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Kompaktkameras im Test: Alles dabei für gute Fotos

Lohnt sich die ­Investition in eine neue Kompaktkamera?

Kompaktkameras verschiedener Hersteller auf weißem Grund.
© Hersteller

Nicht jeder, der gute Fotos machen möchte, ist unbedingt darauf erpicht, mit Fototasche und Wechselobjektiven aus dem Haus zu gehen. Natürlich ist unstrittig, dass man maximal flexibel ist, wenn Kamerabody und Optik getrennt und austauschbar sind. Aber diese Art des Fotografierens ist eben auch immer mit einem gewissen Aufwand verbunden. Die Alternative ist eine Kompaktkamera. Hier gibt es einmal die wirklich kompakten Kameras, aber auch die Bridge-Kameras mit hohen Brennweiten und festem Objektiv laufen unter dem Begriff „Kompaktkamera“. Spannend sind die Geräte alle.

Die Olympus Tpuch in einem Aquarium
Zwar kann man mit der Touch nicht tief tauchen, aber zum Schnorcheln oder für originelle Fotos aus dem Aquarium eignet sie sich perfekt

Kompaktkameras: Alles aus einem Guss

Wem bei Kompaktkameras die kleinen mehr oder weniger bunten Knipsen in den Sinn kommen, die noch vor einigen Jahren zuhauf in den Regalen der Elektronikmärkte und Fotogeschäfte lagen, der sollte umdenken. Denn die sind längst von leistungsfähigen Smartphones abgelöst worden. Was es allerdings nach wie vor gibt, sind hochwertige Kameras mit fest verbauter Optik für die unterschiedlichsten fotografischen Ansprüche. So ist etwa die Olympus Tough, wie der Name vermuten lässt, robust und wasserdicht. Die Fujifilm X100V wiederum ist moderne Technik, in den hochwertigen Retro-Look einer klassischen, lichtstarken Sucherkamera verpackt. Auch Leica punktet mit Wertigkeit bei nostalgischer Anmutung, deckt aber wie Nikon oder Sony auch mit  Bridge-Kameras einen gigantischen Brennweitenbereich ab. Canon wiederum rückt die Vlogging-Qualitäten der Powershot G7 in den Vordergrund. Bleibt nur die Frage, ob alle diese Kameras denen mit Wechselobjektiven auch bei der Bildqualität ebenbürtig sind oder ob man doch zu viele Kompromisse eingehen muss.

Die Sache mit dem Gewicht

Dass eine Kompaktkamera deutliche Gewichtsvorteile bringt, lässt sich für drei Nicht-Bridge-Modelle klar beantworten: für die Powershot (330 g), die RX100 (300 g) und die Tough (250 g). Canon und Olympus bieten einen nahezu identischen und recht ordentlichen Brennweitenbereich von 24 bis 100 mm bzw. 25 bis 100 mm. Sonys Fotozwerg schafft sogar 24 bis 200 mm. Die Canon ist dabei etwas lichtstärker, aber unterm Strich sind alle drei Kameras tatsächlich sehr handliche Begleiter in der Gewichtsklasse eines Smartphones. Das wiederum trifft auf die Fujifilm X100V überhaupt nicht zu. Sie ist größer als so manche Systemkamera und mit fast 490 Gramm auch ähnlich schwer. Sie bietet auch nur eine Brennweite, und zwar 35 mm bei einer Blende von 2,0. Das qualifiziert sie zum Beispiel für Porträts, Architektur- oder Modefotografie.

Wer allerdings im Urlaub Robben auf der Sandbank groß ins Bild holen möchte, kommt zumindest ohne den optionalen TCL-Konverter nicht weiter. Der bringt zusätzliche 180 g auf die Waage. Anders verhält es sich dann allerdings mit den Bridge-Kameras. Die wiegen zwar durchweg 1.000 g und mehr, bieten aber auch Brennweiten, bei denen ansonsten die Objektive schon mit etlichen Kilos zu Buche schlagen. Hier hat man auf jeden Fall einen Gewichtsvorteil. Dennoch sind gerade die großen Bridge-Kameras nur bedingt handlich, geschweige denn kompakt. Außerdem darf man nicht aus den Augen verlieren, dass bei Brennweiten von mehr als 300 mm das Fotografieren aus der Hand kaum noch machbar ist. Hier muss dann ein Stativ mit ins Gepäck. Das wäre aber auch bei einer Systemkamera so.

