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Guardians of the Galaxy im Test: Kämpfe mit Kalauern

Das wohl witzigste Heldenteam von Marvel hat nun sein eigenes Videospiel – wie gut ist es? IMTEST hat nachgesehen.

Guardians of the Galaxy Spiel-Poster stehen vor Lila Alien mit Marvel-Logo rechts unten
© Square Enix

Als Comic gibt es die „Guardians of the Galaxy“ schon seit 1969, wenn auch damals noch mit anderen Mitgliedern. Seit 2008 toben die Guardians so durch die Galaxis, wie Millionen Kinozuschauer sie kennen: mit Star-Lord, Groot, Rocket, Gamora und Drax. Diese Besetzung erlebt nun auch ein neues Abenteuer auf Konsolen und PC, das Publisher Square Enix vom eigenen Team in Montreal hat programmieren lassen.

Allerdings verfügt Square Enix lediglich über die Comic- nicht aber die Filmlizenz. Das heißt, dass Star-Lord und Co. anders aussehen als im Kino. Apropos Team: Das Action-Abenteuer ist ein reines Single-Player-Spiel und fokussiert sich auf die Story und den Humor, nicht aber auf Kämpfe mit mehreren Spielern. Ist das „Guardians of the Galaxy”-Game gelungen?

Produktdetails

  • ab 59,99 Euro
  • USK 12
  • PC, PS4, PS5, Xbox One

Die Handlung in Guardians of the Galaxy

Wie eigentlich immer stecken die „Guardians of the Galaxy“ in finanziellen Schwierigkeiten. Daher haben sich die Helden den Plan ausgedacht, in einer streng gesicherten Quarantänezone im All nach wertvollen Gütern Ausschau zu halten. Doch natürlich stellt sich das Unterfangen als weit gefährlicher heraus als ursprünglich gedacht – aus dem Kinderspiel wird dank fieser Monster und noch intakter Abwehrsysteme nichts.

Screenshot blonde Frau
Zu Beginn des Spiels erlebt der Spieler die Jugenderinnerungen von Star-Lord mit. Das kommt im Lauf des Spiels immer wieder vor.
Screenshot Detailaufnahme grimmiger Waschbär
Obwohl die Helden etwas anders aussehen, als aus dem Kino bekannt, sind sie dennoch deutlich wiederzuerkennen – wie beispielsweise Rocket, der kein Waschbär ist!
Screenshot grüne Frau und blonder Mann
Im Gegensatz zur Kinoversion sind Star-Lord und Gamora in diesem Spiel kein Liebespaar, sondern nur Team-Kollegen.

Mit Mühe und Not können die Guardians mit ihrem Raumschiff Milano entkommen – nur um einer Patrouille des Nova Corps, der hiesigen Polizei, zu geraten. Und die kennen in Sachen Gesetzesbruch keinen Spaß. Wegen illegaler Technik an Bord haben die Guardians nun noch ein viel größeres Geldproblem – und nur wenig Zeit, um es zu lösen. Das erfordert verzweifelte Maßnahmen – wie den Verkauf eines Crewmitglieds an eine Monstersammlerin …

Das Spielprinzip des Marvel-Games

Die Anforderungen des Spiels „Guardians of the Galaxy“ lassen sich auf drei Dinge reduzieren. Der Spieler muss den jeweiligen Spiel-Level erkunden und dabei sowohl nützliche Ausrüstung wie auch den weiteren Weg aufspüren. Dabei kommt es regelmäßig zu Kämpfen, in der Peter Quill alias Star-Lord als einzige Figur direkt vom Spieler gesteuert wird. Aber der Anführer der Guardians kann seinen Mitstreitern immerhin regelmäßig Befehle geben, ihre Spezialattacken einzusetzen – und das ist bei den meisten Kämpfen auch nötig.

An Werkbänken, die in fast jedem Level zu finden sind, kann Rocket für Star-Lord dessen Waffe verbessern, damit die im Kampf mehr Möglichkeiten bietet. Und immer wieder muss Star-Lord als Captain des Schiffes und Team-Leader seine Mitstreiter beruhigen, sich im Streit für eine Seite entscheiden oder durch einen dummen Spruch die angespannte Lage entschärfen.

