Jackery* ist bisher in der Solarbranche vor allem für seine tragbaren Powerstations und mobilen Solarpanels bekannt. Ganz neu ist hingegen die Erweiterung des Sortiments um ein Balkonkraftwerk, auch Mini-Photovoltiakanlage genannt. Das Besondere daran: Beim Navi 2000 steht der Energiespeicher mit integriertem Wechselrichter im Fokus. Dank flexibler Panels soll das Balkonkraftwerk zudem – ebenso wie die Camping-Accessoires des Hersteller – transportabel sein. Dafür ruft Jackery allerdings auch einen vergleichsweise hohen Preis für sein Produkt auf. Ob sich diese hohe Investition lohnt, hat IMTEST getestet.
Produktdetails
- Pro Panel: 1,2 x 1,0 Meter
- Pro Panel: 3,2 Kilogramm
- Nennleistung pro Panel: 200 Watt
- UVP: 2.429 Euro (Speicher + 4 Panel)
Die besten Balkonkraftwerke: 10 Anlagen im Test
Zehn beliebte Modelle kommen auf den IMTEST-Prüfstand.
Ein Balkonkraftwerk ist eine kompakte Photovoltaikanlage, die oft am Balkongeländer befestigt wird. Es gibt jedoch auch alternative Montagemöglichkeiten, wie beispielsweise auf Terrassen, Flachdächern oder an Hausfassaden. Diese kleinen Anlagen sind konzipiert, um Solarstrom für den Eigenverbrauch zu erzeugen, ohne den Aufwand einer großen Dachsolaranlage zu benötigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie ohne professionelle Hilfe installiert werden können und auch von Mieterinnen und Mietern genutzt werden dürfen. Allerdings produzieren sie weniger Energie als größere Solaranlagen. In Deutschland ist es erlaubt, bis zu 800 Watt mithilfe eines Balkonkraftwerks in das Hausnetz einzuspeisen.
Der Aufbau: Von einzelnen Bauteilen zum Navi 2000-Balkonkraftwerk
Die Montage
Da das Jackery-Balkonkraftwerk mit flexiblen Solarpanels ausgestattet ist, ist der Aufbau vergleichsweise einfach und schnell zu erledigen. Im Lieferumfang liegt sowohl ein Kunststoff-Seil mit Spannern bei als auch Kabelbinder aus Edelstahl. Laut Bedienungsanleitung und des How-to-Videos auf der Jackery-Webseite sollen die vier mitgelieferten Solarmodule mit dem Seil am Balkongeländer befestigt und mit den Kabelbindern zusätzlich gesichert werden. Im Test ging diese Aufgabe leicht von der Hand und war aufgrund des geringen Gewicht der Panels zudem auch allein zu erledigen.
Für die Positionierung des fast 30 Kilogramm schweren Speichers ist jedoch mindestens eine weitere Hilfsperson sinnvoll.
Die Verkabelung
Ist alles sicher befestigt, fehlt noch die Verbindung von den Solarpanels zum Speicher und weiter zum Hausnetz. Erst dann kann der Solarstrom fließen und beim Energiekosten-Sparen helfen.
Vom Solarpanel zum Speicher
Da der Navi 2000 Speicher von Jackery den Wechselrichter des Balkonkraftwerks bereits integriert hat, gab es hier im Test erfreulich wenig Kabelsalat. Dafür war allerdings die Schaltung der Panel ein wenig aufwendiger als gewohnt. Am Speicher sind nämlich “nur” jeweils zwei Anschlüsse für Plus- und Minuspol eines Solarmoduls vorgesehen. Sollen mehr Panels angeschlossen werden – möglich wären bis zu acht Stück mit jeweils 200 Watt Maximalleistung – müssen die Panel parallelgeschaltet werden. Dafür liegen im Lieferumfang Y-Kabel bei. In der Bedienungsanleitung gibt es zudem einen ausführlichen Schaltplan für unterschiedliche Kombinationen. Außerdem sind dort auch Beispiele gezeigt, wie es nicht zu machen ist. So gelang die Schaltung im Test mit etwas Konzentration, aber schlussendlich dennoch einfach.
