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5 Tipps: Ferngläser richtig nutzen

Richtige Haltung, Einstellungen, Reinigung und mehr.

Mann mit Fernglas in der Hand in einem Wald.
© EKKOW / Kite Optics

Wer ein neues, hochwertiges Fernglas sein Eigen nennt, kann es meist kaum erwarten, den Feldstecher auch in der Praxis zu nutzen. Also nichts wie los in die Berge, zum Strandspaziergang oder mit den Kids am Wochenende in den Wildtier-Park. Denn tatsächlich gibt es hochwertige Ferngläser, die auch ambitionierte Vogel-Beobachter glücklich machen, bereits ab gut 200 Euro, den IMTEST-Preis-Leistungssieger von Nikon sogar schon darunter. Damit es bei der ersten Outdoor-Tour mit Fernglas nicht zu unschönen Überraschungen, enttäuschten Gesichtern oder gar körperlichen Schmerzen kommt, hat IMTEST die 5 wichtigsten Einsteiger-Tipps am Start.



Einstellen des Dioptrien-Ausgleichs

Der Dioptrien-Ausgleich dient dazu, Unterschiede in der Sehstärke zwischen den beiden Augen auszugleichen – er behebt aber keine generelle Sehschwäche. Liegt letzteres vor, muss jeder Brillenträger selbst ausprobieren: Entweder man nutzt Kontaktlinsen, blickt mit Brille durchs Fernglas (wodurch sich das Sehfeld verkleinert) oder es gelingt bei leichter Sehschwäche, per Schärfe-Einstellrad ein scharfes Bild zu erhalten. Der Dioptrien-Ausgleich sitzt meist als drehbarer Ring unterhalb der rechten Augenmuschel, manche Hersteller haben ihn auch in der Nähe des Mitteltriebs verbaut.

Das Einstellen geht man am besten so an: Zuerst blickt man nur durchs linke Okular und deckt die rechte Seite (also die mit dem Dioptrien-Einstellring) ab. Entweder per Hand oder durch Aufsetzen des Objektivschutzdeckels. Jetzt stellt man das Bild per Mitteltrieb gestochen scharf ein und blickt anschließend durch beide Linsen. Ist dann alles scharf, muss man nichts weiter tun. Sieht man jedoch auf dem rechten Augen nicht so scharf wie links, kann man per Dioptrien-Rad in die eine oder andere Richtung korrigieren.

Lässt sich das Dioptrien-Rädchen viel zu schwer drehen, dann bitte keine Gewalt anwenden. Es kann nämlich daran liegen, dass der Ring zuerst ein paar Millimeter nach oben geschoben werden muss; das ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.

Nahaufnahme eines Nikon-Fernglases, mit Fokus auf den Dioptrienausgleich.
Bei vielen Marken-Ferngläsern sitzt der Dioptrienausgleich unterhalb der rechten Augenmuschel. Beim Nikon muss man ihn leicht nach oben schieben, damit er sich drehen lässt. © Nikon

Richtig durchs Fernglas schauen

Wer wenig Erfahrung mit Ferngläsern hat, kann während der ersten Touren ganz schön Probleme bekommen, das gewünschte Motiv beim Blick durchs Glas auch schnell zu finden. Also besser zuerst die langsamen, zutraulichen Stockenten im Stadtpark beobachten, bevor man sich Seeschwalben im Flug zutraut. Oder man trainiert mit dem Kirchturm bzw. der Gartendeko vor dem Nachbarhaus. Auf jeden Fall ist es wichtig, das gewünschte Objekt zuerst fest in den Blick zu nehmen, bevor man das Fernglas vor die Augen hält. Erst dann setzt man das Glas an, möglichst ohne den Kopf zu drehen und die Blickrichtung zu ändern – dann klappt es auch mit dem Finden des vergrößerten Motivs.

