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Endlich Schluss mit Solar-Mythen: Diese 10 Aussagen stimmen nicht

Photovoltaik-Anlagen haben nicht nur Vorteile. Doch viele vermeintliche Nachteile sind falsch. Erfahren Sie, welche Solar-Mythen falsch sind und was wirklich stimmt.

Eine Person installiert Solarpanels auf einem Dach.
© Unsplash/Bill Mead

Unabhängigkeit vom Stromanbieter durch ein eigenes kleines Kraftwerk. Davon träumen viele – nicht nur, um Strom zu sparen. Mit einem Balkonkraftwerk oder einer Solaranlage kann das sogar umweltfreundlich gelingen. Oder gibt es da etwa einen Haken?
IMTEST checkt die hartnäckigsten Solar-Mythen und klärt auf, was wirklich stimmt.

Fakten zu Solar: Stromgewinnung, Anlagen und Co.

Bevor es zu den Solar-Mythen und Vorurteilen geht, hier zunächst ein paar aktuelle Zahlen rund um das Thema PV-Anlagen.

Mehr als

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Millionen Solaranlagen gibt es laut statistischem Bundesamt in Deutschland (Stand April 2024).

Anteil von Photovoltaik-Anlagen an der Stromerzeugung in Deutschland (2024 gesamt):

PV-Anlagen haben

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Millionen Tonnen CO₂ in Deutschland (2024) eingespart.

Ein Säulendiagramm zur Photovoltaik-Stromerzeugung in Deutschland.
© Strom-Report

Quelle: BMWi BSW-Solar BDEW Fraunhofer ISE

Der Fakten-Check: Solarmythen aufgeklärt

Solar-Anlagen haben nicht nur Vorteile. Aber viele der angeführten Nachteile stimmen (heutzutage) nicht mehr. Welche Solar-Mythen und Vorurteile gegen Photovoltaik Sie getrost streichen können, verrät IMTEST im Fakten-Check.

1. Herstellung verbraucht mehr Energie als PV-Anlagen erzeugen

Dieser Solar-Mythos stimmt nicht. Mittlerweile ist die Effizienz sowie die Lebensdauer von Photovoltaik-Modulen soweit gestiegen, dass die Energieerzeugung den Einsatz während der Produktion sehr schnell übersteigt. Die sogenannte Energierücklaufzeit beträgt laut Fraunhofer-Institut unter 1,3 Jahren für Anlagen mit marktüblichen, monokristallinen Silizium-Modulen. Die Lebensdauer diese Panels beträgt aber locker 25 bis 30 Jahre. Eine PV-Anlage generiert insgesamt also wesentlich mehr Energie, als für die Herstellung der Module benötigt wird.



2. Solaranlagen sind kompliziert zu installieren

Je nachdem, um welche Anlage es sich handelt und was Nutzende unter „kompliziert“ verstehen. Wer ein wenig handwerkliches Geschick mitbringt, kann ein Balkonkraftwerk zum Beispiel vergleichsweise einfach aufbauen. Den Aufbau von Mini-PV-Anlagen hat IMTEST hier gezeigt.

Und auch die größeren Solaranlagen fürs Hausdach bieten einige Hersteller, wie etwa Priwatt, bereits für den Eigenbau an. Zwar dürfen Nutzende diese dann nicht selbst ans Stromnetz anschließen und auch nicht selbst anmelden. Sie können aber Geld sparen, indem sie bereits Vorarbeiten übernehmen. Wer ganz sicher gehen möchte, setzt auf Fachpersonal für den Aufbau und die Montage. Dann ist der Prozess ganz einfach – es muss aber abgewartet werden, bis die beauftragte Firma Zeit hat.

Zwei Männer von hinten bringen auf rotem Dach Solar-Module an
Ob in Eigenregie oder von der Fachfirma: Viele Solaranlagen sind so designt, dass sie einfach zu installieren sind. © Maria Godfrida/Pexels

3. PV-Anlagen sind zu teuer für Normalverdiener

Natürlich ist eine PV-Anlage eine größere Investition. Allerdings sind die Kosten seit den Achtzigerjahren auf knapp ein Zehntel gesunken. Während damals mit 15.000 Euro pro Kilowatt Leistung gerechnet werden musste, sind es heute nur noch 1.500 Euro. Eine kleine Solar-Anlage fürs Dach mit moderaten 3 Kilowatt Peak (kWp) Leistung kostet so ungefähr 5.400 Euro. Die typische Anlage fürs Eigenheim mit 28 Modulen und 7 kWp kostet etwa 10.600 Euro. Außerdem gibt es für große Solaranlagen zum Teil staatliche Förderungen und/oder Zuschüsse, etwa von der KfW. Außerdem kann sich für große Anlagen auch die Einspeisevergütung auszahlen, für die allerdings ein besonderer Stromzähler (Zweirichtungszähler) nötig ist.

Wer zur Miete wohnt oder als Eigenheimbesitzer erst einmal klein anfangen möchte, kann auch zu einem Balkonkraftwerk greifen. Das ist meist finanziell gut zu stemmen und ist – je nach gewünschter Leistung – bereits ab circa 300 Euro zu haben. Auch mit Speicherlösung gibt es günstige Lösungen, etwa von Kleines Kraftwerk.

IMTEST Angebot: Kleines Kraftwerk XL Quattro und Anker Solarbank 2 E1600 Pro

Vier Solarpanels, der Anker Solix Speicher und ein Smart Meter auf weißem Hintergrund.

