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Der große Mobilfunknetz-Test: Deutschlandweit und regional

Kann sich der Testsieger aus letztem Jahr wieder behaupten?

Zwei telefonierende Personen verschiedenen Alters auf einem zweigeteiltem Bild.
© Getty Images

Im Mobilfunknetz-Test mit zafaco fühlt IMTEST der Netzqualität auf den Zahn. Denn wie gut und stabil mobile Sprachverbindungen sind, hängt vor allem davon ab, wo man sich in Deutschland befindet und mit welchem Netzanbieter man wohin telefoniert. Ähnliches gilt für die mobile Verbindung ins Internet und seiner Leistungsfähigkeit. Noch immer ist eine Karte zur Netzabdeckung in Deutschland durchzogen von weißen Flecken, in denen gar nichts geht.

Die gute Nachricht lautet: Sie werden immer kleiner und die Gebiete mit Abdeckung immer leistungsfähiger. Dies ist das wohl wichtigste Fazit aus den Ergebnissen des diesjährigen Mobilfunk-Netztests von IMTEST und zafaco.

Mobilfunknetz: Test deutschlandweit und regional

Bereits zum zweiten Mal hat IMTEST in Zusammenarbeit mit der zafaco GmbH die Resultate aus Messfahrten durch Deutschland, Sprachqualitätsmessungen zwischen den einzelnen Netzen, Performance-Messungen der mobilen Datenverbindungen sowie nutzerbasierte Messungen zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst. Daran zeigt sich, welcher der drei Netzanbieter – Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) – in Deutschland im Mobilfunk die Nase vorn hat.

Zusätzlich dazu hat zafaco auch die regionalen Daten im jeweiligen Verbreitungsgebiet von IMTEST ausgewertet. So finden Sie auch regionale Beurteilungen vom Mobilfunknetz vor Ort in:

„WÄHREND TELEKOM DEN TAKT VORGIBT, SICHERT SICH O2 TELEFÓNICA ERNEUT DEN ZWEITEN PLATZ.“

Älterer Mann mit Brille und Glatze im Anzug lächelnd vor Glasfront in schwarz weiß
Christoph SudhuesGeschäftsführer zafaco

Ergebnisse des deutschlandweiten Mobilfunknetz-Tests

Auf der Messfahrt durch ganz Deutschland wurden insgesamt mehr als 160.000 Testverbindungen hergestellt. Die Tester fuhren dabei durch 30 große Städte plus Landstraßen und Autobahnen und haben so ein Einzugsgebiet mit etwa 15 Millionen Einwohnern abgedeckt. Die von zafaco entwickelte Testmethodik spiegelt sowohl die Leistungsfähigkeit der Netze als auch das Nutzererlebnis wider. Ergebnis: Vodafone und Telefonica sind „gut“, die Telekom ist – wie im letzten Jahr – „sehr gut“. Warum die Telekom das beste Handynetz bietet, verrät der Blick auf die Details:

Das beste Handynetz in fünf Test-Dimensionen ermittelt

Der große IMTEST-Mobilfunknetz-Test beruht auf einer bislang so noch nicht durchgeführten Kombination mehrerer Erfassungsebenen:

  • Messfahrten,
  • Sprachqualitätsmessungen zwischen den Netzen
  • Datenübertragungsraten und Leistungswerte bei Streaming- und Social-Media-Aktivitäten
  • und nutzerbasierte Daten („Crowdsourcing“).
In Spezialvorrichtungen werden die Testhandys in klimatisierten Autos durch Deutschland gefahren. © zafaco

Damit lässt sich bestmöglich sowohl die Leistungsfähigkeit der Handynetze als auch das reale Nutzererlebnis abbilden. Die überprüften Aspekte lassen sich in fünf Dimensionen aufteilen:

Fünf Wochen lang sammelten Testfahrer auf über 10.000 Kilometern Strecke in rund 160.000 Einzelverbindungen mehrere Millionen Messdaten zur Auswertung. Sie deckten so das „mobilfunktechnische Einzugsgebiet“ von etwa 15 Millionen Einwohnern ab. Für die regionale Auswertung wurden dafür lediglich die Messungen aus den jeweiligen Bundesländern herangezogen.

