Klein, kompakt und praktisch. Kompakt- und Falt-E-Bikes eignen sich als ideale Wegbegleiter für Camper, Segler oder Wohnmobil-Liebhaber. Denn sie nehmen weniger Platz weg als ausgewachsene Trekking-Räder, passen zusammengefaltet oft noch unter einen Tisch, in den Stauraum eines Wohnmobils, in den Pkw-Kofferraum oder unter Deck.
Aber auch Berufspendler, die oft mit S-, U- oder Regional-Bahn pendeln und zum Bahnhof hin sowie am Ziel noch etwas Wegstrecke zu bewältigen haben, wissen die Vorzüge solcher Bikes zu schätzen – gerade dann, wenn sie elektrisch unterstützt sind. IMTEST hat vier E-Falträder und zusätzlich ein E-Kompaktrad im Test unter die Lupe genommen.
Falt-E-Bikes: Klein, praktisch gut?
Das Gute an E-Falträdern ist: Überschreiten sie eine Reifengröße von 20 Zoll nicht, sind sie maximal komprimiert (also zusammengeklappt), werden sie in den Zügen der Deutschen Bahn als Handgepäck eingestuft und können kostenlos mitgenommen werden – im Gegensatz zu einem ebenfalls recht kleinen, aber nicht klappbaren Kompakt-Bike. Für dieses benötigt der Passagier – wie für jedes andere Fahrrad auch – ein gesondertes Ticket.
Aber auch für Tagesausflüge oder für den Camper eignet sich ein E-Klapprad prima: Für die Mitnahme braucht meist nicht erst ein Träger am Auto befestigt werden. Das Rad kommt einfach in den Koffer- oder Laderaum.
Weiterer Vorteil: Bei einem Städtetrip lässt es sich beispielsweise bequem und kostengünstig oder gar -frei am Stadtrand parken und die City dann per mitgenommenem Rad erkunden. Beim Campingurlaub lassen sich damit kleine Einkäufe stressfrei erledigen – ohne das Wohnmobil oder Auto zu bewegen. Etwa wenn es morgens zum Bäcker oder in den örtlichen Supermarkt gehen soll.
Klappen & Falten: Im Handumdrehen?
Ein besonderes Augenmerk hat IMTEST auf die Falt- und Klapp-Mechanismen der Testkandidaten geworfen: Wie alltagstauglich, schnell und vor allem sicher lassen sich die Räder komprimieren und wie handlich ist das zusammengeklappte Rad dann zu transportieren?
Im E-Bike-Test mussten das die folgenden Modelle beweisen: Jeep FR 2070, Blaupunkt Henri, Legend Ebikes Monza und Pearl eRädle. Als Kompaktrad fährt zudem das i:SY mit, welches sich zwar nicht klappen lässt, aber aufgrund seiner kleinen Größe ebenfalls ein E-Bike zum Mitnehmen ist.
Die Klappmechanismen funktionieren bei den Falt-E-Bikes im Test ähnlich: Man löst einen Bügel in der Mitte des Rahmens und kann das Rad einmal mittig falten. Danach wird noch der Lenker zur Seite eingeklappt, der Sattel eingeschoben sowie die Pedalen hochgeklappt. Schon verwandelt sich das E-Bike in ein kleines, etwa 90 x 70 Zentimeter messendes Paket.
Falt-E-Bike im Test: Sind Klappräder alltagstauglich?
In Anlehnung an sicherheitstechnische und leistungsbezogene Anforderungen für Schnellspanneinrichtungen laut ISO-Norm 4210 haben die Hansecontrol-Experten, die alle Labor-Untersuchungen der E-Bikes für IMTEST durchführen, die notwendigen Handkräfte fürs Öffnen und Schließen der Klappräder ermittelt.
Für die Vergleichbarkeit der Krafteinleitung der Falt-E-Bikes im Test gilt: Eine Handkraft von 200 N liegt über der Norm. Sie erfordert einen zu hohen Kraftaufwand, ein Wert unter 10 N ist ebenfalls nicht mehr normgerecht. Mit 27 N beim Öffnen und 31 N beim Schließen reicht beispielsweise das Pearl an diesen unteren Wert dicht heran.
