Die richtigen Werkzeuge und im besten Fall auch noch ein Montageständer helfen gut weiter, wenn man mal mit dem E-Bike liegen bleibt und es dann selbst reparieren möchte. Es gilt: wer gut schraubt, der fährt auch gut. Wer sein E-Bike selbst reparieren kann, spart mittelfristig Geld. IMTEST verrät, welches Werkzeug dafür angeschafft werden sollte, um zuhause und unterwegs Reparaturen und Wartung am E-Bike selbst durchführen zu können.
Fachwerkstatt oder selbst schrauben?
Viele E-Bike-Besitzer bringen ihren fahrenden Untersatz turnusmäßig zur Inspektion in die Fachwerkstatt. Das ist alle rund 2000 Kilometer auch sinnvoll. Denn insbesondere der E-Antrieb, sprich Elektromotor, Sensorik, Akku und Display, benötigen hin und wieder einen professionellen Check. Dieser umfasst in der Regel auch eine Software-Fehlerauslese sowie das Installieren von Updates. Das kann Otto-Normal-E-Biker meist nicht in Eigenregie. Deshalb lässt dieser Ratgeber das Thema Wartung und Reparatur von E-Antrieben, auch aus Gründen der Garantie und Gewährleistung, außen vor.
Anders sieht es hingegen mit der regelmäßigen Pflege, dem Beseitigen kleinerer mechanischer Mängel sowie mit Reparaturen unterwegs aus. Wer einen Platten in der Pampa selbst beheben kann, erspart sich unter Umständen stundenlanges Schieben. Denn angesichts der hohen Reichweiten heutiger E-Antriebe ist man schnell mal 10, 20 oder mehr Kilometer von zuhause entfernt.
Man sollte sich also eine Werkzeug-Grundausstattung zulegen. Dazu gehört das “kleine Besteck” für unterwegs, das in der Satteltasche mitfährt, sowie ein umfangreicheres Sortiment für daheim. Zu letzterem zählt auch der äußerst empfehlenswerte Montageständer.
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Der Montageständer
Die Zeiten, in denen man, etwa um die Kette zu schmieren, das Bike kurzerhand umgedreht und auf Sattel und Lenker gestellt hat, sind bei vielen Bike-Enthusiasten längst vorbei. Abgesehen davon, dass das Fahrrad im entscheidenden Moment immer gerne mal umfällt, zeigten Sattel, Lenker, Griffe, Klingel und Tacho schnell “Abnutzungserscheinungen” in Form von Kratzern oder Schlimmerem.
Wesentlich besser schrauben lässt es sich mit einem Montageständer. Die bisweilen auch Reparaturständer genannten Haltevorrichtungen werden nicht nur in professionellen Werkstätten verwendet. Man findet sie auch in privaten Garagen, Hobbykeller oder auch Wohnungen. Per Klemmung lässt sich das Bike an Rahmen oder Sattelstütze in einer Höhe fixieren, die ein ergonomisch korrektes Arbeiten ohne Verrenkungen oder Rückenschmerzen ermöglicht. Die meisten Montageständer erlauben ein Schwenken des Bikes. Sie bieten eine praktische Ablage, auf der Werkzeug, Schrauben und Kleinteile immer griffbereit sind. Der Clou beim Montageständer: Da sich die Räder des Bikes frei drehen lassen, kann neben den Bremsen auch die Schaltung getestet und eingestellt sowie die Kette perfekt geschmiert werden.
Da ein E-Bike deutlich schwerer ist als ein konventionelles Fahrrad, versteht es sich von selbst, dass der Montageständer für dieses Gewicht ausgelegt sein muss. Da beispielsweise ein E-Mountainbike schnell mal 25 bis 30 Kilo wiegt, sollte man sich nach einem Montageständer umsehen, der mindestens 30 Kilogramm stemmen kann. In dieser Gewichtsklasse ist man ab rund 100 Euro dabei. Im Zweifel hilft ein Wiegen des eigenen E-Bikes, etwa mit der Personenwaage.