Neu sind hier neben Leistungsmessungen von reinen Datenübertragungsaktivitäten wie Surfen oder Streaming auch Qualitätsmessungen bei mobiler Nutzung von Social-Media-Anwendungen wie Whats-App oder Microsoft Teams.

Die meisten Mobilfunktests berücksichtigen nur Mobilverbindungen im gleichen Funknetz. Der Mobilfunktnetz-Test von IMTEST berücksichtigt hingegen mehr als 85.000 Testverbindungen zwischen deutschlandweit verteilten Mobilfunk- und Festnetzanschlüssen. Diese geben Aufschluss über die Sprachqualität bei Anrufen zwischen Mobil- und Festnetz – und zwar in beide Richtungen.

zafaco misst und beurteilt die Qualität von mobilen Telefonverbindungen sowohl zwischen verschiedenen Netzbetreibern als auch innerhalb des eigenen Mobilfunknetzes.

Berücksichtigt wurden in diesem Test zudem nutzerbasierte Erhebungen zur mobilen Datennutzung. Grundlage hierfür sind die Crowdsourcing-Daten der Breitbandmessung der Bundesnetzagentur. Eigens dafür gibt es unter breitbandmessung.de auch die Breitbandmessung-/Funkloch-App, mit der sich feststellen lässt, wie hoch der Anteil an Funklöchern und die Verfügbarkeit etwa der schnellen 4G- und 5G-Netze und wie schnell die Geschwindigkeit Ihres Internetanschlusses ist. Mitmachen kann hier übrigens jeder.

Ebenfalls nutzerbasiert sind die Daten zu Netzverfügbarkeit. Diese kommen auch von der Bundesnetzagentur und ihrer App. Seit dem Start der App im Oktober 2018 wurden bereits 450 Millionen Messpunkte ausgewertet.

Weitere Details zum Testverfahren finden Sie in diesem Artikel.

Für den Mobilfunk-Test in Deutschland unterwegs

Auf den Testfahrten durch Deutschland für den Mobilfunk-Test wurden sowohl die Daten- als auch die Sprachdienste überprüft, dieses Jahr erstmals auch dezidiert mit Nutzung von Social-Media-Diensten. Als Messgeräte kamen dieses Jahr erstmals Xiaomi-11T-Pro-Modelle zum Einsatz. Mit der aktuellsten verfügbaren Firmware unterstützen sie auch Techniken wie 5G-SA („5G Standalone“) und VoNR („Voice over New Radio“, heißt: Telefonie über 5G), was Vodafone seinen Nutzern bereits anbietet.

Die qualitative Bewertung erfolgte auf Basis eines speziellen Algorithmus. Die Betrachtung der Zahlen zeichnet insgesamt ein durchaus respektables Bild: Die Erfolgsquoten beim Aufbau von Sprachverbindungen liegen zwischen rund 95 (Vodafone) und 99 Prozent (Telekom), die Sprachqualität ist bei allen Kandidaten sehr gut, die Verbindungsaufbauzeiten nur bei Vodafone etwas lang.

Gemessene Datenübertragung

Etwas anders sieht das Bild bei der mobilen Datenübertragung aus: Zwar lagen bei allen Kandidaten des Mobilfunk-Tests die Erfolgsquoten bei der Übertragung auf einem sehr hohen Niveau, aber bei Betrachtung der reinen Geschwindigkeit konnte wie im vergangenen Jahr nur die Telekom richtig punkten. Beim neuen Testpunkt „Social Media“ schwächelten Telefónica und Vodafone bei der Messung des Verbindungserfolgs mit dem Messenger-Dienst WhatsApp. Schaut man sich bei den mobilen Verbindungen das Video-Streaming an, fällt die vielleicht einzige kleine Schwäche beim Testsieger Telekom auf: Die Starts von Videos erfolgten im Test insgesamt eher etwas langsam.

