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Technics EAH-A800 im Test: Kopfhörer mit Kompromissen

Technics will es mit den Flaggschiffen von Bose und Sony aufnehmen.

Technics EAH-A800 auf dem Dach, getragen von einem charmanten Jungredakteur.
© IMTEST

Technics-Kopfhörer EAH-A800 // IMTEST

Technics will es mit den Flaggschiffen von Bose und Sony aufnehmen.

Die Technics EAH-A800 spielen in der selben Liga wie andere Over-Ear-Boliden namhafter Marken, etwa die Sony WH-1000XM5 oder die beliebten Bose QuietComfort 45. Sowohl preislich als auch beim Funktionsumfang orientiert man sich also am so ziemlich besten, was Kunden gerade außerhalb des Profi-Bereichs kaufen können. Dabei blickt Technics nicht nur auf jahrzehntelange Audio-Erfahrung zurück, sondern will die Konkurrenz mit manchen Features sogar überholen. Das gelingt, doch dafür hinken die Kopfhörer an anderer Stelle.

Update vom 20.10.2023: Änderung im Testverfahren

Durch eine Änderung am Testverfahren hat es Änderungen bei der Note des getesteten Kopfhörers gegeben. Detaillierte Informationen zu Wertung und Gewichtung finden Sie in unserem Over-Ear-Vergleichstest. Die Note in diesem Artikel wurde entsprechend angepasst.

Produktdetails

  • Preis: 349 Euro
  • Gewicht: 298 gramm
  • Akkulaufzeit: Bis zu 50 Stunden (mit ANC)

Technics EAH-A800: Durch und durch Kopfhörer

Mit den Technics EAH-A800 bekommen Käuferinnen und Käufer einen Kopfhörer ohne Schnickschnack. Beim Design setzt der Hersteller auf klare Funktionalität. Ohrpolster und Haltebügel sind hochwertig verarbeitet, stabiler Kunststoff und weiches Kunstleder bestimmen das Materialgefühl in der Hand. Mit knapp 300 Gramm sind die Technics EAH-A800 dann trotz des Kunststoffes etwas schwer, dafür dank beweglicher Scharniere aber auch klappbar und so kompakt in der mitgelieferten Tragetasche zu verstauen. Die Ohrpolster aus dem feinen Kunstleder sitzen sehr angenehm am Kopf und sorgen für ein gutes Tragegefühl. Nach längerer Zeit wiegen die Technics EAH-A800 aber spürbar auf dem Schädel. Insbesondere Boses QuietComfort 45 sind im vergleich ein regelrechtes Leichtgewicht und wiegen rund 60 Gramm weniger.

Technics EAH-A800, gehalten in Händen.
Die schlanken Tasten an der Seite verleiten zu Fehleingaben.

Stichwort Scharniere: Der verstellbare Bügel is etwas schwergängig und rastet an vorgesehenen Punkten ein, anders als das neuerdings komplett stufenlos verstellbare Pendant der Sony WH-1000XM5. Das ist angesichts des Premium-Preises der EAH-A800 ein wenig ärgerlich. An den Seiten der Ohrhörer finden sich Applikationen aus gebürstetem Aluminium. Rechtsseitig verbergen sich darin Berührungssensoren für die Steuerung. Weitere dünne Taster am rechten Ohrhörer, ein Eingang für eine 3,5-Millimeter-Klinke und ein zeitgemäßer USB-C-Anschluss komplettieren die Ausstattung.



Nicht durchdacht: Die Bedienung

So vielseitig die Bedienungsmöglichkeiten sind, so verwirrend ist die Bedienung selbst. Die Touch-Sensoren am rechten Ohrhörer dienen ausschließlich der Steuerung der Geräuschunterdrückung (ANC). Auch in der Technics-App lassen sich die Touch-Befehle nur für das ANC anpassen. Die Steuerung der Wiedergabe erfolgt hingegen über den mittleren der drei dünnen Seitentaster, der zwischen den Lauter- und Leiser-Knöpfen sitzt. Der ist aufgrund der Anordnung der Tasten aber nicht immer zielsicher zu erreichen. Außerdem sind die Tasten selbst sehr schmal und nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden. Wer ein Lied Pausieren will, erhöht häufig unwillentlich die Lautstärke – und umgekehrt. Wer leiser machen möchte und versehentlich den darunter liegenden Power-Knopf erwischt, schaltet dummer Weise die Kopfhörer aus. Sollten alle Stränge reißen, kümmert sich immerhin die integrierte Sprachassistentin Alexa um das Ausführen von Befehlen.

