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Honor 70 im Test: Ein Überflieger in der Mittelklasse

Das Honor 70 bietet für 549 Euro viel. Was genau, klärt der Test.

Das Honor 70 steht auf einem Tisch.
© IMTEST

Bis 2020 gehörte der chinesische Smartphone-Fabrikant Honor noch zum ebenfalls chinesischen Tech-Giganten Huawei. Seit rund drei Jahren steht das Unternehmen also schon auf eigenen Füßen. Das bringt einen großen Vorteil mit sich: Honor ist im Gegensatz zu Huawei nicht von einem US-Embargo betroffen, wodurch Google-Dienste – unter anderem der Google Play Store – tabu für die Handys bleiben. Davon profitieren dementsprechend alle Honor-Smartphones – die sich meistens preislich in der Mittelklasse ansiedeln. So auch das Honor 70, welches in Deutschland für 549 Euro angeboten wird. Im Test entpuppte sich das Handy in vielerlei Hinsicht als kleine Überraschung. Worin es sich besonders gut schlägt und wo es noch Luft nach oben gibt, hat IMTEST ermittelt.

Das sind die technischen Daten zum Honor 70 im Überblick.

  • Schönes Design mit abgerundetem Display und schimmernder Glas-Rückseite, bei 178 Gramm
  • Bildschirm mit 6,67 Zoll Diagonale, OLED-Technik, Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixeln, Bildwiederholrate mit bis zu 120 Hertz
  • Hauptkamera: 50 Megapixel 
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 778G Plus
  • Speicher: wahlweise 128 Gigabyte oder 256 GB, nicht erweiterbar
  • Preis: ab 549 Euro


Optik: Schimmerndes Smartphone

Schon beim ersten Auspacken wird deutlich, dass es sich bei dem Honor 70 nicht um ein gewöhnliches Mittelklasse-Smartphone handelt. Das Gehäuse ist schön schlank (7,9 Millimeter) und wertig verarbeitet. Honor setzt dabei auf gehärtetes Glas, wodurch das Smartphone gleichzeitig leicht in der Hand liegt und edel aussieht. Auf die Waage bringt es 178 Gramm. Das 6,67 Zoll große Display ist an den Seiten etwas abgerundet, was durchaus zur schlanken Gestalt passt. Nicht jedermanns Sache ist vermutlich auch die schimmernde Optik der Rückseite. In Silber (getestetes Gerät) strahlen zahlreiche Rauten, wenn sich das Licht am Gehäuse bricht. Dieser schicke Effekt sorgt definitiv für Aufsehen und hebt das Honor 70 von der Konkurrenz aus der Mittelklasse ab. Wer lieber darauf verzichten will, kann das Handy auch in Grün oder Schwarz erwerben. Dann ist das Gehäuse klassisch matt.

Das Honor 70 liegt auf einem Tisch.
© IMTEST

Etwas schade ist, dass das Honor 70 keine Schutzklassen-Zertifizierung hat. Heißt: Das Handy ist nicht sonderlich gut gegen Staub und Wasser geschützt. Da haben Smartphones von Mittbewerbern – beispielsweise die preisgünstige A-Serie von Samsung – die Nase vorn.

Display: Wunderbar flüssig

Das Display ist wie vorhin bereits erwähnt 6,67 Zoll groß, was eine Bildschirmdiagonale von knapp 17 Zentimetern ergibt. Es löst mit 2.440 x 1.080 Pixeln auf und kommt somit auf eine gute Pixeldichte von 397 ppi. Dementsprechend drängeln sich auf einen Zoll rund 397 Bildpunkte, wodurch selbst kleinere Inhalte noch scharf dargestellt werden. Einfache sowie knallige und intensive Farben werden natürlich dargestellt. Wer Bilder betrachtet, wundert sich also nicht über einen giftgrünen Rasen oder eine blasse Landschaft.

Besonders in dieser Preisklasse: Der Bildschirm ist in der Lage, bis zu 120 Bilder in der Sekunde anzuzeigen (Hertz) – was eine sehr flüssige Bedienung ermöglicht. Durch Menüs wischen oder zwischen Apps hin- und herspringen macht dadurch gleich noch mehr Spaß. Auch Videos laufen so noch flüssiger über das Display – vorausgesetzt, sie unterstützen diese Bildwiederholrate.

Etwas schade: In puncto Helligkeit konnte das Honor 70 im Test leider nicht überzeugen. Im Testlabor erreichte das Handy lediglich 571 Candela pro Quadratmeter. Doch keine Panik: Bei Tageslicht und aufgedrehter Helligkeit ließ sich alles noch problemlos ablesen. Kommt gleißender Sonnenschein ins Spiel, können Details jedoch verloren gehen.



