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Amazfit GTR 3 Pro: Viel Fitness zum fairen Kurs

Amazfit setzt auf viele Funktion für wenig Euro – so auch bei der GTR 3 Pro. Ist die Smartwatch ein echter Preis/Leistungskracher?

Amazfit GTR 3 Pro freigestellt
© Amazfit

Amazfit hat sich im Wearable-Segment zu einer echten Größe entwickelt. Laut Counterpoint Research sind die Chinesen mittlerweile die Nummer 3 in der Welt, nur Apple und Samsung sind in diesem Bereich erfolgreicher. Der Erfolg ist zum großen Teil auf die günstigen Preise zurückzuführen. Nun wagt Huami einen Schritt ins mittlere Preissegment, mit rund 200 Euro ist die neue Amazfit GTR 3 Pro das bislang teuerste Pferd im Stall. Auf dem Papier können sich Ausstattung und Funktion zweifelsohne sehen lassen. Ob die Smartwatch auch in der Praxis abliefert, hat IMTEST getestet.   

GTR 3 Pro: Unauffällige Optik

Auf den ersten Blick mutet die GTR 3 Pro wie viele aktuelle Smartwatches an: Schlicht, rund und schwarz – definitiv kein Hingucker. Allerdings fällt das Gehäuse mit 46 Millimeter Durchmesser überdurchschnittlich groß, gleichzeitig mit nur 32 Gramm außergewöhnlich leicht aus. Möglich macht’s ein ordentlich verarbeitetes Aluminiumgehäuse. Im wahrsten Sinne aus dem Rahmen fallen die beiden Knöpfe, die weit abstehen. Das Gehäuse beherbergt einen 1,45-Zoll großen AMOLED-Touchscreen-Bildschirm mit einer Auflösung von 480 x 480 Pixeln. Hier lässt sich fast nur Gutes berichten: Es ist hell, farbenfroh und lässt sich in einen “Immer an”-Modus schalten, damit man nicht einfach nur einen schwarzen Klotz am Handgelegt hat. Wie bei vielen günstigen Marken gibt es bei diesem Thema aber einen Makel. Das Ziffernblatt im eingeschalteten Zustand ist ein anderes als im Immer an-Modus – nicht sehr elegant.

Amazfit GTR 3 Pro: Jetzt mit App-Store

Zepp App Store
Die Auswahl im Zepp App-Store ist noch übersichtlich.

Mit der Amazfit GTR 3 Pro bringt Huami erstmals smarte Funktionen in eine Smartwatch. Die Rede ist von einem „umfangreichen App-Ökosystem“ und einem „smarten Partner, der ein neues Maß an Komfort bietet“. Nüchtern betrachtet fällt die smarte Funktionalität aber mager aus. Ja, es gibt jetzt einen App Store. Zum Testzeitpunkt war die Auswahl mit 12 Anwendungen aber äußerst bescheiden. Obendrein war an prominenten Namen nur GoPro vertreten, wichtige Apps wie Komoot und Strava fehlten. Kein Vergleich also im Vergleich zu den App Stores von Apple und Google.

Erstmalig sind auch smarte Assistenten auf die Uhr. Einerseits der Zepp-Assistent, mit dem sich zum Beispiel Aktivitäten starten oder die Musikwiedergabe starten lässt. Funktioniert im Test mehr schlecht als recht. In Verbindung mit einem Smartphone steht auch Amazons Alexa bereit, um etwa Fragen nach der aktuellen Wetterlage zu beantworten. Es funktioniert allerdings anders, als von Echo-Boxen gewohnt: Da es der GTR 3 Pro an einem Lautsprecher mangelt, gibt es die Antworten nur in Textform. Die weiteren smarten Funktionen entsprechen gehobenen Standard: So ist möglich in Smartphone-Reichweite zu telefonieren, MP3s abzuspielen und Nachrichten von Smartphone zu spiegeln.



Mit Trainingseffekt und Erholungsratgeber

GTR 3 Pro Trainingseffekt
Die Angaben zum Trainingseffekt schienen im Test übertrieben hoch.

Deutlich besser sieht es dagegen bei den Sport- und Fitnessfunktionen aus. Generell ist hier der Trend zu beobachten, dass sich asiatische Hersteller wie Amazift, Huawei und Xiaomi von den Spezialisten wie Garmin „inspirieren“ lassen. Konkret: Es gibt mehr als 150 Sportmodi, darunter alles vom Laufen über Schwimmen im Schwimmbad und im Freiwasser bis hin zum Rudern in der Halle und Ellipsentraining. Es gibt selbst Modi für eine Reihe von Tänzen, Kampfsportarten und E-Sport. Acht dieser Aktivitäten erkennt die GTR 3 sogar automatisch, darunter Radfahren, Laufen auf dem Laufband und Walking. Dazu kommen ausführliche Trainingsauswertungen, die neben Standards wie Zeit, Distanz, Kalorien, Geschwindigkeit und verbrauchte Kalorien zudem Informationen zum Trainingseffekt, zur Belastung und zu Erholungszeit enthalten. An den Funktionsoverkill inklusive Belastungssteuerung, Trainingsvorschlägen und vielen weiteren Extras einer Garmin Fenix kommt die GTR 3 Pro zwar nicht heran, die meisten Freizeitsportler sollten aber nichts vermissen. Unterstützt wird das Ganze vom sogenannten BioTracker 3.0-Sensor an der Unterseite, der die Herzfrequenz während des Trainings und den ganzen Tag überwacht. Er ist zudem in der Lage, den Blutsauerstoff, den Stress, die Temperatur und die Atemfrequenz zu messen.  

GTR 3 Pro Virtual Racer
Die GTR 3 Pro hat sogar einen Virtual Pacer an Bord, durch den Läufer gegen eine bestimmte Zeit antreten können.

Die ermittelten Pulswerte entsprechen dabei meist den Werten, den die Tester mithilfe eines Brustgurts ermittelten. Grobe Abweichungen sind selten und wenn von nur kurzer Dauer. Ähnlich akkurat fällt auch die Positionsermittlung per GPS und anderen Satellitensystemen wie GLONASS und Galileo aus.

Akkuausdauer: Eine Woche sind drin

Positives gibt es auch von den Akkulaufzeit zu berichten. Wer den Immer An-Modus abschaltet kann trotz 24/7-Pulsüberwachung und aktiviertem Nachrichtenempfang mit einer Akkuladung bis zu einer Woche rechnen. Noch besser: Mit aktiviertem GPS sind 30 Stunden und mehr möglich. Ausgedehnten Outdoor-Aktivitäten steht somit nichts im Wege.

Fazit

Erstaunlich, wie viel Smartwatch es inzwischen zu einem moderaten Preis gibt. Wobei die Stärken der Amazfit GTR Pro 3 eindeutig bei den Fitness- und Sportfunktionen liegen, und weniger bei den smarten. Dazu ist die App-Auswahl zu gering und andere Funktionen noch nicht ausgereift. Man muss Huami allerdings zugutehalten, das Betriebssystem sowie der dazugehörige App-Store von Zepp noch ganz am Anfang stehen.

  • PRO
    • Guter Bildschirm, viele Sport- und Fitnessfunktionen, ordentliche Akkulaufzeit.
  • KONTRA
    • Smarte Funktionen ausbaufähig, maues App-Angebot.

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,7

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.