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65-Zoll-Fernseher im Test und Vergleich

Nach dem Auto ist der TV der Deutschen liebstes Kind. Pro Haushalt gibt es im Schnitt 1,6 Fernseher, die regelmäßig ausgetauscht werden. Wogegen? IMTEST hat neun aktuelle 65-Zoll-Fernseher ab 499 Euro getestet.

Aufmacher-TV
© IMTEST

65-Zoll-Fernseher jetzt auch in UHD

Die Deutschen halten nach wie vor ihrem liebsten Stück Technik die Treue: Knapp 6,5 Millionen verkaufte TV-Geräte allein in Jahr 2019 sind ein eindrucksvoller Beleg dafür. Aber auch ohne große Sportveranstaltung (in Normalzeiten ein guter Grund für die Anschaffung eines neuen Flachbild-TVs) liegen Fernseher im Jahr 2020 weiter voll im Trend. Besonders 65-Zoll-Fernseher sind beliebt. Kein Wunder also, dass nicht nur renommierte Hersteller wie Sony, LG oder Panasonic für 2020 in der für hoch aufgelöstes Heimkinoerlebnis in UHD („Ultra High Definition“) beliebten 65-Zoll-Größenklasse (Bilddiagonale: 165,1 Zentimeter) neue Geräte in die Läden bringen.

Heiß begehrte 65-Zoll-Fernseher

Offenbar sind die Anbieter von der hohen Nachfrage nach neuen Geräten selbst überrascht worden. Ein mögliches Zeichen dafür: IMTEST erhielt für die Zusammenstellung des Testfelds aus 65-Zoll-Fernseher einige Absagen. Und das, obwohl die Redaktion den Testzeitraum sogar um einen Monat nach hinten verschoben hatte. Grundig, TCL und Hisense beispielsweise konnten keine Testgeräte zur Verfügung stellen, und Samsung wollte sein Top-Modell Q95T auch nur für knapp eine Woche „entbehren“ – so beliebt scheint es zu sein. So ein kurzer Testzeitraum stellt eine enorme Herausforderung dar, die die Experten von IMTEST aber meistern konnten. Im großen TV-Test finden Sie für jeden Geldbeutel das beste Gerät – von 499 Euro bis 2.799 Euro.

Anschlusssache: Vier HDMI-Anschlüsse (für externe Geräte wie Spielekonsole, Blu-ray-Player, Festplattenrekorder, Laptop oder Sound-bar) sollte ein TV bieten (im Bild der Sony Bravia).
Anschlusssache: Vier HDMI-Anschlüsse (für externe Geräte wie Spielekonsole, Blu-ray-Player, Festplattenrekorder, Laptop oder Sound-bar) sollte ein TV bieten (im Bild der Sony Bravia).

Welche Bildschirm-Technik ist am besten?

Wer sich für den Kauf eines neuen Fernsehers entscheidet, kommt zunächst um die Entschlüsselung diverser Abkürzungen nicht herum. Die wohl wichtigsten widmen sich der Bildschirm-Technik. Denn hier sind die Unterschiede in der Farbwiedergabe, den Kontrast- und Schwarzwerten, der Helligkeit und dem Preis am größten.

  • LCD: Die günstigsten 65-Zoll-Fernseher aus dem Test haben ein LED-Display. Im Grunde genommen ist jeder Flachbild-TV mit LED ein LCD-TV mit LED-Beleuchtung. Hier kommt das Licht für den „Flüssigkristall“-Bildschirm, das LCD-Panel (Liquid Crystal Display), von einer LED-Hintergrundbeleuchtung („LED-Back light“). 
  • OLED: Im Gegensatz dazu braucht ein OLED-Fernseher keine zusätzliche Hintergrundbeleuchtung. Für TV-Fans, die auf diese Technik setzen, bedeutet das, dass sie dank der selbst leuchtenden OLED-Pixel tolle Bildeigenschaften, perfekte Schwarzwerte und hohe Kontraste bekommen. Mit OLED kann etwa ein völlig schwarzer Himmel angezeigt werden, in dem Sterne scharf und klar abgetrennt hervorgehoben sind. Auf LED-LCD-TVs ist das Schwarz für diesen Effekt nicht dunkel genug. 
  • QLED: Heller als OLED-Fernseher sind die neuen QLED-Geräte, wie der Samsung GQ65Q95TGTXZG. Er punktet gerade in hellen Räumen mit einer höheren Spitzenhelligkeit.

