FaceID, Triple-Kamera, Riesendisplay und enormes Schnellladen: All das fehlt dem neuen iPhone SE. Was 2022 unter Smartphones Stand der Dinge ist, rationalisiert Apple beim SE weg. Warum? Anders als die neuste iPhone-13-Serie, richtet sich das iPhone SE nicht an jene, die das Beste vom Besten wollen, sondern grundsolide Technik im handlichen Format suchen. Warum Apples iPhone SE 2022 wie ein aufgemotzter Mini allen Ferraris davonfährt, zeigt der Test.
Apple iPhone SE 2022 im Retro-Design
Gerade mal fünf Jahre her ist die Veröffentlichung des iPhone 8. Damals wirkte das neue Design modern, heute eher altbackend. Denn während heutige Smartphones frontal betrachtet kaum mehr als Bildschirmfläche zeigen, blickten Nutzer damals noch auf zwei große, schwarze Balken ober- und unterhalb des Bildschirms. Dafür gibt es einen Fingerabdrucksensor, statt aufwendige Gesichtserkennung (FaceID), um das Gerät zu entsperren.
Das iPhone SE setzt diese Grundidee fort. Der Fingerabdrucksensor bleibt, das Gerät bleibt sehr kompakt und lässt sich problemlos einhändig bedienen. Dafür wirkt das Display verglichen mit heutigen Riesen-Anzeigen geradezu winzig. Mit einer Diagonale von 4,7 Zoll ist es sogar kleiner als das Display des ebenfalls handlichen iPhone 13 mini. Dessen Gehäuse ist sogar kompakter (131,5 x 64,2 mm statt 138,4 x 67,3 mm), dafür fehlt hier besagter Fingerabdrucksensor und der Bildschirm füllt die Front des Geräts fast vollständig aus. Allerdings hat das auch seinen Preis – wortwörtlich.
Apple iPhone SE 2022: Bildschirm im Test
Klein muss aber nicht unbedingt schlecht sein. Und so bewährt sich der Bildschirm des SE bei den technischen Messungen im IMTEST-Labor: Die durchschnittliche Farbtreue ist sehr hoch, sowohl bei regulären sRGB-Farben als auch besonders knalligen aus dem DCI-P3-Farbraum, die Auflösung mit 326 Pixeln pro Zoll ist ebenfalls hoch. Die Helligkeit beträgt akzeptable 560 Candela pro Quadratmeter (cd/qm), wohingegen hochpreisige Modelle gen 1.000 cd/qm gehen. Das iPhone 13 mini etwa erreicht 800 cd/qm, das iPhone 13 Pro sogar 975 cd/qm. Letzteres liefert auch ein flüssigeres Bild mit 120 Hertz, was beim Scrollen und anderen Animationen auffällt. Das iPhone SE muss wie das mini mit 60 Hertz auskommen.
Eine bessere Note verhindert auch das geringe Kontrastverhältnis von nur 1.438:1. Das ist in Ordnung und nicht störend schlimm. Von dem tiefen Schwarz eines OLED-Bildschirms ist es aber weit entfernt. Geräte mit dieser Technologie erreichen bei der technischen Messung darum auch den Maximalwert.
In der Summe zeigt das kleine iPhone kein großartiges , aber ein ordentliches Display mit präziser Farbwiedergabe und hoher Auflösung.
Tempo und Akkulaufzeit
Moment mal: Wenn das Apple iPhone SE aus 2022 im Grunde genommen dem iPhone 8 ähnelt, wieso dann nicht zum fünf Jahre älteren Modell greifen und deutlich weniger zahlen? Ganz einfach: Die Technik im Inneren hat sich in den letzten Jahren entschieden weiterentwickelt. Effizientere Prozessoren sorgen nicht nur für mehr Rechenpower, sondern auch eine bessere Laufzeit.
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Im Test erreicht das SE die Bestnote in Sachen Leistung. Auch wenn die teuren iPhones die Nase vorn haben: Mit seiner Prozessorleistung (4.705 Punkten im Geekbench-Mehrkern-Score) hängt der Prozessor des iPhone SE die restliche Konkurrenz ab – selbst die neuen Topmodelle der Samsung-Galaxy-S22-Serie (3.558 Punkte). Apples verbauter A15-Bionic-Chip leistet also ganze Arbeit. Apps starten flott, Videos sind in Nullkommanix bearbeitet, auch Spiele laufen flüssig. Passend zum hohen Arbeitstempo ist auch der neueste Mobilfunkstandard 5G an Bord.
