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Fotophones 2020

Fünf Objektive, 108-Megapixel-Auflösung, 50-facher Zoom: Ob 15 Fotophones diesen Superlativen auch im Alltag gerecht werden, zeigt IMTEST in einem großen Test.

Wer eines der neuen Foto-Smartphones in der Tasche hat, kann getrost auf eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) verzichten – ob jetzt endlich das gilt, was viele Jahre lang propagiert wurde? Innovative Softwarefunktionen zur digitalen Bilderfassung und -verarbeitung, Mobil-Prozessoren mit hoher Rechenleistung und fein aufeinander abgestimmte Fotolinsensysteme sollen jedenfalls dabei helfen, Fotos in richtig guter Qualität abzulichten. IMTEST zeigt Ihnen auf diesen Seiten, welches aktuelle Smartphone für die besten Bilder sorgt. Neben den Urteilen zu den neuesten Top-Smartphones von Samsung und Huawei finden Sie im großen Vergleichstest auch Ergebnisse für Geräte von Herstellern wie Oppo, Xiaomi oder OnePlus, die hierzulande noch eher unbekannt sind. Neben Messungen zur Foto- und Kameraqualität hat IMTEST für die Smartphones auch Merkmale wie Ausstattung, Arbeitstempo und Akkulaufzeiten geprüft.

Smartphone-Markt: Neues aus China

Nach Samsung und Apple ist Huawei mit einem Marktanteil von 15,2 Prozent derzeit die weltweite Nummer 3 auf dem Smartphone-Markt – mit Apple konkurriert der chinesische Hersteller seit Mitte 2017 um Platz 2. Seinen Status im Spitzentrio hat Huawei in den vergangenen Jahren vor allem mit dem Verkauf von High-End-Geräten gefestigt, die in den Bereichen Kamera und Akkulaufzeit führend sind. Mit Xiaomi, Oppo und OnePlus stehen die nächsten Hersteller aus China schon in den Startblöcken. Sie schicken sich an, den Smartphone-Markt gehörig durcheinanderzuwirbeln. Oppo und Xiaomi kommen jetzt bereits jeweils auf über acht Prozent Marktanteil. Der Absatz, den OnePlus mit dem Verkauf von Smartphones wie dem brandneuen 8 Pro erzielt, hat den Hersteller schon auf zwei Prozent des weltweiten Absatzes katapultiert.

Testergebnisse im Detail

15 Smartphones im direkten Vergleich

15 Smartphones ab 2340 Euro im großen Fotophone-Test. Wie die Geräte abschneiden, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, zeigt die detaillierte Testübersicht.

Das 108-Megapixel Smartphone

Mit fast unglaublichen 12.032 x 9.024 Pixeln (umgerechnet ergeben sich daraus 108,58 Megapixel) sorgen die Hauptkameras im Samsung Galaxy S20 Ultra 5G und im Xiaomi Mi 10 Note Pro für einen regelrechten Rekord – so eine hohe Auflösung gab es bei Smartphones bisher nicht. Damit die Qualität der Fotos (deren Auflösung 12-mal so hoch ist wie bei 4K) richtig was hermacht, rechnet das Kamerasystem des S20 Ultra (bestehend aus Ultraweitwinkel, Weitwinkel, 4-fach-Zoom und Tiefensensor) jeweils 9 Pixel des 108-Megapixel-Sensors zu einem Pixel zusammen. Diese Daten sorgen letztlich für ein 12-Megapixel-Foto mit besserer Qualität. Damit die Aufnahmen mit der Hauptkamera nicht verwackeln, ist ein optischer Bildstabilisator an Bord, der solide seinen Dienst tut. Ein weiteres Kamera-Highlight des Galaxy-Smartphones mit seinem sehr hellen und scharfen 6,9-Zoll-Display ist ein 100-fach Zoom. Der dafür zuständige Sensor hat mit 48 Megapixeln ebenfalls eine verhältnismäßig hohe Auflösung. Dank innovativer Fotosoftware, die teils auf künstlicher Intelligenz (KI) basiert, lässt sich das anvisierte Motiv so maximal digital vergrößern. Wermutstropfen: Hier schützt ein optischer Bildstabilisator genauso wenig wie beim Xiaomi vor Verwacklern bei extremen Zoom-Aufnahmen. Im Fototest ließ sich das Smartphone kaum ruhig in der Hand halten. An ein Stativ sollte der Nutzer also denken, wenn er sich mit den 108-Megapixel-Phones auf Zoom-Pirsch begeben möchte. Apropos Software: Über die „Single Take“-Funktion werden gleichzeitig eine Vielzahl verschiedener Fotos und Videosequenzen aus nur einem einzigen, über einen Zeitraum von zehn Sekunden aufgenommenem Video erstellt. Daraus lässt sich dann die jeweils beste Aufnahme wählen. Diese Technologie bieten übrigens alle drei Modelle der Galaxy-S20-Serie aus diesem Test.

