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NIKON Z30: Vlogger-Kamera im Test

Die Nikon Z30 ist eine Kamera, die ihren Fokus auf Vlooger legt. Ob sie nur für Videos nutzbar ist oder auch gute Fotos macht, weiß FOTOTEST.

Die Z30 auf einem kleinen Stativ am Strand. Im unscharfen Hintergrund sitzt eine Frau in weißem Kleid
© Nikon

Auch Nikon will 105 Jahre nach der Firmengründung ein junges, videozentriertes Publikum ansprechen. Und Vlogger und Youtuber dürften sich tatsächlich angesprochen fühlen von der neuen Nikon Z30. Sie ist eine ultrakompakte, leichte APS-C-Kamera ohne Sucher – den braucht besagte Zielgruppe nicht, weil man die Videos mit dem Monitor dreht, am besten in der Selfie-Position.

  • Auflösung: 20,6 MP
  • Sensortyp: APS-C
  • Crop-Faktor: 1,5
  • Preis: 799 Euro
Die Nikon Z30 schräg von vorne vor schwarzem Hintergrund

Nikon Z30 mit Schwerpunkt Video

Durch die Drehung des Displays wird auch der Selbstporträt-Modus automatisch aktiviert. Die separate Video-Taste ist auf der Oberseite griffgünstig platziert. UHD-Videos 4K/30p ohne Crop in der Breite des APS-C-Sensors, Full-HD-Zeitlupe mit 120p, eine ununterbrochene Video-Aufzeichnungszeit von 125 Minuten (35 Minuten bei 4H UHD) und professionelle Video-Codecs lassen Handy-Videos alt aussehen.

Die Nikon Z30 mit diversen Zubehören wie Handgriff oder Videolicht
Es gibt diverse Kits mit Video-Zubehör für Vlogger und Youtuber, so dass man professionell damit arbeiten kann.

Guten Mikrofon mit an Bord

Professionell ist auch der Stereo-Ton mit den beiden großen Mikrofonen, der lineare PCM-Klang ist kristallklar und satt. Das eingebaute Windgeräuschfilter filtert schon viele Umgebungsgeräusche aus, aber es gibt auch für jedes Mikrofon einen aufsetzbaren Windschutz. Wer mehr haben will, kann sein Lieblingsmikrofon in den Zubehörschuh der Kamera einstecken. Für die zeitgemäße Konnektivität sind WiFi- und Bluetooth-Module an Bord. Mit der Nikon-App SnapBridge lassen sich Filme und Fotos auf Smartgeräte übertragen oder die Kamera fernsteuern. Der USB-C-Anschluss kann für den Vlog-Livestream, für die konstante Stromversorgung oder für das Laden des Akkus verwendet werden. Es gibt speziell zusammengestellte Vlogger-Kits mit professioneller Video-Ausrüstung.

Das Mikrofon der Kamera mit aufgesetztem Windschutz im Detail
Es gibt auch für jedes Mikrofon je einen aufsetzbaren Windschutz (Windmuff), der viele Umgebungsgeräusche herausfiltert.

Z-Bajonett für den Objektivanschluss

Die neue Kamera hat das Z-Bajonett der Vollformat-Serie, so dass alle Z-Objektive und über den FTZ-(II)-Adapter auch alle F-Objektive angeschlossen werden können. Zudem gibt es bereits zwei Z DX Nikkore 3,5-6,3/16-50 mm VR und 4,5-6,3/50-250 mm VR. Die Z30 hat keinen Bildstabilisator eingebaut, aber beide Objektive haben den VR an Bord, zudem einen Kontroll-Ring und ein 62 mm Filtergewinde. Für Videos kann der e-VR eingesetzt werden, also eine elektronische Bildstabilisierung per Software, nicht per Sensor-Shift. Das große Z-Bajonett bringt auch für das APS-C-Format große Vorteile. Und was erstaunt: Die Z30 wirkt dennoch gerade im direkten Vergleich sichtbar kleiner als die Vollformat-Modelle mit dem gleichen Bajonett.

Nikon Z30: APS-C mit 20.9 Medapixel

Die Nikon Z30 hat einen CMOS-Sensor im APS-C-Format mit 20,9 Megapixeln, einen Expeed 6-Prozessor und einen ISO-Bereich von 100-51.200. Der kann bis auf ISO 204.800 erweitert werden, was aber keinen Sinn macht, denn die Bildqualität ist schon bei ISO 51.200 lausig. Der bis -4,5 EV empfindliche Hybrid-AF hat 209 AF-Messfelder mit 90% Bildfeldabdeckung horizontal und vertikal. Die Kamera schafft 11 Bilder pro Sekunde mit AF- und Belichtungsmessung. Die AF-Geschwindigkeit haben wir mit dem Z DX Nikkor 3,5-6,3/16-50 mm VR gemessen. Die Z30 benötigt 0,24 s von unendlich auf 1,5 m (Zoom bei 35 mm, 50 mm KB-Äquivalent). Der Hybrid-AF fokussiert sehr schnell und leise, das Bild springt sofort in die Schärfe. Intelligenter Augen-AF für Menschen und Tiere und vollständig geräuschlose Aufnahme sind weitere Features.

