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Besseres WLAN zu Hause durch MESH

Schlechter WLAN-Empfang zu Hause ist frustrierend. „Mesh“ ist eine Technik, die Abhilfe verspricht. IMTEST erklärt sie.

Auf Kante von Holztisch stehen zwei weiße Zylinderförmige Geräte, im Hintergrund ein graues Sofa
© TP-Link

Ausgerechnet im wichtigen Online-Strategie-Meeting fängt plötzlich das Bild an, zu ruckeln, der Ton ist abgehackt. Es folgt – peinlich genug – der Umzug in die Küche, weil dort der WLAN-Empfang besser ist. Und mit dem Arbeiten von der Terrasse aus wird es trotz schönem Wetter leider auch nie was, weil das Notebook keine Verbindung mehr zum Router hat. Und der kommt vom Provider, hat schon ein paar Tage auf dem Buckel. Aber für ein neueres Modell möchte der Internetdienstleister trotzdem fünf Euro pro Monat haben. In dem Fall ist ein relativ junges Konzept namens Mesh eine gute Option.

Was genau ist Mesh?

Anders als die schon länger bekannten Repeater ist ein Mesh-System kein klassischer WLAN-Verstärker. Die meisten Mesh-Lösungen, die auf dem Markt sind, erstellen ein neues Funknetz. Der alte Router wird dann eigentlich nur noch benötigt, um den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Einzige Ausnahme: Man besitzt einen Router, der selber Teil des Mesh-WLANs sein kann. Das ist allerdings hierzulande nur bedingt wahrscheinlich.

Denn die Provider liefern oft eigene kombinierte Lösungen mit, die sowohl DSL-Modem als auch WLAN-Zugangspunkt sind. Nicht immer gibt es dazu dann auch meshfähige Geräte. Und wenn die Router schon seit ein paar Jahren ihren Dienst verrichten, dann unterstützen sie ohnehin wahrscheinlich keine modernen WLAN-Standards wie WiFi5 oder WiF6, sodass man das alte WLAN dann getrost zugunsten des neuen Mesh-Systems auch abschalten kann.



So funktioniert das zusätzliche Netz

Ein einzelnes Mesh-Gerät ist also erst einmal nichts anderes als eine Art Router oder Access-Point. Nun ist aber die Bedeutung des Begriffs Mesh so viel wie Netz. Und so kann dieses Konzept seine Stärken erst dann ausspielen, wenn dieses Netz aus mehreren kompatiblen Geräten besteht. Das können ausgewiesene Repeater sein. Bei manchen Herstellern werden aber auch zusätzliche Access-Points oder WLAN-Kameras Bestandteil dieses Gebildes.

Das Besondere dabei ist, dass ein solches System selbstorganisierend ist. Es gibt einen so genannten Mesh-Master, über den die gesamte Konfiguration erfolgt. Diese reicht er dann automatisch an alle anderen integrierten Geräte weiter und aktualisiert sie auch bei Bedarf. Das Ganze ist also ziemlich pflegeleicht.



Dabei hilft Mesh

Allerdings kann ein solches Netz noch mehr. Man stelle sich ein Einfamilienhaus mit Fußbodenheizungen vor: zwei Etagen und Dachgeschoss, vielleicht sogar noch ein Keller. Der DSL-Anschluss ist womöglich im Arbeitszimmer platziert. Schlechtere Bedingungen für ein stabiles WLAN gibt es kaum. Denn das Wasser der Fußbodenheizung schirmt jede Etage von der darunter liegenden ab. Zumindest, was das Funknetz mit 2,4 GHz angeht. Bei 5 GHz ist die Reichweite per se etwas niedriger. Wer also gerade Video-streamend oder Video-konferierend das Geschoss wechselt, hat normalerweise „gute“ Chancen auf ein ruckelndes Bild und abgehackten Ton.

Hat man nun auf jeder Etage einen Mesh-Repeater stehen, so kümmert sich der Master um das so genannte Steering. Stellt er fest, dass die Verbindungsqualität zu einem Endgerät schlechter wird und findet er einen Zugangspunkt, der eine bessere Verbindung zulässt, so übergibt er das Gerät an diesen. In der Regel unterbrechungsfrei. Mesh ist also eine ziemlich geniale Sache, um die Reichweite des WLANs deutlich zu verbessern und bei älteren Funknetzen auch die Geschwindigkeit zu erhöhen, sofern man passende Endgeräte besitzt. Richtig gut wird es mit ein paar sinnvollen Tipps und Tricks.

Aufstellort

Auch, wenn es für manchen aus optischen Gründen ideal wäre – ein Mesh-Repeater in der hintersten Zimmerecke ergibt keinen Sinn. Für eine gleichmäßige WLAN-Abdeckung ist es besser, so ein Gerät relativ zentral zu platzieren. Voraussetzung ist das Vorhandensein einer Steckdose. Für einzelne Räume oder Orte ohne Aufstellflächen gibt es auch Repeater, die direkt in die Steckdose kommen.

