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Apple TV 4K (2022): Streaming-Würfel des iPhone-Herstellers im Test

Streamen ohne Ende: WIe gut das klappt, verrät der Test.

Apple TV 4K mit Fernbedienung vor einem Holzstück auf weißem Untergrund.
© IMTEST

Nachdem Amazon 2014 mit seinen Fire TV Sticks den Markt der Streaming-Sticks erobert hatte, holte Apple 2017 zum Gegenschlag aus. Denn in dem Jahr präsentierte der iPhone-Hersteller die erste Ausgabe des Apple TV 4K – eine Set-Top-Box, die sich nicht nur zum Streamen eignet. Mittlerweile ist die dritte Generation auf dem Markt, die dank neuem Prozessor, mehr Bild-Extras und einem attraktiveren Preis (ab 169 Euro UVP) noch besser als sein Vorgänger und die Konkurrenz sein soll. Ist das Vorhaben gelungen? IMTEST hat sich mit dem Apple TV 4K (2022) ins Heimkino gesetzt und das Modell ausgiebig getestet. Die Antworten der Reihe nach.



Design: Kleiner, schlanker Würfel

Bevor es in den Punkten Leistung und Bildqualität ans Eingemachte geht, lohnt ein Blick auf das Gerät an sich. Denn das Äußere erzählt bereits viel über die Neuerungen. Zwar ist das Apple TV 4K (2022) wie sein Vorgänger ein edles, schwarzes Gerät mit Apfel-Logo im Viereck-Format. Aber der Unterschied wird so richtig ersichtlich, wenn man die beiden Generation nebeneinander legt. Das 2022-Modell ist rund drei Millimeter flacher als der Vorgänger und wesentlich leichter. Denn statt 425 Gramm (g) wiegt Apples neue Streaming-Box nur noch 208 (WiFi-Variante) beziehungsweise 214 Gramm (WiFi+Lan-Variante). Somit lässt sich das Apple TV 4K (2022) einfach auf der Kommode oder im Raum verstecken.

Das neue Apple TV 4K liegt direkt neben dem Vorgängermodell.
Abgespeckt: Das neue Apple TV 4K (links) ist kompakter als sein Vorgängermodell. Da es keine Lüfter besitzt, braucht es auch keine Schlitze. © IMTEST

Bei der im Lieferumfang enthaltenen Siri-Fernbedienung hat Apple ebenfalls Hand angelegt. Statt einem Lightning-Anschluss gibt es nun eine moderne USB-C-Schnittstelle zum Laden. Ansonsten ist die sogenannte Apple Remote deckungsgleich zum Vorgänger. Sie zeichnet sich besonders durch das berührungsempfindliche Steuerkreuz aus, mit dem Nutzerinnen und Nutzer unkompliziert durch die Menüs navigieren können. Die Tasten sind mit sehr minimalistischen Symbolen versehen, was jedoch nicht weiter stört. Alternativ kann man auf die Sprachassistentin Siri zurückgreifen. Im Test lief das weitestgehend reibungslos. Nur bei einem von zehn Versuchen kam es vor, dass die Tester ganz woanders landeten.

Der Test-Redakteur hält die Siri-Fernbedienung in der Hand.
Richtig handlich: Durch Menüs navigieren macht mit der Siri-Fernbedienung richtig Spaß.
Eine Detailaufnahme des USB-C-Anschlusses.
Zeitgemäß: Unten an der Fernbedienung gibt es jetzt einen USB-C-Anschluss.

Leistung: Neuer Prozessor zeigt Wirkung

Die bereits erwähnte schlankere Bauweise kommt nicht von ungefähr. Der ausschlaggebende Grund dafür ist der neue Prozessor. Während im 2021-Modell noch Apples A12-Bionic-Prozessor für Antrieb sorgt, macht im Apple TV 4K (2022) der A15-Bionic-Chip Dampf. Da die CPU noch effizienter arbeitet, sind keine Lüfter mehr nötig, was die Gewichtsreduktion und das schmalere Gehäuse erklärt. Außerdem hat Apple den Arbeitsspeicher von drei Gigabyte (GB) auf vier GB aufgestockt.