Mit Star-Lords Schiff, der Milano, fliegt das Team von Kapitel zu Kapitel – und manchmal lenkt der Spieler das Raumschiff.
Screenshot Lama mit orangenen Haaren
Dieses Lama-ähnliche Wesen finden die Guardians auf ihrer ersten Mission. Was hat es damit auf sich?

Das Kampfsystem im Test

Wenn „Guardians of the Galaxy“ eine Schwäche hat, dann sind es die Kämpfe. Denn die sind von Beginn an relativ chaotisch. Dazu kann Star-Lord nicht sonderlich gut zielen und hat Mühe, bei mehreren Gegnern den anzuvisieren, auf den seine Teammitglieder gerade eindreschen. Und schließlich sind die wichtigen Befehle an die Kollegen nicht immer verfügbar. Ein wirkliches System, wann die funktionieren und wann nicht, ist aber nicht zu entdecken, da hilft nur Ausprobieren.

Star-Lord tut gut daran, sich mit seinen Jetstiefeln in der Luft und weit von den Gegnern entfernt zu halten.
Screenshot grünes Gebäude von innen mit Kampfszene
Drax ist der Mann fürs Grobe. Er wirft sich mit seinen zwei Dolchen stets in den Nahkampf.

Je länger das Abenteuer läuft, desto mehr Auswahl bekommt der Spieler an Spezialfähigkeiten, sowohl bei Star-Lord als auch bei den anderen Charakteren. Im gleichen Maße ziehen die Ansprüche innerhalb der Kämpfe aber auch an. Zudem ist entscheidend, welche Verbesserungen für seinen Blaster sich Star-Lord von Rocket einbauen lässt. So sind Verbesserungen, die Informationen über Gegner ermöglichen, manchmal wichtiger als ein paar Prozent mehr Schaden.



Endgegner brauchen Taktik

Am Ende vieler Level in „Guardians of the Galaxy“ wartet dann ein Endboss, bei dem die normalen Treffer meist wirkungslos sind und eine entsprechende Strategie gefunden werden muss, um zu siegen. Mal muss der Spieler mit geballter Kraft des Teams einem riesigen Tentakelmonster diese entfernen, mal einen Gegner mit korrekter Abfolge von Spezialfähigkeiten bearbeiten. Nicht immer gibt das Spiel diese Informationen aber heraus, viele Kämpfe laufen nach dem Try-and-Error-Prinzip – Ausprobieren, bis irgendetwas klappt.

Screenshot grauer Krake vor rotem Hintergrund
Einer der ersten Boss-Gegner ist ein überdimensionaler, fliegender Krake, der mächtig sauer ist. © Square Enix

Außerdem ist für Neulinge die komplexe Steuerung auf dem Gamepad, das allerdings als Steuerung anzuraten ist, nicht in fünf Minuten gelernt. Eine Eingewöhnungsphase werden Spieler ohne große Erfahrung daher in jedem Fall für das „Guardians of the Galaxy“-Game einplanen müssen, bis Star-Lord und sein Team machen, was sie sollen.

Guardians of the Galaxy mit witzigem Kampf-Feature

Erfreulicherweise erlaubt es das Spiel aber, den Schwierigkeitsgrad jederzeit zu ändern. Wer also an besonders harten Kämpfen scheitert und noch nicht auf der einfachsten Stufe spielt, kann dadurch die Anforderungen senken und in der Story weiterkommen. Dennoch hätte das Kampfsystem in „Marvel’s Guardians of the Galaxy“ gern etwas präziser und übersichtlicher ausfallen dürfen.

Ein witziges Feature bringt das ohnehin sehr lustige Spiel auch im Kampf mit: Haben die Helden erfolgreich genug gekämpft, um eine Energieleiste zu füllen, kann Star-Lord seine Kollegen zu sich rufen (der Kampf pausiert so lange) und eine Ansprache halten. Trifft der Anführer den richtigen Ton dabei, stärkt er sein Team und es macht mehr Schaden in diesem Kampf. Die Chance steht 50:50 und oft ist die witzigere Antwort auch die richtige – aber eben nicht immer.