Zusammengefasst lässt sich also festhalten: Mobile Sprachverbindungen sind über die gesamte Messreihe in Deutschland sehr stabil, qualitativ sehr gut und werden auch stetig besser. Was das mobile Internet angeht, legen die Messfahrten nahe: Fehler bei der Übertragung kommen kaum noch vor, dafür stockt es manchmal beim Herunterladen von Daten – das deckt sich im Wesentlichen mit den Alltagserfahrungen vieler Handynutzer und spiegelt sich auch in der Test-Unterkategorie „Mobiles Internet“ wider, die auf den Messungen von Nutzern beruht und mit immerhin noch 10 Prozent in die Gesamtnote einfließt.



Sprachqualitätsmessungen

Der zweite große Testpunkt, dessen Ergebnis zu fast einem Viertel (24 Prozent) in die Testnote einfließt, besteht in einer sogenannten Ende-zu-Ende-Sprachqualitätsmessung – in den Tabellen in den beiden Unterpunkten „Telefonie“. Die Standorte für die Mobilfunkmessung sind über sieben Städte in Deutschland regional verteilt, und für die Festnetzanschlüsse wurden Anbieter mit fast 95 Prozent Kundenanteil über insgesamt 54 Städte in Deutschland genutzt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mobilfunknetztests wurden beim IMTEST-Mobilfunknetztest sämtliche Kombinationen untersucht: von Mobil zu Festnetz und umgekehrt sowie von Mobil zu Mobil, und zwar sowohl anbieterübergreifend als auch innerhalb eines Netzes.

Ein Blick auf die Tabelle verrät, dass die Lage insgesamt gesehen ganz gut ist: Vodafone und Telefónica erreichen gute und sehr gute Ergebnisse, die Telekom zeigte sich in allen Teildisziplinen „sehr gut“. Klasse: Im Gegensatz zu vergangenem Jahr sind die Noten für die Telefonie innerhalb des gleichen mobilen Netzes bei allen Kandidaten ähnlich gut wie bei Verbindungen zwischen Mobil- und Festnetz. Die Telekom hat insgesamt die besten Ergebnisse erzielt, gefolgt von Telefónica und Vodafone.

Massentest: Mobiles Internet

Wie jedes Jahr veröffentlichte die Bundesnetzagentur auch 2023 die Ergebnisse der jährlichen Breitbandmessung. IMTEST hat die Daten zusammen mit zafaco ausgewertet und in den großen Mobilfunknetztest einfließen lassen. Dabei ging es vor allem darum, inwieweit die von den Anbietern versprochenen Geschwindigkeiten in den jeweiligen Tarifen auch tatsächlich erreicht werden. Für die aktuelle Auswertung wurden die öffentlich zugänglich aggregierten Messergebnisse der Kartendarstellung der Bundesnetzagentur als Grundlage genommen.


Bei den rund 160.000 Testverbindungen auf den Messfahrten durch Deutschland wurden mehrere Millionen Messdaten erhoben und zur Auswertung gesammelt. © zafaco

Der Fokus lag hierbei nicht nur auf Einhaltung des Tarifs, sondern auch auf den absolut gemessenen Datenübertragungsraten. Diese wurden, wie im vergangenen Jahr auch, über alle Stadtkreise, kreisfreien Städte, Landkreise und Kreise ermittelt. Die Ergebnisse fließen zusammen mit den Bewertungen der tatsächlich erreichten Geschwindigkeiten mit immerhin noch 10 Prozent ein.

Die Schwierigkeiten beim Einhalten der Tarifversprechen spiegeln sich natürlich auch in den Teilbereichen dieser Kategorie wider. Das ist auch der Grund, warum zusammen mit den gemessenen Maximalgeschwindigkeiten hier die größten Unterschiede auftreten: Während die Telekom insgesamt auf ein „gut“ kommt, reicht es bei Vodafone hier nur für ein „ausreichend“ (3,6) – auch dies im Vergleich zum vergangenen Jahr keine große Veränderung.

Mobilfunk-Test zur ständigen Netzverfügbarkeit

Die Daten für die Bewertung der Netzverfügbarkeit im Mobilfunk-Test wurden wie die der Breitbandmessung von den Nutzern selbst erhoben. Dafür stellt zafaco im Auftrag der Bundesnetzagentur auf breitband-messung.de die „Funkloch-App“ für Android- und Apple-Geräte zur Verfügung. Bei Nutzung der App kann festgestellt werden, ob sich der Nutzer gerade in einem Funkloch aufhält, beziehungsweise, in welchem Netz (2G, 4G, 5G) er sich befindet.

