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Huawei Watch D: Smartwatch mit Blutdruckmessung im Test

Innovativ: Die Huawei Watch D ist die erste Smartwatch mit eingebauter Blutdruckmanschette. Was sie sonst noch drauf hat, zeigt der Test.

Huawei Watch D von vorne
© Huawei

Die erste Uhr mit echter Blutdruckmessung: Die Huawei Watch D bietet tatsächlich eine Blutdruckmanschette im Armband der Uhr. Der Messvorgang dauert knapp eine Minute. Der Träger setzt sich dazu hin, stellt beide Füße auf den Boden und bewegt die Smartwatch auf Herzhöhe. Während der Messung macht sich der typische Druck des sich aufblasenden Luftsacks bemerkbar, der sich rund ums Handgelenk aufbaut. Ist der Test abgeschlossen, zeigt die Uhr die SYS-, DIA- und Pulsmesswerte an und sortiert die Werte in eine praktische Ampelskala. Die erhobenen Daten speichert die Watch D auf der Uhr selbst und in der Huawei Health-App auf dem Smartphone. So lassen sich die Daten jederzeit abrufen und Trends ausmachen.

Watch D Blutdruckmessung
Zwei Eingaben reichen und nach nicht einmal einer Minute erscheinen die Ergebnisse der Blutdruckmessung auf dem Bildschirm. © IMTEST

Volkskrankheit Bluthochdruck

Warum der Blutdruck so wichtig ist? Allein in Deutschland sollen rund 20 bis 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck leiden. Weltweit ist von jedem Viertem die Rede. Dabei zählt Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) zu den bedrohlichsten Krankheiten und gilt als maßgebliche Ursache für Herz- und Kreislaufkrankheiten, insbesondere Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch Nieren- und Augenerkrankungen ergaben sich oft aus zu hohem Blutdruck. Dabei wissen viele Betroffene nichts von diesem Risikofaktor. Ärzte raten daher, dass jeder Erwachsene seinen Blutdruck kennen sollte.

Airbas Watch D
Für die Messung des Blutdruck verfügt die Watch D über ein spezielles Armband samt aufblasbarem Luftsack. © Huawei

Watch D macht Blutdruck messen einfach

Laut eigenen Angaben weisen die Messungen dabei eine Fehlermarge von ± 3 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) auf, was den Standards der Association of Medical Instrumentation entspricht und darüber hinaus der Fehlertoleranz wie bei anderen Blutdruckmessgeräten für den Hausgebrauch entspricht. Außerdem ist die Watch D CE-zertifiziert. Huawei wird allerdings nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Blutdruck-Daten lediglich als Referenz dienen und die Uhr weder medizinisch zertifiziert ist noch zur Diagnostik taugt. Bei Problemen sollte man weiterhin seinen Arzt aufsuchen. Trotzdem ist die Uhr hilfreich, da sie Unregelmäßigkeiten und Trends erfasst und so womöglich auf akute Probleme aufmerksam macht. Dazu kommt, dass die Huawei Watch D die Blutdruckmessung vorbildlich einfach macht. Es reicht, die „Health“-Taste unten rechts am Gehäuse zu drücken und auf „Messen“ zu tippen. Das schaffen auch Menschen, die sich nicht gut mit Technik auskennen

Watch D Blutdruckmessung 2
Während der Messung gibt es einiges zu beachten: Etwa nicht reden, nicht bewegen und die Arme auf Herzhöhe bringen. © IMTEST

Huawei Watch D: Erstklassige Gesundheitsfunktionen

Darüber hinaus verfügt die Huawei Watch D über weitere ansprechende Gesundheitsfunktionen. So sind Funktionen zur Erstellung eines Elektrokardiogramms (EKG) und zur Messung der Blutsauerstoffsättigung (SpO2) eingebaut. Vor allem die Möglichkeit in den eigenen vier Wänden spontan ein EKG erstellen und sich auf diese Weise über ungewöhnlich hohe oder niedrige Herzfrequenzen beziehungsweise Rhythmusstörungen informieren zu können, ist für ältere Menschen interessant. Dazu muss man nur die entsprechende Funktion in der App freischalten, die EKG-Messung auf der Uhr starten, einen Finger an die Taste unten rechts halten und 30 Sekunden warten. Das Ergebnis lässt sich anschließend in der App begutachten. Technisch betrachtet handelt es sich zwar nur um ein sogenanntes 1-Kanal-EKG, dass sich aus der Ableitung zwischen dem rechten und dem linken Arm ergibt, die Aufzeichnungsqualität entspricht laut Experten wie Professor Dr. Veltmann Medizinischen Hochschule Hannover durchaus der eines konventionellen EKG-Schreibers.

Watch D Daten in Health-App
In Sachen Gesundheitsfunktionen setzt die Huawei Watch D neue Standards. © IMTEST

Darüber hinaus bietet die Health-App umfassende Aufschlüsselungen der Schlafdaten, der Schrittzahl, des Blutdrucks, der Blutsauerstoffsättigung, der Hauttemperatur und der Herzfrequenz und organisiert die Informationen in historischen Diagrammen, so dass sich Trends leicht erkennen lassen. Mehr Gesundheitsdaten erfasst keine andere Smartwatch.