Und auch wenn das S20 5G und das S20+ jeweils „nur“ über eine Hauptkamera mit 64 Megapixeln verfügen, gelingen mit ihnen ebenfalls qualitativ gute Fotos. Diese zeigen im Vergleich zu den Aufnahmen, welche die Kamera des S20 Ultra produziert, kaum wesentlich weniger Schärfe und Detailgenauigkeit. Auch die 50-Megapixel-Linse im Huawei P40 Pro punktet mit einer tollen Fotoqualität. Die Kamera spielt besonders bei Aufnahmen, die bei wenig Licht erstellt wurden, ihre Stärken aus – nicht zuletz t dank eines sehr großen 1/1,28-Zoll-Sensors, der viel Licht einfängt. Besonders gute Aufnahmen bei wenig Umgebungslicht ergeben sich auch durch das Zusammenspiel der von Leica entwickelten f/1,9-Blende und der sogenannten „Time of Flight“-Technik (ToF), mit der sich beispielsweise Tiefeninformationen für Strukturen, Entfernungen von Gegenständen und Bewegungen ermitteln lassen, um diese genauer darzustellen. Die Kamera hellt bei aktiviertem Nachtmodus selbst Szenen auf, in denen eigentlich Dunkelheit herrscht. Auch der von Huawei „Octa PD“ genannte Autofokus des P40 Pro arbeitet bei schwachem Umgebungslicht verlässlich. Was das Ablichten von Sportszenen mit sich schnell bewegenden Motiven nahezu perfekt ermöglicht – im Labor ließen sich hierbei nur minimale Verzögerungen feststellen. Überhaupt liegen alle Topmodelle von Samsung, OnePlus, Oppo und Huawei bei der Auslöseverzögerung dicht beieinander. Einen deutlichen Unterschied im Vergleich zum S20 Ultra gab es aber bei Videoaufnahmen: Während mit allen drei S20-Galaxys erstmals 8K-Videos (Achtung: sie sind sehr Speicherplatz intensiv) möglich sind, drehen andere Smartphones (wie das P40 Pro) Videos weiterhin mit 4K-Auflösung.

Displays: Neuer Trend mit 120 Hz?

Zum Betrachten der Filme eignen sich die Smartphones sehr gut, denn bei der Display-Fertigung geben sich die Hersteller nur wenige Blößen: Egal ob riesig wie beim Galaxy S20 Ultra (6,9 Zoll) oder vergleichsweise klein wie bei Apple iPhone 11 Pro (5,8 Zoll) – nahezu alle Bildschirme leuchten hell oder sehr hell, sind sehr scharf und bieten teils hohe Auflösungen von bis zu 45 Megapixeln. Weitere Besonderheit: Bei den S20-Geräten, dem Oppo Find X2, dem OnePlus 8 Pro, dem iPhone und dem Asus ROG Phone II ist jeweils ein Bildschirm mit einer 120-Hz-Bildwiederholrate im Einsatz . Das macht sich etwa bei schnellem Wischen durch Fotosammlungen oder Websites bemerkbar. Die Darstellung ist dann vergleichsweise ruhig. Zudem punktet die höhere Hertz zahl besonders bei Smartphone-Spielen mit aufwendiger Grafik und 3-D-Animationen. Allerdings „zieht“ der 120-Hz-Betrieb auch mehr Strom als die 60-Hz-Standardeinstellung.

Schnell voll mit langen Laufzeiten

Wie gut, dass die Smartphones mit 120-Hz Bildwiederholrate kraftvolle Akkus eingebaut haben, die lange Laufzeiten ermöglichen. Asus zeigt mit seinem Gaming-Smartphone, was derzeit möglich ist: Gut 20 Stunden hält der 6000-mAh-Stromspender bei intensiver Nutzung mit einer Ladung durch – Chapeau! Dass ausgerechnet dieses Gerät keine Schnellladefunktion bietet, sei ihm verziehen. Wenn sich ein Akku aber in 39 Minuten komplett vollladen lässt (wie beim Oppo Find X2), ist das schon ein echtes Pfund. So kann das leergesaugte Mobilgerät nach einem arbeitsintensiven Tag abends vor dem Ausgehen noch einmal schnell ans Netz teil gehängt werden, um schwuppdiwupp wieder einsatzbereit zu sein.

