E-Autos gelten als ein Eckpfeiler der Verkehrswende. Sie sollen dabei helfen, auf lange Sicht Autos mit Verbrenner-Motor zu ersetzen. Auch sind sie neben Carsharing, E-Bikes, E-Roller oder E-Scooter als ein Sinnbild klimafreundlicher Städte gedacht. Staatliche Fördergelder bei der Anschaffung und geringe Unterhaltungskosten sollten es für Endverbraucher attraktiv machen, sich ein E-Auto zuzulegen. Was auf einem guten, wenn auch nicht leichten Weg zu sein schien, kehrt sich aktuell ins Gegenteil um. Steigende Strompreise und sinkende Fördergelder machen die Entscheidung für ein E-Auto gerade nicht leicht und viele Endverbraucher fragen sich, ob sich der Kauf überhaupt noch rechnet. IMTEST gibt einen Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- Entwicklung Strompreise
- Förderung von E-Autos
- Beispiel Anschaffung Elektroauto im Vergleich zum Verbrenner
- Beispiel Vergleich monatlicher Laufkosten
- Die monatlichen Kosten unterscheiden sich von Modell zu Modell teils deutlich
- Kosten an öffentlichen Ladestationen
- Die heimische Wallbox
- Elektroautos mit Solarenergie laden
- Fazit
Entwicklung Strompreise
Die Strompreise steigen und steigen. Während 2021 Haushalte im Durchschnitt 31,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zahlten, waren es im April 2022 bereits gut 37 Cent. Dank Abschaffung der EEG-Umlage zum 01. Juli 2022 werden Verbraucher zwar etwas entlastet und zahlen seitdem um die 32,7 Cent für eine kWh. Doch die Nachfrage nach mehr Strom, die teure Stromproduktion aus Erdgas und die Steigung der Netzentgelte sind nur drei Gründe, warum Stromanbieter bereits eine Erhöhung der Kosten angekündigt haben.
Das Portal Strom-Report hat die Kosten pro Kilowattstunde bei Neukunden in zehn Großstädten verglichen. Dabei wurde der Durchschnitt der drei derzeit günstigsten Tarife herangezogen und festgestellt, dass der Preis hier bereits bei 41 Cent pro kWh liegt. Tendenz steigend.
Um Bürger zu entlasten, hat die Bundesregierung für 2023 die sogenannte Strompreisbremse auf den Weg gebracht. Demnach soll für einen Basisverbrauch, etwa dreiviertel des normalen Verbrauchs, eine Obergrenze von 30 Cent pro kWh gelten. Für den Rest greift wiederum der Marktpreis.
Diese Entwicklung befeuert durchaus die Zurückhaltung beim Neukauf eines E-Autos. Zu ungewiss und unkalkulierbar sind hier aktuell die etwaigen Kosten für den Unterhalt.
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Förderung von E-Autos
Verkehrswende, CO2-Reduzierung, saubere Luft in den Städten – all das sind Aspekte, die natürlich für ein E-Auto sprechen. Attraktiv wird der Kauf nicht zuletzt durch eine Prämie, dem sogenannten Umweltbonus, wonach E-Auto-Käufer mit bis zu 9.000 Euro unterstützt werden. Die Rabatte werden teils vom Staat und teils vom Hersteller gewährt.
Während im Rahmen des Konjunktur-Programms wegen der Corona-Krise der Bundesanteil am Umweltbonus verdoppelt wurde, soll dieser ab 2023 bis vorerst 2025 wieder sinken. Zudem hat das Wirtschaftsministerium die Fördergelder für reine E-Autos gedeckelt. Sprich: Für 2023 sollen 2,1 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, 2024 nur noch 1,3 Milliarden.
Die Listenpreise von Elektro-Neuwagen sind im Vergleich zu Verbrennern ohnehin schon teurer und werden aufgrund höherer Kosten für wichtige Zulieferteile wie Batterien oder Chips eher noch steigen.
Beispiel Anschaffung Elektroauto im Vergleich zum Verbrenner
Das Car Automotive Research-Team um Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer (Direktor Car Automotive Research) hat in einer aktuellen Studie Verbrenner und ihre Stromer-Zwillinge verglichen, um herauszufinden, ob sich Elektroautos überhaupt noch lohnen und ob Kostennachteile entstehen. Zunächst wurden die reinen Anschaffungskosten unter anderem für einen Opel Mocca und einen Fiat 500 vergleichen – jeweils als Verbrenner und E-Auto.
Opel Mocca Elegance (Verbrenner) | 30.545 Euro |
Opel Mocca e-Elegance (Elektroauto) | 40.885 Euro |
Fiat 500 Hyb Dolcevita (Verbrenner) | 17.490 Euro |
Fiat 500 e (Elektroauto) | 34.990 Euro |
Aktuell werden Elektroautos unter 40.000 Euro noch mit 9.000 Euro gefördert, E-Autos zwischen 40.000 Euro bis 65.000 mit 7.500 Euro. Bereits zum neuen Jahr sinken – wie zuvor beschrieben – die Fördergelder, sodass ein E-Auto unter 40.000 Euro nur noch mit 6.750 Euro bezuschusst wird. Für Modelle zwischen 40.000 Euro und 65.000 Euro gibt es dann nur noch Rabatte bis 4.500 Euro.
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Beispiel Vergleich monatlicher Laufkosten
Um die Kosten der Modell-Zwillinge noch genauer zu vergleichen, hat das Team um Prof. Dudenhöffer die Full-Service-Leasingkosten plus Treibstoff beziehungsweise Strom auf Monatsebene gegenübergestellt. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die Autos pro Jahr 15.000 Kilometer zurücklegen. Die Strom- beziehungsweise Treibstoffkosten werden für die folgende Berechnung zu der monatlichen Abo-Rate addiert.
