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Samsung Galaxy Watch4 im Test: Die beste Android-Smartwatch

Die Galaxy Watch4 von Samsung bietet viel Neues, kämpft aber immer noch mit altbekannten Schwächen.

Die Samsung Galaxy Watch4 Classic in weiß.
© Samsung

Bei der Samsung Galaxy Watch4 handelt es sich um den Nachfolger einer der besten Smartwatches überhaupt. Die neue Version arbeitet allerdings mit einer komplett überarbeiteten Software und hat zudem einige neue Funktionen an Bord. Reicht das, um den Smartwatch-Thron zu erklimmen?

Galaxy Watch4: Nur noch Android-only

Die Reviere im Smartwatch-Bereich waren bisher klar abgesteckt: Die Apple Watch für iPhone-, und die Galaxy Watch von Samsung für Android-Nutzer. Zwar lässt sich die Galaxy Watch3 auch mit iPhones nutzen, aber nur eingeschränkt. Das Senden von Nachrichten ist etwa nicht möglich. Bei der Galaxy Watch4 hat Samsung die Kompatibilität aus welchen Gründen auch immer weiter eingeschränkt. Bedeutet: iPhones lassen sich überhaupt nicht mehr mit der Uhr koppeln. Damit ist die Galaxy Watch4 die erste „Android“-Smartwatch, die sich nicht mehr in Kombination mit iOS betreiben lässt. Bislang war allein Apple so selbstbewusst, auf ein exklusives Smartwatch-Betriebssystem zu setzen. Damit nicht genug: Die Galaxy Watch4 lässt sich zwar mit Androiden von anderen Herstellern nutzen, aber nur in Kombination mit Samsung-Smartphones gibt es alle Funktionen inklusive Blutdruck- und EKG-Messungen. Das ist enttäuschend, denn bislang zählten Samsung-Smartwatches in Bezug auf Kompatibilität zu den besten.

Die „kleine“ Watch4 im Test

Unabhängig davon gibt es viel Gutes rund um die Galaxy Watch4 zu berichten. IMTEST stand für den Test die „kleine“ 40 mm-Classic-Version der Uhr mit LTE zur Verfügung. Dazu müssen Sie wissen: Die Galaxy Watch4 kommt in zwei Varianten auf den Markt, die zwar technisch weitgehend identisch sind, sich aber hinsichtlich Designs und Größe unterscheiden:

  • Die „Galaxy Watch4 “ aus Aluminium ist die sportlichere Version, kommt in den Größen 40 und 44 m mit Bildschirmen mit 1,2 oder 1,4 Zoll Größe. Sie verfügt über einen Touchscreen und zwei Knöpfe.
  • Die „Galaxy Watch4 classic“ aus Edelstahl verfügt zusätzlich über eine Lünette, ist wahlweise 42 oder 46 mm groß mit Bildschirmen mit 1,2 oder 1,36 Zoll Größe.

Beide Modelle sind sowohl mit LTE-Modem und eingebauter eSIM erhältlich als auch lediglich mit Bluetooth/WLAN.

Watch4 Design
Die “kleine” Galaxy Watch4 in der edleren Classic-Edition. Credits: Samsung

Design: Unspektakulär aber praktisch

Besonders spektakulär fällt das Design der Galaxy Watch4 nicht aus, auch nicht bei der wertigeren Classic-Variante. Die Optik bleibt Geschmackssache, Funktionalität ist aber zweifellos gegeben. Die drehbare Lünette in Verbindung mit zwei Tasten auf der rechten Seite ermöglicht eine einfache Navigation durch die Menüs der Smartwatch. Zu der guten Bedienung trägt dabei die überarbeitete Technik auf Basis des hauseigenen Exynos W920-Chipsatzes und 1,5 GB Arbeitsspeicher bei. Diese Kombination bietet auf jeden Fall viel Leistung, so dass die Watch 4 Eingaben ohne Verzögerung umsetzt und Apps absolut flüssig öffnet und darstellt. Zur komfortablen Bedienung trägt nicht zuletzt der helle, gut ablesbare AMOLED-Bildschirm bei. Vor allem die Schärfe beeindruckt. Das 40-mm-Modell bietet eine Auflösung von 396 x 396 und das 44-mm-Modell sogar 450 x 450 Bildpunkte.



Galaxy Watch4: Weiter schwache Akkulaufzeit

Darüber hinaus verfügt die Galaxy Watch4 über 16 Gigabyte Speicherplatz. Eine Hälfte belegen das Betriebssystem samt vorinstallierter Apps, die andere steht für die Installation eigener Apps und Musik bereit. Des Weiteren soll der Akku der neuen Modelle laut Samsung jetzt bis zu 40 Stunden durchhalten. Tatsächlich hält die Uhr bei normaler Anwendung im Idealfall bis zu zwei Tage. Das ist zwar besser als beim Vorgänger und bei der Apple Watch 7, trotzdem alles andere als gut. Modelle wie die Huawei Watch GT 3 halten bis zu zwei Wochen mit einer Akkuladung durch.

