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Amazon Kindle Paperwhite Signature Edition und Paperwhite Kids im Test

Alle Jahre wieder bringt Amazon neue E-Book-Reader raus. Zwei neue Kindle im Test.

Schwarzer E-Book-Reader mit geöffneter seite vor verschiedenen Texten mit bunten Bildern
© Amazon

Digital liegt im Trend – auch beim Lesen. Immer mehr Menschen, die gern lesen, greifen auf E-Book-Reader zurück, statt sich ein weiteres Buch ins langsam überlaufende Regal zu stellen. Zwar wächst der Anteil der elektronischen Bücher am Gesamtumsatz der Branche nur langsam, aber er wächst. Im vergangenen Jahr waren etwa acht Prozent aller verkauften Bücher E-Books, in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl aber verzehnfacht – von zwei Millionen verkauften Exemplaren 2011 zu mehr als 20 Millionen heute. Allerdings braucht der Leser dazu zwingend einen E-Book-Reader. Amazon hat sogar eigene entworfen: die Kindle-Reihe. IMTEST hat auf den Kindle Paperwhite Signature Edition und dem Kindle Paperwhite Kids probegelesen.

Das bietet ein Kindle

Die Grundfunktionen von E-Book-Readern sind ähnlich. Das Spezial-Tablet ist dafür konstruiert worden, eine möglichst perfekte Illusion von Buchseiten zu schaffen, die allerdings bedeutenden Mehrwert liefern. Denn sowohl Schriftgröße als auch Helligkeit des Bildschirms lassen sich individuell anpassen und ermöglichen größeren Komfort beim Lesen. Zudem können Nutzer etliche tausend Bücher auf dem Gerät speichern und haben so eine umfassende Bibliothek überall dabei. Kindle-Reader haben zusätzlich die Funktion, Audio-Books abspielen zu können, drahtlose Kopfhörer lassen sich zu diesem Zweck per Bluetooth verbinden.

So funktioniert ein Kindle

Kindle ist ein geschlossenes System. Während andere Hersteller von E-Book-Readern wie Tolino auf eine offene Struktur setzen und allgemeine und weitverbreitete Datenformate zulassen, nutzt Amazon für Kindle eigene Formate, die es nur bei Amazon gibt – und die auf Konkurrenzgeräten nicht gelesen werden können. Einen Kindle zu nutzen, ist also eine Entscheidung, alle seine Bücher bei Amazon zu kaufen. Der Konzern bietet allerdings mit Kindle Unlimited eine Flatrate für Bücher zu einem monatlichen Festpreis von 9,99 Euro pro Monat an. Das Angebot lässt sich vier Wochen kostenlos testen und Schnupper-Abos (9,99 Euro für drei Monate) gibt es regelmäßig.

Größtes Manko für viele Leser: Kindles lassen sich nicht mit der digitalen Ausleihe von Büchereien nutzen. Wer also hauptsächlich elektronisch leihen möchte, ist bei Amazon falsch.



Der Kindle Paperwhite Signature Edition ist gewachsen

Das Paperwhite-Modell stellt die Mittelkasse der E-Book-Reader von Amazon dar. Die neueste Version (11. Generation) fällt vor allem dadurch auf, dass sich der Bildschirm des Gerätes um knapp einen Zoll von 6 auf 6,8 Zoll vergrößert hat. Dabei hat es lediglich 16 Gramm zugenommen (von 191 auf 207 Gramm). So liegt es noch immer angenehm leicht in der Hand und fühlt auch bei langer Nutzung nicht unangenehm an. Wie bei allem Modellen ist das matte Display spiegelfrei und wirkt tatsächlich wie Papier. Die Oberfläche des Gerätes fühlt sich glatt, aber dennoch griffig an.