Die Akkulaufzeit ist mit 8:53 Stunden bei dauerhafter Videowiedergabe im WLAN-Stream etwas kürzer als beim iPhone 13 mini (9:39 Stunden) und nicht herausragend, aber immer noch gut – vor allem gemessen an der Kompaktheit dieses Handschmeichlers. Wie für Apple typisch lädt der Energiespeicher nicht rekordverdächtig schnell und benötigt auch beim SE etwas über 1,5 Stunden (1:33 Stunden). Kabelloses Laden ist wie auch schon beim Vorgänger möglich.
Kamera im Test: Eine für alles?
Kleiner, handlicher, etwas abgespecktes Display, dafür hohes Tempo: Die Liste der Abstriche, die das SE macht, erscheint bislang kurz – wäre da nicht die Kamera. Wo Apple und auch andere Hersteller längst auf mehrere Objektive und Sensoren setzen, um mit hohen Zoom-Stufen, Nachtmodus, Ultraweitwinkel, Makro-Aufnahmen und stabilisierter Linse möglichst alle Einsatzzwecke der Foto- und Videographie abzudecken, bleibt das iPhone SE bescheiden: Es hat nur eine einzige Hauptkamera.
Und auch wenn der starke Prozessor die Kamera mit Extras wie einen Porträt-Modus unterstützt, ist die Foto- und Videoqualität nur solide Mittelklasse. Es fehlen ein Nachtmodus für gelungene Aufnahmen bei sehr wenig Umgebungslicht, optischer Zoom für scharfe Vergrößerungen, und auch einen Ultraweitwinkel und Makro-Aufnahmen gibt es nicht. Bei viel Umgebungslicht, etwa bei Tag unter freiem Himmel, schießt die Hauptkamera aber gute bis sehr gute Fotos, deren Qualität fast an die der teuren iPhones heranreicht.
Verfügbarkeit und Preise
Das iPhone SE 2022 ist noch nicht erhältlich, lässt sich aber schon vorbestellen. Als Farben stehen Rot, Schwarz und Weiß zur Auswahl. Dies sind die Preise und Speicher-Varianten:
- 64 Gigabyte für 519 Euro
- 128 Gigabyte für 569 Euro
- 256 Gigabyte für 689 Euro
Der Einstieg in die mobile Apple-Welt ist damit deutlich günstiger als mit den anderen beim Hersteller erhältlichen Modellen. Das iPhone 12 mini beginnt ab 679 Euro (64 Gigabyte Speicher), das iPhone 13 mini ab 799 Euro (128 Gigabyte).
Apple iPhone SE 2022 im Test: Fazit
Das iPhone SE 2022 ist schon ein freches Früchtchen: Unscheinbar kommt es im Gewand des iPhone 8 mit dicken, schwarzen Balken um den Bildschirm und wirkt wie ein fünf Jahre altes Gerät – äußerlich. Im Inneren arbeitet ein Top-Prozessor, der es mit den ganz Großen aufnimmt – der neueste Mobilfunkstandard 5G anbei. Die Akkulaufzeit ist solide und der Bildschirm zeigt eine sehr gute Farbwiedergabe. Die Kamera schießt bei Tageslicht gute Fotos, lässt aber einen ordentlichen Zoom, Nachtmodus und andere Extras vermissen. Wer ein besonders handliches und zugleich noch erschwingliches iPhone ohne Schnickschnack sucht, wird mit dem iPhone SE fündig. Wer eine deutlich bessere Kamera bevorzugt, sollte etwas mehr Geld ausgeben und zum iPhone 13 mini greifen, das obendrein noch kompakter ist und trotzdem mehr Bildschirm zeigt – samt besserer Kontraste und deutlich höherer Helligkeit.
- PRO
- Sehr hohes Arbeitstempo, gute Laufzeit, kabelloses Laden, farbtreues Display, 5G, wasserdicht (IP67).
- KONTRA
- Kamera-Ausstattung mäßig, Schwächen bei der Fotoqualität, Bildschirm-Helligkeit etwas gering, wenig Speicher in der Grundausstattung (64 GB).
IMTEST Ergebnis:
gut 2,2