Weißer länglicher Stecker in steckdose an weißer Wand mit drei Antennen
Mesh-Repeater für die Steckdose haben den Nachteil, dass fast immer eine Wand das Rundum-Sendeverhalten negativ beeinflusst. © IMTEST

Zugangsdaten

Für das neue WLAN verwendet man am besten die bisherigen Zugangsdaten. Mit etwas Glück erspart einem das das neue Anmelden sämtlicher Geräte. Dabei muss man allerdings achtgeben, denn viele Funknetze haben standardmäßig zwei Namen (SSIDs). Einmal für 5 GHz und einmal für 2,4 GHz. Meist lassen die sich aber unter einer SSID zusammenfassen. Einige Geräte bieten dafür sogar eine Klon-Funktion an, mit der sich die Daten des alten WLANs übernehmen lassen

Smartphone zeigt App-Einstlelungen zu SSID
Wenn man die WLAN-Daten des alten Netzes übernimmt, sollte man das anschließend umgehend abschalten und nur noch das neue WLAN nutzen. © TP-Link, IMTEST

Sicherheit

Wer den alten Router durch ein Mesh-System ersetzt, muss unbedingt kontrollieren, wie es um die Sicherheitseinstellungen bestellt ist. Hat man etwa auf dem früheren Gerät einen MAC-Adressen-Filter eingerichtet, der nur bestimmte Geräte ins WLAN lässt, dann ist der hinfällig. Was nach wie vor funktionieren wird, ist eine für das gesamte Netzwerk geltende Liste mit gesperrten Webseiten. Ist so eine Sperrung aber uhrzeit- und endgeräte-abhängig, wie man es bei Kindersicherungen oft findet, dann muss auch diese auf dem Mesh-Router neu aufgesetzt werden.

Smartphone mit App, die Sicherheitseinstellungen zeigt
Inhaltsfilter, Zeitbegrenzungen, Gastnetz – wenn ein Mesh-System entsprechende Sicherheitsoptionen bietet, sollte man sie auch nutzen. © TP-Link, IMTEST

IP-Adressen

Eine besondere Herausforderung besteht dann, wenn es in dem bisherigen Netzwerk Geräte mit einer festen IP-Adresse gibt. Zuhause findet man das weniger häufig, aber in kleinen (und großen) Büroumgebungen ist das nicht ungewöhnlich. Sollte also zum Beispiel ein Drucker nicht mehr erreichbar sein, sollte als erstes nachgeschaut werden, ob er auch dem richtigen Netzwerk zugeordnet ist. Die Alternative besteht darin, den Mesh-Router, sofern er das kann, nicht als Router, sondern als Access-Point zu verwenden. Dann bekommt er die IP-Adressen vom alten Router und bleibt in dessen bisherigem Netzwerk.

Screenshot Desktop zeigt Einstellungen zu DNS Server
Feste IP-Adressen findet man oft bei Netzwerkgeräten wie Druckern oder NAS-Systemen. Die muss man eventuell umstellen. © IMTEST

Schnelles Roaming

Der einigermaßen reibungslose Übergang von einer Sendestation zur nächsten wird Roaming genannt. Das ist bei Mobilfunknetzen so, aber eben auch bei WLAN-Repeatern. Wer also gerade skypend von oben nach unten durchs Haus läuft, roamt also. Tatsächlich lässt sich dieser Übergang beschleunigen, moderne WLAN-Geräte beherrschen so genanntes Fast Roaming. Das sollte man bei einem Mesh-System in jedem erst einmal aktivieren und nur abschalten, wenn irgendwelche Geräte damit Probleme bekommen.

Smartphone zeigt App-Einstellungen zum Roaming
Das Fast Roaming ist Teil des WLAN-Standards. Relativ neue Geräte haben damit entsprechend selten ein Problem.

Zielvorrichtung

Individuell testen muss man das so genannte Beamforming. Es gibt verschiedene Verfahren, von denen eines standardisiert ist und meist zum Einsatz kommt. Denn bei dem anderen kann es zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller Probleme geben. Im besten Fall sorgt diese Technik aber für ein zielgerichtetes Signal vom Router zum Endgerät und so für eine stabile, schnelle Verbindung. Bei den schon erwähnten Steckdosen-Adaptern ist das besonders sinnvoll.

Smartphone zeigt App-Einstellungen zum Beamforming
Beamforming sorgt durch ein zielgerichtetes Signal für bessere Verbindungen. Allerdings erst bei Geräten, die mit dem 802.11AC-Standard arbeiten.