Hand hält E-Book-Reader von der Seite vor gelber Wand
Der Schalter zum Einschalten und der Anschluss für das Ladekabel befinden sich beim Kindle Paperwhite an der Unterseite. © IMTEST

Üppiger Speicher

Ist das Paperwhite einmal mit einem Amazon-Konto ausgestattet, ruft es bei jedem Einschalten sofort das E-Book-Angebot von Amazon auf. Gekaufte Bücher sieht der Nutzer jederzeit in der eigenen Bibliothek, Leselisten lassen sich anlegen.

Wie eine Vorgängermodell-Variante bietet der neue Paperwhite Signature Edition mit etwa 27 Gigabyte nutzbarem Speicher üppigen Platz für Bücher. Etwa 20000 E-Books würden hier Platz finden, bei Audio-Books je nach Klangqualität zwischen 60 und 150 Exemplaren. Wer keinen großen Wert auf Hörbücher legt, ist daher auch mit dem kleineren 8 GB-Modell des neuen Paperwhite gut bedient und spart etwa 60 Euro. Fans von Audio-Books sollten aber den größeren Speicher mitnehmen, wenn sie ihre Hörbücher im Zugriff behalten möchten.

Kindle in lila Hülle auf grauem Hintergrund
Wird das Gerät nicht genutzt, schaltet der Kindle zügig in den Standby-Modus und spart Energie. © IMTEST

Akku-Laufzeit und Display

Ist das Gerät voll aufgeladen, was erstmals über USB-C-Anschluss und mitgeliefertem USB-Kabel (aber ohne Lade-Stecker) etwa fünf Stunden dauert, kann der Leser ungefähr 35 Stunden lang lesen, bevor der Kindle wieder ans Netz muss. Amazon selbst gibt zehn Wochen Nutzung bei täglich 30 Minuten Lesezeit an. Auch neu: Das neue Modell lässt sich sogar kabellos laden.

Hand hält Kindle, der Einstellungen anzeigt vor gelber Wand
Im Menü lässt sich beim Kindle Paperwhite vieles einstellen. Die Schriftgröße aber kann der Nutzer direkt beim Lesen verändern. © IMTEST

Das Display selbst lässt sich in 24 Stufen sowohl bei Helligkeit als auch bei Farbtemperatur (von einem kalten, strahlenden Weiß bis zu einem bernsteinfarbenen, warmen Gelb) verstellen, die Schriftgröße bietet 14 Stufen. Das sollte für jeden Nutzer genügen, um sich, je nach Licht, eine optimale Darstellung zum Lesen einzustellen. Das Gerät bietet aber auch eine abschaltbare Automatik für diesen Zweck.

Kindle Paperwhite
Die Farbe reicht von Weiß… © IMTEST
Kindle Paperwhite
… über leichtes Sepia… © IMTEST
Kindle Paperwhite
… bis hin zu sattem Bernstein. © IMTEST

Eine weitere Neuerung betrifft das Blättern: Haben die älteren Paperwhite-Modelle hier mit winziger Verzögerung gearbeitet oder den Text beim Blättern für den Bruchteil einer Sekunde invertiert, um den Vorgang des Umblätterns optisch anzuzeigen, ist das beim neuen Modell komplett verschwunden. Eine neue Seite aufzurufen, funktioniert nun ohne merkbare Pause – ein neuer Prozessor macht es möglich. Das neue schnelle Blättern dürfte vor allem den Nutzern auffallen, die seit einigen Jahren ihren Kindle nicht mehr erneuert haben.

Zeitgleich mit dem neuen Modell hat Amazon auch die Benutzeroberfläche für die neueren Kindles angepasst und auf dem Bildschirm drei neue, nützliche Elemente eingeführt. So lässt sich nun ein Menü von oben einblenden, dazu gibt es unten Knöpfe, um direkt in die Bibliothek oder auf die Startseite zu wechseln. Das Update darauf nehmen die Geräte automatisch vor – beim Kindle Paperwhite ab der 10. Generation.