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Das bedeutet, dass die Kraftwerte für seine Arretierungen grenzwertig gering waren. Den höchsten Kraftaufwand muss man mit 190 N (Öffnen) und über 250 N (Schließen) beim Jeep betreiben. Vergleichsweise angenehm lässt sich hingegen das Legend handhaben (65 N Öffnen, 100 N Schließen).
Als einziges Falt-E-Bike im Test bietet das Henri von Blaupunkt einen Magneten an der Hinterradnabe. Dieser sorgt dafür, dass das Rad beim Transport zusammengeklappt bleibt und nicht wieder auseinanderdriftet. Das passiert gerade beim Schieben eines zusammengeklappten Bikes ohne Verankerung zwischen Vorder- und Hinterrad recht schnell. Hier bleibt dann einzig ein beherzter Griff an Sattel und Speichen und das Rad schließlich zu tragen. Das es auch anders geht, zeigt das Henri. Im zusammengeklappten Zustand dient der Lenker als eine Art Deichsel zum Schieben (siehe Fotos unten).
Falt-E-Bikes im Test mit ordentlich Gewicht
Wie bei E-Bikes üblich, fallen Akku und Motor ins Gewicht. Richtig leicht lässt sich keines der Räder aus diesem Test tragen. Das Henri von Blaupunkt, das Monza von Legend eBikes (beide 21 Kilogramm) sowie das eRädle (vom Elektronik-Versand Pearl) mit 22 Kilogramm sind noch verhältnismäßig angenehm händelbar – wenn auch nur über kurze Entfernungen. Um etwas Gewicht zu sparen, kann bei allen Kandidaten der Akku entnommen werden. Beim Henri und beim i:SY gelingt das ganz einfach. An die Akkus von eRädle, Jeep und Legend kommt man aber erst, wenn die Rahmen der Bikes aufgeklappt werden. Und wer beim eRädle nicht aufpasst, dem fällt der Akku schnell mal auf den Fuß.
Beim Tragen der vom eRädle, Blaupunkt und Jeep muss der Nutzer achtgeben, dass er sich die Hose nicht an der Kette oder an den Reifen dreckig macht beziehungsweise sich gar die Finger klemmt. Das Jeep ist durch seine dicken Reifen besonders sperrig. Das i:SY lässt sich trotz seiner 25 Kilogramm wie das Monza von Legend noch am einfachsten anheben. Beide bieten einen Tragegriff, der abgehend von der Sattel- zur Mittelstange hin reicht.
Was leisten die kompakten E-Bikes im Test?
E-Falträder sind nicht dafür ausgelegt, große Touren zu bewältigen. Ihre Motoren sind daher auch nicht sonderlich leistungsstark ausgestattet wie beispielsweise die von E-Trekkingrädern oder E-Mountainbikes. Ausgenommen vom i:SY, das von einem Bosch Performance Line-Mittelmotor (Drehmoment: 65 Newtonmeter) angetrieben wird, haben alle Räder im Test einen Hecknabenmotor mit 40 beziehungsweise 50 Nm Drehmoment (Blaupunkt Henri).
Und auch die gemessene Akkuleistung der E-Bikes fällt mit Werten zwischen 245 und 462 Wattstunden (Wh) eher gering aus. Auch wenn das Monza von Legend mit 504 Wh die Ausnahme ist, bewältigen die E-Falt- und Kompakträder im Reichweitentest mit einer Akkuladung nur Strecken zwischen 41 und 57 Kilometer. Das eRädle von Pearl fällt mit sehr kurzen 18 Kilometern deutlich nach unten raus. Hiermit gilt es, seine Spritztouren sorgfältig zu planen, das Ladekabel mit sich zu führen und sich nicht zu weit von der nächstmöglichen Ladestelle zu entfernen. Auftanken können alle Akkus an handelsüblichen Steckdosen.
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Test: Ein Tag mit dem E-Falt-Rad
So bequem kann pendeln sein: Flugs das Falt-E-Bike nach Feierabend im Büro geschnappt, ab zum Bahnhof geradelt und dann mit der S-Bahn in Richtung zu Hause unterwegs sein – alles ganz ohne Stau und Abgase. Außerdem lässt sich nebenbei noch eine schöne Nase frische Luft tanken.
