Die dritte Generation von DJIs Vlogging-Kamera, die Osmo Pocket 3, unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von seinen Vorgängern. Wie bekannt bleibt es bei dem stabförmigen Design und einem 3-Achsen-Gimbal-Stabilisierungssystem. Trotzdem ist die DJI Osmo Pocket 3 ein großer Schritt nach vorn. Warum? Das erfahren Sie in diesem Testbericht.
Eingebaute Gimbal-Stabilisierung
Die DJI Osmo Pocket 3 ist wie geschaffen für das Vlogging, ein Genre, in dem Selfie-Aufnahmen und Clips für unterwegs die Königsdisziplin sind. Sie konkurriert mit Kameras wie der Sony ZV-1F, der ZV-1 und der ZV-1 Mark II. Diese Modelle verfügen über das gleiche 1 Zoll-Sensorformat sowie über vlogspezifische Funktionen, setzen aber auf ein traditionelles Kompaktkameradesign. Ein weiterer Konkurrent ist die Canon PowerShot V10, die vom Design den Pocketkameras ähnelt, aber nur über eine digitale Bildstabilisierung verfügt.
Vor allem der Gimbal hebt die DJI Osmo Pocket 3 von der Konkurrenz ab. Er besteht aus einer Halterung und Motoren, die es ermöglichen, die Kamera während der Aufnahme ruhig und ausbalanciert zu halten. Der Einsatz eines Gimbals bietet viele Vorteile: Stabilisierte Aufnahmen sehen professioneller aus, vermitteln einen besseren visuellen Eindruck und helfen bei der Produktion qualitativ hochwertiger Videos. Was man aber wissen muss: Ein Gimbal filtert keine Auf- und Abwärtsbewegungen heraus, die beim Laufen entstehen (siehe Video unten). Trotzdem: Ein Gimbal ist in den meisten Situationen deutlich leistungsfähiger als jeder interne Stabilisator und erreicht damit das Niveau von modernen Action-Cams. Allerdings ist die DJI Osmo Pocket 3 bei weitem nicht so robust. Der Gimbal ist eine mögliche Bruchstelle und das luftige Design schließt jegliche Art von Wetterschutz aus. Wer also eine unzerstörbare Kamera zum Befestigen oder Tragen sucht, ist mit einer Action-Cam besser bedient.
Pocket 3: Top Handlichkeit dank Riegel-Design
Die DJI Osmo Pocket 3 knüpft wie gesagt in Design und Funktion an seine Vorgänger an. Die Form erinnert ein wenig an einen Schokoriegel, an dessen Spitze sich das von den DJI-Drohnen bekannte 3-Achsen-Gimbal-System befindet. Dazu kommt ein Objektiv mit fester Brennweite und einem Weitwinkel von 20 mm, ideal also für Selfie-Videos, Reiseberichte und Landschaftsaufnahmen. Bei den Formaten unterstützt die Pocket 3 das Breitbildformat (16:9), das Hochformat (9:16) und das quadratische Format (1:1), jeweils für Video- und Fotoaufnahmen.
Sie steht auch ohne Stativ von alleine, wenn auch ein wenig wackelig. Das in der getesteten Kreativ Combo enthaltene Stativ lässt sich nur in Kombination mit dem zusätzlichen Handgriff nutzen, der rund 3,5 Zentimeter Länge hinzufügt genau wie einen ¼“-Gewindeanschluss. Das Kreativ Combo-Paket enthält darüber hinaus einen 950-mAh-Akku-Handgriff, ein kabelloses Mikrofon vom Typ DJI Mic 2 samt Windschutz, ein Weitwinkelobjektiv (+ 15mm), das besagte Stativ sowie eine Tragetasche. Das alles treibt den ohnehin schon sportlichen Preis der DJI Osmo Pocket 3 von 539 auf 679 Euro. Trotzdem ein empfehlenswertes Paket, allein schon wegen des Mikrofons (dazu später mehr).