Die Leica V-Lux mit 400 mm Brennweite im Vergleich zu einer Systemkamera mit 400 mm-Objektiv. Die Leica ist kleiner.
Im Vergleich kompakt: Die Leica V-Lux mit 400 mm Brennweite (l.) im Vergleich zu einer Systemkamera mit 400 mm-Objektiv.

Haptik und Handling der Kompaktkameras

Die Kameras sind durchweg wertig und gut verarbeitet. Wer allerdings bei Canon die Robustheit früherer Powershot-G-Modelle erwartet, wird enttäuscht. Die G7 Mark III ist zwar kleiner und leichter als ihre Vorgänger. Aber das wird eben auch mit einem Mehr an Plastik erkauft. Zudem ist G7 nicht unbedingt ideal für Menschen mit großen Händen, weil sie schon fast zu filigran wirkt. Das trifft gleichermaßen auf die RX100 zu. Davon abgesehen sind beide Modelle aber gut bedienbar, wozu auch jeweils das Touch-Display beiträgt. Ein Sucher allerdings fehlt der Power­shot aber ebenso wie der Olympus Tough. Bei der kleinen Sony kann er ausgeklappt werden. Alle anderen Kameras haben den Sucher fest integriert, mit Ausnahme der Fujifilm handelt es sich dabei immer um elektronische Ausführungen. Die edle Retrokamera wiederum besitzt einen Hybrid-Sucher, also eine optische Variante, über die wie bei einem Head-up-Display Informationen geblendet werden können.

Ansonsten hat die X100V genau wie die Leica D-Lux von der Bedienung her die klassischen Fotoparameter, also Blende und Belichtungszeit, in den Vordergrund gerückt. Wie bei früheren Analog-Modellen werden hier über ein Stellrad die Belichtungszeiten direkt vorgewählt; die Blendenöffnung wählt man mittels des Objektivrings. Aber keine Sorge: Die Kameras bieten auch einen Automatikmodus. Die Fujifilm verzichtet als einziges Modell im Test auf eine Einstellwippe, die manche Hersteller auch noch mit einem Drehrad kombinieren. Dafür gibt es hier einen kleinen Joystick. Alle anderen Kameras sind von der grundsätzlichen Bedienung sehr ähnlich.

Die Sony RX100 mit ausgeklapptem Sucher
Trotzdem sie die kleinste Kamera im Test ist, verfügt die Sony RX100 VII über einen ausfahrbaren ELV-Sucher.

Nikon “Kompaktkameras” im SLR-Fomat

Das gilt selbst für die Coolpix P1000. Die ist, wie schon erwähnt, ein ziemlicher Brocken, steht in ihren Ausmaßen ein Profi-DSLR kaum nach. Die knapp eineinhalb Kilogramm schwere Kamera setzt dann auch schon etwas Kraft voraus, um sie ruhig zu halten. Allerdings ist sie sehr griffig, sodass man sie für einen Schnappschuss sogar mit einer Hand halten kann. Das gilt übrigens für die deutlich kleinere Coolpix P950 auch. Die bietet dann zwar „nur“ eine maximale Brennweite von 2000 statt 3000 Millimeter, ist aber auch gleich mal fast 500 Gramm leichter. Zudem ist das Stativgewinde deutlich besser platziert, das bei der P1000 sehr weit hinten sitzt. Bei voll ausgefahrenem Tubus wirkt dann hier ein 27 cm langer Hebel auf den Stativkopf, was selbst bei einem hochwertigen Stativ das Ausrichten zur Geduldsprobe werden lässt, weil die Kamera immer wieder minimal nach unten zieht.

