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Nikon Z fc: Retrokamera im Test

Die Nikon Z fc präsentiert sich im Retro-Look der legendären FM2. Technisch ist die Kamera aber sehr modern. FOTOTEST weiß, was sie kann.

Die Nikon Z fc auf einem Hoilztisch neben einem Leder-Notizbuch
© Sony

Fotografierende Zeitgenossen, die Freude an manuellen Einstellungen haben, kommen mit der neuen Nikon Z fc voll auf ihre Kosten. Und fühlen sich in die Zeit zurückversetzt, als Fotografinnen und Fotografen die Zusammenhänge zwischen Blende und Verschlusszeit kennen mussten. Wie 1982, als Nikon die FM2 als voll mechanische analoge Spiegelreflex-Kamera auf den Markt brachte.

  • Auflösung: 20,9 MP
  • Sensortyp: APS-C
  • Crop-Faktor: 1,5
  • Preis: 899 Euro
Die Nikon Z fc schräg von vorne mit ausgefahrenem Objektiv
Mit der Z fc transportiert Nikon die analoge Anmutung der legendären Nikon FM2 ins digitale Zeitalter.

Die Nikon Z fc ist optische Rückbesinnung

Die neue digitale spiegellose Nikon Z fc zeigt durch ihre Formgebung, dass analoge Fotoapparate keine Technikrelikte aus vergangenen, vermeintlich besseren Fotozeiten sind, sondern Werkzeuge, mit denen man sich gerade im Digitalzeitalter auf die Ursprünge der Fotografie besinnen kann. Vielleicht sogar sollte. Die Kamera hat auf der Oberseite ein Verschlusszeitenrad und ein ISO-Rad, beide mit zentralem Entriegelungsknopf. Zudem gibt es das vordere und das hintere Einstellrad sowie das Korrekturrad für die Belichtung. Alle Einstellräder sind aus Aluminium, griffig geriffelt und präzise gerastet (die Rastpunkte sind eindeutig definiert).

Der Gehäuserohling der Nikon ohne Stellräder oder sonstige Anbauten
Das Gehäuse ist aus einer leichten und widerstandsfähigen Magnesium-Legierung und für den harten professionellen Einsatz ausgelegt.

Viel Handarbeit möglich, aber nicht zwingend nötig

Wer mit der Kamera wie ehedem 1982 arbeiten will, ist meistens gut beschäftigt, irgendwelche Kameraeinstellungen per Hand vorzunehmen. Man kann aber mit der Z fc auch voll automatisch arbeiten. Das Verschlusszeitenrad hat eine Automatikposition, und es gibt neben Programm-, Zeit- und Blendenautomatik auch eine Vollautomatik. Das Korrekturrad für die Belichtung hat eine C-Position, in der man die Belichtungskorrektur mit dem Einstellrad eingeben kann. Die ISO-Automatik kann im Kamera-Menü aktiviert werden.

Wertige Retro-Haptik

Das Gehäuse ist aus einer Magnesium-Legierung gefertigt. Die Nikon Z fc hat, wie die FM2, weder Handgriff noch Daumenmulde. Alle Griffflächen sind jedoch rutschfest armiert, so dass man die Kamera sehr gut halten kann. Die Bedienung mit zwei Einstellrädern, Programmwahl-Hebel, konfigurierbaren Bedienelementen, darunter die Taste vorne neben dem Bajonett, ist eine einfache Sache. Die Vierwege-Wippe ist keine optimale Lösung, ein Daumenrad mit Druckfunktionen wäre die zielgruppengerechtere Ausstattung gewesen. Die i-Taste ruft ein Schnell-Menü auf, das man auch individuell konfigurieren kann.

Die Draufsicht auf die Nikon Z fc zeigt die Bedienelemente im Retro-Look
Die Wahlräder mit zentralem Entriegelungsknopf sind griffig geriffelt und rasten präzise ein. Das kleine Display zeigt die Blendenzahl an.

Nikon Z fc: Scharfer Sucher

Der elektronische Sucher mit 2,3 Megapixeln liefert ein scharfes Sucherbild, die Sucheranzeigen oben und unten informieren übersichtlich über die relevanten Einstellungen. Das runde Sucherokular soll an die FM2 erinnern. Der Monitor ist nach oben und unten klappbar, misst 3 Zoll, löst 1.040.000 Pixel auf und hat Touchscreen-Funktionen. Ein kleines alphanumerisches Display auf der Oberseite zeigt die Arbeitsblende an und ist an die FM2 angelehnt. Bei der FM2 ist allerdings hinter dem kleinen Fenster der Bildzähler für den analogen Film untergebracht.

Die Rückseite der Kamera mit dem an die analoge FM2 angelehnten Sucher und dem Testbild im Display
Das runde Sucherokular ist an die Nikon FM2 von 1982 angelehnt. Sehr guter beweglicher Monitor und konfigurierbare Bedienelemente.

