Wer eine zweite Telefonnummer auf seinem iPhone möchte, braucht für gewöhnlich eine SIM-Karte – was zusätzliche Kosten bedeutet und das Abschließen eines Vertrages zur Folge haben kann. Anders will es allerdings die iOS-App “2Number” des Anbieters BPMobile machen. Ganz ohne zweite SIM-Karte lässt sich mit der Anwendung eine zweite Rufnummer erstellen – was zum Beispiel praktisch ist, wenn man Privates und Geschäftliches trennen will. Auch internationale Nummern für kostengünstige Ferngespräche sollen sich anlegen lassen. Klingt auf dem Papier mehr als ordentlich – doch was taugt die App in der Praxis? IMTEST hat 2Number im Apple App Store heruntergeladen und ausprobiert.
Inhaltsverzeichnis
Mit dem Handy auf Reisen: 10 Tipps zum Telefonieren und Surfen im Ausland
Mit dem Smartphone telefonieren, simsen und surfen kann im Ausland plötzlich hohe Kosten verursachen. Damit der entspannte Urlaub nicht von bösen Überraschungen überschattet wird, hat IMTEST 10 Tipps für Sie parat und zeigt, wie diese Schritt für Schritt umzusetzen sind.
Erst mal Abo auswählen
Doch noch bevor es zur Nummernerstellung geht, öffnet sich beim ersten Start ein Abo-Auswahl-Screen. Zum einen kann man sich direkt für ein Jahres-Abo entscheiden und zahlt jährlich 29,99 US-Dollar, was umgerechnet rund 28,37 Euro ergibt. Zum anderen gibt es eine 3-Tage-Testversion. Jedoch hat diese Ausprobier-Variante einen teuren Haken. Wenn die drei Tage rum sind, wird das Abo automatisch weitergeführt – zu einem horrenden Preis. Ab dann werden wöchentlich 7,99 US-Dollar (etwa 7,50 Euro) vom Konto abgebucht. Aufs Jahr gerechnet ergibt das eine Summe von rund 393 Euro. Somit ist es rund 13 mal teurer als das Jahres-Abo ohne Test-Option – irre.
Aber: Das Abo der Test-Variante ließ sich im Test direkt nach dem Abschluss wieder über die iPhone-Systemeinstellungen kündigen. Wer das beachtet, wird im Nachhinein nicht böse überrascht.
2Number: WhatsApp? Klappt nicht!
Ist ein Abo ausgewählt, folgt die Anmeldung mit der Apple-ID. Anschließend wählt man entweder eine grundlegende Nummer oder eine Prüfnummer aus. Letztere soll dazu dienen, sich auf Websites, Messengern und weiteren Diensten anzumelden. Soweit die Theorie: Im Praxis-Test mit einer kanadischen Rufnummer hakte es bei WhatsApp schon bei der SMS-Verifizierung. Da die Übermittlung eines Codes nicht möglich war, konnte der Vorgang nicht abgeschlossen werden. Auch bei Instagram und Snapchat war an diesem Punkt Schluss. Kein Einzelfall: Ähnliche Erfahrungen haben auch andere Nutzerinnen und Nutzer gemacht, wie die jüngsten Rezensionen im App Store zeigen. Sie fluchen nicht nur über die horrenden Kosten, sondern auch über die verfehlten Versprechen des Anbieters. Die App sei für viele “unbrauchbar”, “überteuert” und sogar schlichtweg “Betrug”.
Benutzeroberfläche: Alles auf einen Blick
Ein Lichtblick ist hingegen die übersichtlich gestaltete Benutzeroberfläche. Unten am Bildschirmrand kann man zwischen Nachrichten, Anrufliste, Kontakten, Ziffernblock und dem Konto hin und herwechseln – jeder der Apples Telefon-App schon mal genutzt hat, fühlt sich hier sofort wohl. Der Wechsel zwischen den Reitern klappte im Test flüssig, eingegebene Nummern werden nach dem ersten Anruf eingespeichert.
In-App-Währung: Digitaler Münzeinwurf
Stets auf jedem Screen: die Information, wie viele Münzen sich noch auf dem Konto befinden. Denn als Zahlungsmittel für Ferngespräche dient eine In-App-Währung, die man direkt in der Anwendung kaufen kann. Zu Beginn steht ein Kontingent von 155 Münzen zur Verfügung. Ein Rechenbeispiel: Das reicht mit einer kanadischen Nummer aus, um ein 75-minütiges Inlandsgespräch zu führen. Telefoniert man in die USA, sieht das ähnlich aus – andere Länder sind jedoch deutlich kostspieliger.
Sind alle Münzen verbraucht, kann man über „Mein Konto“ in der App Nachschub holen. Für 3,99 Euro bekommt man beispielsweise 200 Münzen, 1.200 digitale Goldtaler kosten hingegen 19,99 Euro. Wer ausschließlich in die USA oder Kanada telefonieren will, kommt damit auf seine Kosten. Für Ferngespräche in andere Länder ist die App ungeeignet.
eSIM-Tarife: Hoher Preis, wenig Leistung
Außerdem stehen in der App eSIM-Tarife zur Verfügung, um auch im Ausland mobiles Internet zu haben. Konkret gibt es Angebote für die USA und Europa. Jedoch sind die Preise überzogen. Alleine für ein Datenvolumen von 500 Megabyte in den USA zahlt man sechs US-Dollar (5,70 Euro) – und das gilt nur für drei Tage. Wer noch mehr will, muss logischerweise noch tiefer in die Tasche greifen. Die hohen Preise werden beim direkten Vergleich deutlich: So gibt es beispielsweise über die App Airalo einen Gigabyte Datenvolumen für sieben Tage zum Preis von 4,50 US-Dollar (4,32 Euro). Auch die anderen Tarife von 2Number werden in den Punkten Preis und Leistung geschlagen. Dazu muss man sich ja auch noch vergegenwärtigen, dass die monatlichen Abo-Kosten noch obendrauf kommen.
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Fazit: 2Number im Praxis-Test
Nach dem Praxis-Test ist klar geworden: 2Number ist eine Mogelpackung. Der Funktionsumfang ist jedenfalls in Deutschland längst nicht so üppig wie versprochen und der Lockversuch durch die dreitägige Testversion ist eine einzige Frechheit. Hier wird nur darauf spekuliert, dass Menschen die Anwendung ausprobieren und anschließend vergessen, ihr Abonnement zu kündigen. Außerdem ist das Erwerben der In-App-Währung vergleichsweise teuer – genau wie die eSIM-Tarife. Kurzum: Wer nicht ausschließlich in die USA oder Kanada telefonieren will, sollte die Finger von der App lassen!