Die anderen Bridge-Kameras haben zwar auch ein weit zurückliegendes Gewinde, sind aber eben auch kleiner und leichter als die große Nikon. Die Leica V-Lux, die immerhin auch noch die respektable Brennweite von 400 mm bietet, wiegt „nur“ knapp 870 Gramm, ist also für diesen Kameratyp ein relatives Leichtgewicht. Allerdings geht ihr auch das klassische Leica-Finish ab. Sie sticht zumindest vom Aussehen und auch von der Haptik her nicht sonderlich aus den anderen Bridge-Kameras heraus. Dafür ist sie die wahrscheinlich am meisten individualisierbare Kamera; es stehen 13 frei belegbare Funktionstasten zur Verfügung.

Die Nikon Coolpix P1000 mit ausgefarenem Objektiv auf einem Stativ
Die große Coolpix wirkt auf dem Stativ als Hebel. Das macht das exakte Einstellen auf ein Motiv schwer

Fotografische Möglichkeiten

Wie schon erwähnt, ist hier nicht von irgendwelchen Knipskisten die Rede, sondern von Kompaktkameras, die durchweg auch hohe fotografische Ansprüche befriedigen wollen. Entsprechend bieten die Geräte durchweg eine Vielzahl von Einstelloptionen und Möglichkeiten der manuellen Bedienung. Die Olympus Tough allerdings verzichtet auf eine Blendenautomatik und die komplett manuelle gleichzeitige Einstellbarkeit von Blende und Belichtungszeit. Lediglich eine Blendenvorwahl ist möglich. Die anderen Kameras bieten das volle Programm, wenngleich mitunter für viele wohl etwas gewöhnungsbedürftig einzustellen, wie bei der Fujifilm und der Leica D-Lux 7. Die beiden orientieren sich sehr an klassischen analogen Sucherkameras, bei denen etwa die Belichtungszeit über ein Stellrad festgelegt wird. Das Spiel mit Blende und Belichtungszeit allerdings ist sozusagen die Pflicht, die Kür reicht bei allen neun Kameras weit darüber hinaus.

Die Kameras von Fujifilm und Leica in der Draufsicht
Bedienung wie in alten Zeiten: D-Lux 7 und X100V besitzen ein Rad für Belichtungszeitvorwahl, die passende Blende wird am Objektiv eingestellt.

Bildverarbeitung beeinflussen

Für den ambitionierten Fotografen ist es unter Umständen wichtig, beeinflussen zu können, wie der Bildprozessor die Aufnahmen verarbeitet. So können die Kameras etwa von sich aus Rauschen reduzieren, Spitzlichter entfernen oder aber auch die Dynamik einer Aufnahme verändern. Ob und in welchen Maß solche Eingriffe erfolgen, kann man bei allen Kameras konfigurieren. In der Regel geht das allerdings nur in den klassischen Foto-Modi, also bei der Programm-, der Zeit- und der Blendenautomatik sowie im voll manuellen Betrieb. Die Vollautomatiken lassen deutlich weniger Einstellungen zu; hier „denken“ dann durchweg die Kameras mehr, als sich der Bediener um irgendwelche Einstellungen kümmern muss. Man kann dann zwar im Anschluss auch die Bildbearbeitung am Rechner auf die Aufnahmen loslassen, aber es hat eben auch Vorteile, die Kamera bestimmte Arbeiten in Sachen Bildverarbeitung machen zu lassen.

Wichtig zu wissen: Die Einstellungen beeinflussen in aller Regel nur die im JPEG-Format gespeicherten Fotos, nicht aber die RAW-Daten, die alle getesteten Kameras ebenfalls aufnehmen können. Diese werden tatsächlich nur durch die fotografischen Parameter wie Blende, Belichtungszeit oder aber auch den eingestellten ISO-Wert verändert. Nur ist eben für die Rohdaten anschließend noch eine „Entwicklung“ am Rechner nötig, was auch die entsprechende Software voraussetzt. Für die schnelllebige Social-Media-Welt ist das ein recht umständlicher Prozess, zumal eben längst nicht jeder ständig das Notebook oder gar den Desktop-Computer zur Hand hat.



