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Neuer Streaming-Dienst: Krimirausch im Test

Seit Anfang Mai gibt es für Krimi-Fans das neue Angebot Krimirausch. IMTEST nimmt den Streaming-Dienst unter die Lupe.

Krimirausch der neue Streaming Dienst
© © ZDF / Krimirausch

Der Genre-Streaming-Dienst Krimirausch

Deutschland ist Krimi-Land! Diese unumstößliche Tatsache lässt sich jeden Tag in den Programmen der TV-Sender problemlos überprüfen. Und auch bei den Streaming-Portalen steht die Verbrecherjagd oder Geschichten von oder über Gangster hoch im Kurs. Gegen einen Krimi hat kein anderes Genre in Deutschland eine Chance und gegen die Einschaltquoten des ARD-Flaggschiffs „Tatort“ kann höchstens noch eine Fußball-WM ankommen. Diesen Umstand möchte sich jetzt der neue Streaming-Dienst „Krimirausch“ zunutze machen. Das neue Angebot enthält ausschließlich Krimis.

Krimirausch auf einen Blick

Der neue Streaming-Dienst hat noch ein überschaubares Angebot. Darüber hinaus: Was erwartet die Nutzer bei Krimirausch? Hier ein Überblick:

  • Verfügbar auf TV, Smartphone, PC
  • HD im Angebot für bestimmte Inhalte
  • Surround-Ton teilweise im Angebot
  • Inhalte nur auf Deutsch
  • Kostenlose Probezeit von 7 Tagen

Viel Retrocharme, wenig Neues

Vor allem älteren Semestern dürfte beim Anblick der Startseite von Krimirausch das Herz aufgehen, denn neben halbwegs aktuellen Serien wie „Marie Brand“ (seit 2008 und noch im Dienst) oder „Professor T.“ finden sich hier auch Serien wie „Derrick“, „Der Alte“ oder sogar „Der Kommissar“. Also alles Programme, die 30, 40 oder sogar schon 50 Jahre alt sind! Gut 50 Krimiserien mit etwa 2000 Episoden stehen dem Nutzer zum Start des neuen Streaming-Dienstes zur Verfügung. Momentan wirkt das Portfolio noch wie eine Retro-Mediathek des ZDF.

Der Alte bei Krimirausch
Retro-Charme pur: Siegfried Lowitz war von 1977 bis 1986 insgesamt genau hundert Mal als „Der Alte“ im Einsatz. © © ZDF / Krimirausch

Pläne für das Angebot

Das Angebot soll sich aber nach Angaben der Betreiber zügig vergrößern. Bereits Ende Mai wird mit „Großstadtrevier“ die erste große ARD-Serie den Weg zu Krimirausch finden – mit mehr als 450 Folgen! Noch in diesem Jahr sollen außerdem erste internationale Serien und Filme zum Streaming-Dienst kommen. Dabei wird der Schwerpunkt hier auf britischen und skandinavischen Produktionen liegen. Neben den Eigenproduktionen sind das die Lieblings-Krimiorte der deutschen Zuschauer. Vor allem Ko-Produktionen mit dem ZDF (wie etwa „Tod in Dublin“ oder „Die Purpurnen Flüsse“) stehen im Fokus der Betreiber von Krimirausch.

Marie Brand bei Krimirausch
Mit „Marie Brand“ hat Mariele Millowitsch ihre Krimi-Rolle gefunden. Sie ermittelt seit 2008 und ist nach wie vor regelmäßig im Einsatz. © © ZDF / Krimirausch

Drei Fragen an Krimirausch

Radek Wagner, Geschäftsführer des Betreibers von Krimirausch, hat IMTEST drei Fragen zum neuen Streaming-Dienst beantwortet.

Radek Wagner, Geschäftsführer Krimirausch
Radek WagnerGeschäftsführer der Deutschen Streaming Allianz GmbH, Betreiber von Krimirausch

Natürlich für alle Fans von Krimis. Wir sehen unsere Zielgruppe bei Menschen im Alter von 35 und älter, haben deshalb bereits viele Klassiker deutscher Krimigeschichte im Programm – wie etwa Derrick oder Der Alte. Das wollen wir in den kommenden Monaten deutlich ausbauen. Wir richten uns auch ausdrücklich an Fans europäischer Produktionen, möchten nicht um Serien wie Navy CIS oder Criminal Minds mit anderen Anbietern konkurrieren, sondern uns auf lokaleres Flair konzentrieren.

Noch im Mai werden wir eine der erfolgreichsten deutschen Krimiserien überhaupt anbieten können, das Großstadtrevier. Außerdem sind wir in Gesprächen mit vielen europäischen Sendeanstalten, um beispielweise beliebte britische und skandinavische Serien und Filme zu lizensieren. Dabei suchen wir speziell nach erfolgreichen Formaten, die nicht bereits auf vielen Diensten angeboten werden. Fans von Wallander, Barnaby und Co. sollten uns im Auge haben.

Ich hoffe, dass wir eines Tages die Möglichkeit bekommen, auch die Tatorte der ARD ins Programm aufnehmen zu können. Und ich freue mich darauf, wenn wie beginnen können, auch eigene Serien und Filme zu produzieren. Denn auch eigene Ideen möchten wir gern baldmöglichst umsetzen.

Streaming-Dienst mit erwartbarer Bildqualität

Die Bildqualität der einzelnen Serien und Filme entspricht der Erstausstrahlung. Neuere Produktionen liegen in HD vor, Klassiker wie „Der Kommissar“ gibt es hingegen nur in SD und im 4:3-Format zu sehen – und natürlich in Schwarz-Weiß. Krimirausch hat hier keinerlei Überarbeitungen des Original-Materials vorgenommen. Je nach Sichtweise bekommt der Zuschauer also hier die charmante volle Retro-Packung oder die miese Qualität von damals.

