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5 IP-Kameras im Test: Die Sicherheit immer im Blick

Neben der Alarmanlage ist Videoüberwachung die bekannteste Sicherheitslösung. Wie gut sind IP-Kameras?

Fünf unterschiedliche Überwachungskameras kompakt angeordnet auf weißem Hintergrund
© Arlo, TP-Link, D-Link, Mi, Netatmo, IMTEST

Auch im Urlaub nach dem Rechten sehen. Das bekommt dank moderner, kleiner IP-Kameras inzwischen eine ganz neue Bedeutung. Ging früher der Nachbar regelmäßig nachschauen, so reicht heute ein Griff zum Smartphone. Egal ob vom Büro oder vom Karibikstrand aus. Doch wie gut und zuverlässig sind solche WLAN-Kameras? IMTEST hat mit fünf aktuellen Modellen eine Wohnung im Blick behalten.

Das sind die IP-Kameras im Test

Von fünf unterschiedlichen IP-Kameras, ließ IMTEST eine Wohnung überwachen. Die Tapo von TP-Link ist hier das einzige Modell, das auch für den Außeneinsatz geeignet ist. Dabei waren unterschieden sich die Geräte auch von der Preisklasse. Die WLAN-Kamera von D-Link für 49 Euro war die preiswerteste, während das Gerät von Netatmo mit 170 Euro die teuerste im Test war. Ob sich die Preisunterschiede auch in der Produktqualität zeigt, verrät der Blick in die Testdetails.

Vorweg: Die Bildqualität ist bei allen Modellen mindestens ordentlich bis gut, zumindest, wenn sie mit hoher Auflösung betrieben werden. Von dieser Auflösung sollte man auch nur abweichen, wenn die Internetverbindung zu langsam ist und man trotz schnellem Zugang auf der Gegenseite kein vernünftiges Livebild bekommt. 



Montage unnötig?

Mit Ausnahme der Tapo, die auch im Außenbereich eingesetzt werden kann, muss keine der IP-Kameras zwingend montiert werden. Alle lassen sich zum Beispiel auf einer Kommode oder einem Regal aufstellen. Das ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn die WLAN-Kamera etwa als Babyphone genutzt wird. Denn ein nicht ganz unbedarfter Langfinger wird das Überwachungsgerät, dass ja auch ein Stück weit freie Sicht benötigt, womöglich schnell entdecken und entfernen. Darüber wird man zwar informiert, aber Bilder hat man dann trotzdem keine.

Vor allem nicht bei den Modellen, die lokal aufzeichnen wie Mi, D-Link oder Netatmo. Bei den 360°- beziehungsweise 340°-Kameras von Mi und D-Link wäre zudem freie Rundumsicht von Vorteil. Die hat man an der Zimmerdecke in Raummitte. Beide Überwachungskameras können dort überkopf montiert werden und bieten dann die Option, das Bild entsprechend zu drehen. Wichtig bei allen Kameras: Irgendwo im Umkreis von etwa zwei Metern muss eine Steckdose sein.

Smartphone ragt von links ins Bild und zeigt Aufnahme der Überwachungskamera, die dadrunter auf einem Balken platziert ist
Moderne WLAN-Sicherheitskameras sind sehr einfach und teilweise ohne großen Montageaufwand zu installieren. Mitunter reicht ein Dachbalken als Stellfläche. © IMTEST


Schnell und einfach im Netzwerk

Die Einrichtung der IP-Kameras erfolgt durchweg nach einem sehr ähnlichen Schema. Vom jeweiligen Hersteller gibt es eine App, bei der man sich zunächst registrieren muss. Dann können eine oder mehrere Kameras hinzugefügt werden, was in der Regel über das Scannen eines QR-Codes via Smartphone funktioniert. Anschließend wird den Kameras noch das richtige WLAN zugewiesen, und sie sind einsatzbereit. Das klappt durch die Bank gut. Lediglich die D-Link-App brauchte drei Anläufe, um die Kamera ins Funknetz einzubinden. Eine Besonderheit gibt es bei den Modellen von Tapo und Netatmo: Sie können auch per LAN-Kabel angeschlossen werden.