Filter, Szenen etc. bei Kompaktkameras

Bislang klingt das alles recht kompliziert und vor allem nach Handwerkszeug für mehr oder weniger erfahrene Fotografen. Allerdings können sämtliche Kameras auch mit allerhand Motivprogrammen und/oder Filtern aufwarten. Einzig die Fujifilm ist hier etwas reduziert, wobei sich auch hier digitale Effekte für verschiedene „Filmtypen“ einstellen lassen. Die anderen Kameras bieten hier mehr vorgegebene Settings etwa für Sport- oder Nachtaufnahmen, aber eben auch für Landschaften oder Lebensmittel. Und bei der Olympus gibt es eben auch noch das Extraprogramm für diverse Arten von Unterwasseraufnahmen. Mindestens ebenso spannend allerdings sind die Filtereffekte. Sie erlauben typische Effekte, wie man sie zum Beispiel von Instagram kennt. Also etwa eine beabsichtigte Vignettierung, eine starke Weichzeichnung oder ein Retro-Look.

Manche Puristen werden hier die Nase rümpfen, aber professionell fotografieren kann eben in der heutigen Zeit auch bedeuten, dass man die Bildsprache bedient, mit der im Netz Geld verdient wird. Zumal es für alle Kameras Smartphone-Apps gibt, die mindestens der drahtlosen Bildübertragung von der Kamera aufs Handy dienen, von wo die Aufnahmen entsprechend weitergepostet werden können. Es ist in diesem Kontext eben auch nicht von der Hand zu weisen, dass gerade die kompakten Kameras hier in direktem Wettbewerb mit den Smartphones und deren Foto-Apps stehen, die eine Vielzahl von Kreativoptionen bieten, die mit Fotografie herzlich wenig zu tun haben. Aber genau diese Kreativ-Apps beherrschen eben Insta, TikTok und Co. Allerdings geht dann keine der Kameras im Test so weit, dass sie blinkende Herzchen oder kleine Einhörner zu den Fotos hinzufügt. Selbst plüschige Rahmen, früher bei kleinen Digitalknipsen gar nicht so selten, sucht man hier vergebens.

Die Canon Powershot, bei der der Fotograf über das Touch-Display fokussiert.
Fokuusieren und Auslösen mittels Touchdispaly, hier bei Canon: Einfacher geht es kaum.

Kompaktkameras: Die Optik macht es

Trotz besagter Effekte bleiben also alle Kameras sozusagen seriöse Fotoapparate, die allerdings auch als Videokamera nutzbar sind. Und die haben gegenüber den Smartphones eine ganz wesentliche Stärke. Und zwar die Optik. Das betrifft in erster Linie die Größe der Objektive, aber eben auch die Brennweiten. Hier fällt die Fujifilm mit ihren 35 mm Festbrennweite zwar etwas aus dem Rahmen, aber dennoch besticht das lichtstarke Linsensystem durch seine hohe Güte und ausgemachte Bildschärfe. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass man mit einer fixen Brennweite anders fotografieren muss, als wenn man, wie bei der Cool­pix P1000, die Fühler eines Marienkäfers in 450 Metern Entfernung heranzoomen kann. Insofern ist die Fujifilm vielleicht die „fotografischste“ aller Kameras hier. Bei den anderen Kameras muss man sich zunächst festlegen, wie nötig man eine hohe Brennweite braucht. Zwar ist auch die kleine Sony RX100 mit 200 mm schon ganz gut unterwegs, aber sie deckt letztlich ein recht konventionelles Spektrum ab. Das allerdings bei einer beeindruckend geringen Baugröße und gleichzeitig hoher Lichtstärke. Das wird zwar letztlich durch einen recht hohen Crop-Faktor ermöglicht, aber am Ende zählt auch, wie viel Licht auf den Sensor fallen kann. Und das passt nicht nur bei der Sony. Bei der Leica D-Lux 7 und auch bei der Canon Powershot bewegt man sich in Sachen Lichtstärke noch mehr in der fotografischen Oberklasse.

