Es mag albern erscheinen, sich eine Action-Cam um die Brust zu schnallen und damit herumzulaufen. Noch alberner ist es, eine Action-Cam an einem Selfie-Stick zu befestigen und damit in der Öffentlichkeit herumzuwedeln. Doch die Peinlichkeit lohnt sich. Denn das Ergebnis sind oft unvergessliche Erinnerungen an wunderschöne Momente. Das Einzigartige an Action-Cams: Videos aus der Egoperspektive lassen einen das Erlebte noch einmal erleben. Nur mit viel mehr Zeit und Ruhe. Dabei entdeckt man vielleicht Dinge, die man bei einer waghalsigen Abfahrt mit dem Mountainbike oder beim Paragliding nie bemerkt hätte. So wie die IMTEST-Tester beim Test der aktuellen Action Cam-Modelle von GoPro, DJI, Insta360 und Co. in den österreichischen Alpen.
GoPro Hero 12 Black: Bekannte Technik, neue Funktionen
Der erste neue Action-Cam-Kandidat ist neue GoPro12, die auf dem bekannten Gehäuse des Vorgängermodells basiert. Sie wiegt ebenfalls 154 Gramm, hat einen 1,4-Zoll-Bildschirm auf der Vorderseite und einen 2,27-Zoll-Bilschirm auf der Rückseite, ist bis 10 Meter ohne Gehäuse wasserdicht und verfügt über eine Klappe, unter der sich das Akkufach, der microSD-Kartensteckplatz und der USB-C-Anschluss befinden. Das Gute daran: Das gesamte Zubehör der Hero 11 funktioniert auch mit der 12 – inklusive Mods (spezielles Zubehör wie Linsen) und Akkus.
Neu bei der GoPro Hero 12 ist lediglich der Standard 1/4-20 Stativanschluss an der Unterseite, so dass keine GoPro Stativhalterung mehr benötigt wird, um die Kamera auf ein Stativ zu setzen. Dieser Ansatz bietet mehr Befestigungsmöglichkeiten und die Möglichkeit, von einem Stativ auf eine GoPro-Halterung zu wechseln, ohne dass man einen speziellen Adapter benötigt. Eine willkommene Ergänzung zu dem vertrauten System. Der eingebaute Bildsensor sowie der GP2-Prozessor sind dagegen alte Bekannte. Dennoch hat GoPro die Hero 12 Black in einigen Punkten verbessert.
Audioaufnahmen per Bluetooth
Die Optionen zur Tonaufnahme und -wiedergabe wurden überarbeitet. So sind zwar nach wie vor drei integrierte Mikrofone für die Aufnahme zuständig, die Action-Cam kann nun aber auch mit Bluetooth-fähigen Geräten (Mikrofonen und Kopfhörern) verbunden werden. Auf diese Weise lassen sich auch ohne Media Mod zusätzliche Aufnahme- und Wiedergabegeräte drahtlos nutzen. Das bedeutet, dass man zum Beispiel in einem Fahrzeug Audio aufnehmen kann, während die GoPro draußen am Fahrzeug montiert ist. Auch die Sprachbefehle funktionieren per Funk.
Die Idee ist genial: Anstatt ein spezielles Mikrofon zu kaufen, um den Ton der GoPro zu verbessern, kann man kabellose Kopfhörer verwenden, die man bereits besitzt. Es handelt sich sogar um echtes Zwei-Wege-Audio. Das bedeutet, das sowohl die GoPro Audio aufzeichnet, als auch das Mikrofon des Kopfhörers. In der Postproduktion stehen entsprechend zwei Audiospuren zur Verfügung. Das ist praktisch fürs Vlogging, die Aufnahme von Interviews oder einfach als zweites Backup-Mikrofon für Audioaufnahmen. Allerdings ist die Tonqualität bei der Aufnahme über ein Bluetooth-Headset nicht gerade berauschend. Und auch die Qualität der internen Mikrofone ist etwa bei (Fahrt-) Wind nicht besser geworden. Dafür fängt die Hero 12 Black mit dem neuen Vorsatzobjektiv Max Lens Mod 2.0 noch mehr von der Umgebung ein, konkret ein Sichtfeld von 177 Grad bei 4K 60p-Aufnahmen. Das erzeugt in vielen Situationen noch dramatischere und immersivere Effekte als der Hyperview-Modus – fast wie eine 360-Grad-Kamera.
Akku: GoPro holt auf
Laut GoPro soll sich die Akkulaufzeit der Hero 12 Black im Vergleich zum Vorgänger in bestimmten Modi (5.3K60 und 5.3K30) verdoppelt haben. So soll die Hero 12 Black bis zu 70 Minuten 5.3K 60 fps Video und bis zu 58 Minuten 4K 120 fps Video aufnehmen. Bei entsprechender Kartenkapazität sind laut Hersteller sogar über 90 Minuten 5.3K 30 fps Video möglich. Angesichts der Tatsache, dass die Akkulaufzeit bei den Hero-Modellen schon immer ein Kritikpunkt war, wäre dies ein großer Schritt nach vorne.
Und tatsächlich: Die IMTEST-Messungen zeigen, dass das neue GoPro-Topmodell deutlich mehr Laufzeit aus einer Akkuladung herausholt als die Hero 11 Black. Bei einer Auflösung von 4k und 60 fps machte die Kamera nach 79 Minuten schlapp (Hero 11: 67 Minuten), bei voller 5,3K-Auflösung und 60 fps nach 69 Minuten. Am Ende des Tages filmt die Hero 12 damit zwar nicht so lange wie die DJI Osmo Action 4 (85 Minuten), aber die Verbesserung ist dennoch spürbar.
Die Test-Ergebnisse im Detail
Wie sich die GoPo Hero 12 Black schlägt, was die Osmo Action 4 kann und mehr lesen Sie auf der nächsten Seite.