OLED-Fernseher mit Preisnachteil

Ganz gleich ob LCD oder OLED, alle getesteten 65-Zoll-Fernseher bieten eine UHD-Auflösung (3.840 x 2.160 Bildpunkte) für den Fernsehgenuss. UHD gilt als neuer TV-Standard und sorgt zugleich für das TV-typische 16:9-Seitenverhältnis. Aber auch wenn sich preislich in den vergangenen Jahren einiges getan hat, sind OLED-TVs immer noch sehr teuer. Immerhin ist der Einstieg mittlerweile schon erschwinglicher geworden: Der vergleichsweise günstigste OLED-TV im Test – der Panasonic OLED TX-65GZW954 – ist für 1.999 Euro beispielsweise über Amazon erhältlich. Im Vergleich dazu kostet der Preis-Leistungssieger OK ODL 65750UV-TIB als günstigster LCD-TV 1.500 Euro weniger.

Weitere Nachteile von OLED-Technik

Neben dem hohen Preis haben OLED-Bildschirme allerdings noch zwei weitere Nachteile: Ihre Leuchtkraft sinkt im Laufe ihres Lebens ganz allmählich und liegt je nach Modell und Nutzung nach 30.000 bis 100.000 Stunden nur noch bei 50 Prozent – hier wird vom „Ausleuchten“ gesprochen. Was bei einer täglichen Nutzung von fünf Stunden (und über 16 Jahren Haltbarkeit) zu vernachlässigen ist.

Weitaus ärgerlicher ist jedoch, dass helle und unbewegliche Inhalte, die zu lange eingeblendet werden, zum „Einbrennen“ führen können. OLED-TVs benötigen daher den Stand-by-Modus zur Bildschirmpflege. Sie sollten also nicht täglich vom Stromnetz getrennt werden. Dass dem „Einbrennen“ auch kreativ begegnet werden kann, zeigt etwa Samsung: Sobald das QLED-Gerät in den Ruhemodus wechselt, schaltet sich auf Wunsch ein „Ambient Mode“ genannter Modus ein, bei dem der Bildschirm des Fernsehers wahlweise dekorative oder persönliche Bilder des Nutzers präsentiert – ganz ohne Einbrenneffekte.

Philips 900 OLED+934
Gelungen: Neben der leistungsstarken Soundbar bietet der Philips 900 OLED+934 mit Android TV 9 ein sehr gut verständliches App-Menü.

65-Zoll-Fernseher zum Streamen gebaut

Ein moderner Fernseher ist mehr als nur ein Empfänger von digitalen Fernsehsignalen. Alle 65-Zoll-Fernseher im Test sind entsprechend auch Smart-TVs, mit denen sich per Webbrowser beispielsweise im Internet surfen lässt. Weitaus wichtiger aber ist die Unterstützung von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime Video sowie dem weltweit größten Online-Videoangebot auf YouTube. Welcher der beste Anbieter ist, erfahren Sie im Test „Streamingdienste“.

Laut dem Digitalisierungsbericht der Medienanstalten (Zusammenarbeit aller 14 deutschen Landesmedienanstalten) schauen nämlich rund 21 Millionen Deutsche mindestens einmal pro Woche YouTube-Videos per Smart-TV. Entsprechend beherrschen alle 65-Zoll-Fernseher aus dem Test YouTube oder Netflix . Dafür sind entsprechende Apps vorinstalliert. Neue Inhalte wie der Musik-Streamingdienst Spotify lassen sich jederzeit laden. Entweder über ein angeschlossenes LAN-Kabel oder per WLAN.

Browser und App-Stores der Fernseher

Die Smart-TVs von Philips und Sony können dank Android TV auf den Google Play Store zugreifen und sich dort einer großen Auswahl an Apps bedienen – das klappt auch mit integrierter Sprachsuche. Samsung setzt auf sein eigenes Betriebssystem Tizen, das sich nur auf den Samsung-eigenen App-Store versteht. Dafür lässt sich bei Tizen auch das Smartphone als Ersatzfernbedienung einrichten. Panasonic und auch LG haben mit my Home Screen 5.0 (basiert auf Firefox OS) und webOS 5 (greift auf den LG Content Store zu) herstellereigene TV-Betriebssysteme. Auf den meisten Fernbedienungen etwa von Panasonic, Medion oder LG gibt es Extra-Buttons, die auf Knopfdruck weitverbreitete Streamingdienste wie Amazon Prime oder Netflix starten. Leider lassen sich die Knöpfe nicht umprogrammieren. Käufer des Samsung müssen daher wohl oder übel mit der Taste „Rakuten TV“ leben.