Detailaufnahme beiges Gerät mit LAN-Port und QR Code auf weißem Boden
Ein LAN-Anschluss – hier Netatmo – ist bei einer Indoor-Kamera ist in Zeiten von schnellen WLAN-Mesh-Systemen nur selten nötig. Darüber ist übrigens der Stromanschluss: Micro-USB. © IMTEST


Einstellungen zur Überwachung

Nach der Grundkonfiguration allerdings gehen die Konzepte auseinander. Zwar können alle IP-Kameras sowohl in der Tag- als auch in der Nachtsicht Bewegungen erkennen. Aber sie gehen, je nach Konfiguration, damit unterschiedlich um. Das aufwändigste Konzept hat dann auch die teuerste WLAN-Kamera im Test von Netatmo. Sie arbeitet mit Gesichtserkennung, weshalb man ihr zunächst beibringen muss, wer alles anwesend sein darf und wer nicht. Dann funktioniert das recht zuverlässig, wenn auch etwas zeitverzögert.

Bei den Kameras von D-Link, Arlo und Tapo können Bildbereiche definiert werden, in denen auf eine Bewegung reagiert werden soll. Die WLAN-Überwachungskamera von Mi bietet nichts davon, kann aber wie die D-Link als 360°-Kamera Personen nachverfolgen. Einstellbar bei allen Kameras ist allerdings die Auslöseschwelle. Das ist sinnvoll, damit nicht jedes Mal, wenn die Katze durch die Wohnung läuft, eine Alarmierung erfolgt.

Unterseite einer runden Kamera mit QR-Code auf weißem Boden
Der QR-Code auf den Kameras ist für die Einrichtung sehr wichtig und nicht nur aus logistischen Gründen vorhanden. © IMTEST

IP-Kameras geben Alarm

Im Falle einer Alarmierung wird in jedem Fall immer eine Meldung auf dem Smartphone ausgegeben. Die IP-Kameras lassen es mit Zusatzhardware aber auch zu, bestimmte Szenarien auszulösen. Bei den Modellen von Arlo, D-Link, Tapo oder Mi wäre auch ein direktes Gespräch mit dem Einbrecher möglich. Außerdem beherrschen alle Modelle Audioaufzeichnung.

Übrigens lassen sich alle Kameras nach dem Einrichten auch vom PC ansprechen. Dies funktioniert meist über die Webseite des zugehörigen Cloud-Dienstes. Mi bietet dafür eine Windows-App.



Rechtliche Tipps zur Videoüberwachung

Wer Haus und Hof per Kamera überwachen möchte, muss sich an ein paar Regeln halten. Denn die Videoüberwachung stellt einen ernsten Eingriff in die Persönlichkeitsrechte anderer dar. Darum ist als Erstes zu überlegen, ob ein gleicher Schutzeffekt nicht zum Beispiel auch mit einer Alarmanlage erreicht werden kann. In dem Fall wäre die Verhältnismäßigkeit der Videoüberwachung nicht mehr gegeben.

Ist der Einsatz einer Kamera alternativlos, so darf diese ausschließlich das eigene Haus bzw. Grundstück beobachten. Es dürfen im Bild weder der Nachbargarten noch von mehreren Parteien gemeinsam genutzte Flächen zu sehen sein. Ebenso dürfen öffentliche Wege und Flächen nicht im Beobachtungsbereich liegen. Die Kamera, die von der Haustür aus auch den Bürgersteig beobachtet, darf also nicht sein.

Fremde wie zum Beispiel Handwerker, aber auch Gäste müssen über die aktive Videoüberwachung in Kenntnis gesetzt werden. Dies kann zum Beispiel durch einen Aufkleber an der Eingangstür oder am Gartentor geschehen. Sie müssen die Gelegenheit haben, sich dadurch aktiv für oder gegen das Betreten des überwachten Bereiches entscheiden zu können.

Kameraaufnahmen dienen als mögliche Beweismittel bei der Polizei oder der Justiz. Stellt man sie eigenmächtig mit einer Art „Fahndungsaufruf“ zum Beispiel in soziale Medien ein, macht man sich strafbar. Und zwar unabhängig davon, ob die Aufnahmen ihrerseits eine Straftat zeigen.

FAZIT

Alle IP-Kameras im Test machen, was sie sollen. Und das durchweg auch vernünftig. Dabei zeigt sich deutlich, dass teuer keineswegs auch gut bedeutet. Vor allem, wenn man sieht, was man bei D-Link und Mi für rund 50 Euro bekommt. Das beste „Paket“ bietet die Tapo. Und das nicht nur wegen der guten Bildqualität, sondern auch, weil sie mit ihrer Sirene zumindest Gelegenheitsdiebe durchaus verscheuchen kann.

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.