Das Werkzeugsortiment für zuhause
Wie umfangreich das “stationäre” Werkzeugsortiment ausfallen sollte, hängt vom eigenen E-Bike ab. Sind überhaupt klassische Schrauben und Muttern mit Außensechskant, Schlitz- oder Kreuzschlitzprofil verbaut? Moderne E-Bikes und Fahrräder benötigen oft nur noch zum Wechsel der Pedale einen 15er Gabelschlüssel und setzen bei praktisch allen anderen Verschraubungen auf Schnellspannvorrichtungen und die Systeme Inbus (Innensechskant) sowie Torx (Innensechsrund). Eine Basisausstattung hochwertiger Inbusschlüssel mit solidem T-Griff in den gängigsten Größen 2, 2.5, 3, 4, 5, 6, 8 und 10 Millimetern ist also Pflicht. Das Gleiche gilt für Torx-Schlüssel in den meistverwendeten Größen T7, T9, T10, T15, T20, T25, T27 und T30. Für beide Schlüsselsätze zusammen sind in vernünftiger Qualität etwa 50 Euro einzuplanen.
Zur Werkzeug-Grundausstattung eines jeden Haushalts sollten sowieso Schraubendreher für Schlitz- und Kreuzschlitzschrauben in verschiedenen Größen, zwei bis drei unterschiedliche Zangen und ein Satz Gabel- und Ringschlüssel, am besten in den Größen 6, 8, 10, 12, 13, 15, 17 und 19, zählen. Grundsätzlich sollte man bei Werkzeug auf Qualität setzen und im Zweifel lieber etwas mehr Geld für etablierte Marken ausgeben. Denn wer billig kauft, kauft zweimal.
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Platter Reifen: Diese Werkzeuge helfen
Stets zur Hand haben sollte man auch ein paar Reifenheber. Denn die heutigen Fahrrad- und E-Bike-Reifen sitzen stramm auf der Felge und sind oftmals verstärkt – was bedeutet, dass man sie nicht so einfach im Handstreich von der Felge ziehen kann. Reifenheber sind aus zähem Kunststoff gefertigt und sollten keine scharfen Kanten aufweisen. Mit ihrer Hilfe gelingt es, den Reifen über das Felgenhorn zu hebeln, ohne etwas zu beschädigen. Drei Reifenheber im Set gibt es für rund 5 Euro.
Zum obligatorischen Equipment eines E-Bikers zählt ferner eine stabile Standluftpumpe, mit der sich mühelos auch hohe Reifendrücke von über 3 bar erzielen lassen sollten. Solide Standluftpumpen gibt es für 20 bis 30 Euro. Auf Profiniveau ist man hingegen mit einem Druckluftkompressor, der E-Bike-Reifen in Sekundenschnelle aufpumpt und sich in der Werkstatt oder dem Hobbykeller für viele weitere Zwecke einsetzen lässt. Die clevere Alternative zum großen, stationären Kompressor: Ein kleines elektronisches Akku-Druckluftgerät, das einen auf dem Display vorwählbaren Luftdruck automatisch einstellt und dann abschaltet. Die kleinen Akkuluftpumpen eigen sich auch zum Mitnehmen, empfehlenswerte Geräte kosten etwa 60 Euro.
Apropos Luftpumpe: Sollte es sich beim E-Bike um ein “Fully” handeln, so wird das Hinterrad in der Regel per Luftdämpfer gefedert und gedämpft. Dieser verliert mit der Zeit an Luftdruck, was sich mit einer manuellen Dämpferpumpe samt Manometer leicht korrigieren lässt. Brauchbare Dämpferpumpen gibt es schon für weniger als 20 Euro.
Immer zur Hand haben sollte man auch Fett, sprich: Kettenfett und Mehrzweckfett. Sofern das E-Bike nicht über einen Riemen-, sondern klassisch per Kette angetrieben wird, freut sich diese immer über eine Reinigung und anschließendes Einsprühen mit dem gut haftenden Kettenfett. Mehrzweckfett hingegen kommt grundsätzlich dort zum Einsatz, wo bewegliche Teile arbeiten. Welche Stellen am E-Bike tatsächlich geschmiert werden sollten, verrät die Betriebsanleitung. Denn viele Gelenke müssen nicht abgeschmiert werden, da sie ab Werk gekapselt und mit einer Dauerfettfüllung versehen sind. Zudem verträgt sich Fett bisweilen schlecht mit Gummiteilen.