Prioritäten setzen

Nicht direkt mit Mesh, aber mit der dadurch bedingten Beschleunigung des WLANs hängt ein weiterer Aspekt zusammen, den man nicht aus den Augen verlieren sollte: Selbst in einem WiFi5-Netz sind – konservativ gerechnet – durchschnittliche Datenraten um 100 Mbit/s möglich. Bei WiFi6 liegen sie noch höher. Das bringt allerdings viele DSL-Anschlüsse an Grenzen, wenn die ganze Familie gleichzeitig versucht, die volle Bandbreite auszureizen. Wer also sicher sein will, dass seine Videokonferenz mit dem Chef nicht ausgebremst wird, sollte der über die QoS-Funktion eine höhere Priorität einräumen.    

Smartphone zeigt App-Einstellungen zum Prioritäten setzen
Wichtig ist, dass man die Bandbreite seines Internetanschlusses kennt, bevor man einzelnen Geräten eine hohe Priorität einräumt. Im Web gibt es dazu zahlreiche Speed-Tests.

LAN-Ports

Wer aktuell noch Geräte ohne WLAN im Netzwerk betreibt, nutzt womöglich dafür eine WLAN-Bridge, also einen Übersetzer von Kabel- auf Funknetzwerk. Solche Geräte können zum Beispiel ebenso Laserdrucker sein wie so manch hochwertiger Surround-Receiver. Einige Mesh-Repeater können dank integrierter LAN-Ports diese Aufgabe gleich mit übernehmen. Es lohnt sich, dies beim Kauf im Hinterkopf zu haben.

Detailaufnahme zwei schwarze LAN-Ports an weißem Gerät
Beim Mesh-Router dient ein LAN-Port zur Verbindung mit dem DSL-Moden/DSL-Router. Die anderen können alle für Netzwerkgeräte genutzt werden.

Interview mit Felix Huang von TP-Link

IMTEST hat einen Experten auf dem Gebiet der Mesh-Technik befragt: Felix Huang arbeitet beim weltweit führenden Anbieter von WLAN-Netzwerkgeräten TP-Link. Er ist dort als Deco Product Manager tätig.

Felix Huang, Deco Product Manager bei TP-Link

IMTEST: Warum ist Mesh nicht standardisiert und funktioniert nicht herstellerübergreifend?

Felix Huang: Die Funktionsrealisierung und Konfigurationsmethoden der Mesh-Produkte sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Mesh muss nicht nur sicherstellen, dass die WLAN-Konfiguration gleich ist, sondern auch, dass die gesamten Netzwerkeinstellungen vollständig synchronisiert werden können. Das ist schwierig; die interne Ausrüstung des Mesh-Netzes, das Management-Kommunikationsprotokoll, sind bei jedem Hersteller nicht öffentlich. Daher ist es schwierig für die Produkte jedes Herstellers kompatibel zu sein.

IMTEST: Sehr viele Mesh-Repeater sind zum Aufstellen auf Möbeln konzipiert. Welche Vorteile hat ein solches Design gegenüber Repeatern, die ja gerne als dezente Steckerlösungen ausgeführt sind?

Felix Huang: Ohne Beschränkung der Größe und des Aufstellungs-Ortes kann die WLAN-Leistung erheblich verbessert werden.

IMTEST: Die Anschaffungskosten für ein Mesh-Set sind vergleichsweise hoch. Gäbe es die Möglichkeit, die Geräte so zu gestalten, dass sie aufrüstbar wären? Etwa mit einem neuen WLAN-Chip?

Felix Huang: Technisch gesehen ist es möglich. Aber wenn wir die Produkte nach separaten Modulen entwerfen, erhöhen sich die Kosten und auch die Produktgröße steigt erheblich an.

IMTEST: Gibt es eigentlich Planungen für akkubetriebene, wasserfeste Mesh-Repeater, die sich sehr variabel im Innen- und Außenbereich nutzen lassen?

Felix Huang: Ja, wir haben den Plan, ein Outdoor-Mesh-Produkt zu entwickeln. Aufgrund des Akkus ist das wegen des Stromverbrauchs schwer zu realisieren. Aber es ist auch nicht notwendig, unbedingt einen Akku zu verwenden. Für die Outdoor-Produkte verwenden wir normalerweise die POE-Technologie als Stromversorgung (PoE: Stromversorgung mittels Netzwerkkabel).

IMTEST: Woher rühren eigentlich die teilweise extremen Preisdifferenzen bei den Mesh-Systemen?

Felix Huang: Der Preis von Mesh-Produkten ist hauptsächlich auf die Anzahl Geräte in einem Set zurückzuführen. So ist der Preis scheinbar höher ist als bei Routern. Aber wenn ein Mesh-System in einzelne Geräte aufgeteilt wird, ist der Preis nicht höher als bei den Router-Produkten, die dieselbe Spezifikation haben. Mesh-Produkte bieten den Benutzern eine gute flächendeckende und nahtlose Roaming-Erfahrung. Zusammen mit dem eleganteren und schöneren Design der Produkte sind die Kosten dann allerdings etwas höher als bei herkömmlichen Routern.

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.