Tempo, bitte!

Am Akku zehren Foto- und Videobearbeitung, Online-Videos, hohe Nutzfrequenzen für Whatsapp und soziale Medien oder 3-D-Anwendungen wie Spiele. Aber gerade im alltäglichen Einsatz wird nach einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit zum Bewältigen solcher Aufgaben verlangt. Um herauszufinden, wie schnell ein Smartphone in der Praxis wirklich ist, hat IMTEST die Prozessor- und Grafikleistung der Smartphones anhand von Benchmark-Programmen unter die Lupe genommen. Im technischen Bereich gilt so ein Benchmark als Vergleichsmaßstab üblicherweise für die Leistungsfähigkeit, die ein Gerät theoretisch erreichen kann. Arbeitstempo und Grafik hängen auch von dem Zusammenspiel aus Prozessor, Grafikchip, Arbeitsspeicher (RAM) und Betriebssystem ab. Samsung setzt für seine S20-Modelle auf eigenes Know-how und statt et sie mit dem hauseigenen und sehr schnellen Exynos-990-Prozessor aus, der gigantische 12 Gigabyte RAM bietet. Apples iPhone 11 Pro (A13 Bionic, 4 GB RAM) wird wie Huaweis P40 Pro (Kirin 990 5G, 8 GB RAM) von einem sehr schnellen Prozessor aus eigener Entwicklung angetrieben. Im Test sorgte der neue Snapdragon-865-Prozessor von Qualcomm, der etwa in Oppos Find X2 steckt, allerdings für die höchste Taktfrequenzen. Das X2 glänzte bei den Tempotests.

Huawei: Apps laden, schwerer gemacht

Trotz Topausstattung hat Huawei ein großes Problem: Wegen eines Dekrets von US-Präsident Donald Trump muss Google die Geschäftsbeziehung zu Huawei schrittweise beenden. Käufer des P40 Pro müssen daher auf den Android-App-Store Google Play verzichten. Ohne Weiteres kommen sie so nicht mehr an beliebte Apps wie Google Maps, Youtube oder Gmail. Zwar bietet Huawei mit der „App Gallery“ einen eigenen App-Store an. Dieser ist jedoch noch lange nicht so prall gefüllt wie das Original von Google. Anwendungen, die im Huawei-Store nicht zu finden sind, lassen sich per „App-Suche“ im Internet auftreiben – die Downloads sind dann oft über sogenannte Drittanbieter-Stores möglich. Ob das ein Sicherheitsrisiko birgt, hat IMTEST von den Experten des Labors Obering, Berg & Lukowiak prüfen lassen – die Ergebnisse finden Sie im Kasten rechts.

5G-Netz mit Stotterstart

Für die satten Preise der Smartphones ist wohl auch 5G, der neue Standard für mobiles Internet und Mobiltelefonie, teils mitverantwortlich. In den Top-3-Geräten steckt immer auch ein Modem fürs 5G-Netz . Dafür ersteigerten im Sommer 2019 die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch für über 6,5 Milliarden Euro die Frequenzen. Mit einem klaren Ziel vor Augen: Gleich 2020 sollte der Durchbruch der „fünften Mobilfunkgeneration“ erfolgen. Die Anzahl der 5G-Antennen in Deutschland ist aber noch überschaubar. IMTEST hat daher Experten bei den drei großen deutschen Netzbetreibern gefragt, wann Käufer eines S20-Smartphones von Samsung, eines Oppo Find X2, Huawei P40 Pro oder OnePlus 8 Pro denn 5G flächendeckend nutzen können.

So testet IMTEST Smartphones

Tele-Zoom, 5G, OLED-Display und neuster Prozessor – in Smartphones steckt viel Technik. Aber was kann die wirklich? So testet IMTEST Smartphones.

Telekom

Walter Goldenits, Technikchef der Telekom in Deutschland, sieht sein Unternehmen auf einem guten Weg: „Zum Start des 5G-Ausbaus hat die Telekom 5G in Berlin, Bonn, Darmstadt, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München und Köln in Betrieb genommen. Nach unserer aktuellen Planung werden wir bis Ende dieses Jahres in weit mehr als 20 Städten in Deutschland mit 5G vertreten sein. Und dies mit über 1500 Antennen. Dazu gehören zum Beispiel alle 16 Landeshauptstädte. Für 5G nutzen wir sowohl neue als auch bestehende 4G-Standorte“, so Goldenits.

