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BeReal: Das müssen Sie über die App des Jahres wissen

BeReal ist die App des Jahres 2022. IMTEST gibt den Überblick und klärt die Vor- und Nachteile der App.

Einblicke in die BeReal App
© BeReal

Das aufregendste Leben mit der perfekten Figur, dem süßesten Haustier, wahnsinnig lecker aussehendem Essen und einem Lächeln, das bestätigt: “In meiner Welt gibt es nichts, das nicht wunderbar ist”. Fotos, die diese Botschaft transportieren sind auf Instagram nicht schwer zu finden. Doch die scheinbare Perfektion macht nicht nur Spaß und inspiriert, sondern kann auch unter Druck setzen. Leicht fängt man an, sich mit Bildern zu vergleichen, die bearbeitet und gefiltert sind. Wer Spaß an Fotos und sozialen Netzwerken hat, muss deswegen aber nicht unbedingt aus der virtuellen Welt verschwinden. BeReal bietet eine Alternative, die nicht darauf abzielt, sich selbst zu inszenieren.



Die Idee hinter der App des Jahres 2022

BeReal funktioniert nach einem einfachen Schema. Einmal am Tag hat man die Möglichkeit, ein Foto von sich zu teilen. Der Zeitpunkt, wann die App die Nutzer zum Fotografieren auffordert, ist willkürlich. Dafür wird die Front- und Rückkamera für zwei Minuten aktiviert. In dieser kurzen Zeitspanne wird man aufgefordert, ein Bild aufzunehmen. Der Countdown läuft. Wer ein Bild postet, kann auch die Bilder seiner Freunde angucken, die in diesem Moment ein Foto geknipst haben. Das soll dazu führen, dass Nutzer so auftreten, wie sie wirklich sind. Ohne Filter, ohne den Anspruch, ein perfektes Leben darzustellen. Damit stellt sich die App dem Konzept von Instagram gegenüber. Man spricht sogar von der “Anti-Instagram-App”. BeReal will die Fallen umgehen, die Instagram potenziell bietet: unecht sein, zu viel Zeit am Smartphone verbringen, sich auf ungesunde Weise vergleichen. Mit dem Konzept hat BeReal es zur App des Jahres 2022 geschafft. IMTEST nennt die Vor- und Nachteile der App.

Instagram Ansicht
Instagram findet viel Zulauf. Doch die meisten merken auch, dass die schöne heile Welt in der App teils stark inszeniert ist. © Instagram

Die Vorteile von BeReal

  • Echt sein: Die App gibt einen spielerischen Anlass, um auch im virtuellen Leben “echt” zu sein. Da keine Filtermöglichkeiten vorhanden sind und auch keine Zeit bleibt, um für das Foto ein perfektes Leben zu faken. Das kann eine Erholung für alle sein, die sich auf sozialen Netzwerken nicht unter Druck setzen lassen oder vergleichen wollen.
  • Zeit sparen: Da die App nur einmal am Tag aktiv zu einer Aktion auffordert, ist es etwas realistischer, dass Nutzer die App nicht ständig aufrufen. Die App verleitet dadurch weniger dazu, ungewollt lange Zeit am Smartphone zu verbringen.
  • Freundschaften, die zählen: Auf BeReal kann man sich mit den Leuten umgeben, die einem wirklich am Herzen liegen. Daneben besteht auch die Möglichkeit, im Discover-Modus Fotos von unbekannten Leuten zu sehen, doch echte Beziehungen stehen im Vordergrund.
  • Keine Werbung: In der Welt ist ein werbefreier Raum gar nicht mehr leicht aufzutreiben – vor allem online. Besonders angenehm ist es daher, dass man auf BeReal nicht von Anzeigen verfolgt wird.
  • Ansicht der App BeReal
  • Ansicht der App BeReal
  • Ansicht der App BeReal
  • Ansicht der Anwendung

Die Nachteile von BeReal

  • Wenige Funktionen: BeReal bietet vergleichsweise wenige Funktionen. Zwar gibt es kleinere Spielereien wie Challenges oder sogenannte “Realmojis” (Emoji nachstellen), aber besonders viel hat die App daneben nicht zu bieten. Es gibt keine Video-Funktion und keine Stories wie etwa bei Instagram. Außerdem kann man sich keine direkten Nachrichten schreiben, sondern nur Fotos kommentieren. Als Messaging-Dienst taugt BeReal also auch nur bedingt.
  • Unflexibel: Wenn der Foto-Alarm kommt, muss es schnell gehen. Das kann einen schon einmal aus dem herausreißen, was man gerade tut – ob man hochkonzentriert für eine Prüfung büffelt oder gerade meditiert. Als Nutzer kann man nicht über den Zeitpunkt bestimmen. Was in der einen Situation eine nette Spielerei ist, kann in der anderen Situation schon wieder nervig sein und Aufmerksamkeit und Konzentration rauben.
  • Langweil-Potential: Was BeReal so einzigartig und ansprechend macht, kann auch zum Stolperstein werden: Die App bietet ihren Nutzern wenig Raum, sich selbst darzustellen und ist auch nicht darauf angelegt, Leute stundenlang am Smartphone zu halten. Auf der anderen Seite schafft sie eher wenig Anreiz für die Nutzer, besonders viele Gedanken in die Fotos zu stecken, die sie posten. Das kann dazu führen, dass die Inhalte schlicht und ergreifend langweilig und belanglos sind.
  • Sicherheit: Wer sich von einem plötzlichen Foto-Alarm unter Druck setzen lässt, gibt in seinen Bildern unter Umständen Informationen preis, die besser privat bleiben sollten. Die App trackt beispielsweise auch den GPS-Standort, wenn man diese Funktion bei der Aufnahme des Fotos nicht deaktiviert.


Zukunft für BeReal?

Dass BeReal keine Werbung schaltet, dürfte für die meisten Nutzer attraktiv sein. Doch es stellt sich die Frage, wie sich die App langfristig über Wasser halten will, wenn sie weder Werbeanzeigen verkauft noch ein Bezahlmodell hat.

Der Konkurrent Instagram hat die Erfolge von BeReal nicht untätig hingenommen. Instagram hat mit den “Kamera-Challenges” praktisch die Funktion von BeReal übernommen, die sie einzigartig macht. Es wird sich zeigen, ob die gute Idee hinter BeReal langfristig ausreichen wird, um viele Nutzer bei der Stange zu halten. BeReal ist für iOS und Android verfügbar.


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Katja Widmann hat an der Universität Mannheim einen Bachelor und Master of Arts für Kultur- und Wirtschaftswissenschaft gemacht. Daneben hat sie Praktika im Social Media Bereich, in Print- und Radio-Redaktionen absolviert und ist so auf den Geschmack für die Medienwelt gekommen. Als Volontärin bei Imtest schreibt sie Artikel und testet unterschiedlichste Produkte.