Eine Reise ohne ein paar Schmöker im Gepäck? Für viele Urlauber unvorstellbar. Doch welche Bücher einpacken, schließlich wiegen dicke Wälzer einiges? Wer einen E-Book-Reader sein Eigen nennt, kennt dieses Problem nicht. Man kann Hunderte Bücher mitnehmen und belastet seinen Koffer mit nur wenigen Hundert Gramm. Genau, wie heutzutage niemand mehr auf die Idee kommen würde, statt des Smartphones die komplette CD-Sammlung mit in den Urlaub zu nehmen, werden digitalisierte Bücher, sogenannte E-Books, immer beliebter.
eBook-Reader im Test: Weder Kindle noch Tolino auf Platz 1
Die Auswahl an eBook-Readern wächst. In diesem Test hat IMTEST fünf aktuelle Modelle unter die Lupe genommen.
Aber: Wenn Sie mit Ihrem Kindle am Strand liegen, wird Amazon zum Spanner. Das Unternehmen registriert emsig, welches E-Book sie bevorzugen, welche Seiten sie lesen (und welche nicht) und an welcher Stelle Sie aufhören. Auch zu welchen Tageszeiten Sie lesen, was Sie markieren oder kommentieren bleibt nicht verborgen. Denn Kindle-Geräte und -Apps protokollieren solche Daten und übertragen diese, wenn sich das Lesegerät mit dem Internet verbindet, an Amazon.
E-Reader: Unstillbarer Datenhunger
Welche Bücher, welche Musik und welche TV-Shows Kunden lieben, das wissen Unternehmen wie Amazon und Apple schon lange. Schließlich kaufen die Kunden E-Books, Musik, Filme und Serien immer öfter im Web. Diese Nutzerdaten sind Gold wert. Beim Papierbuch können die Verlage nur die Verkaufszahlen ermitteln, durch E-Books steht ihnen ein wahres Eldorado an Datenschätzen zur Verfügung. Dadurch wissen sie genau, wie der Leser tickt. Denn bei genauer Auswertung über mehrere Bücher hinweg lässt sich ein detailliertes Profil erstellen, das erschreckend viele persönliche Daten enthalten kann. Denn wie und was Sie lesen, verrät eine Menge: Etwa welche Hobbys Sie haben oder ob Sie ein Kind erwarten. Doch da geht noch mehr. Denn aufgrund von Lesegewohnheiten lassen sich ebenfalls Rückschlüsse auf politische Gesinnung, sexuelle Vorlieben oder den Intellekt ziehen. Wer etwa bei anspruchsvolleren Büchern oder Textpassagen regelmäßig aussteigt, dem könnte der Anbieter eine schlechte Auffassungsgabe attestieren.
Spionage im Sinne des Lesers?
Offiziell geschieht die Auswertung im Sinne des Lesers, genau genommen zur Optimierung der Bücher. Merkt etwa ein Anbieter, dass auffallend viele Leser das Buch an einer bestimmten Stelle weglegen, könnte er diese Daten dem Verlag anbieten. Dieser kann die Passage dann überarbeiten und lesefreundlicher gestalten. Beispiel: Der US-amerikanische E-Book-Anbieter Barnes & Noble bemerkte, dass viele Leser ihre Sachbücher nicht vollständig gelesen haben. Konsequenz: Eine neue Buchreihe, die die Sachthemen kompakter auf den Punkt bringt. Das hört sich vernünftig an. Doch was darüber hinaus mit den gesammelten Daten passiert, liegt allein in den Händen der schnüffelnden Unternehmen. Der Verdacht liegt nahe, dass dort nicht nur Idealisten am Werk sind.
Tipps gegen die E-Reader-Schnüffelei
Benutzer von E-Readern bekommen von der Spionage kaum etwas mit. Die Übermittlung erfolgt im Hintergrund, wenn sich das Lesegerät mit dem Internet verbindet. Dazu kommt: Viele Käufer bestätigen ungelesen die Datenschutzbestimmungen von Amazon. Dabei steht hier ziemlich genau drin, dass Daten über die Lesegewohnheiten erfasst werden. Dagegen etwas zu unternehmen, ist kaum möglich. In den Einstellungen des Kindle (unter Geräteoptionen und Erweiterte Optionen) lässt sich lediglich deaktivieren, dass persönliche Daten, die sich auf die Nutzung Ihres Kindle E-Readers beziehen und vom Betriebssystem dieses Geräts erfasst werden. Amazon setzt dabei auf ein kundenunfreundliches Opt-out-Verfahren. Wer aber der Meinung ist, dass das eigene Leseverhalten absolute Privatsache ist, sollte sich nicht darauf verlassen und einen großen Bogen um E-Books machen. Andere Möglichkeit: Einfach keine Verbindung mit dem E-Reader zum Internet aufbauen und die E-Books per PC aufs Gerät ziehen.