Screenshot drei Menschen und ein Waschbär beugen sich hinunter vor lila Hintergrund
Mit genug Energie kann Star-Lord sein Team im Kampf zusammenrufen, um sie zusätzlich zu motivieren – wenn der Spieler die richtigen Worte findet. © Square Enix

Ein Fest für Sammelwütige

Die Macher haben sich offenbar auch die erfolgreichen Superhelden-Spieler der Vergangenheit genau angesehen. Denn wie in den großartigen Spider-Man-Games für die Playstation kann der Spieler auch beim „Guardians of the Galaxy“-Spiel jede Menge Kostüme und Outfits für die Helden finden und anlegen. Und im Gegensatz zum Netzschwinger, bei dem viele Outfits mit erspielten Währungen gekauft werden muss, genügt hier das Entdecken. Dabei hilft Star-Lord sein Visor, mit dem er Sammelobjekte oder Dinge, die sich in irgendeiner Weise bewegen, zerschießen oder anderweitig nutzen lassen, in strahlendem Gelb sieht.

Screenshot rote Felsen
Mit seinem Visor kann Star-Lord versteckte Dinge finden und dadurch oft sehen, wo es für die Gruppe weitergeht. © Square Enix

Wer beim ersten Versuch keinen Erfolg hatte, kann bereits geschaffte Kapitel jederzeit erneut spielen, um weitre mögliche Verstecke von Outfits und anderen Utensilien für die Helden zu finden. Die spielerische Hauptsache sind aber die diversen Tech-Reste, die der Spieler finden muss, um die Waffe von Rocket verbessern zu lassen: Je sorgfältiger die Level durchsucht werden, desto eher kann Star-Lord neue Updates verwenden. Und damit werden auch die Kämpfe ein wenig einfacher.



Guardians of the Galaxy nie sprachlos: Die Interaktion

Was „Guardians of the Galaxy“ von vielen anderen Spielen dieser Art unterscheidet, ist der besondere Humor. Star-Lord wird häufig vom Spiel aufgefordert, sich in Streitereien oder Gespräche der Teamkollegen einzumischen und seine Meinung zu sagen. Und das ist meistens ziemlich witzig. Zumal die Teammitglieder einfach nicht aufhören zu reden. Ob beim Suchen, beim Kämpfen oder bei jeder anderen Tätigkeit. Momente, in denen keiner der Guardians etwas zu sagen hat, sind extrem selten. Und auch die Story des Spiels wird kräftig von absurden und witzigen Momenten durchzogen.

Screenshot Blick über die Schulter von blondem Mann mit roter Zielscheibe
Immer wieder musss der Spieler in kurzer Zeit auf Ereignisse reagieren – und nicht immer ist klar, was genau er tun soll – das kann nerven. © Square Enix

Deshalb stört es auch nicht so sehr, dass sich diese oftmals als Einspielfilm gemachten Sequenzen nicht abbrechen lassen. Nerven kann das allerdings bei so genannten Quick-Time-Events im Game, in denen der Spieler schnell eine bestimmte Taste drücken, einen Stick bewegen oder eine Kombination von beiden erledigen muss – genau im richtigen Moment. Weil die aber oft nicht wirklich gut erklärt werden, kann es passieren, dass es mehrere Versuche braucht, um das Richtige zu tun. Und beim fünften Mal ist auch der beste Gag nicht mehr so lustig. Die deutsche Synchronisation ist hier gut gelungen, noch etwas lustiger ist das Spiel allerdings auf Englisch.

Zum Niederknien: Der Soundtrack des Spiels

Wer die „Guardians of the Galaxy“ aus dem Kino kennt, und das dürften die meisten sein, der weiß auch um die großartige Musik, die Regisseur James Gunn in seine beiden Filme packte. Da lässt sich auch das Spiel nicht lumpen: 28 Songs, hauptsächlich aus den frühen 80ern, haben es ins Spiel geschafft. So kann der Spieler am Ende des ersten Levels mit „I Ran“ von den „Flock of Seagulls“ die Milano aus der Gefahr herausfliegen, oder sich im zweiten Kapitel mit einer Ex-Freundin zu den Klängen von „Tainted Love“ streiten.

