Denon ist in der Welt des Hi-Fi-Audios ein wohlklingender Name. Besonders im Bereich der AV-Receiver und Verstärker hat sich der Hersteller, der genau wie Marantz zum Konzern Masimo Consumer gehört, einen Namen gemacht. Aber Denon kann auch In-Ears – zumindest seit dem Zusammenschluss mit dem Startup Nura. Deren NuraTrue In-Ears veröffentlichen die Japaner jetzt nämlich als Denon PerL Pro erneut. Dabei setzt der Hersteller auf dieselbe Vermessungs-Technologie Masimo-AAT, die das Hörerlebnis personalisieren soll. IMTEST hat die PerL Pro getestet.
Denon PerL Pro: High-End-Hörer zum High-End-Preis
Mit knapp 350 Euro schweben die Denon PerL Pro in den höheren Sphären der In-Ear-Welt. Aber für sein Geld bekommt man auch vor dem ersten Hören schon einiges geboten. Die Hörer kommen in einer massiv anmutenden metallenen Ladeschale, die kabellos oder über USB-C geladen werden kann. Der etwas dünn anmutende, per Magnet schließende Deckel gibt den Blick auf zwei ungewöhnlich geformte Hörer frei, die mit einem kreisrunden Dekorelement samt glänzendem Rahmen punkten.
Darunter schlummert ein sehr spielfreudiger Hörer, der klanglich und im Komfort zu punkten weiß. Denon hat sich schon beim Sitz der In-Ears einen Kniff überlegt. So wird der Hörer nicht nur mit einem Schaumstoff-Aufsatz ins Ohr gesteckt, welches den Gehörgang vollständig verschließt. Über eine kleine, gebogene Kante dahinter, die ebenso wie die Schaumstoff-Spitzen gewechselt werden kann, wird das Gerät in der Ohrmuschel gehalten. Die erfordert beim Einsetzen eine etwas ungewohnte Drehbewegung, sorgt aber für einen sehr sicheren und gleichzeitig komfortablen Halt im Ohr. Dabei haben die Hörer durchaus Gewicht, das aber im Ohr wie von Zauberhand verschwindet.
Wie bei In-Ears dieser Preisklasse zu erwarten, gibt es natürlich eine automatische Pause-Funktion, wenn man die Hörer aus dem Ohr nimmt. Außerdem gibt es Bluetooth-Multipoint, dass sich problemlos mit mehreren Geräten verbindet. Zudem kann in der App nach weiteren Zuspielern gesucht werden.
Starker Klang mit anpassbarer Immersion
Klanglich liefern die Denon PerL In-Ears auf voller Linie ab und befinden sich dabei mindestens auf Augenhöhe mit Sound-Highlights wie den Technics EAH AZ-80. Das liegt einerseits an der starken, druckvollen Vorstellung der Geräte, die gleichzeitig wunderbar viele Details zulässt. Der Klang ist luftig und breit, hat aber auch den nötigen Punch, wenn es um den Bassbereich geht. Orchestrale Stücke und sanfter Pop blühen auf, während Rock und Metal mit angemessener Wucht präsentiert werden. Doch die PerL können noch mehr.
So gibt es einen Immersions-Modus, der über einen Regler in der App noch mehr Bass in den Sound schiebt. Dies soll laut Denon einer “Live-Performance” nahekommen. Wie sehr diese Aussage zutrifft, dürfte im Ohre des Zuhörers liegen. Auf jeden Fall verleiht der Immersions-Modus noch mehr Druck. Dabei ist es allerdings schön, dass dieser Regler optional ist, denn nicht jedes Genre verträgt sich mit überbordendem Bass-Boost – selbst wenn der so präzise bleibt wie hier. Tiefton-Jünger kommen allerdings voll auf ihre Kosten.
Masimo-AAT – ein Audio-Gamechanger für die Denon PerL Pro?
Wie erwähnt setzen die Denon PerL Pro auf die Audio-Vermessung Masimo-AAT. Das steht für Adaptive Acoustic Technology und soll mittels Ohrvermessung die optimale Abstimmung der Hörer an die Ohren des Nutzers ermöglichen. Dafür werden Schallwellen in die Ohrmuschel geschickt, deren Reflektionen von nach innen gerichteten Mikros aufgefangen werden. Aus diesem Reflexions-Abbild wird ein Hör-Fingerabdruck geformt, auf dessen Basis die Stärken und Schwächen des jeweiligen Gehörs ausgeglichen werden sollen.
