Bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt, genießt das Beyerdynamic MMX 300 bei Spielern nach wie vor einen guten Ruf. Es wurde einst für den Einsatz im Luftverkehr für Piloten oder Flugzeugbodenkräfte entwickelt. Chassis und Membrane wurden übernommen und für den Gaming-Bereich optimiert. Beyerdynamic beschreibt es selbst das „DAS professionelle Gaming-Headset“. Wie sich der einstige Luftfahrtmeister im virtuellen Cockpit schlägt und was an den tollkühnen Behauptungen dran ist, klärt der Test.
Technische Daten im Überblick des Beyerdynamic MMX 300
- Preis: 222 Euro
- Gewicht: 332 Gramm
- Typ: Kabelgebundenes, geschlossenes Headset
- Treiber: 40 mm Neodym
- Verbindung: 3,5mm Klinke
- Bauform: Over ear
- Kabellänge: 1,2 m 3,5mm
- Garantie: 24 Monate
- Tonfrequenzbereich: 5-35.000 Hz
- Impedanz: 48 Ohm
- Mikrofonfrequenzbereich: 30-18.000 Hz
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Preislich gehört das Headset fast zu Premium-Klasse. Ist dies gerechtfertigt?
Beyerdynamic MMX 300: Design, Komfort und Verarbeitung
Das Beyerdynamic MMX 300 sieht nicht einmal auf den zweiten Blick wie ein Gaming Headset aus. Seine Herkunft aus dem Flug- und Studiobereich kann es nicht leugnen und verleiht ihm einen professionellen Look.
Trotz der nüchternen Optik überzeugen die Beyerdynamic MMX 300 in Sachen Komfort. Sie liegen äußerst bequem auf dem Kopf und auch das hohe Gewicht von 332 Gramm ist aufgrund der gleichmäßigen Gewichtsverteilung des Bügels kaum spürbar. Nach einer vierstündigen Sitzung Age of Empires IV sind weder heiße Ohren noch Schweißbildung noch Ermüdungserscheinungen feststellbar.
Da es sich um ein rein analoges Headset handelt, gibt bei der Bedienung keine Überraschungen. Am Kabel gibt es ein kleines, etwas klappriges (und der Qualität nicht ebenbürtiges) Bedienelement zur Lautstärkeregelung – mehr braucht man nicht. Die Verarbeitungsqualität der Beyerdynamic MMX 300 ist durchaus solide, wobei hier der „Premium“-Touch anderer Hersteller vermisst wird. Für über 200 Euro versprüht Beyerdynamic hier nur wenig Wertigkeit. Das macht es allerdings beim Klang wieder gut – mehr dazu unten.
Einrichtung und Bedienung des Headsets
Plug & Play ist die Devise des Beyerdynamic MMX 300: Gamer müssen lediglich das 3,5mm Klinkenkabel einstöpseln und können direkt losspielen. Die Einrichtung von Software, Treiberupdates oder sonstige Spielereien entfallen. Das ist im Vergleich zur komplexen Einrichtung vieler Gegenspieler wie dem Steelseries, der mit eigenem DAC und dutzenden Funktionen aufwartet, erfrischend einfach.
Tonqualität: Feine Soundbühne und kräftiger Bass
Das Beyerdynamic MMX 300 fühlt sich beim Anschluss an fast allen Quellen wohl. Allerdings ist für den Einsatz entweder ein professioneller Verstärker oder eine dedizierte Soundkarte empfehlenswert. Hier konnten noch höhere Lautstärken erreicht werden.
Kommen wir direkt zum Punkt: Es spielt keine Rolle, ob man das Beyerdynamic MMX 300 nun an den Hifi-Receiver oder direkt am Gaming-PC anstöpselt. In Sachen Klangdynamik, Bühne, Basstärke und Stimmenwiedergabe, lässt es alle Gaming-Headsets hinter sich. Es positioniert sich neben dem Steelseries Arctis Nova Pro direkt an der Spitze.