Hände halten Smartphone mit grünem Bild
Die Funkloch-App zeigt detaillierte Infos zu Wegstrecken und den dort verfügbaren Handynetzen. © Zafaco

Für die Bewertung war ausschlaggebend, wie hoch der Anteil an Messungen war, die im schnellen 4G/5G-Netz stattfanden. Insgesamt betrachtet machen hier alle Anbieter Punkte. Der Anteil an Messungen „ohne Empfang“ liegt bei allen Kandidaten niedrig. Ausgerechnet Vodafone – in anderen Aspekten manchmal etwas schwächer – glänzt hier mit den niedrigsten Kein-Empfang-Quote (0,59 Prozent).



Technikbegriffe aus dem Mobilfunk erklärt

Was steckt hinter den wichtigsten, aber oft kryptischen Mobilfunk-Kürzeln? IMTEST klärt auf.

Mit dem „Global System for Mobile Communications“ fing 1990 alles an. Der Mobilfunkstandard, der in Deutschland 1991/92 eingeführt wurde, ermöglichte zum ersten Mal die Übertragung sowohl von Sprache als auch von Daten und ist die technische Basis der D- und E-Netze. Analog zu den heute verwendeten Begriffen 4G und 5G wird GSM auch als 2G bezeichnet.

Die Weiterentwicklungen mit schnelleren Datenübertragungstechniken wie GPRS und Edge (2,5G und 2,75G) machten Übertragungsraten von bis zu 220 Kilobit pro Sekunde (kBit/s) möglich – aus heutiger Sicht Schneckentempo. Das erste ernst zu nehmende mobile Internet begann eigentlich erst mit 3G (UMTS).

Die dritte Generation (3G) des Mobilfunknetzes heißt Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) und erlaubte mit den Erweiterungen HSPA und HSPA+ Übertragungen mit bis zu 42 Megabit pro Sekunde. 3G wurde zugunsten der neuen Standards LTE (4G) und 5G allerdings schon Mitte 2021 von der Telekom und Vodafone abgeschaltet. Ende 2021 war auch bei Telefónica Schluss.

Wer heute im mobilen Handynetz unterwegs ist, nutzt für die Übertragung von Sprache und für Daten meist die vierte und fünfte Generation des Mobilfunkstandards. Anfangs wurde die LTE-Technik noch aus Marketinggründen „4G2 genannt, obwohl der technische Standard immer noch auf UMTS beruht. Das erste „echte“ 4G (LTE-Advanced) wurde 2014 eingeführt und zählt bis heute zum zuverlässigsten und schnellsten Standard, der vor allem im ländlichen Raum teilweise stationäre DSL-Leitungen ersetzen kann.

Die Übertragungsraten betragen hier 300 bis 600 Mbit/s. Das neue 5G-Netz stellt als echte Evolution von LTE die fünfte Generation dar und ist mit extrem kurzen Verzögerungszeiten und schnellen Übertragungsraten (bis zu 10 Gbit/s) perfekt geeignet für die Anforderungen an eine vernetzte Welt, in der mittlerweile fast jedes elektronische Gerät mit dem Internet verbunden ist.

Fazit

Das beste Handynetz deutschlandweit bietet die Telekom. Im Mobilfunknetz-Test schnitt der Anbieter mit einer sehr guten Note (1,4) ab, gefolgt von o2 (Telefónica) auf dem zweiten Platz mit der Note “gut” (1,8). Vodafone landet mit einer Gesamtbewertung von 2,1 auf dem dritten Platz. Wie der Blick auf die detaillierten Ergebnisse der einzelnen Testbereiche gezeigt hat, überzeugte der Testsieger aber nicht in jeder Disziplin als bestes Mobilfunknetz. So ist die Netzverfügbarkeit der nutzerbasierten Messungen bei Vodafone am besten.

Jan Bruns

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.