Vom Energiespeicher ins Hausnetz
Im letzten Schritt muss dann nur noch das Kabel vom Stromspeicher zur Außensteckdose angeschlossen werden. Hierfür bietet der Jackery Navi 2000 Speicher einen besonders sicheren Verschluss mit Dreh-Mechanismus und Sicherung durch eine Schraube. Denn zumindest laut Hinweis besteht hier die Gefahr eines Stromschlags.
Wichtig ist zudem, dass es im Jackery-Webshop nur eine Länge für das Stromkabel gibt. Sind 5 Meter für die eigenen Gegebenheiten auf dem Balkon nicht ausreichend, muss man ein extra Verlängerungskabel einplanen.
Ist alles verbunden, muss der Speicher nur noch per Knopfdruck eingeschaltet werden, damit das Balkonkraftwerk arbeiten kann. Je nach verfügbarer Fläche kann man das Jackery-Balkonkraftwerk mit vier Panels ausstatten, wie im Test, oder bis zu acht Module anschließen. So hat das Navi 2000 eine maximale Gesamtleistung von bis zu 1.600 Watt zu bieten.
Energiefluss: Die App-Steuerung des Jackery-Balkonkraftwerks
Im normalen Betrieb
Prinzipiell ist der Betrieb eines Balkonkraftwerks auch ohne zugehörige App möglich. Insbesondere beim Test-Modell bietet es sich allerdings an, die neue Jackery Home-App zu verwenden, da hier viele Einstellungs-Möglichkeiten vorhanden sind. So lässt sich auf dem Smartphone zum einen nachvollziehen, wie viel Energie gerade von den Solarpanels erzeugt wird.
Möchte man mehr ins Details gehen, kann man sich mit einem Klick auf die Solarpanels auch die einzelnen Leistungen der angeschlossenen Module anzeigen lassen. Dabei bezieht sich die App allerdings immer nur auf die Anschlüsse “PV1” und “PV2”. Sind dort, wie oben beschrieben, mehrere Module in Parallelschaltung angeschlossen, kann lediglich auf alle Panels einer Gruppe zurückgeschlossen werden.
Um den Ertrag der Anlage richtig berechnen zu lassen, empfiehlt es sich zudem, den richtigen Strompreis in den Einstellungen zu hinterlegen.
Bei Stromausfall
Eine Besonderheit der Jackery Home-App im Vergleich zu anderen Balkonkraftwerk-Herstellern ist die Möglichkeit, sich vor Unwettern warnen zu lassen. Ist ein Sturm mit Gefahr eines Stromausfalls für die eigene Region angesagt, gibt die App rechtzeitig Bescheid. Möchte man dann vorsorgen, kann man den Modus des Navi 2000 umschalten, sodass die Füllung des Speichers priorisiert wird. Zusätzlich zur selbst produzierten Solarenergie zieht sich der Jackery-Speicher dann Netzstrom aus der Steckdose, um möglichst schnell auf 100 Prozent aufzuladen. Sollte das öffentliche Stromnetz dann tatsächlich ausfallen, kann zwar auch das Balkonkraftwerk nicht mehr arbeiten. Aber die Energie aus dem Navi 2000 kann dennoch genutzt werden, da der Speicher über eine eigene Steckdose für Endgeräte verfügt.
2.048 Wattstunden Energie kann der Navi 2000 für den Ernstfall vorhalten. Wer mehr möchte, kann mithilfe von Zusatz-Akkus sogar auf bis zu acht Kilowattstunden aufstocken.
Rechnet sich die Anschaffung des Navi 2000 Balkonkraftwerks?