LG-Fernbedienung
Innovativ: Auf der LG-Fernbedienung erfolgt die Steuerung per Scrollrad (Mitte).

65-Zoll-Fernseher im Sound-Test

Alle getesteten Fernseher bieten selbstverständlich eingebaute Lautsprecher. Aber nur die wenigsten klingen auch ordentlich. Zumeist fehlt es an Tiefen und Klangvolumen, teilweise ist der Sound auch nur blechern und wird einem Blockbuster-Film nicht gerecht – ein tolles Bild vorausgesetzt. Besser macht es Philips mit dem 900 OLED+934 und liefert zu seinem 65-Zoll-Fernseher gleich eine Soundbar mit, die für einen voluminösen und kräftigen Klang sorgt. Ein weiterer Trumpf: Der Hersteller der smarten „Hue“-Leuchten hat auf der TV-Geräterückseite sein Umgebungslichtsystem Ambilight platziert, bei dem LEDs die Farben des Bildschirms an die umliegenden Wände in Echtzeit projizieren. Ein starkes Argument für den Philips.

Fernseher aufhängen oder aufstellen?

Wer sich für einen 65 Zoll großen Fernseher entscheidet, wird ihn allein nicht aufstellen oder aufhängen können. Allein um den TV aus der Verpackung zu bekommen müssen mindestens zwei Personen gleich zeitig mit anpacken. IMTEST hat für jedes der getesteten Geräte bewertet, wie einfach oder schwer es per mitgeliefertem Standfuß aufzustellen ist. Richtig gut gelöst hat es Panasonic beim TX-65HXW904. Hier werden die beiden Fußelemente einfach in die vorgesehenen Öffnungen gesteckt – klick und fertig! Etwas komplizierter gestaltete sich dieses Vorhaben beim Philips 900 OLED 934. Hier wird zusätzlich die mitgelieferte Soundbar am Standfuß montiert. In der Praxis scheint der TV durch dieses Konstrukt dann zwar zu schweben steht aber auch recht wackelig auf dem TV-Tisch oder Regal. Alle Fernseher aus dem Test sind ab Werk zusätzlich aber auch für die Montage an der Wand vorbereitet.

Standfuß-Montage: Beim Panasonic OLED TX-65GZW954 ließ sich der Fuß einfach montieren.

Fernseher aufhängen: So geht‘s

Die 65-Zoll-Fernseher bieten für die Montage an der Wand auf der Rückseite des Gehäuses genormte Schraubgewinde. Wichtig ist, dass die Normgröße der Halterung stets genau stimmen muss. Informationen dazu gibt es im Handbuch des Fernsehers. Die Halterung muss nicht nur den vorgegebenen Maßen entsprechen, sondern auch für das Gewicht des Fernsehers ausgelegt sein. Zuletzt müssen noch für die Wandbeschaffenheit passende Dübel und Schrauben gewählt werden. Sicherheitshalber sollte man bei Schrauben und Dübeln lieber eine Nummer größer nehmen als eigentlich erforderlich.

Ob der Flachbild-Fernseher mit Standfuß auf einem Sideboard steht oder an der Wand befestigt ist: Wichtig ist in jedem Fall ein optimaler Draufblickwinkel. Damit dieser gegeben ist, sollten rund zwei Drittel des Bildinhaltes unterhalb der Linie vom Auge zum Fernseher liegen. Für UHD-TVs gilt als idealer Sitzabstand zum TV eine Entfernung von 2,50 Meter. Bei diesem Betrachtungsabstand sind einzelne Pixel nicht erkennbar. Außerdem sollte so gerade wie möglich auf das Display geschaut werden können. OLED-TVs bieten zwar einen sehr hohen Betrachtungswinkel, aber gerade die doch recht stark spiegelnden LCD-Fernseher aus dem Test verleiden so das TV-Vergnügen unnötig. Bei ihnen gilt zudem: Störende Lichtquellen von der Seite sollten vermieden werden.

