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Einfacher als gedacht: Konto wechseln

Wenn die eigene Bank zu gierig wird, wird es Zeit, das Konto zu wechseln. Das ist einfacher, als man denkt.

Frau an einem Laptop mit Bankkarte in der Hand
© Karolina Grabowska / Pexels

Kontoführungsgebühren, hohe Gebühren beim Geldabheben, Kosten für die Kreditkarte und hohe Dispozinsen? Wenn das auf das Konto Ihrer Bank zutrifft, gibt es günstige Alternativen. Dennoch schrecken viele vor einem Kontowechsel zurück, weil sie viel Arbeit und Chaos befürchten. 58 Prozent der Deutschen, so das Ergebnis einer Bitkom-Studie, haben noch nie ihre Bankverbindung gewechselt. Und das, obwohl ein Wechsel des Girokontos große Einsparpotenziale und viele weitere attraktive Vorteile mit sich bringen kann. Die Gründe für die geringe Wechselbereitschaft der Deutschen? Die meisten Verbraucher fürchten zu hohen Aufwand: Einzugsermächtigungen umstellen, Daueraufträge ändern, den Arbeitgeber informieren – das klingt nach viel Papierkram. Und wenn dabei etwas schief geht, drohen hohe Kosten. Denn misslingt zum Beispiel die Abbuchung vom Girokonto, drohen saftige Rückbuchungsgebühren. Diese liegen im Ermessen des Lastschrifteinreichers und können – je nach Verwaltungsaufwand – bis zu 50 Euro betragen. Die schöne Ersparnis des Kontowechsels wäre dahin.

Vorteil Kontowechsel-Service

Doch damit ist schon länger (fast) Schluss. Denn seit 2016 müssen alle EU-Banken einen Girokontowechselservice anbieten, so schreibt es die Zahlungskontenrichtlinie (ZKRL) vor. Bei dieser gesetzlich vorgeschriebenen Kontowechselhilfe stellt die alte Bank der neuen eine Übersicht aller Buchungen der letzten 13 Monate zur Verfügung. Die neue informiert dann alle Zahlungspartner über die neue Kontoverbindung. Die Umstellung erfolgt dann spätestens innerhalb von 12 Werktagen.

Der Haken: Ganz ohne Papierkram geht es in diesem Fall leider trotzdem nicht. Denn der Gesetzgeber schreibt für den Kontowechsel ein ziemlich kompliziertes, dreiseitiges Formular vor, auf dem der Wechselwillige unzählige Kreuzchen eintragen muss. Immerhin füllen einige Banken das Formular inzwischen selbst aus, man muss die Angaben nur noch kontrollieren.

Kontowechselservice Comdirect
Wenn die “neue” Bank einen eigenen Kontowechselservice anbietet, wird es in der Regel besonders einfach. © IMTEST

Noch einfacher geht es, wenn die Banken einen eigenen Kontowechselservice anbieten. Dann entfällt das komplizierte Formular und die gesetzlichen Vorgaben greifen nicht. Hier läuft alles digital und ist in wenigen Minuten erledigt. Man muss lediglich aus einer Liste die Zahlungspartner auswählen, die die neue Bank über das neue Konto informieren soll – zum Beispiel Stromversorger, Mobilfunkanbieter und Stadtwerke. Lediglich Daueraufträge gilt es selbst zu löschen und neu einzurichten, sie sind nicht in der Liste enthalten. Nicht nur deshalb empfehlen Experten, das alte Konto noch mindestens drei Monate mit einem kleinen Guthaben parallel weiterlaufen zu lassen, bis sich alles eingespielt hat. Erst wenn das alte Konto nicht mehr benötigt wird, sollte es endgültig gekündigt werden.



Kontowechsel in fünf Schritten

Abgesehen von dieser kleinen Hürde ist der Kontowechsel also in fünf Schritten erledigt:

  1. Neues Konto finden: Nutzen Sie am besten einen Girokonto-Vergleich, wie ihn zum Beispiel verivox oder check24 anbieten. Hier erhalten Sie mit wenigen Klicks einen Überblick, welches Konto bei welcher Bank am besten zu Ihrem Leben und Ihren Vorstellungen passt.
  2. Antrag abschicken: Nach dem Vergleich und der Auswahl des besten Angebots, werden Sie direkt auf die Seite der entsprechenden Bank weitergeleitet. Hier können Sie in der Regel direkt den kompletten Antrag online ausfüllen. Den müssen Sie nur noch ausdrucken, unterschreiben und per PostIdent-Verfahren an die Bank schicken. Bei einigen Banken können Sie das sogar online alles erledigen, etwa durch die Überprüfung der Identität per Video-Chat. Schon nach wenigen Tagen ist dann das neue Konto eröffnet.
  3. Kontowechsel-Service nutzen: Damit alle Zahlungen über das neue Konto laufen, bieten alle Banken einen Kontowechsel-Service an.
  4. Kündigen: Für die Kündigung des alten Kontos reicht ein formloses Schreiben. Darin müssen Sie nur formlos Ihren Kündigungswunsch formulieren und am besten der Bank noch einmal Ihre neue Kontoverbindung mitteilen, sodass sie Restbeträge vor der Auflösung überweisen kann. Denken Sie auch daran gegebenenfalls den Freistellungsauftrag für Kapitalerträge zu ändern oder zu löschen, falls einer besteht.
  5. Letztlich gilt es dann neue Konto mit anderen Diensten zu verknüpfen. Beispielsweise PayPal, Giropay, Amazon oder im Falle von Selbständigen mit der Buchhaltungssoftware. Denn moderne Dienste wie Lexoffice gleichen auf Wunsch Umsätze automatisch ab und weisen diese im Handumdrehen gefundenen Belegen zu. Dadurch entfällt das lästige Zusammenpuzzeln beider Posten.

Fazit

Obwohl sich ein Kontowechsel kompliziert anhört, erweist sich der Aufwand in der Praxis als erstaunlich übersichtlich. Dabei ist das Sparpotenzial erstaunlich hoch.

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.