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Das Werkzeug für unterwegs
Zusätzlich zur heimischen Ausstattung empfiehlt sich eine kleine Auswahl an Werkzeugen, die man unterwegs dabeihaben sollte.
Der ärgste Feind des Bikers ist der Platten (der meist den höher belasteten Hinterreifen ereilt) – ein echter Stimmungskiller, tritt er doch meist erst dann auf, wenn man weit weg von zuhause oder dem auf dem Waldparkplatz abgestellten Auto ist. Also viele Kilometer schieben, eventuell bis in die Dunkelheit? Oder mithilfe des kräftigen E-Motors einfach auf dem Platten heimfahren (was den Reifen zerstört und die Felge zumindest beschädigt)?
Nein! Denn die beste Lösung ist immer die Reparatur an Ort und Stelle. Man öffne also die sinnvoll bestückte Satteltasche und entnehme das Minitool, das die gängigen Inbus- und Torx-Größen kompakt vereint, zwei Reifenheber und einen neuen Schlauch. Klar könnte man auch versuchen, dem Luftverlust mit Flickzeug beizukommen, das dauert jedoch erheblich länger und funktioniert auch nur bei kleineren Löchern – die man erst einmal finden muss. Bei einem “Snakebite” (Schlangenbiss) etwa, also dem Durchschlagen eines Hindernissen bis auf die Felgenhörner, wodurch der Schlauch gleich an zwei Stellen großzügig punktiert wird, macht Flicken ohnehin kaum noch Sinn.
E-Bike-Reifen auch ohne Werkzeug flicken
Ähnliches gilt übrigens für die Reifenpannensprays, die es auch für Fahrräder beziehungsweise E-Bikes gibt. Mit Glück schließen sie ein nicht allzu großes Loch, oft klappt dies jedoch nicht. Klar ist hingegen, dass nach Einsatz des Pannensprays Reifen und Felge mühsam von der klebrigen Emulsion befreit werden müssen. Ein Ersatzschlauch hingegen kostet nicht die Welt und ist bei einer Panne immer die sauberste Lösung. Ganz Vorsichtige haben gar zwei Schläuche dabei. Man weiß ja nie.
Per Minitool wird also die Achse gelöst, herausgezogen und das Laufrad entnommen. Die Reifenheber ermöglichen das Abziehen des Mantels ohne Beschädigungen, Verletzungen und derbe Flüche. Jetzt wird der alte Schlauch entnommen und der neue per Mini-Luftpumpe (die am Rahmen befestigt mitfährt) mit wenigen Hüben Luft befüllt. Der Schlauch nimmt dann die gewünschte Form an und in den Mantel gelegt werden und das Ensemble wieder auf die Felge zu ziehen. Nun das Laufrad einsetzen, gegebenenfalls die Kette wieder auflegen, die Radachse einführen und festziehen. Erst zum Schluss den Reifen voll aufpumpen, fertig. Geübte schaffen das in zehn Minuten, ganz ohne Drama.
Die meisten anderen Probleme, die auf einer Tour auftreten, entstehen infolge sich lockernder Teile. Auch in diesem Fall hilft ein Minitool, das neben Inbus und Torx meist auch Schlitz- und Kreuzschlitz-Schraubendreher enthält.
Fazit
Es braucht nicht allzu viel, um das E-Bike zwischen den Inspektionsintervallen fit zu halten und bei Pannen reparieren zu können. Ein stabiler Montageständer, je ein Satz Inbus- und Torx-Schlüssel, eine kleines Grundsortiment an Schraubendrehern, Zangen und Gabelschlüsseln, Luftpumpen, Reifenheber, Fett. Dazu das “kleine Besteck” in der Satteltasche mit Minitool, weiteren Reifenhebern und Ersatzschlauch. Was das alles kostet? Über den Daumen rund 300 Euro – die sich über gesparte Werkstattrechnungen schon nach kurzer Zeit amortisieren können. Zudem fühlt man sich ein Stück weit gewappnet gegen die Unbilden des Alltags. Und das ist unbezahlbar.