Ein Balkonkraftwerk macht einen nicht reich. Es kann aber zumindest einen Teil des üblichen Energiebedarfs erzeugen und dadurch helfen, Stromkosten zu sparen. Zur besseren Vorstellung hier ein Rechenbeispiel:
In einem Zwei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Energieverbrauch von typischen 2.100 Kilowattstunden wird das Jackery-Balkonkraftwerk mit Navi 2000 Speicher in einem Neigungswinkel von 90° an einem Balkongitter mit südlicher Ausrichtung installiert. Für das Set mit vier flexiblen Jackery-Solarpanels mit einer Peakleistung von je 200 Watt kann man in Deutschland einen jährlichen Ertrag von etwa 550 Kilowattstunden erwarten. Der Nutzungsgrad des erzeugten Solarstroms liegt dank des Speichers bei etwa 90 Prozent. Das bedeutet, dass das Navi 2000 Balkonkraftwerk etwa 25 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs des Haushalts decken kann. Bei einem aktuellen Strompreis von 27 Cent pro Kilowattstunde spart man somit rund 125 Euro pro Jahr an Energiekosten.
Investiert man in weitere Solarpanels, um die Maximalleistung des Balkonkraftwerks von 1.600 Watt voll auszunutzen, lässt sich der Anteil an der Selbstversorgung sowie das Sparpotenzial sogar noch erhöhen. Durch die zusätzlichen Solarmodule ist allerdings auch deutlich mehr Platz notwendig und die Kosten steigen noch einmal. Dafür erhöht sich zum einen die jährliche Ersparnis auf rund 200 Euro und zum anderen verkürzt sich die Zeit, bis sich das Jackery-Balkonkraftwerk amortisiert. Statt knappe 20 Jahre, bezahlt sich das System dann bereits nach rund 15 Jahren selbst ab. Aber Vorsicht: Die Hersteller-Garantie von Jackery beträgt lediglich 10 Jahre. Es ist also anzunehmen, dass der Speicher nach dieser Zeit an Speicherleistung verliert und zeitnah ein neuer Speicher nachgekauft werden muss. Demnach scheint eine Amortisation während der Lebensdauer auch unter optimalen Bedingungen nicht wahrscheinlich.
Wer selbst einmal die persönliche Situation ausrechnen möchte, findet bei der HTW Berlin übrigens kostenlose Online-Rechner zu diesem Thema.
Fazit
Das Jackery-Balkonkraftwerk machte im Test zunächst einen guten Eindruck. Die Solarpanels waren gut verarbeitet und ließen sich dank des geringen Gewichts leicht händeln. Die mitgelieferten Befestigungs-Seile und -Kabelbinder waren im Test ebenfalls schnell befestigt und wirkten wetterbeständig. Inwiefern sich vor allem die Montage mit den Kabelbindern mit dem Werbe-Versprechen der Mobilität vereinbaren lässt, ist allerdings fraglich. Sind diese erst einmal festgezurrt, können sie nur mit Werkzeug wieder geöffnet werden und sind dann meist nicht noch einmal zu verwenden. Zudem ist der Speicher – als Herzstück des Balkonkraftwerks – fast 30 Kilogramm schwer und damit nur bedingt mobil.
Dafür ist der Navi 2000 nicht nur als Energiespeicher fürs Balkonkraftwerk geeignet, sondern auch als echtes Notstrom-Aggregat. Dank Warn-Funktion in der App, kann man den Speicher bei einem drohenden Stromausfall mit einer Kombination aus Solarladung und Steckdosen-Strom schnellstmöglich füllen. Die integrierter Steckdose sorgt dafür, dass die bevorratete Energie zudem auch ohne Netzstrom genutzt werden kann, wenn das Balkonkraftwerk an sich nicht funktioniert.
Im Hersteller-Webshop* ist das Navi 2000 Balkonkraftwerk mit vier flexiblen Solarpanels mit einem UVP von 2.429 Euro ausgezeichnet. Bei Amazon* ließ sich zum Testzeitpunkt hingegen etwas sparen: Dort kostete das gleiche Set rund 2.000 Euro.
- PRO
- Aufbau im Test dank flexibler Panels einfach, sehr gutes Verhältnis von Leistung zu Gewicht, keine scharfen Ecken oder Kanten, ausführliche App mit Unwetter-Warn-Funktion, Zusatz-Akkus optional verfügbar.
- KONTRA
- Leistung pro Fläche etwas niedrig, keine bifazialen Module, Verkabelung aufgrund von Parallelschaltung im Test etwas kompliziert, vergleichsweise sehr teuer.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,3
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