Intuitive Benutzeroberfläche und Steuerung
Die DJI Osmo Pocket 3 liegt gut in der Hand und verfügt nur über zwei Tasten, die sich optimal platziert direkt unter dem Daumen befinden. Insgesamt ist die Bedienung genial. Es geht schon damit los, das man zum Einschalten lediglich den Bildschirm in die horizontale Position schnippen muss – lässig. Alternativ dient der Aufnahmeknopf zum Ein- und Ausschalten wie auch als Auslöser für Fotos. Links daneben befindet sich der multifunktionale Gimbal-Joystick. Durch Bewegen des Joysticks nach links oder rechts steuert man die Kamerabewegung entlang der Schwenkachse, während durch Verschieben nach oben oder unten die Neigung der Kamera oder der Zoom verändert wird.
Für Momente, in denen eine konstante Ausrichtung erforderlich ist, hält man den Joystick gedrückt, wodurch der Gimbal arretiert wird. So wird sichergestellt, dass die Kamera unabhängig von externen Bewegungen oder Störungen fest in ihrer aktuellen Position bleibt. Ein Doppelklick zentriert den Gimbal neu und mit einem Dreifachklick schaltet man zwischen Vorder- und Rückansicht um, was vielseitige Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven ermöglicht. Der einzige Nachteil ist, dass es keine Möglichkeit gibt, die Neigung der Y-Achse zu steuern. Zudem wäre eine Modustaste praktisch gewesen, wie sie die Osmo Action 4 bietet. Die restlichen Kameraeinstellungen lassen sich über den reaktionsschnellen Touchscreen und das übersichtliche Menü vornehmen.
DJI Pocket 3: Ansprechende Bildqualität
Die Kamera der DJI Osmo Pocket 3 wurde im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich verbessert. Sie verfügt über einen größeren 1-Zoll-Sensor mit verbesserter Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen und nimmt mehr Details und lebendigere Farben auf. Das 20-mm-F2-Objektiv liefert durch die Bank ein gutes Bild, selbst bei schlechten Lichtverhältnissen. Für Aufnahmen bei schwachem Licht bietet die Pocket 3 einen speziellen Modus, der die maximale Bildrate auf 30 Bilder pro Sekunde reduziert. Das hilft der Optik und dem übergroßen Sensor, helle Bilder zu produzieren. Das Objektiv fokussiert obendrein sehr zuverlässig, so dass sich die Kamera sehr gut für Produktpräsentationen und Rezensionen eignet.
Kein 4K im Hochformat
Der quadratische Typ-1-Sensor der DJI Osmo Pocket 3 erwies sich im Test darüber hinaus als sehr vielseitig. Bei Videos unterstützt er bis zu 4K60 im 16:9 Breitbildformat und 3K60 im 9:16 Hochformat oder 1:1 Quadratformat, jeweils mit 10-Bit-Farbe und einem Farbprofil nach Wahl: Standard, HDR HLG oder D-Log M. Bereits das Standardprofil sorgt für ansprechende Farben und Details. Das HDR-HLG-Profil mit einem größeren Farbraum ist speziell für die Wiedergabe auf Fernsehern mit HDR10 und Dolby Vision gedacht. Für mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung eignet sich D-Log-M. Dadurch reduziert die Pocket 3 den Kontrast und die Sättigung.
Pocket 3: Den Vlogger im Focus
DJI hat die Pocket 3 nicht zuletzt mit einer Reihe von praktischen Aufnahmemodi für verschiedene Szenarien ausgestattet. So bietet die Kamera intelligente Aufnahmemodi wie ActiveTrack 6.0 zum Verfolgen von Motiven, den Pro-Modus zum manuellen Feintuning der Einstellungen und kreative Modi wie Spinshots, Zeitraffer, Hyperlapse und Zeitlupe. Eine der großen Verbesserungen bei den Videofunktionen ist dabei die Möglichkeit, bis zu 4K bei 120fps aufzunehmen. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber der Pocket 2, die nur 1080p in Zeitlupe aufnehmen konnte.
Sehr praktisch für Vlogger ist zudem die automatische Gesichtserkennung. Damit folgt die DJI Osmo Pocket 3 im Selfie-Modus dem Gesicht des Filmenden und hält es selbst bei wilden Kameraschwenks immer scharf und im Fokus. Das funktioniert erstaunlich gut.
