Die wilden und frenetischen Käferschlachten in Helldivers 2 fordern ein Team aus vier furchtlosen Soldaten mit guter Übersicht und besten Reflexen. Sergeant IMTEST hat sich der Insektenplage rund 25 Stunden lang mutig gestellt und kommt zu einem aussagekräftigen Testergebnis.
Produktdetails
- PC, PS5
- 8. Februar
- 39,99 Euro
- 15 – 200 Stunden
- Ab 16 Jahren
- rund 30 GB
Übererde schlägt zurück!
Schon der hübsche und witzige Introfilm macht bereits bei Spielbeginn unmissverständich klar: Der satirische Anstrich, der auch in der Filmvorlage Starship Troopers zum Tragen kam, hilft auch der wilden Käferschlacht auf die Sprünge. Doch viel Zeit zum Schmunzeln bleibt nicht, sofort nach einem kurzen Tutorial findet sich der Spieler auf seinem eigens benannten Raumkreuzer wieder. Dann kann es auch schon losgehen. Da es sich bei Helldivers 2 um ein Spiel handelt, das mit bis zu vier Personen im Online-Koop-Modus, gespielt werden kann und sollte, sind Spieler mit langjährigen Bekanntschaften in diesem Sektor im Vorteil. Andere gehen entweder alleine auf die Pirsch oder verlassen sich auf das Matchmaking, das Solo-Spieler zusammenbringt.
Denn bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad braucht es ein mehr oder weniger verlässliches aber unbedingt versiertes Team, um einen Sieg im interstellaren Krieg gegen Käfer- und Roboter-Armeen einzufahren. Bevor es losgeht, sollten sich alle Soldaten entsprechend rüsten. Zu Beginn steht nur eine geringe Anzahl unterschiedlicher Waffen oder Abwürfe von Ausrüstung zur Verfügung. Mit dem Levelaufstieg werden es stetig mehr, bis im maximalen Level 20 das komplette Arsenal genutzt werden kann. Theoretisch, denn das Freischalten neuer Ausrüstung muss mit verschiedenen Währungen teuer erkauft werden. Hier kommen in den Missionen gesammelte Münzen, auffindbare Rohstoffe und auf Wunsch auch Echtgeld zum Einsatz. Letzteres ist allerdings nur dazu da, um sich mehr oder weniger kosmetische Gegenstände zu gönnen. Unterschiedliche Waffen, Granaten, Verbesserungen für den Raumkreuzer und die lebenswichtigen Abwürfe wollen und müssen erarbeitet werden.
Mit Vollgas ins Gefecht
Sobald sich der Spielleiter für eine Mission entschieden hat, geht es für das Einsatzteam in die engen Landungskapseln, die nur Sekunden später mit Wucht auf dem gewählten Zielplaneten einschlagen. Eine aufrufbare Karte der Spielumgebung offenbart anhand von rot leuchtenden Gebieten, wo sich die Käferbrut in Massen aufhält. Je nach gewähltem Einsatzziel müssen Käfer-Eier zerstört, Anlagen in Betrieb oder ausser Gefecht gesetzt werden, auch kurze Verteidungs-Mätzchen stehen ab und zu auf dem Programm. Nebenbei gilt es die Augen noch nach optionalen Missionszielen offen zu halten, die sich in der Endabrechnung positiv auf das Gesamtergebnis auswirken. Zudem bieten diese Bonus-Ziele schon im Einsatz selbst unschätzbare Vorteile, die sich massiv auf das primäre Einsatzziel auswirken.
Doch vor der Evakuierung, die per herbeigerufenem Shuttle nach 40 Minuten erfolgt, geht es für den Einsatztrupp ans Eingemachte: Auf dem Weg zum Ziel fordern je nach gewählter Front entweder Käfer oder Roboter die volle Aufmerksamkeit des Teams. Während sich die Insekten auf ihre schiere Überzahl verlassen und von allen Seiten in Massen auf den Trupp zustürmen, sind die Roboter mit Schusswaffen ausgestattet – setzen also eine andere Herangehensweise heraus. In beiden Fällen ist eines aber überlebenswichtig: Den Finger immer auf dem Abzug zu haben und das Blei sprechen zu lassen. Dann platzen die Käferleiber im Sekundentakt, deren Quietschen beim Ableben und das wilde Geschrei der Spielfigur im Kampf vermischen sich zu einer wahren Kakophonie des Grauens. Und die Teammitglieder wähnen sich als Soldaten in der augenscheinlichen Filmvorlage.
Du bist nur eine Nummer
Läuft es mal nicht genau nach Plan, was recht oft der Fall ist, dann beißt ein Spieler ins Gras. Entweder durch den Beschuss eines Teammitglieds (friendly fire isn‘t), nach einem Sprungangriff eines übersehenen Käfers, einer Säure-Spuck-Attacke eines besonders großen Exemplars, durch eine Granatenexplosion oder weil nicht laut genug kommunziert wurde, dass ein Kollege auf 500 Kilo-Bombe aus dem Orbit gerufen hat. Die Radien der Explosionen herbeigerufener Maßnahmen sind gewaltig, auch wenn es hübsch anzusehen ist, wenn ein komplettes Käfernest in einem gleissenden Gewitter aus Feuer, Bombenhagel oder einer bildschirmfüllenden Detonation in Rauch aufgeht. Doch das Ableben eines Team-Mitglieds ist nur von kurzer Dauer. Flugs von einem Kollegen gerufen, folgt per Landungskapsel schon der nächste Soldat zum Verheizen. Insgesamt 15 mal ist eine Wiederbelebung möglich, wird diese Vorgabe nicht eingehalten, schaffen es nicht alle Spieler heil nach Hause.