- Kein anderes Headset konnte die Stimmen bei dialoglastigen Szenen von Horizon klarer darstellen. Eine derartige Präzision hat gar einen Vorteil bei der Charakterdarstellung, da feinste Nuancen in der Tonlage der Charaktere besser hörbar sind. Umgebungsgeräusche in der Open-World sind zudem klar und schnell zu lokalisieren – und das ganz ohne zusätzliche Software. Das MMX 300 erreicht auch bei Actionszenen eine beachtliche Räumlichkeit, die wir von einem Headset mit Wurzeln in der Flugindustrie und dem Studiobereich so nicht erwartet hätten.
- Die Einöde von Elden Ring klang sehr breit und jedes noch so feine Geräusch ist sehr detailliert herauszuhören, wenngleich uns bei Bosskämpfen einen Hauch mehr Bass gefallen hätte. Bei CS: GO fanden wir uns gar erschrocken, da Stimmen schon fast zu präzise und spitz erschienen – unser Gehör musste sich an diese scharfe Art der Stimmenwiedergabe gewöhnen. Ist das jedoch geschehen, fällt der Effekt nicht mehr auf und man genießt auch hier die zuvor erwähnten Nuancen.
- Jeder Track, der auf MMX 300 abgespielt wird, wird ausgewogen und detailliert wiedergegeben. Die Qualität dürfte sehr nahe an das heranreichen, was Rammstein und der Künstler Ludwig Göransson bei der Komposition von The Mandalorian im Studio hörten.
- Wie auch beim DT 700 Pro (siehe oben) werden Stimmen Beyerdynamics-typisch kristallklaren und intim wiedergegen – als stünden die Protagonisten direkt vor einem. Die dialoglastige Serie Severance auf ATV+ brennt sich dem Hörer förmlich ins Ohr und lässt jede Nuance durchklingen – nicht nur Stimmen sind kristallklar, auch einfache Effekte wie umherwehende Blätter gewinnen an Tiefe und Bedeutung.
Isolation von Geräuschen und der zurückhaltende Bass
Wenn man etwas aussetzen darf, dann wäre es die für so manchen Spieler leichte Zurückhaltung im Bassbereich. Explosionen, tiefe Stimmen oder basslastige Musikpassagen klingen zwar knackig und präzise, wer jedoch das von Gaming-Headsets typische „Wummern“ im Ohrkanal gewohnt ist (und mag!), muss sich an die Zurückhaltung der MMX 300 gewöhnen. Das ist allerdings Meckern auf absolut höchstem Niveau und sollte keinen Gamer davon abhalten, dieses Headset zu kaufen.
Die Isolation des Headsets ist ein kleiner Knackpunkt: Trotz des Ursprungs im privaten Flugverkehr sind Umgebungsgeräusche im Vergleich zu den Modellen mit aktiver Geräuschunterdrückung deutlich wahrnehmbar. Interessanterweise macht das 129 Euro Studiomodell DT 770 Pro dies um Längen besser: Im direkten Vergleich wurden beim 770 quasi alle Umgebungsgeräusche ausgeblendet.
Dafür gibt es beim Mikrofon rein gar nichts zu beanstanden: Es gibt die eigene Stimme beachtlich präzise wieder und sorgt beim Gegenüber für eine authentische Wiedergabe sowie bestmögliche Verständlichkeit. Umgebungsgeräusche werden ebenfalls gut unterdrückt, wenngleich man hier keine Wunder erwarten kann.
Fazit
Bei der Wiedergabe von Musik, Filmen und besonders Spielen kommt man kaum noch aus dem Staunen heraus. Es grenzt an ein technisches Wunder, dass ein analoges Headset ohne jeglichen technischen Schnickschnack eine derart räumliche Wiedergabe, feinste Klangnuancen und einen knackigen Bass ins Ohr zaubert. Wer sich nicht am Kabel stört und nahezu perfekten Klang via blitzschnellem „Plug & Play“ genießen möchte, greift sofort zu.
- PRO
- hervorragender Klang, ganz gleich in welchem Einsatzgebiet, sehr bequem, trotz hohen Gewichts, einfach loslegen dank 3,5 mm Kabel
- KONTRA
- wenig Einstellmöglichkeiten, nur 3,5mm Klinke
IMTEST Ergebnis:
gut 1,9