Den Fernseher einrichten

Vor dem ersten TV-Genuss muss der neue Fernseher zunächst eingerichtet, mit dem Internet verbunden und ein automatischer Sendersuchlauf durchgeführt werden. Klingt zunächst einfach, kann sich in der Praxis für technisch wenig Versierte aber durchaus als Stolperfalle erweisen. IMTEST empfehlt daher – sofern angeboten – einen Aufbau- und Einrichtungsservice des Verkäufers mitzunutzen (das hat etwa der MediaMarkt im Angebot). Richtig einfach machen es hier Medion, Sony, Samsung und Philips. Nach dem Suchlauf sind bei den Geräten die Sender verständlich sortiert (ARD auf Platz 1, ZDF auf Platz 2 …). Die Sender-Reihenfolge hingegen war bei den Panasonic-Geräten nicht immer logisch.

65-Zoll-Fernseher und Nachhaltigkeit

Welcher Hersteller verpackt seine Fernseher in besonders viel Plastik, platziert auf dem Gerät an allen erdenklichen Stellen Einmal-Aufkleber, spart nicht an Styropor oder lackiert den Transportkarton großflächig in Farbe? IMTEST bezieht für die Gesamtnote auch die Nachhaltigkeit der Verpackungen genauso wie die Energieeffizienzklasse und den jährlichen Durchschnitts-Stromverbrauch der 65-Zoll-Fernseher mit ein.

Gut schnitten hier etwa die günstigen 65-Zoll-Fernseher von Medion, OK und Panasonic ab – sie haben alle Energieeffizienzklasse A+ und wurden allesamt in nicht farbig lackierten Kartons geliefert. Wohingegen bei teuren Modellen wie Philips 900 OLED 934, Sony Bravia XH95 oder Samsung Q95T für den Kunden zu gelten scheint: „Wer viel bezahlt, bekommt auch viel“ – nämlich Farbe, Plastik und Styropor. 

FAZIT

Wer bereit ist, für einen neuen 65-Zoll-Fernseher weit über 2.000 Euro auszugeben, erhält mit dem LG OLED 65CX9LA (Testsieger bei den Geräten „ab 2.000 Euro“) ein richtig gutes Stück Technik. Der OLED-Fernseher besticht mit einem sehr scharfen und detailreichen Bild mit fast plastisch wirkender Tiefe, das natürliche Farben sehr realistisch darstellt. Der große Bildschirm des LG ist hochwertig verarbeitet und bietet eine hohe Blickwinkeltreue. Ein kleines Highlight ist die innovative Fernbedienung für den Fernseher.


Horst_Schroeder_IMTEST_Experte
Horst Schröder
IMTEST-Experte

“Das Kino kommt nach Hause: Das sehr

detailreiche Bild des LG weiß auch Cineasten zu begeistern.”


Preistipp: Für 350 Euro weniger gibt es mit dem Philips 900 OLED 934 einen OLED-TV, der mit mitgelieferter Soundbar sowie stimmungsvoller Ambilight-Beleuchtung punktet. Im Preissegment „ab 1.000 Euro“ spielt der Android-TV Sony Bravia XH95 auch dank D-LED-Bildschirmtechnik (Sony spricht von „Full Array LED“) seine Stärken aus. Dazu gehören: ein scharfes, tiefes und detailreiches Bild, das kräftige Farben und sehr viele Details zeigt. Für einen tollen Heimkinoabend bringt der 65-Zoll-Fernseher von Sony wohlklingende Lautsprecher mit. Sie sorgen für einen sehr klaren und angenehmen Klang, der gute Höhen und Tiefen bietet.

Fotos: IMTEST, Hersteller

IMTEST- Redakteur Horst Schröder vor Hintergrund (Hamburg)

Als festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobiltiy testet Horst Schröder für IMTEST E-Bikes, Gravelbikes, E-Scooter sowie E-Autos. Passend dazu testet er diverse Zubehör-Produkte wie Fahrradträger oder Dachboxen. Neben Tests und Ratgebern rund um Gesundheitsthemen oder Online-Dienste etwa für Daten-Speicherung (Cloud), erstreckt sich die Expertise des ausgebildeten Print- und Online-Redakteurs zudem über das Thema Camping. Dieses begleitet er mit Tests von Reisemobilen, Camper-Vans und Zubehör wie Zelten oder Softshell-Jacken. Vor seiner Tätigkeit bei IMTEST arbeitete er als Inhaber eines Redaktionsbüros (Print und Online) freiberuflich unter anderem als Testredakteur für die Computerbild. Neben Technik-Themen aller Art, ist für den Bulli-Fahrer die weite Outdoor-Welt eine Passion. Sie erreichen ihn via E-Mail.