4. Kleine PV-Anlagen rechnen sich nie

Die Preise für Solaranlagen und Balkonkraftwerke sind in den letzten zehn Jahren stark gesunken. Die Preise für Energie hingegen steigen langfristig immer mehr. Ein Balkonkraftwerk oder eine Solaranlage amortisiert sich daher oft schon nach wenigen Jahren und spart danach bares Geld.

Kostet ein Balkonkraftwerk etwa 1.200 Euro in der Anschaffung, spart aber jährlich bis zu 400 Euro, ist die Investition bereits nach vier Jahren wieder abbezahlt. Das Kraftwerk kann danach aber noch bis zu 27 Jahre weiter arbeiten und bietet somit ein hohes Sparpotenzial.

5. Kein Strom bei Wolken und im Winter

Auch dieses Vorurteil gegen Solar-Energie durch PV-Anlagen stimmt so nicht. Wird die Sonne von Wolken verdeckt, trifft immer noch indirekte Sonneneinstrahlung auf die Module. Dadurch kann zum Beispiel eine 10-kWp-PV-Anlage immer noch bis zu 2.000 Watt generieren.

Ist die Sonne während der Wintermonate öfter von Wolken verdeckt und schlicht weniger Stunden am Tag am Himmel, sinkt die erzeugte Energie aber deutlich. So kommt eine Anlage mit 10 kWp Leistung im Dezember nur auf etwa 200 Kilowattstunden (kWh) Energie, in einem Sommer-Monat sind es hingegen bis zu 1.400 kWh. Das ist natürlich erheblich weniger, aber dennoch mehr als nichts.

6. Keine Energieversorgung in der Nacht

Eine Solaranlage arbeitet mit Sonnenlicht. Dieses fehlt in der Nacht – klar. Dennoch ist die Aussage nicht ganz richtig, da mittlerweile viele Hersteller Speicherlösungen anbieten. Da diese ebenfalls immer günstiger und effizienter werden, können sie sich richtig lohnen. Sind Nutzende etwa tagsüber oft nicht zuhause, da sie außer Haus arbeiten, können Energiespeicher den Solarstrom vorhalten und dann bereitstellen, wenn er benötigt wird. Also Abends nach Feierabend und/oder Sonnenuntergang oder auch morgens, bevor es hell wird.

7. PV-Anlagen müssen immer nach Süden ausgerichtet sein

Wer bisher keine PV-Anlage in Betracht gezogen hat, weil auf der Südseite des Dachs nicht viel Platz ist, dem sei gesagt, dass auch Ausrichtungen nach Westen und Osten funktionieren. Die Südausrichtung bleibt für Solar-Energie zwar ideal. Dennoch ist die West- oder Ostausrichtung ebenfalls eine gute Option. Wichtiger für die Effizienz einer Photovoltaikanlage ist die Dachneigung. Vor der Anschaffung sollte diese unbedingt geprüft werden.

8. Solaranlagen erhöhen die Brandgefahr

Nein, das stimmt nicht. Eine Solar- beziehungsweise PV-Anlage stellt im Vergleich zu anderen technischen Anlagen kein erhöhtes Brandrisiko dar. Die wenigen Brandfälle (laut Frauenhofer Institut 0,006 Prozent der installierten Anlagen), die es durch Photovoltaik bisher gab, sind auf fehlerhafte Installationen zurückzuführen. Daher gilt es, die Anlagen stets von Fachkräften installieren und warten zu lassen.

9. Solaranlagen brauchen keine Reinigung

Solarpanels sind zwar häufiger Regen und Wind ausgesetzt, diese reinigen die Anlage aber nur zu einem gewissen Grad. Gerade in trockenen Monaten können sich so Staub, Pollen oder auch Vogelkot und Laub länger festsetzen. Diese Verunreinigungen können die Leistung der Anlage drastisch verringern.

Eine regelmäßige Reinigung ein- bis zweimal im Jahr stellt daher sicher, dass die Solaranlage ihre volle Leistung erbringen kann. Bei kleineren Anlagen, wie einem Balkonkraftwerk, können Nutzende die Module selbst mit Wasser und einem weichen Tuch reinigen. Für Dachanlagen gibt es spezielle Werkzeuge mit Teleskop-Arm oder Fachbetriebe, die die Reinigungsarbeit übernehmen können.



10. Eine PV-Anlage gibt schädliche Strahlung ab

Die vermeintliche Gefahr des Elektrosmogs, der durch Solar- beziehungsweise PV-Anlagen verursacht würde, besteht nicht. Denn die Module erzeugen vor allem Gleichfelder, die schon mit wenigen Zentimetern Abstand geringer als natürliche Felder sind. Was an einer Photovoltaikanlage ein stärkeres, elektromagnetisches Feld erzeugt, ist der Wechselrichter, da er ein Wechselfeld erzeugt. Doch auch das ist in der Regel schwächer als zum Beispiel Felder von Alltagsgeräten, wie Notebook- oder Smartphone-Netzteile. Somit bleibt die elektromagnetische Belastung durch eine Solar-Anlage insgesamt sehr gering.

Fazit

Einige Mythen rund um Solarenergie halten sich hartnäckig, sind aber dennoch falsch. Generell gilt: Bei richtigem Einsatz ist Solarenergie effizient, günstig und einfacher umzusetzen, als viele denken. Gerade mit einem Balkonkraftwerk fällt der Einstieg in die Welt der Solarenergie leicht, da keine großen Investitionen oder Umbauten nötig sind. Wer mehr Fläche zur Verfügung hat, kann mit einer größeren Solaranlage aber langfristig noch mehr sparen.


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