Monatl. Komplettrate | Strom 0,32 € / Sprit 1,87 € | Monats- kosten total | Vorteil Verbrenner | bei Absenk. Prämie | Vorteil Verbrenner | |
Opel Mocca Elegance (Verbrenner) | 497€ | 138€ | 635€ | -112€ | 635€ | -49 |
Opel Mocca e-Elegance (Elektroauto) | 459€ | 64€ | 523€ | 586€ | ||
Fiat 500 Hyb Dolcevita (Verbrenner) | 286€ | 133€ | 419€ | 38€ | 419€ | 101€ |
Fiat 500 e (Elektroauto) | 389€ | 68€ | 457€ | 520€ |
Die monatlichen Kosten unterscheiden sich von Modell zu Modell teils deutlich
Beim Opel hat die Elektro-Variante einen finanziellen Vorteil, beim Fiat ist es der Verbrenner. Der Mittelwert aller miteinander verglichenen Fahrzeuge ergibt einen Vorteil für die Elektroautos von 36 Euro/Monat für das Jahr 2022. Schaut man bereits auf 2023 und bezieht die Absenkung des Umweltbonus mit in die Berechnung ein, liegt der Verbrenner sogar mit 34 Euro/Monat im Vorteil.
Das Forschungsteam hat bei seinen Berechnungen auch schon steigende Stromkosten berücksichtigt und sie zu den mittleren Kosten aller Autos hinzuaddiert.
Szenario 1 | Szenario 2 | Szenario 3 | |
Strom 0,32€ / Sprit 1,87€ | Strom 0,5€ / Sprit 1,87€ | Strom 0,75€ / Sprit 1,87€ | |
Monatl. Durchschnitts-Komplettrate 2022 Elektroauto | 596€ | 633€ | 685€ |
Monatl. Durchschnitts-Komplettrate 2023 Elektroauto | 665€ | 703€ | 755€ |
Monatl. Durchschnitts-Komplettrate Benziner | 631€ | 631€ | 631€ |
Vorteil Verbrenner 2022 | -36€ | 2€ | 54€ |
Vorteil Verbrenner 2023 | 34€ | 71€ | 123€ |
Dadurch rücken unter Berücksichtigung aller anderen Kosten die Verbrenner deutlich nach vorne. Wird davon ausgegangen, dass die Spritpreise nicht weiter steigen.
Wer also aktuell darüber nachdenkt, sich ein Elektroauto zuzulegen, muss damit rechnen, dass er zwar einen gewissen Beitrag für die Umwelt leistet, nicht jedoch für sein Portemonnaie.
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Kosten an öffentlichen Ladestationen
Auf dem Weg in den Urlaub lässt es sich nicht vermeiden, sein Elektroauto an einer öffentlichen Ladestation zu laden. Hier ist mitunter mit noch höheren Preisen pro Kilowattstunde zu rechnen als an der heimischen Wallbox. An AC-Ladestationen belaufen sich die Kosten etwa auf 38 – 42 Cent pro Kilowattstunde. Lädt man dort ein kleines E-Auto (35 kWh) voll auf, zahlt der Besitzer 13,30 Euro bis 14,70 Euro, bei einem größeren Auto (70 kWh) wären es 26,60 Euro bis 29,40 Euro. Das entspricht einem Preis von 5,70 Euro bis 6,30 Euro pro 100 Kilometer.
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Deutlich teurer wird es an DC-Schnellladestationen, die es oft an Autobahnraststätten gibt. Hier liegt die Kilowattstunde bei 49 Cent – 52 Cent, bei einigen Anbietern sogar bei 79 Cent. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ist aber auch sowohl an AC- also auch an DC-Ladestationen mit Preissteigerungen zu rechnen.
Dass auch das Gratisladen bei Supermärkten wie Lidl bereits der Vergangenheit angehört, dürfte Elektroauto-Besitzer zudem sauer aufstoßen lassen.
Die heimische Wallbox
Wer bereits ein Elektroauto besitzt, lädt am günstigsten mit einer eigenen Wallbox samt Wallbox-Stromtarifen. Alle Infos über das Laden von E-Autos zuhause sind im folgenden IMTEST-Artikel zusammengefasst.
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Elektroautos mit Solarenergie laden
Für wen sich auch trotz aller Entwicklungen noch ein Elektroauto rentieren würde, sind sicherlich Personen, die eine Photovoltaikanlage auf ihrem Hausdach haben. Wie der Strom von der Sonne in die Wallbox gelangt und was dabei zu beachten ist, verrät dieser Ratgeber.
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Fazit
Die Aussichten für Elektromobilität sehen aktuell denkbar schlecht aus. Sinkende Förderungen und steigende Strompreise können große Kostennachteile für Elektroautos bewirken. Das Forschungsteam um Prof. Ferdinand Dudenhöffer erwartet spätestens zu 2023 Kaufblockaden. Denn vermutlich werden aktuell die wenigsten Menschen gerne höhere Kosten in Kauf nehmen, nur um die Umwelt zu schonen.
Guckt man in Länder wie die USA und China, wird seitens der Politik deutlich mehr getan, um E-Autos zu fördern. US-Präsident Biden hat mit seinem “Inflation Reduction Act” beispielsweise Steuervorteile von bis zu 7.500 US-Dollar beim Kauf von Elektroautos ausgelobt. Auch in China können sich Käufer über staatliche Subventionen freuen. Hier soll der Kauf von Elektroautos die Konjunktur ankurbeln.