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Google Pixel 6a im Test: Top-Handy für 459 Euro?

Googles neues Budget-Smartphone: Stimmt neben dem Preis auch die Leistung? Der Test!

Google Pixel 6a, Display und Rückseite
© Google

Neben Apple, Samsung und Co. hat sich Google mit seinen Pixel-Smartphones zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten gemausert. Schließlich sind die Telefone des Suchmaschinen-Riesen nicht nur richtig schick, sondern auch leistungsstark und vollgestopft mit cleveren Features. Jetzt (28. Juli 2022) steht mit dem Google Pixel 6a ein interessanter Neuling in den Händlerregalen. Auf dem Papier ist das Smartphone nämlich ein spannendes Mischwesen. Wie die bisherigen Pixel-6-Modelle bietet es Googles hauseigenen Tensor-Chip, zeitgleich ist es kompakter und günstiger. Klingt nach einer starken Rezeptur. Doch was kann das Google Pixel 6a wirklich und wo hat der Hersteller Abstriche gemacht? IMTEST hat das Smartphone zum Marktstart getestet und liefert Antworten!



Design: Der kleine Pixel-Bruder

Dass der Apfel in der Pixel-6-Familie nicht weit vom Stamm fällt, zeigt sich am Design des Google Pixel 6a. Äußerlich hat es vieles mit seinen Artverwandten gemein. Das fängt bei dem eckigen sowie zugleich schicken Design an und mündet in dem stilvollen Rücken samt Google-Logo und Kamera-Block. Letzterer fällt jedoch im Gegensatz zum Pixel 6 deutlich schmaler aus.

Das Google Pixel 6 neben dem Google Pixel 6a.
Größenvergleich: Das Google Pixel 6 (links) ist etwas länger als das Google Pixel 6a. © IMTEST

Allgemein ist das Pixel 6a das kleinste Smartphone der Pixel-6-Generation – ein typisches Merkmal der A-Serie. Das Display misst 6,1 Zoll. Zum Vergleich: Der Bildschirm des Google Pixel 6 ist 6,4 Zoll groß und der des Pixel 6 Pro 6,7 Zoll. Und siehe da: Die Größe gefällt. Denn im Gegensatz zu den beiden anderen Smartphones ist das Google Pixel 6a schön handlich, was auch am Gewicht liegt. Nur 178 Gramm (g) bringt es auf die Waage – das Standard-Modell kommt auf 207 g.

Vorne und hinten ist das Kunststoffgehäuse mit Gorilla Glass 3 umhüllt, das bereits seit vielen Jahren bei Smartphones und Tablets eingesetzt wird. Außerdem ist das Gehäuse staub- sowie wasserbeständig und nach dem gängigen Standard IP67 zertifiziert. Jedoch ist es nicht so widerstandsfähig wie die großen Brüder, die eine IP68-Zertifizierung erhalten haben.

Die Rückseite des Google Pixel 6a.
Sieht edel aus: die Rückseite des Google Pixel 6a.
Das Google Pixel 6a von der Seite fotografiert.
Schmale Nummer: Der Kamera-Balken des Smartphones steht nicht so weit wie bei den anderen Pixel-6-Modellen hervor.
Das Google Pixel 6a neben dem Google Pixel 6.
Klein gegen groß: Das Google Pixel 6a neben dem Google Pixel 6.

Display: Zweischneidiges Schwert

Google hat den Bildschirm nicht nur kleiner gemacht, sondern auch in anderen Punkten etwas abgespeckt. Er löst zwar wie das Pixel-6-Display mit Full HD+ – also 2.400 x 1.080 Bildpunkten – scharf auf (429 ppi), aber die Bildwiederholrate von 60 Hertz bewegt sich nicht auf dem gleichen Level. Videos und Spiele laufen nicht so flüssig über den Bildschirm wie bei dem Pixel 6 (90 Hertz) und dem Pixel 6 Pro (120 Hertz).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Farbdarstellung. Zwar werden Farben des einfachen Farbraums sRGB sehr natürlich dargestellt, die des erweiterten Farbbereiches DCI-P3 hingegen nicht mehr. Umso erfreulicher sind die starken Kontraste. Wie alle anderen OLED-Bildschirme ist das Display in der Lage, tiefes Schwarz zu zeigen – ein Vorteil dieser Bauweise. Für fragende Gesichter sorgte jedoch die Maximalhelligkeit. Auch nach mehrmaliger Wiederholung des Tests konnte nur eine Spitzenhelligkeit von 455 Candela pro Quadratmeter festgestellt werden – ein geringer Wert. Bei Sonnenschein waren Inhalte auf dem Display nur noch schwer erkennbar. Kurzum: ein solides Display mit tollen Kontrasten, dessen Helligkeit mehr als ausbaufähig ist.