Der Vergleich zum Smartphone

Was das im Klartext bedeutet, verdeutlicht die Tatsache, dass mit Ausnahme der Olympus alle Kompaktkameras mit mindestens 250 Linienpaaren pro Zentimeter mehr auflösen als das iPhone 14 Pro, das als Fotoinstanz unter den Smartphones gilt. Die Canon schafft mit 1.925 Linienpaaren zumindest in der Bildmitte sogar über 400 Linienpaare mehr als das iPhone (1.512). Allerdings gibt es bei der Powershot einen deutlichen Abfall zum Rand hin, und auch im Zoombereich nimmt die Auflösung deutlich ab. Verglichen selbst mit guten Smartphones, die oft gar keinen optischen Zoom besitzen, brilliert die G7 X aber immer noch. Und selbst die Olympus, in Sachen Auflösung die schwächste Kamera im Test, kommt beim Zoom deutlich besser weg als das Smartphone. Das gilt übrigens auch durchweg für den Signal-Rausch-Abstand. Die Digitalkameras haben alle eine sehr viel besseres Signalerfassung als das Smartphone. Bei den Bridge-Kameras ist das nicht anders. Die sind zwar bei der größtmöglichen Blendenöffnung bei kleiner Brennweite nicht ganz so gut aufgestellt wie die Kompakten, trotzdem stehen sie den kleineren Modellen bei Auflösung und Signalverarbeitung durchweg kaum nach. Das gilt auch für die höheren Brennweiten; die Auflösungen bleiben hier recht konstant.

Bridge-Kameras auf guten Niveau

Im Vergleich zu Systemkameras mit Wechseloptik bewegen sich die großen Kompakten auf dem Niveau der Megazooms im Bereich zwischen etwa 500 und 1.000 Euro, was die Auflösung betrifft, stehen aber, wie schon erwähnt, gewichtsmäßig sehr viel besser dar. Und keine der vier Kameras hat mit deutlich schwächeren Auflösungen am Bildrand zu kämpfen, was dagegen bei manchen preiswerteren Wechselzooms durchaus der Fall ist. Entsprechend ist für alle, die definitiv wissen, dass sie keine Lust auf häufige Objektivwechsel haben, eine Bridge-Kamera eine gute Lösung.

Es gehört allerdings auch zur Wahrheit, dass diese Art von Kompaktkamera gegenüber einer Systemkamera oder DSLR mit hochwertigen Objektiven zumindest rein messtechnisch einen Kompromiss zugunsten höherer Mobilität und letztlich auch zugunsten eines relativ günstigen Preises darstellt. Denn selbst für den Gegenwert der teuersten Kamera im Testfeld, der Sony RX10, gibt es keine Kamera auf diesem Ausstattungsniveau inklusive passenden Megazooms bis 600 mm Brennweite. Zumal man hier in der Regel dann auch nicht mit einem Objektiv auskommt: Von Sony, um bei dem Beispiel zu bleiben, gibt es kein Wechselobjektiv von 24 bis 600 mm (oder 16 bis 400 mm, wenn man es bei einer APS-C-Kamera mit Crop-Faktor 1,5 nutzt). Bei den beiden Nikons, die ja praktisch mit Preisen unter bzw. nur knapp über 1.000 Euro echte Schnäppchen sind, erschließt sich der Sinn solcher Kameras trotz gewisser Abstriche an Auflösung und Co. noch viel mehr: Ein 800-mm-Objektiv schlägt bei Nikon mit über 7.000 Euro zu Buche. Zumal eben auch selbst bei den 3.000 mm Brennweite der P1000 noch wirklich gute Fotos herauskommen.

Draufsicht auf dfei Sony RX10 mit LC-Diplay, dass die aktullenen Einstelungen zeigt
Praktisch: Sonys RX10 hat ein zusätzliches LC-Display, das die wichtigsten Einstellungen in der Draufsicht zeigt.

Zubehör als Kompaktkamera-Kaufgrund?

