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Beyerdynamic DT 770 Pro im Test: Soundprofi für 139 Euro 

Ein Headset für audiophile Nutzer- wie gut lässt es sich damit spielen?

© Beyerdynamic

Für 139 Euro schickt BD ein waschechtes Studiomodell für Einsteiger ins Rennen. IMTEST testet, wie gut sich es sich mit dem auf audiophile Nutzer abgestimmten Headset Beyerdynamic DT 770 Pro spielen lässt. Wie steht es im Verhältnis zu den Gaming-Kopfhörern?  

Headset und Verpackung
Professionell und flauschig: Das DT770 sieht nicht nur bequem aus, es trägt sich kaum spürbar auf dem Kopf. © Beyerdynamic/ IMTEST

Bedienung, Einrichtung und Komfort des Headsets

Als klassisches Studioheadset ist das Beyerdynamic DT 770 Pro eine reine „Plug & Play“-Sache. Via 3,5mm oder dem größeren 6,4cm Klinkenstecker geht es direkt an den Gaming-PC oder den AV-Receiver. Fertig.  Gigabyte-große Softwaresuiten mit dutzenden Klangfeatures gibt es keine: Das Beyerdynamic DT 770 Pro könnte puristischer nicht sein. Selbstverständlich gibt es der eigentlichen Zielgruppe auch keinerlei RGB-Beleuchtung oder sonstigen optischen Gamer-Schnickschnack – stattdessen wirkt die Flauscheoptik schon fast retro. Geschmackssache. Auch ein Mikrofon ist nicht vorhanden, was so manch kompetitiven Gamer stören dürfte.  

Kopfhörer des Headsets
© Beyerdynamic/ Headsets

Die Verarbeitungsqualität ist durchwegs gut, wobei man den typisch für BD-Kopfhörer freiliegenden Kabeln mit etwas Respekt begegnen sollte. Einmal falsch angefasst oder verheddert und schon ist Schluss mit Stereoklang. An die Qualität des größeren MMX 300 oder die Spitzenreiter von B&O, Steelseries oder Corsair in der Oberklasse kommt es nicht heran.  

Tonqualität: Beeindruckende Stereo-Qualität, kaum Räumlichkeit 

Der Vergleich zwischen der gesamten Gaming-Riege und den auf eine völlig unterschiedlich ausgerichtete Zielgruppe der Musikproduzenten oder auch purer Stereoklang-Genießer hätte spannender nicht sein können. Das Ergebnis beeindruckt:  

  • Das Beyerdynamic DT 770 Pro produziert einen feinen, in keinem Szenario aufdringlichen Klang. Hier klingen Bässe nicht zu stark oder übertönen gar Dialoge oder die Musikuntermalung, sondern unterstützen vielmehr die Szene und wirken knackig. Stimmen hören sich so an, als würde man beim Synchronsprecher bei Horizon direkt im Studio sitzen – das ist beeindruckend, schafft aber dank der vermittelten Nähe zu Stimmen eine intime Atmosphäre, die in den ersten Minuten sogar fast schon zu klar und direkt klingt. Nach kürzester Zeit möchte man diese Differenzierung jedoch nicht mehr missen.  
  • Bei Spielen wie Elden Ring beeindruckt erwartungsgemäß der Soundtrack, ganz gleich ob bei bombastischen Endboss-Stücken oder der Hintergrundmusik. Besonders bei Serien und Filme höret man Nuancen und Hintergrundgeräusche heraus, die bei sonst kaum einem Headset in der Preisklasse wahrnehmbar sein. Die pure Stereo-Tonqualität schlägt jedes Headset unter 150 Euro – daran besteht kein Zweifel. Allerdings ist es für Spiele nur bedingt geeignet, da die Räumlichkeit fehlt. Während bei Headsets von Sony, Microsoft oder Razer ein klarer Surroundklang überzeugte und Gegner sowie Effekte klar ortbar waren, war das Beyerdynamic DT 770 Pro sehr auf „Stereo“ fokussiert. Das sorgt unter Umständen für einen kompetitiven Nachteil.  
     
  • Bei Rammsteins Zeit gab es für die Preisklasse einzigartig knackige Bässe, während die Stimmen und Instrumente weiterhin klar hörbar waren. Keine Frage: Die DT770 Pro fühlten sich bei hochauflösender Stereo-Musik wohl.  
     
