Die Gefahren für die deutsche Wirtschaft sind vielfältig: Die hohe Inflation sorgt für steigende Kosten und weniger Konsum, bei Schlüsseltechnologien wie KI droht ein Rückstand, der möglicherweise nicht mehr aufzuholen ist, Lieferketten bleiben instabil und Cyberkriminalität ist zu einer ständigen Bedrohung geworden. Doch die größte Gefahr für unsere Wirtschaft, unsere Unternehmen und damit unseren Wohlstand ist der Fachkräftemangel – denn er multipliziert alle anderen Herausforderungen, vor denen wir stehen.
Überall freie Stellen
Das Statistische Bundesamt hat errechnet, dass bis zum Jahr 2037 12,9 Millionen Arbeitnehmer das Rentenalter erreichen – mehr als ein Viertel aller Erwerbstätigen. Ein Ersatz durch die nachwachsenden Generationen ist nicht möglich, denn es sind schlicht nicht genügend (potenzielle) Arbeitnehmer in den Generationen vorhanden. Mit anderen Worten: Die wirklich kritischen Jahre mit Fachkräftemangel haben wir noch vor uns, aber der Mangel ist bereits heute an vielen Stellen deutlich spürbar. Besonders betroffen sind Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe, die mit den vermeintlich attraktiveren Großunternehmen um die verfügbaren Fachkräfte konkurrieren.
Fachkräftemangel: Klein- und Mittelbetriebe leiden besonders
Nur in gut jedem dritten dieser Unternehmen (37 Prozent) sind derzeit alle Stellen besetzt. Das ist das Kernergebnis einer aktuellen Lexware-Umfrage unter Selbstständigen und Mittelständlern. Je größer das Unternehmen, desto schwieriger ist die Lage. Während unter den Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeiter bereits drei Fünftel (58 Prozent) von offenen Stellen berichten, sind es im Mittelstand (50-249 Mitarbeiter) mit 79 Prozent deutlich mehr.
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Dass es dabei vor allem an qualifizierten Kandidaten fehlt, ist sich die Mehrheit (76 Prozent) einig. Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass Persönlichkeit und Charaktereigenschaften der Bewerber für die Befragten das wichtigste Kriterium bei der Auswahl neuer Mitarbeiter sind. Erst danach folgen Faktoren wie Ausbildung bzw. Qualifikation, Fachwissen und Berufserfahrung. Aber wer schon einmal Mitarbeiter eingestellt hat, weiß: Sicher, man braucht gewisse Grundkenntnisse und fachspezifische Fähigkeiten, aber vieles kann man auch lernen. Wichtig ist, dass die Persönlichkeit zum Team passt, sonst werden beide Seiten auf Dauer nicht glücklich – und die (zeitraubende) Suche beginnt von neuem.
Fachkräftemangel: Neue Wege gehen – oder auf der Strecke bleiben
Allerdings gibt es einige Faktoren, die den Fachkräftemangel in Unternehmen befeuern: So gibt mehr als ein Viertel (27 Prozent) an, dass andere Unternehmen höhere Löhne bieten und ein Fünftel (20 Prozent), dass andere mehr Flexibilität ermöglichen (können). Allerdings zeigt sich auch, dass knapp ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) überhaupt nicht weiß, wo sie nach geeigneten Mitarbeiter suchen soll. Schaut man sich allerdings an, welche Kanäle die Unternehmen dafür nutzen, stellt sich die Frage, ob an dieser Stelle nicht noch deutlich mehr Verbesserungspotenzial besteht:
- Jobportale (32 Prozent)
- Mitarbeiterempfehlungen (31 Prozent)
- Social Media (29 Prozent)
- Ausschreibungen auf der eigenen Website (29 Prozent)
- Print-Anzeigen (28 Prozent)
Vor allem der letzte Punkt lässt aufhorchen – mehr als ein Viertel der Unternehmen versucht offenbar, mit einer Anzeige in der Zeitung auf offene Stellen aufmerksam zu machen. Das mag hin und wieder noch funktionieren, aber beispielsweise der so wichtige Nachwuchs wird so nicht erreicht. Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen müssen die Zeichen der Zeit erkennen und umdenken. Nur wenn sie für Arbeitnehmer attraktiv sind, können sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken und langfristig überleben. Damit ist zum einen gemeint, bei der Personalsuche zeitgemäßer zu agieren: Zeit- und zielgruppengerechte Kanäle nutzen, Netzwerke aufbauen, Kooperationen mit Schulen oder Universitäten eingehen, sich auf Messen präsentieren, in Social Media suchen. Es muss nicht immer die verhältnismäßig teure Anzeige in den Jobbörsen sein. Aber die Unternehmen müssen sich mehr Gedanken darüber machen, wo sie die Spezialisten ansprechen.