Der Vorteil der Kompaktkameras ist gleichzeitig auch ein Nachteil. Das in sich geschlossene System bietet vermeintlich kaum Aufrüstoptionen. Nun ist zumindest bei den Bridge-Kameras das Erweitern der Optik auch nicht nötig. Bei den kleinen allerdings könnte man vielleicht manchmal doch mehr Brennweite gebrauchen. Das stellt bei Fujifilm und Olympus auch kein Problem dar. Für beide Kameras gibt es sowohl Tele- als auch Weitwinkelaufsätze. Für die Tough ist auch noch ein Blitzdiffusor erhältlich, bei der Xl00V lässt sich ein Aufsteckblitz nutzen. Mit Ausnahme der beiden kleinsten Kameras, der Powershot und der RX100, können auch alle anderen Modelle um Aufsteckblitze erweitert werden. Bei Canon und Sony muss man eine Blitzschiene verwenden und den externen Blitz im Slave-Modus betreiben, sofern man mehr Ausleuchtung benötig als die eingebauten Blitze ermöglichen können. Darüber hinaus besitzen die meisten Kameras ein Filtergewinde. Ausnahmen sind auch die kleine Canon und die kleine Sony. Insgesamt stehen damit – vom Wechselobjektiv einmal abgesehen – die meisten Kompakten den Systemkameras nicht sonderlich nach.

Die Leica D-Lux mit optionalem, aber demontiertem Zusatzhandgriff
Wem die Leica Digilux zu klein ist, der kann einen Zusatzgriff montieren. Der allerdings kostet rund 100 Euro extra.

Ohne App geht es nicht

Alle Hersteller bieten Apps für ihre Kameras an. Die Kameras selbst können alle per WLAN und Bluetooth mit einem Smartphone oder Tablet kommunizieren. Von dort können sie dann auch mit besagten Apps fernbedient werden. Das klappt im Test auch leidlich gut, wobei in vielen Fällen die Live-Vorschau recht lange für den Aufbau benötigt und auch nicht immer ruckelfrei ist. Die Apps sollen allerdings auch dem Datentransfer dienen. Leider sind alle Kameras hinsichtlich ihres WLANs dazu eigentlich nicht gut aufgestellt. Keines der Modelle verfügt über WLAN nach 802.11ac-Standard; es ist maximal 802.11 b/g/n an Bord, bei den beiden Nikons sogar nur b/g. Langsamer Datentransfer und auch Verbindungsabbrüche sind hier leider programmiert. Entsprechend mittelmäßig bis schlecht fallen auch die Bewertungen sämtlicher Apps in den jeweiligen Stores aus. Am Ende ist das Datenkabel oder der SD-Kartenleser die bessere Option, will man größere Bildermengen übertragen. Und auch das Fernauslösen funktioniert mit einem Funkauslöser ggf. zuverlässiger. Bei der großen Sony und der Fujifilm geht es übrigens auch noch auf die ganz altmodische Art. Beide Kameras besitzen im Auslöseknopf ein Gewinde für einen mechanischen Drahtauslöser oder auch einen pneumatischen Auslöser.

Video ist bei Kompaktkameras an Bord

Lange Zeit war bei Fotokameras die Videofunktionalität so eine Art Stiefkind. Kameras konnten filmen, aber das war eher eine Art zusätzliches Feature als Kernfunktion. Inzwischen ist das deutlich anders, auch wenn einige Puristen immer noch zwischen Video- und Fotokamera trennen. Die Hersteller jedoch bewerben offensiv die Fähigkeit ihrer Geräte, auch Bewegtbilder in erstklassiger Qualität aufzuzeichnen. Dabei gehört 4K längst zum guten Ton, aber die Kameras können oft viel mehr. Und: Die Videofunktionalität kann auch bei Kompaktkameras durchaus ein Kaufargument sein. Vielleicht ist sie für den einen oder anderen sogar der vorrangige Kaufgrund. In jedem Fall müssen sich selbst die kleinen Kompakten in Sachen Videoqualität nicht verstecken, schon gar nicht hinter Smartphones. Denn alle Kameras im Feld haben viel zu gute Sensoren, leistungsfähige Belichtungs- und Fokusmessung sowie gute Optiken. Hinzu kommt die Möglichkeit, dank des Zooms sehr viel gestalterischen Spielraum zu haben.