Das Google Pixel 6a von vorne fotografiert.
Lädt zum Lesen ein: Inhalte sehen auf dem Display des Google Pixel 6a schön scharf aus. © IMTEST

Leistung: Gleich auf mit den Großen

Wie eingangs bereits erwähnt, kommt auch bei dem Google Pixel 6a der Tensor-Chip zum Einsatz. Zwar ist für die kommende Pixel-7-Generation schon der Tensor 2 angekündigt, aber das schmälert nicht die Power des Originals. Im Leistungsmessprogramm Geekbench 5 hat das Smartphone 2.889 Punkte (Multikern-Ergebnis) erzielt. Im 3DMark Sling Shot Extreme – der die Grafikleistung des Telefons auf die Probe stellt – hat es sogar den Maximalwert erreicht. Heißt: Der Google-Prozessor legt gemeinsam mit 6 Gigabyte (GB) RAM-Speicher ein hohes Arbeitstempo an den Tag. Damit eignet es sich auch für aktuelle Smartphone-Spiele. Doch hier hat Google ebenfalls den Rotstift angesetzt. Denn: Im Pixel 6 stecken immerhin 8 GB Arbeitsspeicher.

Für Apps, Fotos, Videos und weitere Dateien stehen ab Werk 128 GB interner Speicher bereit. Als Betriebssystem ist von Haus aus Android 12 installiert. Doch keine Sorge: Das auf der diesjährigen Google I/O vorgestellte Android 13 soll schnellstens auf den Geräten landen, wenn es im Herbst 2022 herauskommt. Auf welche Funktionen man sich freuen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.



Tensor-Chip: Clevere Funktionen

Außerdem spannend am Tensor-Chip: der geschickte Einsatz von künstlicher Intelligenz. Ein gutes Beispiel ist Googles hauseigene Rekorder-App. Eingesprochene Sätze werden von der Anwendung wahlweise direkt in Text transkribiert. Die Ergebnisse aus dem Test konnten sich sehen lassen – wenngleich sich auch mal kleinere Fehler reingeschmuggelt haben. Nachbearbeitungen hielten sich aber in Grenzen, wenn man klar und deutlich spricht. Apropos klar und deutlich: Bei all den Funktionen und Apps vergisst man manchmal, dass Smartphones auch zum Telefonieren gemacht sind. Im Test machte das eingebaute Mikrofon einen soliden Eindruck. Umweltgeräusche wie vorbeifahrende Straßenbahnen filtert es gut heraus. Stimmen klingen jedoch etwas dumpf. Eine bessere Figur machen die Lautsprecher. Der Klang ist ausgewogen und Gesprächsteilnehmer sind gut verständlich.

Doch zurück zu den cleveren Funktionen, denn es gibt noch mehr: unter anderem das Live-Übersetzungs-Feature. Dadurch verwandelt sich das Google Pixel 6a in einen Dolmetscher, der die Übersetzungsarbeit von Gesprächen in unterschiedlichen Sprachen in Echtzeit übernimmt. Das klappt ohne Verbindung zu den Google-Cloud-Servern – aktuell aber nur mit den Sprachen Englisch, Deutsch und Japanisch. Nachrichten aus Apps wie WhatsApp, Signal und Facebook lassen sich ebenfalls übersetzen.



Abgespeckte Kamera …

Der attraktive Verkaufspreis lässt sich auch mit der Dual-Kamera des Google Pixel 6a erklären. Die Hauptkamera knipst Bilder nämlich nur mit 12 Megapixel. Da ist die Verwandtschaft mit 50-MP-Linsen weitaus besser ausgestattet. Trotzdem können sich die geschossenen Fotos sehen lassen. Aufnahmen bei Tageslicht sehen stimmig aus und selbst kleinere Objekte bleiben selbst nach dem Zoomen noch schön scharf. Bei den Kontrasten gibt es jedoch Luft nach oben. Das Schwarz ist etwas schwach – was besonders bei Schattenwürfen auffiel. Bei Abendlicht sehen schwarze Objekte eher bräunlich aus. Details sind leicht verschwommen – Farben wirken jedoch noch natürlich. Vereinzelt war auch Bildrauschen erkennbar. Bei vierfachem Zoom sinkt hingegen die Bildschärfe ordentlich nach unten.

Das Rathaus Hamburg bei Tageslicht.
Natürliche Farbdarstellung: Aufnahmen bei Tageslicht sehen schön stimmig aus. © IMTEST

Die Selfiekamera schießt wie bei den anderen Pixel-6-Smartphones Bilder mit 8 MP. Bei Tageslicht geknipste Bilder weisen blasse Farben auf und sind etwas dunkel, zeichnen sich aber mit guter Detailauflösung aus. Nachtaufnahmen sind leider stark weichgezeichnet und weisen deutliches Rauschen auf. Außerdem sind sie etwas detailarm.

IMTEST-Redakteur Pascal Bartholomäus macht ein Selfie.
Den ohnehin schon düsteren Himmel Hamburgs macht die Selfiekamera des Google Pixel 6a noch dunkler. © IMTEST

Videos nimmt die Hauptkamera wahlweise in 4K-Qualität (3.840 x 2.160 Bildpunkte) oder in Full HD (1.920 x 1.080 Bildpunkte) auf – sowohl mit 30 als auch mit 60 Bildern pro Sekunde. Das Testvideo bei Tageslicht wurde flüssig aufgenommen und glänzte mit hohem Detailreichtum und einem guten Auto-Fokus.