Doch damit nicht genug: Durch mehr Kraft klappt das Springen zwischen Anwendungen nun noch schneller und flüssiger – so macht das Auswählen von Filmen und Serien viel Spaß. Und auch dem Upscaling, also dem künstlichen Hochrechnen niedrig aufgelöster Inhalte, kommt der Leistungs-Boost zugute.

Damit Inhalte auch in 4K und entsprechender Bildwiederholrate laufen, muss natürlich auch die Verbindung stimmen. Wie beim Vorgänger setzt Apple auf ein modernes Wlan-Modul (802.11ax), das einen stabilen Datenaustausch im 5-Gigahertz-Band gewährleistet. Wem das nicht reicht, hat die Wahl zwischen zwei Varianten. Der kleinere Apple TV 4K (2022) hat nur 64 GB Speicher und keinen LAN-Anschluss. Ausschließlich das 128-GB-Modell ist mit einer Netzwerk-Buchse bestückt. Ansonsten gibt es noch einen modernen HDMI-2.1-Anschluss an der Box. Manko: Wer zwei Geräte anschließen will, kommt ums Umstöpseln nicht herum.



Noch mehr Extras fürs Bild an Bord

Zusätzlich zur 4K-Auflösung unterstützt das Apple TV 4K (2022) das Abspielen von HDR-Inhalten – also Filme und Serien mit einem höheren Dynamikumfang. Heißt: Helle und dunkle Bildbereiche zeichnen sich durch mehr Detailreichtum und komplexere Abstufungen aus. Wie beim Vorgänger werden die gängigen Bildformate Dolby Vision und HDR10 unterstützt. Erstmals ist jetzt aber auch HDR10+ an Bord. Das Format dreht den Detailgrad nochmal nach oben und passt das Bild Szene für Szene dynamisch an. Zwar unterstützen nur vereinzelte Inhalte – beispielsweise auf Amazon Prime Video – den Standard, dennoch ist es schön, dass man mit dem neuen Apple TV 4K auf die gesamte Bandbreite von HDR-Standards Zugriff hat.

DolbyVision, HDR3
Mehr Detailreichtum: Im Gegensatz zu SDR-Bildern (rechts) zeigen HDR-Bilder mehr Details und kräftigere Farben. Dadurch ist das hier gezeigte Gefieder des Schwanes noch klarer erkennbar. © DolbyVision

Auch bei den Klang-Standards ist das Apple TV 4K (2022) stark aufgestellt. So unterstützt es unter anderem das Raumklang-Format Dolby Atmos, womit verbundene Lautsprecher und Anlagen den Sound im gesamten Raum verteilen können. Besonders eindrucksvoll ist das beispielsweise bei Kriegsfilmen wie “Im Westen nichts Neues”, wenn abgefeuerte Kugeln von links nach rechts durch den Raum schießen. Wer auf seine Mitbewohner Rücksicht nehmen will oder in einem hellhörigen Altbau wohnt, kann auch einfach via Bluetooth Kopfhörer verbinden.

tvOS 16: Die Streaming-Welt vereint in einer Box

Ab Werk ist Apples Betriebssystem tvOS 16 installiert. Darüber hat man Zugriff auf alle gängigen Streaming-Dienste – also Amazon Prime Video, Netflix und Disney Plus. Auch deutsche Pendants wie RTL+ und die Mediatheken von ARD und ZDF sind vertreten. Die jeweiligen Anwendungen müssen jedoch erst mal im App Store heruntergeladen werden. Ausschließlich die Apple-TV-App ist vorinstalliert. Dort stehen vereinzelte Inhalte kostenlos zur Verfügung – beispielsweise die Dramaserie “Mankind” oder die Kinderserie “Snoopy im All”. Wer die Wahl aus dem gesamten Apple-Angebot haben will, muss Apple TV+ abonnieren. Gegen eine monatliche Gebühr von 6,99 Euro stehen dann Serien-Hits wie “Ted Lasso” und Film-Highlights wie “Finch” mit Schauspiel-Legende Tom Hanks zur Verfügung.