Leistung: Willkommen in der Mittelklasse

Unter der Haube gibt der Qualcomm Snapdragon 778G Plus den Takt an. Hier macht sich die Herkunft aus der Mittelklasse bemerkbar. Im Leistungsmessprogramm Geekbench 5 erreichte das Honor 70 2760 Punkte. Das ist immer noch ein “gutes” Ergebnis und siedelt sich dicht neben Mitbewerbern an. Zum Vergleich: Das 100 Euro günstigere Google Pixel 6a erreichte im gleichen Testverfahren 2.889 Punkte.

Der in den Prozessor eingebaute Grafikchip kann mit dem Pendant des Suchmaschinen-Riesen jedoch nicht mithalten. Während das Honor 70 im Testprogramm 3DMark Sling Shot Extreme auf 4.823 Punkte kam, erreichte das Google Pixel 6a den Maximalwert. Grafisch aufwendigere Spiele – beispielsweise “Genshin Impact” – stellen für das China-Smartphone also durchaus eine Herausforderung dar. Wer jedoch nur rudimentäre Anwendungen – wie WhatsApp oder Browser a la Google Chrome – nutzt, muss sich keine Gedanken machen.

Spitze ist hingegen das verbaute WLAN-Modul. Über WiFi 6 ist man mit dem Honor 70 schnell im Internet unterwegs. Außerdem ist das Handy 5G- und LTE-fähig.

Bedienung: Honor geht seinen eigenen Weg

Als Betriebssystem dient ab Werk Honors Eigenkreation Magic UI 6.1, das Android 12 ähnelt. Wie eingangs bereits erwähnt, hat man darüber nicht nur Zugriff auf den Honor-Store, sondern auch auf den Google Play Store. Alle gängigen Apps lassen sich so bequem auf das Telefon laden. Anonsten ist die Android-Basis an allen Ecken und Enden spürbar. Von Symbolen, über Wischgesten bis hin zu Einstellungen – wer schon mal ein Android-Handy besessen hat, wird sich hier sofort wohlfühlen.

Magic UI 6.1: Die starke Android-Basis sorgt für Übersichtlichkeit. © IMTEST

Kamera: Starke Hauptkamera

Ein weiteres Highlight des Honor 70 markiert die Hauptkamera. Die Linse knipst Bilder mit 50 Megapixel – und die Aufnahmen sind für ein Mittelklasse-Smartphone erstaunlich gut. Bei Tageslicht zeichnen sich die Bilder durch eine sehr hohe Detailauflösung aus und eine gute Bilddynamik aus. Heißt: Selbst feine Details wie Häuserfassaden sind noch klar erkennbar. Dunkle und helle Bildbereiche zeichnen sich durch hohen Detailreichtum aus – was besonders bei HDR-Inhalten zur Geltung kommt. Videos kann man in 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen.

Häuserfassaden, Wasser, Flaggen: All das sieht auf Aufnahmen, die mit der Hauptkamera geschossen wurden, natürlich aus.

Bei vierfachem Zoom gehen Details logischerweise verloren. Dennoch hält sich das Bildrauschen in Grenzen und die Farbwiedergabe bewegt sich auf einem “guten” Niveau. Jedoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass feinere Details beim Zoomen verloren gehen.

Geschossene Selfies mit der 13 Megapixel starken Frontkamera sehen da schon besser aus. Nur muss hier unbedingt das Licht stimmen, sonst gehen Objekte auf dem Foto vor lauter Bildrauschen leider unter.

Eine Möwe sitzt auf einem Steg am Wasser.
Bloß nicht zu nah ran: Eine Möwe lässt sich mit dem Vierfach-Zoom gut einfangen. © IMTEST

Akku: Honors Kraftpaket

Im Akku-Test setzt sich das Überflieger-Image des Honor 70 fort. Bei permanenter Videowiedergabe und gleichbleibender Helligkeit von 300 Candela pro Quadratmeter ging das Smartphone im vollgeladenen Zustand erst nach zehn Stunden und 17 Minuten aus. Danach mussten die Tester jedoch Geduld mitbringen. Erst nach zwei Stunden war das Smartphone wieder komplett voll. Induktives Laden wird leider nicht unterstützt.



Fazit

Das Honor 70 gehört preislich zwar in die Mittelklasse, bricht in vielerlei Hinsicht jedoch nach oben aus. Das Display ist eines der Highlights, denn besonders eine Bildwiederholrate von 120 Hertz ist in diesem Preisbereich eher untypisch. Und auch die Hauptkamera knipst erstaunlich gute Bilder – Detailreichtum und Kontrast bewegen sich auf einem hohen Niveau. Durch den starken Akku muss man sich auch nicht immer panisch um die nächste Steckdose Gedanken machen. Diesen Höhenflug kann das Smartphone bei der Leistung nicht ganz halten. Der Prozessor ist ganz klar in der Mittelklasse angesiedelt. Dennoch: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier stimmig.

  • PRO
    • Lange Akkulaufzeit, tolles Display mit 120 Hertz Bildwiederholrate, gute Hauptkamera, die detailreiche Aufnahmen schießt.
  • KONTRA
    • kein induktives Laden, etwas lange Ladedauer.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,2

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Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.