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Apple TV 4K 2021 im Test: Ein enttäuschend gutes Produkt

Das neue Apple TV 4K ist da. Warum aber die neue Fernbedienung und mehr Leistung für Stirnrunzeln sorgen, klärt der Test.

Apple TV 4K
Altbekannt: Am Apple TV hat sich nicht viel getan, neu ist dafür die Fernbedienung. © IMTEST

Das Apple TV ist so etwas wie Apples Streaming-Stick. Die Set-Top-Box im Würfel-Format wird an einen Fernseher angeschlossen, wo sie dank WLAN und Apple AirPlay Medieninhalte aus dem Internet wiedergibt oder als Schnittstelle zwischen iPhone und Fernseher dient. Seit dem ersten Modell 2007 hat sich am grundlegenden Prinzip nur wenig geändert; direkte Anbindung an Dienste wie Netflix, YouTube oder Apple Music durch den App-Store einmal ausgenommen. Seit 2017 zeigt das Apple TV Filme und Videos auch in 4K-Auflösung – und erlebte damit seinen letzten wirklich spürbaren technischen Sprung. Das Apple TV 4K 2021 unterscheidet sich kaum vom Vorgänger, bringt eine neue Fernbedienung mit und lässt am Ende vor allem eine Frage offen: Warum hat Apple dieses Produkt entworfen?

Produktinformationen

  • Preis: 199 Euro (32 GB) / 219 Euro (64GB)
  • Konnektivität: WiFi 6 / HDMI 2.1
Etwas dicker und mit neuen Tasten; die Fernbedienung ist das größte Wagnis des neuen Apple TV.

Spürbar neu: Die Fernbedienung

Legt man die letzte Generation und ein aktuelles Apple TV nebeneinander, ist kein Unterschied auszumachen – äußerlich sind beide Geräte identisch. Anders bei der Fernbedienung: Apple hat auf das Feedback der Nutzer gehört und die Apple Remote umfassend überarbeitet. Dabei verabschiedet man sich in erster Linie vom fummelig zu bedienenden Touch-Feld und setzt jetzt wieder auf einen Ring mit vier Tasten. Der erinnert, genau wie das silberne Aluminiumgehäuse, an die Apple Remote der zweiten Apple-TV-Generation. Wer nicht auf Touch-Eingaben verzichten will kann trotzdem mit Fingerwischen durch Menüs navigieren, denn die Oberfläche des Steuerkreuzes ist nach wie vor Berührungsempfindlich.

Unterschiede gibt es dennoch: Die neue Fernbedienung ist deutlich dicker und besitzt jetzt einen von Apples Lightning-Anschlüssen, um den integrierten Akku zu laden. Auch die Tasten haben andere Beschriftungen und sind jetzt eindeutiger ihren Funktionen zuzuordnen. Allerdings, und das verschweigt Apple ein wenig, entfallen Gyroskopfunktionen bei der neuen Fernbedienung. Spiele, die auf eine Gestensteuerung setzen, funktionieren daher nicht mehr.

Nicht anders als bisher: Bild und Ton

Anders als bei der Fernbedienung fallen andere Neuerungen beim Apple TV 4K 2021 weniger schnell auf. An der Bildqualität hat sich beispielsweise kaum etwas getan. Das ist aber nicht zwingend etwas schlechtes, denn die ausgegebenen Inhalte sind nach wie vor erstklassig, knackscharf und laufen wie von Apple gewohnt flüssig. Warum also aufrüsten? Das Apple TV 4K 2021 beherrscht jetzt den HDMI-2.1-Standard und unterstützt somit sogar 8K-Inhalte und Bildwiederholraten von bis zu 120 Hertz.

In der Praxis fällt das aber eher weniger ins Gewicht: 8K Fernseher stecken noch in den Kinderschuhen und auch die Bildwiederholrate wird im Alltagsgebrauch nicht eingesetzt. Stattdessen zeigt der kleine schwarze Kasten jetzt auch HDR-Videos mit 60 Hertz. Aber selbst diese Inhalte sucht man bei AppleTV+, Netflix oder anderen Streaming-Diensten noch mit der Lupe. Der HDMI-2.1-Anschluss ist also höchstens zeitgemäß, aber nicht zwingend anwendungsnah – zumal ein entsprechend benötigtes Kabel dem Apple TV auch gar nicht beiliegt.