Wer ein bisschen länger mit seinem Feldstecher an der Nordseeküste steht oder von der Dachterasse im Alpenressort blickt, der merkt schnell, dass die Arme schwer werden. Vermutlich weil der Naturgucker oder die Naturguckerin das Fernglas mit abgewinkelten Armen hält – das sorgt schnell für Verspannungen und Schmerzen. So geht es richtig: Man greift das Fernglas mit beiden Händen und hält es, gerne noch mit etwas Abstand, vor die Augen. Dann bewegt man seine beiden Unterarme aufeinander zu, so dass sie nicht mehr seitlich vom Körper abstehen, sondern in etwa bündig mit dem Körper abschließen. Nun kann man die Oberarme bequem auf die eigene Brust absenken – und deutlich länger bequem durchs Fernglas blicken.

Man mit Fernglas steht in grüner Jacke in der Natur herum.
Die falsche Armhaltung kann bei längerer Fernglas-Nutzung zu leichten Schmerzen führen. © Kowa Optic


Entspanntes Tragen dank Kreuzgurt

Ein Fernglas mit 400 bis 600g Gewicht zerrt nicht allzu doll am Hals – zumindest in der ersten Stunde. Wer ein wuchtigeres Binokular sein Eigen nennt oder größere Touren plant, der fährt gut mit einem sogenannten Kreuzgurt. Natürlich kann man bei längerer Nichtbenutzung das Fernglas auch schräg über den Körper schnallen, also von z. B. den Gurt auf der linken Schulter und das Fernglas rechts an der Taille hängend. Doch dann taucht ein sehenswerter Greifvogel am Himmel oder der Steinbock oben in der Felswand auf und das Glas ist nicht schnell genug zur Hand. Chance verpasst.

Ein Kreuzgurt kann Abhilfe schaffen, er vereint Tragekomfort und schnellen Zugriff: Weil der Feldstecher entspannt unter der Brust hängt, ist er jederzeit griffbereit. Gleichzeitig wird der Hals entlastet, weil der Kreuzgurt das Gewicht auf die Schultern verteilt. Natürlich gibt es derlei Gurte in verschiedenen Ausführungen und Preisklassen – bei den Premiummarken Zeiss oder Swarovski zahlt man 50 bis 60 Euro, bei Decathlon werden Einsteiger schon unter 15 Euro fündig.

Frau mit roter Jacke trägt einen Fernglas-Kreuzgurt.
So sieht es von hinten aus, wenn Fernglas-Nutzer einen Kreuzgurt tragen, der verteilt das Gewicht auf die Schultern. © Kite Optics


Smartphone-Fotos am Fernglas

Passionierte Vogelbeobachter brauchen nicht nur ein anständiges Fernglas, sondern in vielen Situationen auch ein Spektiv – also ein monokulares Fernrohr, mit dem die Piepmätze bis zu 60-fach oder gar 80-fach vergrößert werden können. Ein Spektiv wird dann aber nicht in der Hand gehalten, sondern auf ein Stativ montiert. Mithilfe spezieller Adapter können sogar Smartphones oder Kameras an einem stabil aufgestellten Spektiv befestigt werden, damit sind Aufnahmen möglich, für die es sonst ein teures Tele-Objektiv bräuchte. Digiskopie nennt sich dieser Kniff. In der Praxis ist das eine schöne Möglichkeit, um das Schleppen von noch mehr schwerem Equipment zu vermeiden – man braucht jedoch auch viel Geduld und Motive, die zumindest für ein paar Sekunden stillsitzen.