  • Bei Serien wie Severance oder auch den neuen Star Trek Derivaten hört man mit den Beyerdynamic DT 770 Pro die feinsten Hintergrundgeräusche, etwa das Antriebssurren oder Gespräche von Statisten, deutlich feiner raus als bei anderen Headsets. Der Hörer bleibt auch bei höherem Pegel stabil. Aber auch hier fehlt der Surroundeffekt – besonders bei Dune sehnten wir uns mehr Räumlichkeit gewünscht.  


Beyerdynamic DT 770 Pro: gute Schallisolation und Geräuschunterdrückung

Und auch wenn die Beyerdynamic DT 770 Pro keine Geräuschunterdrückung bieten, beeindrucken sie durch eine enorm gute Schallisolation: Während die eigene Stimme noch gut zu hören bleibt, werden besonders hochfrequentierte Geräusche vollständig unterdrückt. Beispiel: Im Garten kann man nach Aufsetzen der Kopfhörer das ansonsten ohrenbetäubende Zirpen einer Horde Grillen nicht mehr hören. Auch die Lüfter des Gaming-PCs oder des Projektors sind nicht mehr wahrnehmbar. Hier stellen die 770 alle Kopfhörer ohne aktives Noise Cancelling in den Schatten und zeigen, dass man Geräuschunterdrückung auch bis zu einem gewissen Grad mit einer smarten Konstruktion und Materialen erreichen kann. 

Das Headset
Hinter dem schlichten Design verbirgt sich ein starkes Stereo-Headset mit knackigem Bass und einer beeindruckend klaren Stimmenwiedergabe © Beyerdynamic/ Headset

Im Flugzeug hingegen konnten die Studiokopfhörer nichts gegen den Triebwerkslärm in der Kabine anrichten, wo dann die Kollegen mit ANC, etwa B&O oder Steelseries Arctis Nova Pro punkten und für Stille sorgen 

Fazit

Für nur 139 Euro bietet Beyerdynamic einen Stereoklang, der sich gewaschen hat. Stimmen klingen als wäre man mit den Protagonisten im Raum und Soundtracks ertönen klanglich höchst akkurat – nie zu tief, nie zo bombastisch. Die Detailwiedergabe hat letztlich überzeugt: bei Spielen, Filmen und Musik hört man Feinheiten hinaus, die andere Headsets schlicht verschlucken. Macht Gaming damit Spaß? JA! Sofern man bereit ist, auf Surround-Sound, eine Wireless-Verbindung oder größere Suiten zu verzichten. Lassen Sie sich von der Note nicht täuschen: Bei der reinen Tonqualität bewegt man sich im Bereich „Sehr gut“ (1,4) – da dem Headset jedoch jegliche Features wie Surroundsound, Equalizer, Bluetooth oder gar ein Mikrofon fehlen, erhält es als reines Gaming Headset lediglich eine 2,7.  

  • PRO
    • hervorragender Stereo-Klang, feine Stimmenwiedergabe, insgesamt beste Tonqualität für unter 150 Euro, sehr bequem, trotz hohen Gewichts 
  • KONTRA
    • wenig Einstellmöglichkeiten, nur 3,5mm Klinke, kein Mikrofon, zu schwach ausgeprägte Surroundbühne 

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,7

Sandro Villinger

Als freiberuflicher Redakteur testet Sandro Villinger für IMTEST Hardware, insbesondere Projektoren, Dashcams, IP-Kameras, Laptops oder Spiele-PCs. In diesem Bereich liegt auch seine persönliche Leidenschaft. Seit 12 Jahren ist Sandro Villinger für Softwarefirmen als Manager von Produktentwicklung, Innovation und Marketing tätig. Währenddessen schrieb er viele Jahre für Publikationen wie PC-Praxis, Computerbild und auch Medien wie PCWorld in den USA. Er wurde für seine Arbeit von Microsoft mehrfach ausgezeichnet, schrieb Bücher für Microsoft Press und arbeitete viele Jahre für die Hauptniederlassung des Softwareriesen in Seattle. Sie erreichen ihn via E-Mail.