Veröffentlicht inRatgeber

Die wichtigsten Fondskosten auf einen Blick

Wie teuer ein Fonds ist, spielt für Ihre Rendite eine große Rolle. Leider verstehen es viele Fondsgesellschaften, die Kosten zu verschleiern.

Löffel mit Geld und Kartoffel in Balance
© von PXhere

Kosten spielen beim Investieren eine große Rolle. Denn je mehr Sie für den Kauf oder die Verwaltung eines Wertpapiers bezahlen, desto weniger Geld bleibt unterm Strich für Sie als Gewinn übrig. Wie stark sich hohe Fondskosten auf die Rendite auswirken, zeigt folgendes Beispiel: Sie legen 100.000 Euro in einem Fonds an mit einer Gesamtkostenquote von 2 Prozent an. In diesem Fall zahlen Sie 2.000 Euro Gebühren pro Jahr. Betragen die Kosten dagegen nur 1 Prozent, sind pro Jahr lediglich 1.000 Euro Gebühren fällig.

Fondskosten über 10 Jahre betrachten

Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwar ordentlich, aber nicht dramatisch. Aber betrachten Sie die Sachlage einmal so: Nach zehn Jahren würde die Differenz (bei unverändertem Kurs) zwischen den beiden Fonds schon satte 10.000 Euro betragen. Dazu kommt: Steigen beide Fonds in einem Jahr um 10 Prozent, bleiben Ihnen bei dem teuren Fonds vom Kursgewinn nur 8 Prozent (im Beispiel 8.000 Euro), beim günstigeren Fonds dagegen 9 Prozent (im Beispiel 9.000 Euro). Entsprechend hat die Höhe der Gebühren mittel- bis langfristig also einen äußerst großen Einfluss auf die Rendite. Demnach sollten Sie beim Kauf eines ETF oder Aktienfonds nicht nur auf die Performance und Ausrichtung achten, sondern auch auf die Fondskosten. Leider machen es einem die meisten Fondsanbieter nicht so einfach und versuchen, die Kosten zu verschleiern. Oder sie gestalten die Kostenstruktur so kompliziert, dass ein Vergleich zu ähnlichen Produkten kaum möglich ist.

Ausgabeaufschlag: Vergleichen lohnt

Bei vielen Investmentfonds zahlen Sie einen Ausgabeaufschlag, sprich eine Art Kaufgebühr. Verlangt Ihre Bank einen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent bedeutet das, dass Sie für ein Fondsanteil im Wert von 100 Euro 105 Euro bezahlen müssen. 5 Prozent Ihres Geldes sind also schon einmal weg. Zwar tobt in diesem Bereich ein Preiskampf, doch richtig günstig ist bei vielen Anbietern immer noch nicht. Kontrollieren Sie daher genau, bei wem Sie Ihre Fonds kaufen. Denn es ist gut möglich, dass Sie den gleichen Fonds bei einer anderen Bank günstiger oder sogar ohne Aufgabeaufschlag bekommen. Direktbanken sind in der Regel günstiger.

Klassiker mit Makel: Total Expense Ratio

Um die laufenden Fondskosten besser einschätzen zu können, gibt es bereits seit Jahren die Total Expense Ratio, kurz TER. Die TER finden Sie im Fondsprospekt, sie zählt seit 2004 zu den Pflichtangaben. Diese Zahl soll Ihnen die jährlichen Kosten eines Investmentfonds als Prozentsatz seines durchschnittlichen Vermögenswertes über ein einziges Jahr angeben. Bedeutet: Sie sollten auf einen Blick sehen können, wie viel die laufenden Kosten jährlich von Ihrer Investition abknabbern. Wenn also ein Fonds eine TER von 2 Prozent hat, dann gehen für jede 1.000 Euro, die Sie investieren, 200 Euro für Kosten drauf. Die TER setzt sich aus den Gebühren des Fondsmanagers für das Managen des Portfolios sowie aus anderen Kosten wie Verwaltung, Marketing und Auflagen zusammen.  



Der Haken an der Sache: Die „Total Expense Ratio“ beinhaltet, anders als der Name vermuten lässt, nicht alle Fondskosten. Dazu zählen zum Beispiel die Gebühren für den Kauf und Verkauf von Aktien und anderen Wertpapieren. Diese fallen bei Fonds regelmäßig an, vor allem dann, wenn sie einen Index abbilden. Aus diesem Grund erzeugen Fonds mit einer niedrigeren TER nicht zwangsläufig niedrigere Kosten als vergleichbare Fonds mit einer höheren Kostenquote. Schließlich könnte ein Fonds mit niedrigem TER, der viel mit Wertpapieren handelt, sich als ein Produkt mit besonders hohen Kosten entpuppen. Denn diese machen zu 3 Prozent des Depotgesamtwertes bei durchschnittlichen Aktienfonds aus. Das müsste der Fonds-Manager durch Gewinne erst einmal wieder ausgleichen. Zudem enthält der TER keine Angaben zu Performance-Gebühren, die einige Fonds-Gesellschaften erheben (dazu gleich mehr). Bedeutet: Sie müssen mit deutlich höheren Kosten kalkulieren, als die TER vermuten lässt.

Ongoing Charges & Ongoing Cost

Die Kennzahl „Ongoing Charges“ ist vor allem beim Vergleich von Dachfonds (Fonds, die mehrere Fonds bündeln) interessant. Denn sie enthält neben den Kosten, die für die Verwaltung des Hauptfonds anfallen, zusätzlich die Kosten der im Dachfonds enthaltenen Fonds. Dazu zählen auch die entgangenen Erträge für Wertpapierleihtransaktionen, die einige Fondsmanager einheimsen. Kosten für den An- und Verkauf von Wertpapieren, Ausgabeaufschläge und performance-abhängige Gebühren bilden aber auch die Ongoing Charges nicht ab. Somit weisen die Ongoing Charges ebenso nur einen Teil der Fondskosten aus und sind für einen Gesamtkostenvergleich nur mit Abstrichen geeignet.

Aus diesem Grund gibt es neuerdings die „Ongoing Costs“. In dieser Kennzahl sind zusätzlich noch die Gebühren für Wertpapierleihe und Swaps enthalten. Sie finden diese Kennzahl genau wie die Ongoing Charges in den sogenannten Wesentlichen Anlegerinformation (KIID). Diese enthält die Kosten der Leihegeschäfte und ggf. der Swaps.

Frech: Performance-Gebühren

Einige Aktienfonds verlangen darüber hinaus für das Erreichen bestimmter Ziele Extra-Gebühren.  Diese greifen, wenn der Fonds beispielsweise besser als sein Vergleichsindex abschneidet oder im Laufe eines Geschäftsjahres einen besonders hohen Gewinn erwirtschaftet hat. Eine fragliche Gebühr, schließlich verdienen Fondsmanager meist sowieso fürstlich und sollten auch so ausreichend motiviert sein, das Vermögen ihrer Kunden zu vermehren. Wenn schon eine leistungsbezogene Gebühr erhoben wird, sollten Sie drauf achten, dass die High Water Mark-Methode zum Einsatz kommt. In diesem Fall muss der Fonds zumindest wieder seinen Höchststand erreichen, bis Performance-Gebühren anfallen.  

Fazit Fondskosten

Fondskosten sind wichtig. Noch wichtiger ist allerdings, was ein Fonds aus Ihrem Geld macht. Im Zweifelsfall sollten Sie sich aber für einen Fonds mit günstigeren Gebühren entscheiden.

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.