O2

Dr. Verena Grundke, Director B2C Customer Marketing der Telefónica Deutschland, hat erst einmal nur gute Nachrichten für potenzielle 5G-Nutz er in deutschen Großstädten: „Wir starten in diesem Jahr mit dem 5G-Ausbau in den fünf größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt, um der stetig wachsenden Nachfrage nach Mobilfunkdaten unserer Kunden gerecht zu werden. Bis 2022 werden wir 30 Städte mit rund 16 Millionen Einwohnern versorgen. Gleichzeitig können wir 5G bundesweit projekt- und anwendungsbezogen ausbauen, etwa im Rahmen industrieller Kooperationen.“

Vodafone

Vodafone-Konzernsprecher Volker Petendorf erklärt, dass Vodafone bei der Auswahl der bundesweit ersten 5G-Stationen auf einen Mix aus 5G-Standorten in Städten, Ballungsräumen und in ländlichen Gebieten setzt. „Auch um technische Erfahrungen im Livebetrieb unter verschiedenen topografischen Bedingungen zu sammeln“, so Petendorf. „5G kann bereits von jedermann vor Ort genutzt werden – sofern der Kunde ein entsprechendes 5G-Endgerät hat“, ergänzt er. IMTEST schnappte sich also ein Samsung Galaxy S20 5G aus dem Test, steuerte einen 5G-Mast in Hamburg-Altona an und machte dort einen Tempotest – mit eindrucksvollem Ergebnis, wie das Foto links auf dieser Seite zeigt.

Die Kameratechnik im Fokus

Die Bildverarbeitungssysteme in Smartphones werden immer ausgefeilter. Für jede Disziplin gibt es oftmals bereits ein eigens dafür zuständiges Objektiv. IMTEST zeigt Ihnen anhand des fünffachen Kamerasystems, das im Xiaomi Mi 10 Note Pro steckt, welche Foto-Szenarien sich mit welchen Linsen ablichten lassen.

Smartphone Aufnahme Foto


1 5-MP-Telekamera: Diese ermöglicht eine bis zu 50-fache digitale Vergrößerung. Kombiniert mit den Hauptkamera-Daten ist ein 10-facher Hybrid möglich.

Fotoaufnahme mit Mi Note 10 Pro

2 108-MP-Hauptkamera: Mit optischem Bildstabilisator, gemäßigtem 82 Grad-Weitwinkel und lichtstarker f/1,67-Blende

Fotoaufnahme von junger Frau mit Smartphone Kamera
Mit Porträtkamera
Fotoaufnahme von junger Frau mit Smartphone Kamera
Echte Szene

3 12-MP-Porträtkamera: Der zweifache Tele-Zoom sorgt für qualitativ gute Porträtaufnahmen – selbst in dunklen Umgebungen.

Fotoaufnahme mit Smartphone

4 20-MP-Weitwinkelkamera:
Die Kamera hat eine Blendevon f/2,2 und deckt einen Blickwinkel von 117 Grad ab.

Smartphone mit Kamerabezeichnung


Fotoaufnahme mit Smartphone Kamera

5 2-MP-Makrokamera: Zum Erstellen detailreicher Aufnahmen zwischen zwei und zehn Zentimetern Abstand.

“Ab jetzt lass ich meine Nikon zuhause”


Horst Schröder
IMTEST-ExperteHorst Schröder IMTEST Experte

Fotos: Getty, Obering, Berg & Lukowiak GmbH, IMTEST, Hersteller

IMTEST- Redakteur Horst Schröder vor Hintergrund (Hamburg)

Als festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobiltiy testet Horst Schröder für IMTEST E-Bikes, Gravelbikes, E-Scooter sowie E-Autos. Passend dazu testet er diverse Zubehör-Produkte wie Fahrradträger oder Dachboxen. Neben Tests und Ratgebern rund um Gesundheitsthemen oder Online-Dienste etwa für Daten-Speicherung (Cloud), erstreckt sich die Expertise des ausgebildeten Print- und Online-Redakteurs zudem über das Thema Camping. Dieses begleitet er mit Tests von Reisemobilen, Camper-Vans und Zubehör wie Zelten oder Softshell-Jacken. Vor seiner Tätigkeit bei IMTEST arbeitete er als Inhaber eines Redaktionsbüros (Print und Online) freiberuflich unter anderem als Testredakteur für die Computerbild. Neben Technik-Themen aller Art, ist für den Bulli-Fahrer die weite Outdoor-Welt eine Passion. Sie erreichen ihn via E-Mail.