Quadratisch, praktisch… Das Apple TV ist angenehm kompakt.
Reduziert: Mehr als drei Anschlüsse benötigt das Apple TV nicht.

Ebenfalls nach wie vor super ist der Ton. Das Apple TV 4K 2021 unterstützt alle gängigen Tonstandards von Digital 5.1 bis Dolby Atmos. Um die vollständig nutzen zu können bedarf es aber auch einer entsprechenden Soundanlage daheim. Die Unterstützung ist zwar lobenswert, aber auch das Vorgängermodell von 2017 konnte schon das, was die neue Generation auch kann.

Ein Schritt nach vorn: Die Leistung

Obligatorisch erscheint der Einsatz eines leistungsfähigeren Chips. Hatte das 2017er Modell noch den Apple AX10 Fusion Chip, setzt der Neuling auf den A12 Bionic, der auch im iPhone XR zum Einsatz kam. Für ein Smartphone mag der Chip also schon veraltet sein, für das Apple TV 4K 2021 besitzt er aber mehr als genug Leistung und vor allem mehr als das Vorgängermodell. Was seit dem Apple TV von 2017 aber weiterhin fehlt ist ein separater Grafikprozessor.

Das ist vor allem für all diejenigen ein Wermutstropfen, die darauf gehofft hatten, das Apple TV könne zu einer Art Spieleplattform avancieren. Seit der Einführung von Apple Arcade wartet man vergebens auf ein Gerät, das Spiele auf den Fernseher bringt. Zwar lassen sich auch alle Arcade-Titel auf dem neuen Apple-TV ausführen, für grafisch aufwendige Anwendungen ist in der Zukunft aber nicht genug Dampf unter der Haube.

Vernetztes Kästchen

Eine spannende Neuerung gibt es dann doch: Das neue Apple TV besitzt den “Thread”-Standard, der zur Steuerung diverser Smarthome-Geräte dient. Die Geräte (etwa smarte Glühbirnen) kommunizieren dabei untereinander in einem sogenannten Mesh-Netzwerk, in dem sie zusammenarbeiten und so ihre Reichweite erweitern können. Apple TV wird damit zur Steuer- und Schaltzentrale für Apples HomeKit und dürfte deshalb zukünftig für das Smarthome relevant bleiben. Dazu trägt sicher auch der schnelle WiFi-6-Standard bei, der nun ebenfalls in der Streaming-Box Einzug hält.

FAZIT

Eigentlich macht Apple mit dem neuen Apple TV alles richtig: Man bessert die Hardware an den entscheidenden stellen nach, hört auf das Nutzerfeedback und passt die Fernbedienung an und spendiert der Streaming-Box aktuelle Smarthome-Standards. Rechtfertigen diese Änderungen das Aufrüsten auf ein neues Gerät? Absolut nicht. Haben Kunden lange auf diese Verbesserungen gewartet? Ebenfalls nein. Für wen genau das Apple TV im Jahr 2021 sein soll, erschließt sich also nicht. Gut (jedenfalls aus technischer Sicht) ist es trotzdem.

  • PRO
    • Neue Fernbedienung mit präziserer Steuerung, WiFi 6 und Thread-Technik, funktioniert hervorragend mit anderen Apple-Produkten.
  • KONTRA
    • Keine Innovation, wenig neues, sehr teuer.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9

Max Sellmer

Als bekennender “Digital Native” schreibt Max Sellmer seit mehreren Jahren über Unterhaltungselektronik und Online-Trends. Der studierte Medien- und Kommunikationssoziologe arbeitete bereits als Redakteur für die Computer Bild und realisierte in Agenturen Werbekampagnen mit bekannten deutschen Influencern. Begeistert verfolgt er die Entwicklung sozialer Medien und die immer tiefere Vernetzung alltäglicher Lebensbereiche. Für IMTEST betreut er die News-Rubrik, produziert und moderiert Videoinhalte und testet natürlich von Toaster bis Cyber-Brille unterschiedlichste Produkte.