… mit smarten Features

In Kombination mit der Kamera leistet der Tensor-Chip ganze Arbeit. Nutzerinnen und Nutzer können auf eine ganze Reihe von smarten Funktionen zurückgreifen. Mit dem Magischen Radierer lassen sich beispielsweise Objekte und Personen nachträglich aus Fotos entfernen. Und siehe da: Das klappt richtig gut! Bei genauerem Hinsehen sind zwar Schönheitsfehler erkennbar, aber für eine KI-Technologie ist das schon erstaunlich. Die Weichzeichnen-Funktion erfasst ein Objekt automatisch und stellt es so in den Vordergrund. Das klappte im Test mal mehr und mal weniger gut. Übrigens: Das Google Pixel 6a wird zwar mit den Funktionen beworben, sie sind jedoch nicht exklusiv. Sowohl das Pixel 6 und die Pro-Variante haben die Features auch.

Gespenstisch leer: Das Magische Radiergummi entfernt alle ungewollten Personen auf dem Foto. Die Spuren kann die Funktionen aber nicht ganz verwischen. © IMTEST

Jedoch hat Google auch hier gespart: Unter anderem fehlt bei dem Google Pixel 6a die Funktion “Bewegung”. Damit stellt die Kamera schnelle Objekte wie vorbeifahrende Radfahrer scharf.

Ausstattung: Alles an Bord

Keine Wünsche lässt auch die Ausstattung offen. Das Google Pixel 6a kommt mit 5G-Unterstützung daher, ist LTE-fähig und verbindet sich dank des modernen WiFi-6-Moduls problemlos mit dem Heimnetzwerk. Dieses Gesamtpaket ermöglicht flotte Geschwindigkeiten – sowohl unterwegs als auch in den eigenen vier Wänden.

Die Unterseite des Google Pixel 6a
Nur eine USB-C-Buchse an der Unterseite: Wer Kopfhörer noch per Kabel anschließen will, guckt bei dem Google Pixel 6a in die Röhre. Von solch einem Anschluss fehlt jede Spur. © IMTEST

Akkuleistung: Echter Dauerläufer

Richtig abgeliefert hat das Google Pixel 6a im Akku-Test. Bei permanenter Videowiedergabe und gleichbleibender Helligkeit gingen bei dem Smartphone erst nach 11 Stunden und 39 Minuten die Lichter aus. Damit übertrumpft es sogar die beiden Pixel-6-Modelle, die im Akku-Test auf acht Stunden und 23 Minuten (Google Pixel 6) sowie sechs Stunden und fünf Minuten kamen. Auch wenn mal keine Steckdose in Sicht ist, muss man also nicht schon nach wenigen Stunden in Panik verfallen. Schade nur, dass im Lieferumfang kein Netzteil enthalten ist. Von null auf 100 Prozent brauchte das Pixel 6a zwei Stunden und sieben Minuten – das ist etwas langsam. Ein weiterer Nachteil: Das Google Pixel 6a lässt sich nicht induktiv laden. Es muss an der Strippe hängen, um sich mit Energie vollzusaugen.



Fazit

Das Google Pixel 6a muss sich vor den anderen Pixel-6-Modellen nicht verstecken. Es ist dank des Tensor-Chips genauso flott – und gleichzeitig eine ganze Ecke leichter und handlicher. Der Prozessor besticht mit cleveren Features wie der Live-Übersetzung und der Dolmetscher-Funktion. Mit seiner sehr langen Akkulaufzeit übertrumpft das Budget-Smartphone sogar das Pixel 6 und das Pixel 6 Pro. Die abgespeckte 12-MP-Hauptkamera knipst immer noch stimmige Aufnahmen – wenngleich Kontraste und Detailreichtum in einzelnen Szenarien zu wünschen übriglassen. Außerdem punktet die Kamera mit tollen KI-Features wie dem Magischen Radiergummi und dem automatischen Weichzeichner. Der Speicher ist mit 128 GB knapp bemessen und bei dem dunklen Display muss man mit einer Bildwiederholrate von 60 Hertz auskommen. Dennoch: All das bietet das Google Pixel 6a für 459 Euro – ein guter Deal. Wer also immer schon mal mit dem Kauf eines Pixel-Smartphones geliebäugelt hat, kann beherzt zugreifen.

  • PRO
    • Hohes Arbeitstempo, sehr lange Akkulaufzeit, flüssige Videoaufnahme mit vielen Details und gutem Auto-Fokus, einfache Bedienung, detailreiche Aufnahmen bei Tageslicht,
  • KONTRA
    • Knapper Speicher, induktives Laden nicht möglich, dunkler Bildschirm mit etwas geringer Bildwiederholrate, etwas lange Ladedauer

IMTEST Ergebnis:

gut 2,2

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Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.