Veröffentlicht inGaming

Princess Peach: Showtime! im Test: Zuckersüß, aber nicht sehr gehaltvoll

Das heißeste Switch-Spiel im März ist rosarot.

Ein Artwork zum Videospiel Princess Peach: Showtime!.
© Nintendo

Jeder Nintendo-Fan kennt sie: die mal unfähige, mal toughe, aber immer klischeehaft an den Rand des Geschehens gedrängte Prinzessin namens Peach. Sie wurde schon Millionen Mal gerettet, schafft es aber nur selten, aus dem Schatten von Super Mario zu treten. Auch dessen Tollpatsch-Bruder Luigi, der liebe Dino Yoshi oder die treudoofen Toads haben in den letzten Jahren eigene Nintendo-Abenteuer bestritten. Höchste Zeit also, dass die blonde Thronfolgerin mit dem pinken Kleid mal ins Rampenlicht tritt. Schließlich ist ihr letzter (und bislang einziger) Solo-Auftritt fast 20 Jahre her – 2006 nämlich erschien das DS-Spiel Super Princess Peach.

Übersicht

  • Switch
  • 22. März 2024
  • 59,99 Euro
  • 6–10 Stunden
  • ab 6 Jahren
  • 4,6 GB
  • Action, Hüpfspiel & Rhythmus

Nintendo geizt zwar mit Infos, welches interne Studio das neue Spiel gemacht hat – scheinbar handelt es sich dabei aber um den Entwickler Good-Feel, der mit den tollen Hüpfspielen Kirby und das magische Garn und Yoshi’s Woolly World für Aufsehen sorgte. Aber was für eine Art Spiel ist dieses neue, ominöse Abenteuer mit der Prinzessin – auch wieder ein Jump’n’Run, wie man bei Nintendo vermuten könnte?

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von YouTube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Rennen, Kämpfen, Knobeln – von allem ein bisschen

Nein, Princess Peach: Showtime! ist kein klassisches Hüpfspiel. Stattdessen setzt man auf ein buntes Potpourri von Spielmechaniken, die von Action bis Rhythmus, von Plattformer bis Stealthgame reichen. Peach schlüpft also nicht nur outfit-technisch in allerlei niedliche Rollen, sondern wechselt mit der Kleidung auch munter die spielerischen Ansätze durch. Beispiele gefällig?

Als Zuckerbäckerin dekoriert Peach leckere Torten oder rührt so kräftig in der Schüssel bis Kekse durch die Gegen purzeln. Als Meerjungfrau wiederum lotst sie mit ihrem Gesang Fische durchs Wasser. Schon im nächsten Level kann es sein, dass man als Kung-Fu-Kämpferin Knilchen die Visage verbeult oder als Fechtmeisterin-Peach mit dem Säbel durch die Feinde pflügt. Brutal geht es dabei nie zur Sache – Prinzessin Peach: Showtime! ist sowohl spielerisch als auch inszenatorisch stets kindgerecht.

Doch die pinke Prinzessin ist noch vielfältiger: Als Sherlock-Holmes-Verschnitt deckt sie lustige Verbrechen auf, als Ninja schleicht sie an Feinden vorbei. Richtig niedlich ist auch ihr Auftritt mit Schlittschuhen, wo man die Gegner umkurvt, bis ihnen schwindelig wird, oder als Cowgirl, wo sie lässig das Lasso kreisen lässt und sich in den Sattel eines Holzpferdchens schwingt.

  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach als Ninja beim Tauchen.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach, wie sie auf einer Welle reitet.

So spielt sich Prinzessin Peach: Showtime!

Das neue Switch-Spiel als aufgeblasene Minispiel-Sammlung zu bezeichnen, wäre etwas despektierlich, aber auch nicht komplett aus der Luft gegriffen. Bei so vielen Spielmechaniken ist es wenig überraschend, dass die einzelnen Disziplinen nicht sonderlich ausgereift sind. Das Kämpfen ist viel eindimensionaler und banaler als in einem Bayonetta oder Devil May Cry, die Rätsel-Element bei weitem nicht so pfiffig und ausgeklügelt wie bei Professor Layton. Auch die Tanz- oder Rhythmus-Einlagen als Eiskunstläuferin oder Nixe sind zwar hübsch anzusehen, aber in spielerischer Hinsicht um Längen flacher als in einschlägigen Musik- und Rhythmus-Games. Princess Peach: Showtime! traut sich zwar, Genre-Grenzen einzureißen und bietet seinem Publikum einen bunten Mix an Inhalten – wer jedoch dem Kindesalter entwachsen ist, der ärgert sich über den mangelnden Anspruch und Tiefgang in all den kreativen Disziplinen.



