden. © Mindshine

Bleibt man im Bereich “Coaching”, steht eine Palette an Kursen, Routinen und kurzen Übungen für Zwischendurch zur Auswahl. Die Kurse sind thematisch zusammengefasst und können in Häppchen bearbeitet werden. Ein Beispiel dafür ist der Kurs “Selbstsicher unter Druck”, der in sechs Übungen von fünf bis zehn Minuten Länge eingeteilt ist.

Die Routinen ändern sich je nach Tageszeit (Morgenroutine, Mittagsroutine, Abendroutine), es ist jedoch auch möglich, eine Übung aus einem anderen Tagesabschnitt zu absolvieren. Beispiele sind eine Morgenmeditation, die Übung “Entspannt in den Feierabend” oder die Visualisierung “Anspannung und Loslassen vor dem Schlaf”.

Screenshot der Routinen in der App Mindshine
Je nach Tageszeit ändert sich das Angebot an Routinen im Hauptmenü, trotzdem können alle absolviert werden. © Mindshine

Mini-Übungen für ein Lächeln zwischendurch

Die kurzen Übungen für Zwischendurch, bei Mindshine mit “Etwas Kurzes” benannt, machen die App besonders. Denn das Knifflige an Achtsamkeit, Meditation und Co. ist, sich bewusst Zeit dafür zu nehmen. Um den mentalen Muskel auch an stressigen Tagen zu trainieren, hilft diese Kategorie. Es handelt sich um wirklich kurze Übungen, meist nur wenige Minuten lang, bei denen trotzdem ein Effekt spürbar wird. Das Besondere: Man kommt ins Handeln, und zwar einfach, unmittelbar und effektiv. Neben klassischen Atemübungen gibt es nämlich “Prioritäten setzen”, “Erfolg visualisieren”, “Kurzes Eigenlob” und viele andere Mini-Übungen, bei denen die Bearbeitung in einem angelegten Textfeld erfolgt.

Wenn der Kopf voll ist und gar nichts mehr geht, gibt es zum Beispiel die Übung “Teile ein Lächeln”, bei welcher ein Bild mit ermunterndem oder danksagendem Spruch geteilt wird. Die Macher von Mindshine setzen hier die Erkenntnis um, dass selbst dieser kleine Akt ein Gefühl von Verbundenheit erzeugt. Gefällt die Übung, kann man sie nach Beendigung bewerten und als Favorit speichern.

Screenshot der Bewertungsoption von Übungen in der App Mindshine
Mindshine passt das Angebot kontinuierlich an, zumindest kommt man um ein Feedback zu jeder Übung nicht herum. © Mindshine

Der zweite Bereich aus dem Hauptmenü namens “Entdecken” beinhaltet eine noch größere Auswahl an Übungen, die zwar thematisch sortiert sind, jedoch nicht so intuitiv und verständlich wie beim “Coaching”. Empfehlenswert ist dieser Bereich also eher für erfahrene Mindshine-Nutzer oder auf der Suche nach Ideen.

Screenshot der Kategorie Entdecken der App Mindshine
Die Inhalte im Bereich “Entdecken” sind etwas unsortiert, können aber der Inspiration dienen. © Mindshine

Wenig Mediation und viel Aktion mit Mindshine

Die Übungen bei Mindshine wurden gemeinsam mit Psychologen, Führungskräften und Coaches entwickelt, so wird teilweise der wissenschaftliche Hintergrund der Übungen erklärt. Insgesamt eignet sich die App für Menschen, die sich über Motivation zum Handeln freuen, denn darin liegt die Stärke von Mindshine. Lange Meditationen findet man hier wenige, dagegen gut in den Alltag integrierbare und nachvollziehbare Übungen mit direktem positivem Effekt.

Mindshine ist für Android und iOS verfügbar. Die Preisgestaltung für die Pro-Version ist nicht transparent. Im Google Play Store ist ein Wert für In-App-Käufe zwischen 12,99 Euro und 149,99 Euro angegeben, die Website des Entwicklers selbst spricht von einem Preis ab 1,34 Euro pro Woche.

Wichtig zu wissen ist, dass Mental Health-Apps wie auch Mindshine eine psychotherapeutische Behandlung niemals ersetzen. Sie können bestenfalls präventiv dabei unterstützen, dass aus Stress und Belastung kein pathologisches Krankheitsbild wird. Wer im Alltag wenig Zeit für sich selbst findet, sich außerdem gerne von Apps begleiten lässt und das Handy immer mit sich trägt, kann von Mindshine profitieren.

Fazit

Die App Mindshine besticht durch Übungen, bei denen man aktiv handelt, anstatt nur zuzuhören. Der positive Effekt ist sofort spürbar, daher dauert es nicht lange bis zum ersten Erfolgserlebnis. Etwas mehr Transparenz wäre jedoch bei der Preisgestaltung der Pro-Version wünschenswert. Teilweise ist die App außerdem mit Inhalten überladen, sodass sie zwischendurch für mehr Verwirrung als Motivation sorgt.

Rachel Cale

Rachel Calé ist seit Mai 2022 Teil der IMTEST-Redaktion, wo sie sich am liebsten mit Themen rund um Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz beschäftigt. Stehen Produkttests an, taucht sie gerne in die neue Materie ein - stets mit dem Ziel, den eigentlichen Mehrwert für den Konsumenten zu ermitteln. Seit 2013 veröffentlicht Rachel Calé ehrenamtlich und als freie Autorin verschiedenste Beiträge, die letzte Station vor IMTEST war für die gelernte Kauffrau eine Tätigkeit bei einem nachhaltigen StartUp.