YouTuber und Vlogger

Der Umstand, dass Kameras oftmals gerade wegen ihrer Videofähigkeiten gekauft werden, ist nicht zuletzt den sozialen Medien geschuldet. Viele YouTuber und Video-Blogger setzen auf die filmischen Fähigkeiten, die gerade Bridge-Kameras bieten. Die sind optisch äußerst leistungsfähig und ermöglichen jederzeit eben auch erstklassige Fotos. Betätigt man beispielsweise bei einer Kamera wie der Sony RX10 IV während des Filmens den Fotoauslöser, nimmt sie ein Standbild auf. Da viele Beiträge auf Facebook, Instagram und Co. ein Mix aus Stand- und Bewegtbild sind, ist das ideal. Zudem lassen sich entsprechende Fotos dann auch noch anderweitig nutzen, etwa für werbliche Aktivitäten.

Die Sony RX100 mit montierter Schiene und Ringlicht.
Mit einer Zubehörschien kann bei der kleinen Sony vom Ringlicht bis zum Mikrofon viele Videozubehör genutzt werden.

Streaming mit Kompaktkameras

Alle Hersteller bieten die Möglichkeit, die Kameras auch als „Webcam“ zu nutzen. Was eigentlich völlig trivial klingt, war lange nicht selbstverständlich. Aber die Funktion hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Hier geht es allerdings nicht darum, ein wenig mit Oma und Opa zu chatten, sondern um die Bereich Videokonferenzen und Streaming. Dabei bietet nicht nur der teils große Zoombereich der kompakten Kameras enorme Vorteile, sondern auch die Möglichkeit, mit einem externen Mikrofon zu arbeiten. Das allerdings ist nicht bei allen Modellen vorgesehen. Die wasserdichte Olympus hat aus naheliegenden Gründen keine entsprechende Buchse. Und bei der Leica D-Lux 7 sucht man einen Klinkenanschluss ebenfalls vergeblich. Die kleinen Exemplare wie die Canon Powershot G7 oder die Sony RX100 haben in dem Kontext das Pro­blem, dass ihnen ein Blitzschuh fehlt, den man auch als Mikrofonträger nutzen könnte. Hier muss man stattdessen mit einer Schiene arbeiten, die am Stativgewinde montiert wird. Dafür hat man aber eben die Möglichkeit, mit verschiedenen Mikros zu arbeiten, je nach Einsatzszenario. Sonys DSC-RX10 bietet sogar noch die Option, einen Kopfhörer für das Audio-Monitoring anzuschließen. So kann man mithören, wie die Kamera Ton aufzeichnet.

Schwenkbares Display

Gerade für Video-Logging ist ein Display sinnvoll, dass es erlaubt, auch bei Selfie-Aufnahmen den Bildausschnitt zu kontrollieren. Es muss also dreh- bzw. nach vorne schwenkbar sein. Das kann zum Beispiel die Leica D-Lux 7 nicht. Und auch der Olympus Tough fehlt eine solche Schwenkfunktion, was aber daran liegt, dass man das kaum wasserdicht hätte realisieren können. Bei der kleinen Sony RX100 und der Canon Powershot G7 wird der Bildschirm praktisch um 180 Grad nach oben geklappt, was leider bei der Fujifilm nicht funktioniert. Hier ist in der Waagerechten Schluss. Dabei hat das Konzept von Sony und Canon gegenüber den seitlich auszuklappenden Displays den Vorteil, dass man immer in Richtung der Kamera blickt und die Augen nicht nach rechts abschweifen. Vor allem bei den großen Bridge-Kameras passiert das gerne, weil man wirklich aktiv an dem Objektiv-Tubus vorbeischauen muss, will man das Bild kontrollieren.