Das Verfahren kann einfach über die App gestartet werden und dauert nur wenige Minuten. Zunächst checkt die Software, ob die Hörer auch richtig sitzen. Danach werden Frequenzen abgespielt, die im Anschluss zu einem personalisierten Equalizer zusammengefasst werden. Das Verfahren ist faszinierend und trägt zu einer deutlichen Anpassung des Sounds bei – im Test allerdings nicht immer zum Guten. Trotz mehrmaliger Scans in unterschiedlichen und sehr leisen Umgebungen, will der neue EQ nicht so recht zur Hörgewohnheit des Testers passen. Der Bass wirkt überbetont, Höhen verlieren an Glanz. Der versprochene Gamechanger ist die Software in diesem Fall nicht. Allerdings: Audio-Erfahrung ist äußerst subjektiv. Was den Tester nicht überzeugt, kann für andere Nutzer ein Top-Feature bedeuten.
Entsprechend praktisch ist es, dass man jederzeit auf die neutrale Ausgabe zurückwechseln kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit, den Equalizer über die Denon-App manuell anzupassen oder einfach nur den Immersions-Bassboost zu verschieben. So dürfte für alle Hör-Typen genug Einstellungsmöglichkeit vorhanden sein. Schön ist zudem auch, dass Denon einen funktionierenden Spatial-Audio-Modus integriert hat. Ist dieser angeschaltet, wird das Hörfeld deutlich erweitert, die Stereo-Bühne deutlich breiter und luftiger. Und auch wenn es – wie immer bei diesem Feature – Songs gibt, die nicht so recht klingen wollen: Denon’s Klangerweiterung ist hörbar besser als die vieler anderer Mitbewerber.
Hochwertige Codecs, nicht ganz durchdachte App
Schön – besonders für Besitzer entsprechender Abspielgeräte – ist die Breite der verfügbaren Losless-Codecs. So wird nicht nur AptX Classic, sondern sogar AptX Losless unterstützt, der Hochglanz-Klang über Bluetooth ermöglicht. Natürlich klingen die Hörer aber auch an iPhones mit dem Apple-Standard AAC richtig gut.
Nicht ganz so gut ist die App – die bietet zwar sehr viele Möglichkeiten, versteckt im Detail aber viele Einstellungsmöglichkeiten in einem zweiten Menü und ist zum Teil zu uneindeutig. Das Symbol für die Stereo-Erweiterung ist nicht mit Text ergänzt, sodass man ohne Blick in die Anleitung raten muss, was genau hier eigentlich geschaltet wird. Zudem können Aktives Noise Cancelling (ANC) und Social-Mode nicht getrennt aktiviert bzw. deaktiviert werden. Es ist nur ein Schalter im Menü vorgesehen – und auch über die Touchflächen ist nur das Umschalten zwischen ANC und Ambient-Modus möglich. Das ist verwirrend und merkwürdig. Ebenfalls unnötig ist die notwendige Internetverbindung und das ständige Abfragen von AGB und Datenschutz beim Starten der Denon-App.
Immerhin funktioniert das ANC aber richtig gut. Durch die sehr ordentliche passive Abdichtung der Ohren dringt nur wenig Lärm durch, der effizient gefiltert wird. Läuft Musik in moderater Lautstärke, ist von Bahn- oder Straßenlärm nur noch sehr wenig zu hören. Ebenfalls ordentlich funktionieren die großen Touchflächen auf den Hörern. Allerdings liegen viele Funktionen auf zwei- oder dreifach-Tipps, deren Timing man zunächst lernen muss. Schwach sind hingegen die Mikrofone, die schon in ruhigen Umgebungen bei Video-Calls mit blechernem Ton stören und unterwegs Umgebungsgeräusche nicht effizient genug unterdrücken können.
Fazit
Auch wenn die PerL Pro eigentlich “nur” NuraTrue Pro in neuem Gewand sind: Die True-Wireless-In-Ears können mit starkem Klang und einer guten Ausstattung punkten. Die ungewöhnliche Form ist auffällig, das gute Design mit nach hinten zeigenden “Flügeln” hält die Hörer aber jederzeit sicher im Ohr. Besonders spannend ist die Messung des eigenen Gehörgangs, obwohl sie beim Tester nicht zum optimalen Ergebnis führte. Dennoch bieten die Denon PerL Pro viele Einstellungsoptionen von EQ bis Immersion, die jeden Hör-Typ zufriedenstellen sollte. Das ordentliche ANC rundet die gute Performance der In-Ears ab – nur für Video-Calls eignen sich die schwachen Mikros nicht.
- PRO
- Guter Klang, spannende Ohrvermessungs-Software, hochwertige Verarbeitung, gute Akkulaufzeit
- KONTRA
- Schwache Mikros, recht schwer, voluminöse Ladeschale
IMTEST Ergebnis:
gut 1,6