Viel Lob gibt es hingegen für die kompetente wie charmante Darreichungsform: Princess Peach: Showtime! sieht richtig gut aus für ein Switch-Spiel – man freut sich über die drolligen Figuren und die stimmigen Kulissen, nimmt die vielen kleinen Anspielungen an Theater, Musical & Co. zur Kenntnis. Und man staunt, wie elegant animiert Peach mit einer Hand beim Rennen ihr Kleid rafft. Im Handheld-Modus ist die Bildrate dabei angenehm konstant, beim Spielen am Fernseher treten jedoch einige unschöne Ruckler auf – man merkt der Switch-Hardware ihr Alter eben immer mehr an. Der Sound spielt derweil richtig stimmungsvoll auf, es gibt tolle Surround-Effekte und vergnügte Melodien überall.

  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht einen Bosskampf.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach, wie sie gegen Feinde Kung-Fu-mäßig kämpft.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach, wie sie eine Torte dekoriert.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht die Basiswelt, von wo aus es in die Level geht.

Princess Peach: Showtime: Bosskämpfe, Kostüme, Spielaufbau

Die vielen Kostümwechsel sind in eine flache, aber stets amüsante Rahmenhandlung eingebunden – Peach hilft, ein verfluchtes Theater von Unholden zu befreien und muss dafür eben in allerlei Rollen aushelfen. Zwischen den Auftritten kann man im mehrstöckigen Foyer des Theaters herumlaufen, Kostümchen ausprobieren, mit Peachs Helferin – einer fliegenden Schleife namens Stella – plaudern und Bonus-Räume freischalten.

Und natürlich schaltet man die unterschiedlichen Etagen erst nach und nach frei. In den ersten Stunden freut man sich, immer wieder eine andere Disziplin zu entdecken, später warten schick inszenierte Bosskämpfe. Die sind zwar allesamt mit wenig Können zu meistern – für Anfänger gibt es sogar einen Modus mit mehr Lebenspunkten –, trotzdem gefallen die verschiedenen Angriffsphasen mit netten Moves und coolen Effekten. Etwas schade ist, dass die Level-Länge sowohl bei den Endgegnern als auch in den normalen Stages sehr überschaubar ist. Kaum hat man sich eingegroovt und würde gern noch etwas mit der aktuellen Mechanik herumtollen, ist das Level-Ende auch schon erreicht.

Für Wiederspielwert sorgen freispielbare Kostüme (für Peach und Stella) und die Funkel-Währung, von der man beim ersten Durchlauf ganz sicher nicht alle gut versteckten Exemplare erbeutet.

  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach als Detektivin.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach beim Eislaufen.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach auf einem Pferd reitend.
  • Ein Screenshot zum Videospiel Princess Peach: Showtime!. Man sieht Peach als singende Meerjungfrau.


Fazit

Princess Peach: Showtime! ist ein eher mutiges Nintendo-Spiel – weil die Entwickler viele Genres und Mechaniken ausprobieren, statt ganz banal ein weiteres Jump’n’Run aus dem Hut zu zaubern. In Kombination mit der stilvollen Präsentation und dem auch für unerfahrene Spielerinnen und Spieler geeigneten Schwierigkeitsgrad kann man das Genre-Experiment unterm Strich als gelungen bezeichnen.

Gleichwohl gibt es reichlich verschenktes Potenzial: Obwohl die Disziplinen nicht sonderlich in die Tiefe gehen, macht der Ablauf stets Spaß – wären doch die Levels etwas länger und nicht mit so vielen Unterbrechungen durchsetzt! Auch könnte Nintendo den Anspruch durchaus besser skalieren: In der aktuellen Form scheitert zwar niemand, dafür fühlen sich viele unterfordert, weil Scheitern fast nicht möglich ist. Zum Schluss noch ein Lob für die Kostüme und die darum gebauten Spielmechaniken: Von Ninja bis Zuckerbäckerin, von Eisläuferin bis Cowgirl – Peachs Verwandlungen sprühen vor Charme und in spielerischer Hinsicht gibt es keine echte Nullnummer.

  • PRO
    • Ansprechende Präsentation, wilder Genre-Mix, kein Rohrkrepierer unter den Disziplinen, tolle Soundeffekte, spaßige Bosskämpfe.
  • KONTRA
    • Die Levels sind zu kurz, sehr niedriger Schwierigkeitsgrad, ruckelt an einigen Stellen spürbar.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.