Zum anderen geht es um die Verbesserung der Rahmenbedingungen: Lohnanpassungen, flexible Arbeitszeitmodelle, Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter, Mitbestimmungsmöglichkeiten, Mobilitätsbudgets, moderne Arbeitsmittel und -techniken etc. Auch Unternehmen, die unter hohen Kosten leiden, können Wege finden, ein attraktiveres Angebot für (potenzielle) Mitarbeiter zu schnüren. Hier ist vielleicht etwas Kreativität gefragt, aber die ist in den nächsten Jahren ohnehin gefragt.
Digitalisierung als Puffer
Bei Fachkräftemangel hilft zudem der Grad der Digitalisierung im Unternehmen: Digitalisierung hilft a.) Routineaufgaben zu automatisieren und mehr Effizienz zu schaffen b.) den erwarteten Anforderungen junger Talente an Arbeitgeber gerecht zu werden (manuelle, lästige Papierarbeit vs. intelligente Softwaretools, Echtzeit, mobiles Arbeiten etc.) und c.) die Zusammenarbeit mit Steuerkanzleien/Steuerberatern digital zu vereinfachen. Denn die haben selbst mit einem enormen Fachkräftemangel zu kämpfen und können teilweise keine Aufträge von Selbstständigen/Kleinunternehmern mehr annehmen.
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Beispiel Buchhaltung: Manch Kleinunternehmen verwendet für die Buchhaltung noch Ordner, Stift und Papier. Oder nutzt eine herkömmliche Buchhaltungssoftware. In diesem Fall besteht nur dann Zugriff auf die Finanzen, wenn die Mitarbeiter im Büro sind. Das liegt daran, dass alle Finanz- und Buchhaltungsdaten entweder lokal oder in Aktenschränken gespeichert sind. Dies ist nicht nur unpraktisch, sondern kann auch zu einem ernsthaften Problem werden. Zum Beispiel wenn die Unterlagen durch Katastrophen wie Einbruch, Feuer oder Überschwemmung zerstört werden.
Wer so solche anachronistischen Buchhaltungsmethoden mit einer modernen Cloud-Lösung vergleicht, stellt schnell fest: Die sparen viel Zeit und Aufwand. Denn sie bieten die Möglichkeit, per Smartphone oder Browser auf die Finanz- und Buchhaltungsdaten zuzugreifen. Unabhängig davon, wo sich Mitarbeiter gerade befinden. Damit nicht genug: Mit modernen Lösungen wie Lexoffice läuft die Buchhaltung fast automatisch. Das integrierte Online-Banking mit automatischem Zahlungsabgleich erspart etwa das mühsame Vergleichen von Belegen und Kontoauszügen. Man sieht auf einen Blick, welche Zahlung zu welchem Beleg gehört und behält so immer den Überblick.
Fazit
Der Fachkräftemangel ist seit langem absehbar. Dennoch gelingt es der Politik kaum, schlüssige Konzepte und Maßnahmen zu seiner Behebung oder auch nur Linderung vorzulegen. Die Unternehmen werden mit dieser Krise weitgehend allein gelassen. Natürlich trifft es auch Großunternehmen, aber vor allem Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe leiden. Denn hier kommt es oft auf jeden einzelnen Mitarbeiter und jede einzelne Mitarbeiterin an. Aus diesem Grund sind hier kreative und moderne Lösungen gefragt.