Kameras von Leica und Sony mit ausgeklappten Displays.
Dreh- oder schwenkbare Displays erlauben komfortables Fotografieren auch aus ungewöhnlichen Perspektiven.

Aufs Gewicht achten

Während man beim Fotografieren bis zu einem gewissen Grad von schwereren Kameras profitiert, weil sie einfach satter in der Hand liegen, wird das Gewicht bei Videos schnell zum Problem. Vor allem wenn man die Kamera aus der Hand für Selfie-Aufnahmen nutzen möchte. Die Cool­pix P1000 etwa mit einem Videohandgriff zu nutzen ist mehr als schwierig. Die große Kamera hat den Drang, immer in irgendeine Richtung wegzukippen.

Fernbedienbarkeit der Kompaktkameras

Wer sich beispielsweise als YouTuber selbst vor die Kamera stellt, profitiert von der Fernbedienbarkeit der Kameras. Die kann bei allen Kompaktmodellen aus dem Test per App realisiert werden, funktioniert aber nicht immer zuverlässig und mitunter auch nicht ohne Verzögerung. Alternativ besteht die Option, Hardware-Fernbedienungen zu nutzen, die in der Regel per Bluetooth mit der Kamera kommunizieren. Aber so besteht dann auch die Möglichkeit, vom Gesicht in die Totale zu zoomen, ohne den Standort verlassen zu müssen. Ganz nebenbei ist die Fernbedienung auch beim Fotografieren durchaus hilfreich, etwa wenn man senkrecht von oben zum Beispiel Tellerbilder machen möchte.

App-Screenshot einer Kamera-App mit Livebild
Die Fernbedienung mittels Apps liefert auch das Livebild auf das Smartphone. Das ist sehr praktisch bei Teleaufnahmen. Selfies oder Langzeitbelichtung

Fazit

Der Test zeigt sehr deutlich, dass mehr oder weniger kompakte Kameras auch in Zeiten von guten fotofähigen Smartphones und kleinen Systemkameras durchaus noch ihre Berechtigung haben. Sie sind einerseits für all diejenigen spannend, deren fotografischen Ansprüche von iPhone und Co. nicht (mehr) erfüllt werden. Und das kann durchaus sehr schnell gehen, wenn man alleine schon im Urlaub hin und wieder eine vernünftige Zoomoptik vermisst. Trotzdem will man sich vielleicht ein Stück Einfachheit und Kompaktheit des Smartphones erhalten, weshalb hier die kleinen kompakten Modelle in jedem Fall den Königsweg darstellen. Umgekehrt gibt es aber eben auch Fotografen, die hin und wieder auf ihre umfangreiche Ausrüstung verzichten wollen oder müssen, aber dennoch eine Kamera mit hohem fotografischen Potenzial suchen. Hier kommen dann die Bridge-Kameras ins Spiel, deren hohe Brennweiten ein breites Feld an Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Dabei sind sie aber eben noch so handlich, dass sie beim Bergwandern oder der Radtour noch einen Platz im Rucksack oder einer Packtasche finden.

Wie schon erwähnt, bewegen sich alle Kameras dabei auf einem guten Niveau, nicht zuletzt, was die Qualität der Aufnahmen angeht. Naturgemäß können sie hier nicht mit den Systemkameras oder DSLRs der Oberklasse mithalten, vor die man ein mehrere Tausend Euro teures Highend-Objektiv mit konstant hoher Lichtstärke schraubt. Ob man vor dem Hintergrund eine Kompaktkamera als Kompromiss empfindet, hängt zweifellos von den eigenen Ansprüchen ab. Die meisten dürften das eher nicht so sehen, denn den Systemkamera-/DSLR-Kits, die sich auch preislich im Bereich der Kompaktkameras bewegen, begegnen die hier getesteten Modelle eher auf Augenhöhe.

Den kompletten Vergleichstest, samt aller Testnoten und Detail-Ergebnisse, können Sie hier als PDF ganz einfach herunterladen:

Blauer Kaufbutton mit Einkaufswagen: Detaillierten Text hier freischalten
Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.