Huawei Watch D: Nichts für zarte Handgelenke

Für diese besondere Funktionen, insbesondere der Blutdruckmessung, zahlen potenzielle Kunden aber doppelt: Einerseits ist die Uhr mit einer UVP 399 Euro eher teuer. Und andererseits fällt Design mindestens diskussionswürdig aus. Die Watch D ist massiv, eckig und groß, dazu gesellt sich das äußerst breite Armband. Sicher nichts für zarte Handgelenke und Ästheten. Obendrein versteckt sich im Armband noch der besagte Airbag, der durch eine Stoffummantelung geschützt ist. Dadurch ergeben sich weitere Themen: Der Stoffschutz ist nur aufgesteckt. Hat er sich einmal gelöst, erweist es sich als unfassbar fummelig, ihn wieder in Position zu bringen. Außerdem dürfte es im Sommer am Handgelenk schwitzig werden. Nicht zuletzt lässt sich das Armband im Gegensatz zu anderen Smartwatches nicht so einfach und günstig tauschen, ohne die Funktionalität der Uhr zu beschneiden.  

Huawei Watch D: Stabile Ausstattung

Abgesehen davon gibt es funktional wenig zu kritisieren: Mit einem Gewicht von 41 Gramm ist die Watch D nicht sehr schwer, sondern nur groß. Das Gehäuse besteht aus schwarzem Aluminium und Grafit, so dass die Uhr trotz des klobigen Designs einen hochwertigen Eindruck macht, sich gut anfühlt und angenehm am Handgelenk sitzt. Der 1,64 Zoll AMOLED-Bildschirm ist darüber hinaus groß, hell und gut ablesbar. Auch die Bedienung ist mit ihrem logischen und durchdachten Aufbau in Ordnung. Allerdings lassen sich in den Optionsmenüs die Mini-Schalter nur schwer treffen. Nicht zuletzt schafft die Watch D im Test locker die von Huawei angegebene Akkulaufzeit von sieben Tagen. Das ist zwar weniger als bei anderen Huawei-Smartwatches, aber deutlich mehr als etwa die Apple Watch Series 8 oder die Google Pixel Watch schaffen, die bereits nach rund einem Tag schlappmachen.  

Watch D Design
Ein echter Brocken: Die Huawei Watch D ist definitiv keine gute Wahl für zarte Handgelenke. © IMTEST

Smarte Funktionen Mangelware

Dafür fallen die smarten Funktionen schmal aus. Die Huawei Watch D zeigt lediglich Kurznachrichten an und beantwortet diese auf Wunsch mit Standardworten und Emojis (nur Android). Nicht möglich sind dagegen das Führen von Telefonaten über die Uhr, mobiles Bezahlen und die Integration von Musik-Streaming-Diensten wie Spotify. Nicht einmal MP3s lassen sich auf der Smartwatch speichern und abspielen. Nicht zuletzt ist die App-Auswahl (nur Android) übersichtlich. Das ist selbst für eine Smartwatch mit Fokus auf Gesundheit und Sport äußerst schwach.



Huawei Watch D: Für Sportler gibt’s besseres

Die Sport-Funktionen sind dagegen solide. Es gibt es über 70 Trainingseinheiten, wobei die Watch D gängige Statistiken und Infos zu Läufen und anderen Trainingseinheiten wie Geschwindigkeit, Herzfrequenz und Kalorienverbrauch auswertet. Das ist aber kein Vergleich zu anderen Huawei-Smartwatches wie der Huawei GT3 Pro oder GT Runner, die zusätzlich Werte zu Vo2-Max, Trainingseffekt sowie zur anaeroben und aeroben Belastung ausgeben. Nicht einmal ein Höhenmesser ist an Bord. Obendrein arbeitet das GPS relativ ungenau. Spaßig ist allerdings eine Funktion namens „Dynamische Verfolgung“, die stark an die App Relive angelehnt ist: Es gibt die Möglichkeit, von Outdoor-Aktivitäten ein kurzes, animiertes Video zu erstellen, das den Verlauf auf einer Karte samt verschiedener Highlights wie Höchstgeschwindigkeit und maximaler Puls beinhaltet. Sogar Fotos lassen sich einbauen. 

Fazit

Die Blutdruckmessung macht die Huawei Watch D einzigartig. Generell ist sie im Bereich Gesundheit bestens aufgestellt. Dazu musste Huawei allerdings einige Kompromisse beim Design eingehen. Wer demnach auf der Suche nach einer Smartwatch ist, mit der sich der Blutdruck überwachen lässt, hat keine große Wahl und muss sich mit dem klobigen Gehäuse und dem speziellen Armband abfinden.  Wer hingegen auf die Blutdruckmessung verzichten kann, findet fürs gleiche Geld sicher bessere Smartwatches.

  • PRO
    • Einzigartige, einfache Blutdruckmessung.
  • KONTRA
    • Mäßige Sport- und schwache smarte Funktionen.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.