Simple Bedienung

Die Nikonm Z30 hat nur ein SD-Fach, das UHS-I kompatibel ist. Die Vorder- und Oberseite des Gehäuses ist aus einer Magnesium-Legierung im Druckguss-Verfahren. Der Handgriff ist ergonomisch geformt, die Daumenmulde dagegen eher angedeutet als ausgeformt, aber beide sind rutschfest armiert, so dass man die Kamera sehr gut halten kann.

Die Kamera mit Bedienelementen in der Draufsicht
Der ausgeformte Handgriff und die Anordnung der Bedienelemente sind den Nikon-Fotografen vertraut, die Ergonomie ist sehr gut.

Die Bedienung mit zwei Einstellrädern, Programmwahlrad, konfigurierbaren Bedienelementen, darunter die Tasten F1 und F2 vorne neben dem Bajonett, ist eine einfache Sache. Die Vierwege-Wippe ist eine akzeptable zielgruppengerechte Lösung in dieser Klasse – ein Daumenrad mit Druckfunktionen wäre eine Klasse höher. Die i-Taste ruft ein Schnell-Menü auf, das man auch individuell konfigurieren kann. Der Monitor ist seitlich klappbar und um 270° drehbar, misst 3 Zoll, löst 1.040.000 Pixel auf und hat sehr gute Touchscreen-Funktionen.

Die Rückseite der Z30 mit Testbild im Display
Die konfigurierbaren Bedienelemente und der hochauflösende Monitor sind sehr gut. Die Vierwege-Wippe ist zwar suboptimal, aber klassenüblich.

Nikon Z30: Bildqualität im oberen Bereich

Bei der Fotoqualität kann die Z30 mit der Z50 und der Z fc locker mithalten. Die Bildqualität ist im bewerteten Bereich bis ISO 3.200 exzellent für eine Kamera mit einem APS-C-Sensor mit 20,9 Megapixeln. Die Auflösung ist unerwartet hoch und überschreitet von ISO 100 bis ISO 800 die Nyquist-Frequenz. Das ist die theoretische Maximalauflösung des Sensors. Bei ISO 1.600 sind es noch exzellente 95% und gute 88% bei ISO 3.200. Die Auflösung ist auch bei ISO 6.400 noch gut, aber die Moiré- und Aliasing-Artefakte sowie ein schwaches Rauschen überlagern mitunter die Details. ISO 12.800 ist noch mit Einschränkungen zu gebrauchen, von ISO 25.600 raten wir ab. Die Bilder sind visuell rauschfrei bis ISO 3.200. Bei ISO 3.200 erkennt das geschulte Auge geringe, nicht störende Moiré-und Aliasing-Artefakte. Das Rauschen und die Artefakte nehmen ab ISO 6.400 mitjeder ISO-Stufe zu.

Siemensstern-Testbild mit hoher Schärfe und Auflösung
Lilienförmige Interferenzen jenseits der Auflösungsgrenze in der Mitte der Siemenssterne, extrem hohe Auflösung. Keine Richtungsabhängigkeit.

Konstante Dynamik, aber kein tiefes Schwarz

Die Eingangsdynamik ist sehr gut und konstant mit mehr als 9 Blendenstufen bis ISO 3.200. Die Kamera kann einen großen Motivkontrast erfassen. Die Ausgangsdynamik ist im ganzen ISO-Bereich nur sehr geringfügig eingeschränkt, so dass Tiefschwarz minimal heller dargestellt wird. Bestens gelungen ist die Kantenschärfung. Sie nimmt zwar mit der Empfindlichkeit ab, aber die Kantenanhebung ist sehr gleichmäßig und ausgeglichen. Es gibt praktisch keine sichtbare Dominanz der hellen oder der dunklen Seite, und es entstehen keine Kantenartefakte. Die Kantenschärfung arbeitet sehr effizient. Da auch eine nicht abschaltbare kamerainterne Kontrastanhebung bei größeren und mittelgroßen Details und Strukturen stattfindet, wird der visuelle Schärfeeindruck in den Bildern deutlich gesteigert. Auch der automatische Weißabgleich arbeitet perfekt. Die Farbwiedergabe ist auf die visuelle Wahrnehmung abgestimmt, aber messtechnisch noch akzeptabel. Die Farbsättigung ist geringfügig höher als in der Vorlage und sehr konstant im gemessenen Bereich bis ISO 3.200. Die Bilder wirken aber nicht bunt.

Fazit

Die Nikon Z30 ist für 799 Euro lieferbar, es gibt diverse Kits mit Z DX Nikkoren und diversem Zubehör für Vlogger und Youtuber. An diese Zielgruppen richtet sich die Z30, sie kann aber bei der Fotoqualität voll und ganz überzeugen und präsentiert sich im Fotobereich auf Augenhöhe mit der Z50 und der Z fc. Damit eignet sie sich bestens auch als leichte und kompakte Zweitkamera auf Reisen. Wenn man bereit ist auf den Sucher zu verzichten, erhält man mit der Z30 eine exzellente, vollwertige APS-C-Kamera.

  • PRO
    • Kompakte Bauweise, gute Foto- und Videoqualität
  • KONTRA
    • Kontrastanhebung nicht abschaltbar
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Ursprungsartikel von Dr. Artur Landt

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.