Der Kindle Paperwhite Kids

Der neue Kindle-Kids unterscheidet sich in erster Linie optisch vom gleichgroßen Paperwhite-Bruder. Denn er kommt grundsätzlich in einer Schutzhülle, die es in drei Optiken gibt: Juwelenwald (hauptsächlich grün), Robotertraum (gelb) und in schlichtem Schwarz. Damit ist das Gerät kindgerecht sicher, dazu ist eine Garantie von zwei Jahren dabei (bei normalen Kindles ist das nur ein Jahr). Zudem ist auch ein Jahres-Abo Amazon Kids im Paket enthalten.

Das Abo bietet kostenlosen Zugriff auf mehr als 1.000 Kinderbücher und Hörbücher und verlängert sich automatisch nach einem Jahr, wenn es nicht gekündigt wird. Eltern können allerdings sofort kündigen, ohne dass das Abo darunter leidet, die zwölf Monate Laufzeit bleiben bestehen. Für Familien mit vielen Kindern gibt es ein Angebot für 6,99 Euro pro Monat, das bis zu vier Kinder nutzen können.

Kindle aufgeklappt mit Text neben Kindle in bunter Schutzhülle
Die Technik des neuen Kindle Paperwhite und des Paperwhite Kids ist weitgehend identisch. Bei der Kindervariante ist allerdings eine Schutzhülle bereits dabei. © IMTEST

Kindle für Kids mit feinen Unterschieden

Technisch ist das neue Kids-Modell baugleich zum normalen Paperwhite, lediglich beim Speicher bietet die Kinder-Variante nur die 8 Gigabyte-Speicher-Version (davon sechs nutzbar) an, die 32 Gigabyte-Version ist als Kids-Ausgabe nicht zu haben. Zudem haben sich die Entwickler beim Kids-Modell die Beleuchtungs-Automatik gespart. Ansonsten verfügt der Kindle Paperwhite Kids über die gleichen Einstellungsmöglichkeiten für das Display, allerdings lässt sich hier ein Profil für das Kind erstellen, für das Gerät gedacht ist. Eltern können neben den Kids-Inhalten auch gezielt andere Inhalte für das Kind freischalten, was gerade für Leser über zehn Jahren durchaus interessant sein kann.

Screenshot Menü für Einstellungen
In der Kids-Variante können Eltern für ihre Kinder viele Voreinstellungen vornehmen, um den Umgang mit dem Gerät zu steuern. © Amazon, IMTEST

FAZIT

Die neuen Versionen des Kindle Paperwhite bieten ein paar Neuerungen, von denen das etwas größere Display und das schnelle Blättern die wichtigsten sein dürften. Zudem ist das neue Kids-Angebot mit einjährigem Abo und der Schutzhülle ebenfalls ein Vorteil. Wer noch kein Kindle hat und mit dem Gedanken spielt, sich eines zu holen, ist mit den neuen Modellen gut beraten.

Als Update von einem älteren Modell sind die Neuheiten mit 190 Euro für die Signature Edition und 150 Euro für den Kindle Kids aber ganz schön teuer.

Kindle Paperwhite

  • PRO
    • Größeres Display ohne große Gewichtszunahme des Gerätes
  • KONTRA
    • Hoher Preis für wenig Neues

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Kindle Paperwhite Kids

  • PRO
    • Kindgerechte Schutzhülle und Jahres-Abo im Paket mit drin
  • KONTRA
    • Kleinerer Speicher als das große Paperwhite

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Markus Fiedler

Markus Fiedler ist freier Journalist und Autor, sein Herz schlägt vor allem für den Bereich Entertainment. Er verbringt seit vielen Jahren einen großen Teil seiner Zeit im Kino oder vor dem Fernseher – und hat damit sein Hobby zum Beruf gemacht. Nach einem abgeschlossenen Volontariat in seiner Heimatstadt Göttingen war Fiedler Gründungsmitglied des Spielemagazins Computerbild Spiele im Jahr 1999 und arbeitete dort 13 Jahre lang als Testredakteur. Seitdem ist er freiberuflich für verschiedene Kunden tätig. Für IMTEST testet er vor allem Technik und Software, mit der man seine Freizeit verbringt: Netflix und Spotify zum Beispiel, aber auch neue Spielekonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X.