Wer das weiß, kann sich vorstellen, dass Digiskopie am Fernglas noch ein Stück herausfordernder ist. Es gibt nämlich auch Smartphone-Adapter für Ferngläser. Und zwar in den verschiedensten Preisklassen von zehn Euro bis über 150 Euro; letztere sind dann meist speziell auf teure Fernglas-Marken zugeschnittene Spezial-Adapter. Die Sache hat jedoch einen Haken: In der Natur ein Motiv auf dem per Adapter bereits montierten Smartphone suchen, scharf stellen und knipsen, während man das Fernglas ruhig hält – das ist extrem anspruchsvoll. Auch hier empfiehlt sich der Umweg über ein stabiles Stativ, denn viele Ferngläser verfügen über ein kleines Stativgewinde. Dann braucht es noch einen Stativ-Adapter (am besten aus Metall für mehr Standfestigkeit), damit kann das Fernglas dann auf einer Kameraplatte auf dem Stativ verankert werden. Wer diese Konstruktion auf seiner Terrasse aufstellt, mit Blick auf das Futterhaus in fünfzehn Metern Entfernung, dem können durchaus respektable Aufnahmen von Blaumeise, Buchfink & Co. gelingen.

Grünes Fernglas mit einem aufmontierten Smartphone-Adapter.
Je nach Fernglas-Hersteller gibt es speziell auf die Modelle der Marke zugeschnittene Adapter für Smartphone-Fotografie, hier im Bild ist die Variante der tschechischen Firma Meopta zu sehen. © Meopta

Das Fernglas richtig reinigen

Fingerabdrücke auf den Linsen, Spuren von Sonnencreme und Insektenschutzmittel, dazu natürlich Staub und Sand. Am Ende eines Urlaubs kann ein Fernglas ganz schön schmutzig sein. Wer dann einfach mit einem Lappen, dem T-Shirt oder vielleicht einem Taschentusch über die Linsen putzt, der kann viel Schaden anrichten. Staubpartikel und kleinste Steinkörnchen können Kratzer hinterlassen und die teure Vergütung selbst der besten Ferngläser zunichte machten.

Stattdessen empfiehlt sich eine Trio an Hilfsmitteln: Blasebalg, Pinsel, Mikrofasertuch. Den kleinen Blasebalg zum Wegpusten von Staub, Sand & Co. kennen Kameraprofis vielleicht, damit lassen sich Partikel besser entfernen als mit gespitzten Lippen. Danach kommt ein feiner Pinsel zum Einsatz, auch diese gibt es speziell für diesen Zweck zu kaufen. Mit kreisenden Bewegungen (am besten von innen nach außen) werden weitere Partikel entfernt. Danach erst kommt das Tuch zum Einsatz: Am besten unter Zuhilfenahme von fließendem Leitungswasser und einem sehr sanften Reinigungsmittel. Zuerst wird der Schmutz abgespült oder, bei Verkrustungen, durch sanftes Reiben gelöst und dann entfernt. Danach wird mit einem trockenen, sauberen Mikrofasertuch, wieder von innen nach außen, in kreisenden Bewegungen die Linse abgetrocknet.

Moment, fließendes Wasser? Natürlich nur, wenn das Fernglas laut Hersteller auch wirklich wasserdicht ist. Das ist jedoch bei fast allen Marken-Modellen jenseits der 200 Euro der Fall, so z. B. auch bei allen fünf Kandidaten im großen IMTEST-Vergleich. Moderne Marken-Ferngläser sind meist mit Stickstoff oder Edelgas gefüllt, das verhindert ein Beschlagen von innen. Ein Pilzbefall im Inneren der Optik, wie früher nach einem Tropen-Urlaub mitunter üblich, kann somit ausgeschlossen werden. Für perfekte Sicht und eine lange hochwertige Gummi-Armierung empfiehlt es sich natürlich trotzdem, das Fernglas in regelmäßigen Abständen zu reinigen. Besonders hochwertige Gläser erkennt man übrigens zudem daran, dass die Augenmuscheln abgeschraubt werden können – das erleichtert natürlich das Saubermachen.

Reinigungsset für Ferngläser.
Gut geeignet zum Saubermachen: Das CSO-Set von Swarovski mit Pinsel, Reinigungsflüssigkeit, Blasebalg und Mikrofasertuch. © Swarovski Optik


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Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.