Ein Finger bedient das Touchmodul der Technics EAH-A800.
Funktioniert nur für die Geräuschunterdrückung: Die Touch-Fläche. © IMTEST

Die erwähnte Technics-App hingegen ist so aufgeräumt und gut durchdacht, dass man sie binnen Sekunden versteht. Mit Ihrer Hilfe justieren Nutzerinnen und Nutzer die Geräuschunterdrückung nach, passen die Steuerung nach ihren Vorlieben an und wählen individuelle Klangprofile mit dem integrierten Equalizer aus. Letzteren muss man aber nicht zwingend nutzen, denn die Technics EAH-A800 sind von Werk an schon hervorragend voreingestellt.

Die App der Technics EAH-A800.
Die Technics-App ist sehr aufgeräumt und einfach zu verstehen. © Technics/IMTEST

Während Sony und Bose die EAH-A800 bei Tragekomfort und Bedienung ausstechen, haben die Technics-Hörer aber bei der Akkulaufzeit die Nase vorn. Bis zu 50 Stunden lang spielen sie mit einer Akkuladung, und das bei eingeschaltetem ANC. Zum vergleich, Die QC 45 liefern rund 24 Stunden, Sony liegt mit 30 Stunden knapp davor. Lästiges Aufladen wird bei Technics so zur Seltenheit, zumal nach einer fünfzehnminütigen Schnellladung wieder 10 Stunden Spielzeit zur Verfügung stehen. Nervig: Ist der Akkustand doch einmal niedrig, erinnert ein ständig wiederkehrendes Piepen daran, die Kopfhörer aufzuladen und macht sie während dieser Zeit eigentlich unbrauchbar.

Wie klingen die Technics EAH-A800?

Besser? Schlechter? Gleichauf! Beim Klang müssen sich die Technics EAH-A800 keinesfalls hinter anderen großen Herstellern verstecken. Die Kopfhörer spielen einen sehr kraftvollen und vollmundigen klang, der durch seine fein ausdifferenzierten Klangfarben stellenweise sogar eine Nuance besser klingt, als die ebenfalls beeindruckenden Sony WH-1000XM5. Einzig in den mittleren bis niedrigen Frequenzbereichen mutet der Klang etwas verschwommen an. Insbesondere Stimmen in ruhiger akustisch untermalter Musik gehören zu den Stärken der EAH-A800. Je nach Stück laden die Kopfhörer regelrecht zum Eintauchen in Klangwelten ein, zumal dank LDAC-Technologie selbst bei kabelloser Übertragung noch High-Res-Audio-Codecs übertragen werden.

Die Technics EAH-A800 in ihrer Tragetasche.
Kompakt gefaltet: Die Technics EAH-A800 in ihrer Tragebox. © IMTEST

Die aktive Geräuschunterdrückung der EAH-A800 arbeitet ebenfalls hervorragend. Technics setzt auf insgesamt acht verbaute Mikrofone, um Umgebungslärm zuverlässig auszublenden. Das gelingt wirklich gut und lässt sich mithilfe der App noch feiner justieren. Allerdings, und das ist wirklich ärgerlich, gehört das häufig vorkommende Grundrauschen des ANC bei den Technics-Hörern zu der lauteren Sorte. Bei Musikgenuss fällt das nicht weiter ins Gewicht, bei Ruhe nimmt man es aber deutlich wahr. Auf der Gegenseite ist der Ambient-Mode, der Umgebungsgeräusche wieder ans Ohr lässt, etwas zu schwach und klingt zu dumpf. Genau so wie die Mikrofonqualität bei Anrufen, die keinesfalls den Eindruck macht, aus einem 350-Euro-Kopfhörer zu stammen.



Fazit

Bravo, Technics! Mit den EAH-A800 ist ein HighRes-Bluetooth-Kopfhörer entstanden, der sich mit den Großen messen kann. Besonders in den Sound und die aktive Geräuschbremse ist offensichtlich viel Arbeit geflossen. Schade: Bedienung und Design sind nicht ganz auf der Höhe der Zeit und stellenweise umständlicher als nötig. Angesichts der starken Konkurrenz von Sony und Bose dürfte es Technics hier schwer haben. Wer aber so gut wie nie seinen Akku aufladen will, der ist bei diesen Kopfhörern goldrichtig.

  • PRO
    • Hervorragende Akkulaufzeit, guter Klang, starke Geräuschunterdrückung
  • KONTRA
    • Frickelige Tasten, nicht durchdachte Steuerung, etwas schwer, maues Mikrofon

IMTEST Ergebnis:

gut 1,6

Max Sellmer

Als bekennender “Digital Native” schreibt Max Sellmer seit mehreren Jahren über Unterhaltungselektronik und Online-Trends. Der studierte Medien- und Kommunikationssoziologe arbeitete bereits als Redakteur für die Computer Bild und realisierte in Agenturen Werbekampagnen mit bekannten deutschen Influencern. Begeistert verfolgt er die Entwicklung sozialer Medien und die immer tiefere Vernetzung alltäglicher Lebensbereiche. Für IMTEST betreut er die News-Rubrik, produziert und moderiert Videoinhalte und testet natürlich von Toaster bis Cyber-Brille unterschiedlichste Produkte.