Die Startseite von Apple TV+
Mittlerweile gibt es zahlreiche Apple Originals – also Serien und Filme, die es ausschließlich bei Apple TV+ gibt. © IMTEST

Sowohl die Startseite als auch die Einstellungsmenüs wirken schön aufgeräumt. Einen Kampf mit verschachtelten Optionen muss man dementsprechend nicht befürchten.

Das Startmenü des Apple TV 4K (2022)
Schön übersichtlich: das Startmenü des Apple TV 4K (2022) © IMTEST

Voll vernetzt – aber auch zum Spielen?

Doch Apples Streaming-Box kann noch mehr, als bloß Serien und Filme auf Wunsch abzuspielen. Alternativ dient sie auch als Schaltzentrale für Smart-Home-Geräte, die HomeKit-kompatibel sind. Dazu gehören beispielsweise die smarten Heizkörperthermostate von Tado, smarte Lampen von Philips Hue und Sicherheitskameras von Eufy und Arlo. Eine komplette Liste unterstützter Geräte gibt es auf dieser Apple-Webseite. Die Bedienung erfolgt entweder über die Fernbedienung oder per Siri-Spracheingabe.

Auch für Spielerinnen und Spieler soll sich das Apple TV 4K (2022) eignen. Dafür gibt es den Apple-Arcade-Bereich, der sich unter anderem aus den Titeln “NBA 2K23 Arcade Edition“ und „Jetpack Joyride 2“ zusammensetzt. Doch zu viel sollten Gaming-Enthusiasten nicht erwarten. Im Grunde handelt es sich um kleinere Spiele – die auch auf einem Smartphone laufen. Dementsprechend eignen sich die Games eher für einen kleinen Zeitvertreib zwischendurch. Etwas schade: Xbox Cloud Gaming wird leider nicht unterstützt. Microsoft werkelt bereits an einem eigenen Dongle und tritt damit in direkte Konkurrenz zu Apple.

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Fazit

Mit dem Apple TV 4K (2022) hat der iPhone-Hersteller den richtigen Kurs eingeschlagen. Die Streaming-Box ist nicht nur günstiger als sein Vorgänger, sondern auch schneller, schlanker und üppiger mit Bild-Extras bestückt. Stichwort: HDR10+. Abgespielte Inhalte in 4K sind ein Augenschmaus und auch niedrig aufgelöstere Filme und Serien sehen dank geschicktem Upscaling hübsch aus. Des Weiteren geht die Bedienung sehr gut von der Hand, sodass man in der riesigen Auswahl aus Apps nie untergeht. Wer seinen in die Jahre gekommenen Fernseher also mit der bunten Streaming-Welt ausstatten, oder sein Smart Home aus HomeKit-Produkten noch einfacher vernetzen will, für den eignet sich das neue Apple TV 4K. Im Vergleich zum frisch erschienenen Amazon Fire TV Cube steht die Streaming-Box nahezu ebenbürtig dar – jedoch ist das Pendant des Online-Versandriesen mit einem Verkaufspreis von 159,99 Euro noch minmal günstiger.

  • PRO
    • sehr einfache Bedienung, aufgeräumte Menüs, gutes Upscaling, üppige Ausstattung, sehr viele Bild- und Ton-Extras, flüssige Wiedergabe von 4K-Inhalten
  • KONTRA
    • immer noch etwas teuer, etwas wenig Anschlüsse

IMTEST Ergebnis:

gut 1,7

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Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.