Wie bereits erwähnt, enthält die Creator Combo eine aufsteckbare 0,75-fache Weitwinkellinse, mit der sich der Blickwinkel auf 15 mm erweitern lässt. In der Praxis ist der Unterschied jedoch nicht groß, außerdem führt die Verwendung zu unschönen Verzerrungen und anderen Bildstörungen. Ein weiterer Kritikpunkt: Der Weißabgleich regelt zwar recht sanft, aber dennoch ziemlich schnell. So kann sich die Stimmung innerhalb einer Aufnahme abrupt ändern (siehe Video unten). Und: Die Pocket 3 verfügt über keinen optischen Zoom, sondern nur einen digitalen und der arbeitet maximal nur mit 4x.
Osmo Pocket 3: Fotos mit nur 9 Megapixel
Im Fotomodus nimmt die DJI Osmo Pocket 3 9 Megapixel Fotos im Seitenverhältnis 1:1 und 8,3 Megapixel Fotos im Seitenverhältnis 16:9 auf, wahlweise als JPG oder Raw DNG. Die Fotoauflösung beträgt somit 3.840 x .2160 Pixel, ein deutlicher Rückgang von 9.216 x 6.912 beim Pocket 2. Die Ergebnisse sind zwar ansehnlich, wer aber hochauflösende Fotos für großformatige Ausdrucke knipsen möchten, ist mit der Pocket 3 schlecht beraten. Ihre Stärken liegen eindeutig im Videobereich.
Pocket 3: Audio mit externem Mikro
Der Ton ist ein wichtiger Bestandteil der Videoproduktion, und DJI hat bei der Osmo Pocket 3 diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So verfügt die Kamera über eine verbesserte Audioleistung mit zwei ins Gehäuse integrierten Mikrofonen, die einen klareren Stereoton aufzeichnen. Zusätzlich lässt sich das externe Mikrofon DJI Mic 2 anschließen, um eine noch bessere Audioqualität zu erzielen. Es bietet kristallklaren, wenn auch etwas leisen Ton, weniger Hintergrundgeräusche und eine kräftigere Stimme. Außerdem punktet es mit einer beachtlichen Reichweite von weit über 100 Metern und bietet flüssiges 32-Bit-Audio für zusätzlichen Spielraum bei der Bearbeitung – eine echte Innovation.
Pocket 3: Gute Akkulaufzeit mit Haken
Die DJI Osmo Pocket 3 wird von einem internen, nicht austauschbaren Akku mit 1.300 mAh mit Strom versorgt. Dieser reicht für ca. 115 Minuten Daueraufzeichnung in 4K und ca. 165 Minuten in 1080p. Beeindruckende Zahlen für eine so kleine Videokamera. Mit dem in der Kreativ Combo enthaltenen Akku (950 mAh) lässt sich die Pocket 3 auf ca. 65 Prozent aufladen. Der Akku ist aus IMTEST-Sicht trotzdem der größte Schwachpunkt der Pocket 3. Er bietet zwar viel Ausdauer, die Frage ist nur wie lange? Sicher ist, dass die Leistung des Akkus mit der Zeit nachlässt. Hinzu kommt, dass der Batteriegriff nicht direkt Energie liefert, sondern den Akku füllt. Das bedeutet zusätzliche Ladezyklen, die die Lebensdauer des Akkus weiter verkürzen dürfte.
Fazit
Die DJI Osmo Pocket 3 sollte ganz oben auf der Liste stehen, wenn man mit einer Handkamera arbeiten möchte, ohne sich mit Wechselobjektiven und zusätzlichem Zubehör herumschlagen zu müssen. Die Vlogging-Cam produziert dazu außergewöhnlich flüssige und stabile Videos, bietet dank eines verbesserten 1 Zoll-Sensors eine erstaunlich gute Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen und unterstützt sowohl die Ausgabe im Breitbildformat als auch die vertikale Ausgabe an soziale Medien. Kritikpunkte gibt es aber auch: Dazu zählen der fest verbaute Akku sowie die empfindliche Preiserhöhung im Vergleich zum Vorgänger.
- PRO
- Erstklassige Videoqualität, einfache Bedienung, viele nützliche Funktionen für Vlogger.
- KONTRA
- Fest verbauter Akku.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,1