Software: Viel Gutes aus zwei Welten

Die wichtigste Neuerung betrifft aber die Software: Denn auf der Galaxy Watch4 setzt Samsung erstmals nicht auf die hauseigene Tizen-Lösung, sondern auf eine spezielle Samsung-Version von Googles Wear OS. Dadurch bietet die Uhr direkten Zugang zu Googles Play Store samt einer stattlichen App-Auswahl. Die reicht zwar nicht an den Apple Store heran, viele wichtige Apps wie Komoot, Strava, Google Fit, Google Maps und YouTube-Music sind aber am Start. Und wer Spotify installiert, kann auch unabhängig vom Smartphone unterwegs Musik genießen. Komplett googelisiert wurde die Watch4 aber nicht: Als Sprachassistent steht zum Beispiel (leider) Samsungs Bixby statt des Google Assistant und zum mobilen Bezahlen Samsung Pay statt Google Pay bereit. Unterm Strich aber definitiv eine bessere Lösung als Tizen.

Galaxy Watch4 mit Körperscan

Neu ist nicht zuletzt der sogenannte Bioactive-Sensor, der verschiedene Sensoren für die Messung von Körperwerten vereint, unter anderem Blutdruck, EKG und Sauerstoffsättigung. Darüber hinaus lässt sich jetzt auch durch einen speziellen Test die Zusammensetzung des Körpers analysieren, inklusive Werten zu Knochenmasse, Grundkalorienumsatz, BMI sowie Körperwasser- und Körperfettanteil. Eine Skala zeigt dabei, ob sich die Werte des Trägers in Bezug auf Geschlecht, Größe und Gewicht im grünen Bereich bewegen. Auf den Punkt genau und medizinisch valide sind die Messungen (wie bei Körperfettwaagen) sicher nicht.  Aber es kann nützlich und spannend sein zu verfolgen, wie sich die Werte im Laufe der Zeit durch mehr Sport oder gesündere Ernährung verbessern.



Watch4 Körperscan
Wie eine Körperfettwaage zeigt die Watch4 Werte wie Muskelmasse und Wasseranteil an. Nur das Gewicht ermittelt sie nicht. Credits: IMTEST

Stabil aufgestellt bei Sport- und Fitness

Watch 4 Laufmetriken

Bei den weiteren Sport- und Fitnessfunktionen hat sich ansonsten wenig getan. Das ist aber kein Beinbruch, da in diesem Bereich bereits die Galaxy Watch3 gut aufgestellt war. So bietet die App „Samsung Health“ auf der Wacth4 13 nachverfolgbare Aktivitäten, insgesamt stehen aber über 80 zur Auswahl. Dank des integrierten GPS, der Pulsmessung und des Barometer-Höhenmessers sind zum Tracken von Sportaktivitäten alle wichtigen Sensoren an Bord. Die Herzfrequenzmessung genau wie die GPS-Streckenerfassung erwiesen sich im Test dabei als recht akkurat und somit unauffällig. Allerdings berichten einige Nutzer von mehrminütigen Aussetzern, im Speziellen bei der Pulsmessung. Eine besondere Erwähnung verdienen die erweiterten Lauf-Metriken, die unter anderem Informationen zur Asymmetrie, Kontaktzeit und Regelmäßigkeit liefern. Damit nicht genug: Samsung Health bewertet die Messungen und gibt Tipps, welche Übungen zur Verbesserung beitragen. Das können ohne entsprechendes Zubehör nicht einmal die Sportspezialisten von Garmin und Polar. Dafür fehlen allerdings Tipps und Hinweise zu Themen wie Erholung und Trainingsplanung.

Blutdruck-Messung mit Hindernissen

Schnarcherkennung

Im Bereich Gesundheit bietet die Galaxy Watch4 ebenfalls einige Besonderheiten. So hat die Uhr beispielsweise eine Blutdruckmessung eingebaut. Dafür ist allerdings nicht nur ein Samsung-Smartphone erforderlich, sondern zusätzlich ein zertifiziertes Manschetten-Blutdruckmessgerät zum Kalibrieren. Aus IMTEST-Sicht zwei Hürden zu viel. Ebenfalls ein besonderes Extra ist die Schnarch-Erkennung. Dazu muss die Funktion in der Samsung Health-App scharfgeschaltet und zudem auf dem Nachttisch das gekoppelte Smartphone platziert werden. Das erkennt dann Schnarchgeräusche und zeichnet jeweils die ersten 30 Sekunden jeder Sequenz auf.  

FAZIT

Das Highlight der Samsung Galaxy Watch 4 ist die überarbeitete Software, die die Optik und die Bedienung der bewährten Tizen-Plattform von Samsung mit der Funktionalität von Googles Wear OS kombiniert. Das erweitert die App-Erweiterbarkeit enorm. Darüber hinaus verfügt die Watch4 über stabile Fitnessfunktionen, einzigartige Gesundheits-Features und einen großartigen Bildschirm. Als Nachteile bleiben die immer noch kurze Akkulaufzeit und Samsungs fragwürdiger Schritt, die volle Funktionalität allein in Kombination mit Samsung-Smartphones zur Verfügung zu stellen. Trotzdem: Im Android-Bereich eine Smartwatch, die ihresgleichen sucht.

  • PRO
    • Sehr viele Funktionen plus großes App-Angebot. Starke Hardware.
  • KONTRA
    • Schwache Akkulaufzeit. EKG- und Blutdruckmessung nur mit Samsung-Smartphones.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,2

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.