Große Objektivauswahl

Die neue Kamera hat das Z-Bajonett der Vollformat-Serie, so dass alle Z-Objektive und über den FTZ-Adapter auch alle F-Objektive angeschlossen werden können. Die Z fc hat keinen Bildstabilisator, aber viele Objektive haben den VR an Bord.

Die Nikon Z Fc mit Objekltiv unbd Objektiv-Adapter, beides schematisch und mit Abstand vor dem Kamera-Body
Mit dem optionalen FTZ-Adapter lassen sich Objektive mit F-Bajonett an die Z-Kameras anschließen. Der Alu-Adapter ist wetterfest abgedichtet.

Das große Z-Bajonett bringt auch für das APS-C-Format Vorteile bei der Ausleuchtung des Bildsensors. Die Nikon Z fc hat einen CMOS-Sensor im APS-C-Format mit 20,9 Megapixeln und einen ISO-Bereich von 100-51.200. Der kann bis auf ISO 204.800 erweitert werden, was aber keinen Sinn macht, denn die Bildqualität ist schon bei ISO 25.600 lausig.

Ansicht von vorne ohne Objektiv mit direktem Blick auf den Sensor
Das große Z-Bajonett eröffnet den Zugang zu allen Z-Objektiven für die Vollformat-Kameras und bietet Vorteile bei der Ausleuchtung des Sensors.

Schneller Autofokus

Der bis -4,5 EV empfindliche Hybrid-AF hat 209 AF-Messfelder mit 90% Bildfeldabdeckung horizontal und vertikal. Die Kamera schafft 11 Bilder pro Sekunden mit AF- und Belichtungsmessung. Die AF-Geschwindigkeit heben wir mit dem Z DX Nikkor 3,5-6,3/16-50 mm VR gemessen. Die Z fc benötigt 0,24 s von unendlich auf 1,5 m (Zoom bei 35 mm, 50 mm KB-Äquivalent). Der Hybrid-AF fokussiert sehr schnell und leise, das Bild springt sofort in die Schärfe. Intelligenter Augen-AF, UHD-Videos 4K/30p, Full-HD-Zeitlupe mit 120p, WiFi und Bluetooth sind weitere Features. Die Z fc hat nur ein SD-Fach im Batteriefach, das UHS-I kompatibel ist.

Jemand hat die Kamera in der Hand und nimmt manuell Einstellungen vor
Wer will, kann die Kamera inklusive des Fokus komplett manuell bedienen. Nötig ist das aber nicht. © Sony

Bildqualität auf hohem Niveau

Die Bildqualität ist im bewerteten Bereich bis ISO 3.200 sehr gut für eine Kamera mit einem APS-C-Sensor mit 20,9 Megapixeln. Die Auflösung ist unerwartet hoch und überschreitet von ISO 100 bis ISO 800 die Nyquist-Frequenz. Das ist die theoretische Maximalauflösung des Sensors. Bei ISO 1.600 sind es noch sehr gute 95% und 89% bei ISO 3.200. Die Auflösung ist auch bei ISO 6.400 und ISO 12.800 noch gut. Von ISO 25.600 raten wir ab, und bei ISO 51.200 ist die Bildqualität einfach nur schlecht. Das Rauschen kann bis ISO 3.200 vollkommen vernachlässigt werden. Die Labormessungen zeigen zwar bei ISO 3.200 einen geringen Kurvenanstieg, aber der ist nicht im visuell kritischen Tonwertbereich.

Der Siemensstern als Testaufnahme
Extrem hohe Auflösung, lilienförmige Interferenzen jenseits der Auflösungsgrenze in der Mitte der Siemenssterne. Kaum störende Artefakte.

Fotos mit großem Kontrastumfang

Die Eingangsdynamik ist sehr gut, die Nikon Z fc kann einen großen Motivkontrast erfassen. Bei ISO 1.600 und 3.200 erreicht die Z fc die volle Ausgangsdynamik. Bei den anderen ISO-Stufen ist die Ausgangsdynamik geringfügig eingeschränkt, so dass Tiefschwarz etwas heller dargestellt wird. Die Kantenschärfung arbeitet sehr effizient und gleichmäßig sowohl in der Höhe als auch in der Fläche. Kantenartefakte sind kaum vorhanden. Da auch eine nicht abschaltbare kamerainterne Kontrastanhebung bei größeren und mittelgroßen Details und Strukturen stattfindet, wird der visuelle Schärfeeindruck in den Bildern deutlich gesteigert. Der automatische Weißabgleich arbeitet perfekt. Die Farbwiedergabe ist auf die visuelle Wahrnehmung abgestimmt, was messtechnisch nicht punkten kann. Die Farbsättigung ist geringfügig höher als in der Vorlage. Die Bilder wirken kraftvoll, aber nicht bunt.

Fazit

Die Nikon Z fc ist nicht nur optisch ein Hingucker. Unter dem Retro-Design verbirgt sich High-Tech mit viel Potenzial für sehr gute Fotos.

  • PRO
    • Wertige Verarbeitung, hochauflösender Sucher.
  • KONTRA
    • Bedienung und Haptik etwas ungewohnt.
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Ursprungsartikel von Dr. Artur Landt

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.