Veröffentlicht inNews

Praxis-Test: Mit 2Number zur zweiten Nummer auf dem iPhone?

Zweite Nummer auf dem iPhone per App. Das versprechen die Entwickler von 2Number. Klappt das? IMTEST hat es ausprobiert.

Startbildschirm von 2Number auf einem Smartphone
© Bagus Hernawan, Unsplash

Wer eine zweite Telefonnummer auf seinem iPhone möchte, braucht für gewöhnlich eine SIM-Karte – was zusätzliche Kosten bedeutet und das Abschließen eines Vertrages zur Folge haben kann. Anders will es allerdings die iOS-App “2Number” des Anbieters BPMobile machen. Ganz ohne zweite SIM-Karte lässt sich mit der Anwendung eine zweite Rufnummer erstellen – was zum Beispiel praktisch ist, wenn man Privates und Geschäftliches trennen will. Auch internationale Nummern für kostengünstige Ferngespräche sollen sich anlegen lassen. Klingt auf dem Papier mehr als ordentlich – doch was taugt die App in der Praxis? IMTEST hat 2Number im Apple App Store heruntergeladen und ausprobiert.



Erst mal Abo auswählen

Doch noch bevor es zur Nummernerstellung geht, öffnet sich beim ersten Start ein Abo-Auswahl-Screen. Zum einen kann man sich direkt für ein Jahres-Abo entscheiden und zahlt jährlich 29,99 US-Dollar, was umgerechnet rund 28,37 Euro ergibt. Zum anderen gibt es eine 3-Tage-Testversion. Jedoch hat diese Ausprobier-Variante einen teuren Haken. Wenn die drei Tage rum sind, wird das Abo automatisch weitergeführt – zu einem horrenden Preis. Ab dann werden wöchentlich 7,99 US-Dollar (etwa 7,50 Euro) vom Konto abgebucht. Aufs Jahr gerechnet ergibt das eine Summe von rund 393 Euro. Somit ist es rund 13 mal teurer als das Jahres-Abo ohne Test-Option – irre.

Aber: Das Abo der Test-Variante ließ sich im Test direkt nach dem Abschluss wieder über die iPhone-Systemeinstellungen kündigen. Wer das beachtet, wird im Nachhinein nicht böse überrascht.

Zahlen bitte! Noch bevor man die Nummer erstellen kann, muss man sich zwischen zwei Abos entscheiden. © 2Numbers

2Number: WhatsApp? Klappt nicht!

Ist ein Abo ausgewählt, folgt die Anmeldung mit der Apple-ID. Anschließend wählt man entweder eine grundlegende Nummer oder eine Prüfnummer aus. Letztere soll dazu dienen, sich auf Websites, Messengern und weiteren Diensten anzumelden. Soweit die Theorie: Im Praxis-Test mit einer kanadischen Rufnummer hakte es bei WhatsApp schon bei der SMS-Verifizierung. Da die Übermittlung eines Codes nicht möglich war, konnte der Vorgang nicht abgeschlossen werden. Auch bei Instagram und Snapchat war an diesem Punkt Schluss. Kein Einzelfall: Ähnliche Erfahrungen haben auch andere Nutzerinnen und Nutzer gemacht, wie die jüngsten Rezensionen im App Store zeigen. Sie fluchen nicht nur über die horrenden Kosten, sondern auch über die verfehlten Versprechen des Anbieters. Die App sei für viele “unbrauchbar”, “überteuert” und sogar schlichtweg “Betrug”.

Einige 2Number-Rezensionen aus dem Apple App Store
Eine klare Sache: Im App Store türmen sich die Beschwerden über 2Number. Besonders in der jüngeren Vergangenheit hagelte es Negativ-Reviews.

Benutzeroberfläche: Alles auf einen Blick

Ein Lichtblick ist hingegen die übersichtlich gestaltete Benutzeroberfläche. Unten am Bildschirmrand kann man zwischen Nachrichten, Anrufliste, Kontakten, Ziffernblock und dem Konto hin und herwechseln – jeder der Apples Telefon-App schon mal genutzt hat, fühlt sich hier sofort wohl. Der Wechsel zwischen den Reitern klappte im Test flüssig, eingegebene Nummern werden nach dem ersten Anruf eingespeichert.

Unaufgeregtes Design, das gefällt: Bei 2Number wird man immerhin nicht von Werbeeinblendungen erschlagen. © 2Numbers

In-App-Währung: Digitaler Münzeinwurf

Stets auf jedem Screen: die Information, wie viele Münzen sich noch auf dem Konto befinden. Denn als Zahlungsmittel für Ferngespräche dient eine In-App-Währung, die man direkt in der Anwendung kaufen kann. Zu Beginn steht ein Kontingent von 155 Münzen zur Verfügung. Ein Rechenbeispiel: Das reicht mit einer kanadischen Nummer aus, um ein 75-minütiges Inlandsgespräch zu führen. Telefoniert man in die USA, sieht das ähnlich aus – andere Länder sind jedoch deutlich kostspieliger.

Sind alle Münzen verbraucht, kann man über „Mein Konto“ in der App Nachschub holen. Für 3,99 Euro bekommt man beispielsweise 200 Münzen, 1.200 digitale Goldtaler kosten hingegen 19,99 Euro. Wer ausschließlich in die USA oder Kanada telefonieren will, kommt damit auf seine Kosten. Für Ferngespräche in andere Länder ist die App ungeeignet.

Münzen lassen sich direkt in der App nachkaufen.
Die verschiedenen Tarife können in der App verglichen werden.
Wie viele Münzen für ein Ferngespräch pro Minute fällig sind, kann in der App ermittelt werden.

eSIM-Tarife: Hoher Preis, wenig Leistung

Außerdem stehen in der App eSIM-Tarife zur Verfügung, um auch im Ausland mobiles Internet zu haben. Konkret gibt es Angebote für die USA und Europa. Jedoch sind die Preise überzogen. Alleine für ein Datenvolumen von 500 Megabyte in den USA zahlt man sechs US-Dollar (5,70 Euro) – und das gilt nur für drei Tage. Wer noch mehr will, muss logischerweise noch tiefer in die Tasche greifen. Die hohen Preise werden beim direkten Vergleich deutlich: So gibt es beispielsweise über die App Airalo einen Gigabyte Datenvolumen für sieben Tage zum Preis von 4,50 US-Dollar (4,32 Euro). Auch die anderen Tarife von 2Number werden in den Punkten Preis und Leistung geschlagen. Dazu muss man sich ja auch noch vergegenwärtigen, dass die monatlichen Abo-Kosten noch obendrauf kommen.

Die eSim-Tarife von 2Number in der Übersicht
Die eSIM-Tarife von 2Number sind im Vergleich zur Konkurrenz teuer. © 2Numbers


Fazit: 2Number im Praxis-Test

Nach dem Praxis-Test ist klar geworden: 2Number ist eine Mogelpackung. Der Funktionsumfang ist jedenfalls in Deutschland längst nicht so üppig wie versprochen und der Lockversuch durch die dreitägige Testversion ist eine einzige Frechheit. Hier wird nur darauf spekuliert, dass Menschen die Anwendung ausprobieren und anschließend vergessen, ihr Abonnement zu kündigen. Außerdem ist das Erwerben der In-App-Währung vergleichsweise teuer – genau wie die eSIM-Tarife. Kurzum: Wer nicht ausschließlich in die USA oder Kanada telefonieren will, sollte die Finger von der App lassen!

Avatar photo

Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.