Immer wieder beweisen die Entwickler auch musikalisch Geschmack und unterlegen so manchen Kampf mit Hymnen, die den Spieler so richtig in Stimmung bringen. Spaß macht die Musik im Spiel in jedem Fall – Mitsummen dürfte hier nicht ausbleiben!



Die Optik: PC hat (zurzeit) die Nase vorn

Auch optisch hat das „Guardians of the Galaxy“-Game einiges zu bieten – und das gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen ist die Grafik absolut auf der Höhe der Zeit und sieht im Test großartig aus – gerade auf einem leistungsstarken PC. Denn dort bietet das Spiel bereits Raytracing, was Effekte wie Spiegelungen noch realistisch und besser aussehen lässt. Auf den Konsolen soll diese Technik noch nachgeliefert werden, bislang bieten sie allerdings kein Raytracing.

Screenshot lila Science Fiction Welt
Optisch ist das Spiel der ungewöhnlichen Marvel-helden absolut gelungen. Ausgefallene Ideen, grafisch stark umgesetzt. © Square Enix

Außerdem sind die verschiedenen Level, in denen sich die Guardians behaupten müssen, einfach eine Show, wenn auch eine schräge. Was die Entwickler hier an verschiedenen Welten, Raumschiffen und Orten entworfen haben, ist derart schräg, witzig, bunt und sehenswert, dass man sich durchaus einen Moment gönnen sollte, sich die Umgebung anzusehen und zu genießen. „Guardians of the Galaxy“ ist eines der schönsten Spiele des Jahres.

Schwächen im „Guardians of the Galaxy”-Spiel

Neben dem größten Kritikpunkt, dem Kampfsystem, offenbart das Game im Test noch einige andere technische Probleme, die den Spielspaß ein wenig trüben. So ist die deutsche Synchro inhaltlich zwar gut, endet aber manchmal zu früh, sodass das letzte Wort fehlt oder der Satz nach der Hälfte endet. Auch gelegentliche Abstürze waren im Spiele-Test auf dem PC zu beobachten. Dazu nerven die nicht abbrechbaren Sequenzen, die man sich bei verlorenen Kämpfen oder nicht geschafften Quick-Time.-Events nach einer Weile ganz beachtlich.

FAZIT

„Guardians of the Galaxy“ ist trotz einiger kleinerer Mängel ein fast durchgehend gelungenes Spiel, das die meiste zeit einfach sehr viel Spaß macht – sogar, wenn man gar nicht spielt, sondern nur einer Filmsequenz zusieht. Der Humor ist großartig, die ständigen Dialoge zwischen den Helden meistens richtig witzig. Und das anspruchsvolle, aber nie unfaire Kampfsystem lässt sich mit ein wenig Übung auch bewältigen.

Für Marvel-Fans ist das Spiel nach den beiden Spider-Man-Titeln von Sony das nächste Must-Have. Wer einfach nur ein gelungenes Action-Abenteuer spielen möchte, das nicht so bierernst daherkommt, kann aber auch zugreifen.

  • PRO
    • Coole Story mit vielen Lachern, optisch sehr gelungen und mit einem tollen Soundtrack ausgestattet.
  • KONTRA
    • Kampfsystem recht kompliziert, Steuerung komplex und noch mit einigen Fehlern behaftet.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,0

Markus Fiedler

Markus Fiedler ist freier Journalist und Autor, sein Herz schlägt vor allem für den Bereich Entertainment. Er verbringt seit vielen Jahren einen großen Teil seiner Zeit im Kino oder vor dem Fernseher – und hat damit sein Hobby zum Beruf gemacht. Nach einem abgeschlossenen Volontariat in seiner Heimatstadt Göttingen war Fiedler Gründungsmitglied des Spielemagazins Computerbild Spiele im Jahr 1999 und arbeitete dort 13 Jahre lang als Testredakteur. Seitdem ist er freiberuflich für verschiedene Kunden tätig. Für IMTEST testet er vor allem Technik und Software, mit der man seine Freizeit verbringt: Netflix und Spotify zum Beispiel, aber auch neue Spielekonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X.