4k-Bilder sucht man bei Krimirausch vergeblich und das wird sich nach Aussage der Betreiber auf absehbare Zeit auch nicht ändern, da der Streaming-Dienst die Sendeversionen der Sender nutzt – und da ist momentan bei HD Schluss. Sollten ARD und ZDF irgendwann in 4k senden, dürfte auch Krimirausch mitziehen – doch das ist bislang Zukunftsmusik.

Trotz allen Retro-Charmes, beim Abspielen geht Krimirausch mit der Zeit. Sowohl auf dem TV-Gerät als auch auf dem Computer, Tablet oder Smartphone lässt sich der Streaming-Dienst nutzen. Zeitgleich ist das Streamen auf zwei Geräten erlaubt, ein Anmeldelimit für Geräte gibt es nicht.

Rosenheim Cops bei Krimirausch
Die „Rosenheim Cops“ jagen schon seit 20 Staffeln Verbrecher, ein Ende ist bislang nicht in Sicht. © © ZDF / Krimirausch

Einfaches Menü

Optisch orientiert sich der Streaming-Dienst ebenfalls an den öffentlich-rechtlichen Vorbildern und wirkt wie eine Mediathek. Das hat den Vorteil, dass sich auch ältere Zuschauer im neuen Umfeld sofort zurechtfinden. Denn die Bedienung ist nicht nur durch Nutzung von Mediatheken gelernt, sondern auch denkbar einfach. Serie suchen, draufklicken und schon läuft sie.

Auch die Suchfunktion läuft tadellos und findet jede der momentan gut 50 Serien sofort. Teile des namens reichen bereits, um fündig zu werden, Tippfehler verzeiht die Suche allerdings nicht. Unter „Darrick“ ist beispielsweise kein Ergebnis zu bekommen. Die heutzutage zum Standard gehörende Merkliste ist bei Krimirausch ebenfalls integriert und einfach zu bedienen.

Startseite von Krimirausch
Matthias Matschke alias „Professor T.“ löst als exzentrisches Genie Kriminalfälle – jetzt auch bei Krimirausch. © © ZDF / Krimirausch

Kleiner Preis für kleines Angebot

Preislich reiht sich Krimirausch im günstigen Bereich ein und kostet 4,99 Euro im Monat. Das ist vergleichbar mit Apple TV+, wobei beide Anbieter komplett unterschiedliche Angebote haben: Apple zeigt ausschließlich Eigenproduktionen in 4k, Krimirausch ausschließlich alte Serien in SD oder HD. Zudem ist der deutsche Streaming-Dienst thematisch deutlich eingeschränkter, dafür besser im Angebot. Am ehesten lässt sich Krimirausch mit einzelnen Amazon Prime-Kanälen vergleichen, die man dazubuchen kann, wie etwa Horrorfilme oder Hollywood-Klassiker. Da die aber nicht allein brauchbar sind, hinkt hier der Preisvergleich, denn zu den Kosten von meist 3,99 Euro kommen noch die Kosten für Prime selbst.

Ein günstiges Jahresabo bietet Krimirausch momentan nicht an, Schnäppchenjäger gehen dennoch nicht leer aus: Der Streaming-Dienst geht immer wieder Kooperationen mit Handelspartnern ein und verteilt die Promo-Codes, die den Monatspreis senken.

Streaming-Dienst mit Probewoche

Auch einen Zeitraum zum kostenlosen Reinschnuppern bietet Krimirausch an. Der ist zwar mit sieben Tagen nicht gerade üppig ausgefallen, aber immerhin darf der potenzielle Nutzer den Streaming-Dienst überhaupt noch testen. Branchenriese Netflix hat eine Probezeit schon vor einer Weile abgeschafft.

Innerhalb diese Woche lässt sich Krimirausch komplett nutzen, es gibt keinerlei Inhalte, die dem Test-Kunden nicht zur Verfügung stehen. Allerdings verlangt der Anbieter bereits für die Testanmeldung eine Kreditkarte, die Kündigung direkt nach Buchung der Probezeit geht aber sehr einfach und ist auch ohne Schikanen oder weitere Abfragen möglich.

FAZIT

Krimirausch ist momentan definitiv nur für Retro-Krimi-Fans oder absolute Vielseher im Krimibereich empfehlenswert, denn viel mehr als eine aufgebohrte ZDF-Mediathek für das Genre ist der Streaming-Dienst zurzeit noch nicht. Aber hier lohnt sich tatsächlich ein regelmäßiger Blick auf kommende Programmerweiterungen, denn die ehrgeizigen Pläne des Anbieters haben das Zeug dazu, Krimirausch in einigen Monaten für viele Krimi-Fans zur echten Alternative zu anderen Diensten zu machen.

  • PRO
    • Günstiges Streaming-Angebot mit Probewoche
  • KONTRA
    • Angebot noch sehr überschaubar, derzeit noch kein 4K

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 3,3

Markus Fiedler

Markus Fiedler ist freier Journalist und Autor, sein Herz schlägt vor allem für den Bereich Entertainment. Er verbringt seit vielen Jahren einen großen Teil seiner Zeit im Kino oder vor dem Fernseher – und hat damit sein Hobby zum Beruf gemacht. Nach einem abgeschlossenen Volontariat in seiner Heimatstadt Göttingen war Fiedler Gründungsmitglied des Spielemagazins Computerbild Spiele im Jahr 1999 und arbeitete dort 13 Jahre lang als Testredakteur. Seitdem ist er freiberuflich für verschiedene Kunden tätig. Für IMTEST testet er vor allem Technik und Software, mit der man seine Freizeit verbringt: Netflix und Spotify zum Beispiel, aber auch neue Spielekonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X.