Das ist in bis zum Schwierigkeitsgrad “Schwer” machbar, danach wird es eine echte Herausforderung für das ganze Team am Leben zu bleiben. Gerade dann entfacht Helldivers 2 aber erst sein volles Potenzial, wer nach Entspannung oder einem lockeren Spaziergang über weitläufige Planetenoberflächen sucht, der ist in hier definitiv fehl am Platz. Wie bereits erwähnt, sollte die Ausrüstung allerdings schon fortgeschrittenen Charakter haben, wenn es mit den letzten vier Stufen der neun Schwierigkeitsgrade aufgenommen werden soll.
Koop, wie er sein soll
Nicht wenige Spiele rühmen sich damit, über einen kooperativen Online-Modus zu verfügen. Doch nur sehr wenigen Titeln gelingt es, weit darüber hinauszugehen und echte, sinnvolle Features zu implementieren, die dieser Funktion auch Rechnung tragen. Die Entwickler von Helldivers 2 haben genau verstanden, wie man einen Koop-Modus umsetzt, der seinen Namen auch wirklich verdient. Denn die Einsätze verfügen über viele Mechaniken, die zwei oder mehr Spieler gekonnt dazu animieren ihre Kräfte zu bündeln.
Dann werden Antennen ausgerichtet, schwere Waffen gemeinsam (deutlich schneller) nachgeladen, auch ein gute getimter Fist-Bump kann die Motivation eines angeschlagenen Teams in ungeahnte Höhen treiben. Der Spielverlauf profitiert maximal davon, wenn jeder weiß, was wann, wie mit wem zu tun ist, denn jede Sekunde auf dem Schlachtfeld ist verdammt kostbar. Helldivers 2 zollt dem Koop-Modus also den entsprechenden Tribut und bringt mit den taktischem Manövern für zwei die zusätzliche Würze ins Spiel, die das Team-Gefühl in so einer Art Spiel deutlich verbessert und die Immersion verstärkt.
Nicht alles Gold, was glänzt
Was nach einigen Stunden, tausender abgefeuerter Kugeln und zahllosen Bildschirmtoden noch etwas Anlass zu Sorge gibt, ist die Langzeitmotivation. Denn die Einsätze verlaufen in den meisten Fällen immer recht ähnlich. Mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad hat der Spieler recht schnell fast alles gesehen, was das Spiel aktuell zu bieten hat. Für echte Abwechslung ist dann kaum mehr gesorgt. Ausflüge in die Tiefe, etwa um in einem Käferbau nach der Königin zu suchen, gibt es aktuell nicht. Die Entwickler versprechen jedoch, das Spiel eine sehr lange Zeit mit kostenlosen Inhalten zu unterstützen und nach und nach zu erweitern. Bereits für die nächste Woche wurde ein Event angekündigt, in dem es Belohnungen regnen soll. Man darf gespannt sein, ob es für die Zukunft noch ein paar Drehungen mehr an der Unterhaltungs-Schraube gibt, momentan kann der immer gleiche – wenn auch spaßige Spielverlauf – kaum über Wochen oder sogar Monate motivieren.
Dazu kommen noch neben denen auf dem Bildschirm auch noch ein paar echte Bugs, die auf dem PC schwerer wiegen, als auf der Playstation 5. Mal funktioniert das Matchmaking oder die eigentlich vorhandene Cross-Play-Funktion nicht, ab und zu gibt es nach einem erfolgreichen Einsatz keine Belohnungen oder die Hardware verabschiedet sich kurz mit einer Fehlermeldung. Zudem hat der Ansturm über das Wochenende nach dem Erscheinen des Spiels, die Server zum Erliegen gebracht. Dann ging über mehrere Stunden gar nichts mehr. In diesem Genre nicht neu, dennoch unnötig und ärgerlich.
Fazit
Mit Helldivers 2 landet auf PC und Playstation 5 ein echter Überraschungshit, der sich nur wenigen Kritikpunkten stellen muss. Die nervenzerfetzenden Schlachten gegen Käfer und Roboter, das glaubwürdige Waffenhandling, dass den Spieler den Schlag einer jeden Kugel förmlich spüren lässt und das unkomplizierte Spielprinzip, dass trotzdem über viele Feinheiten und Tricks verfügt, machen die wilden Ballereien zu einer echten Spaßgranate. Die Entwickler müssen jetzt nur drauf achten, dass die nicht viel zu schnell explodiert und in wenigen Wochen keiner mehr Übererde verteidigen will, weil die Abwechslung momentan noch deutlich zu kurz kommt. Dennoch sei Helldivers 2 jedem Spieler wärmstens ans Herz gelegt, der über gestählte Koop-Freunde verfügt oder Lust auf das Setting und das etwas gehirnlose Spielprinzip hat. Mehr Spaß hatte man in diesem Jahr zusammen vor den Bildschirmen auf jeden Fall noch nicht.
- PRO
- Geniales Waffen-Handling, perfektes Trefferfeedback, innovative Koop-Funktionen, hübsche Optik, krachende Explosionen.
- KONTRA
- Wenig Abwechslung, technische Probleme, überlastete Server.
IMTEST Ergebnis:
gut 1,9