Falt-E-Bikes im Test: Komfort trotz Minigröße?
Aufgrund der 20-Zoll-Räder, die alle Bikes besitzen, strampelt man mit den E-Falt- und Kompakträdern schon merklich mehr als auf einem großen E-Bike mit 28-Zoll-Rädern. Zum Schalten der E-Unterstützungsstufen setzen die Hersteller auf unterschiedliche Konzepte: i:SY bietet eine sehr einfach zu bedienende Bosch-Steuerung. Sein großes Display zeigt die gewählte Unterstützungsstufe übersichtlich an, genau wie den Akku-Stand und das aktuelle Fahrtempo. Geschaltet wird über ein Bedienmodul, das sich am linken Lenkergriff befindet.
Der Bosch-Mittelmotor sorgt dann für einen gleichmäßigen und aus dem Stand heraus sportlichen Antritt. Was man über die Hinterradnabenmotoren der übrigen Kandidaten nicht behaupten kann. Zwar liefern diese in der jeweils höchsten Unterstützungsstufe einen deutlich spürbaren Schub – der allerdings nur kurzfristig anhält. Schnell setzt eine Art Verzögerung des Motors ein, was sich wie ein ungewolltes Abbremsen beim Fahren anfühlt.
Beim Anfahren kommen Jeep, Blaupunkt, Legend und eRädle nur etwas träge in den Tritt, um dann allerdings sehr plötzlich Geschwindigkeit aufzunehmen. Ungeübte Fahrer sollten sich daher in jedem Fall die Zeit nehmen und ihr Bike erst einmal richtig kennen- und einschätzen zu lernen.
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Trotz Motorunterstützung: Kraftaufwand bei den Falt-E-Bikes
Wer neben der Motorunterstützung bequem mittreten möchte, findet bei den vier Klapprädern im Test eine Sechs-Gang-Kettschaltung vor. Das Jeep mit seinen sehr dicken (fast zehn Zentimeter breiten) Reifen bietet eine Sieben-Gang-Kettenschaltung. Das kompakte i:SY besitzt eine Fünf-Gang-Nabenschaltung. Je nachdem, wie viel Kraft der Fahrer selbst noch zum Treten hinzufügen möchte, bieten die Bikes mehrere Motor-Unterstützungsstufen an.
Drei Stufen gibt es beim eRädle von Pearl und beim Henri von Blaupunkt. Vier sind es beim Monza von Legend und beim i:SY und fünf beim Fold E-Bike 7020 von Jeep. Apropos: Seine dicken Reifen sind zwar ein echter Hingucker, aber im Stadtverkehr doch eher etwas untauglich. Sie nehmen dem Rad jegliche Spritzigkeit weg. Außerdem erzeugen sie sehr deutliche Fahrgeräusche.
Während sich bei den meisten Rädern die elektronischen Unterstützungsstufen etwa am Display einstellen lassen. Dort wird auch angezeigt, in welchem Modus man gerade fährt. Beim „Monza“ von Legend hingegen, gibt es nur Vor- und Zurücktasten, die unterlegt in verschiedenen Farben leuchten, wenn man sie betätigt.So kann der Fahrer nur durch Treten herausfinden, wie hoch oder gering die Unterstützung gerade ist. Ebenso ungewöhnlich ist das Einschalten der Elektronik per Kippschalter, der sich unter einer Gummiabdeckung am Rahmen befindet.
Wie testet IMTEST die Kompakt- und Falt-E-Bikes?
Für IMTEST ermittelt das Prüf- und Zertifizierungsunternehmen Hansecontrol Reichweite, Leistung und Sicherheit von E-Bikes. Im Detail:
Fazit
Auch wenn sich der Testsieger E5 ZR F vom Hersteller i:SY dadurch vom übrigen Testfeld abhebt, dass er nicht klappbar ist, gibt er sich doch eindeutig als kompaktes Falt-E-Bike zu erkennen: 20 Zoll große Reifen, verhältnismäßig niedrige Rahmenarchitektur, einklappbare Pedalen und im Handumdrehen in der Höhe verstellbarer Sattel und Lenker. Mit knapp 3.900 Euro ist das i:SY aber kein Schnäppchen, dafür setzt der Hersteller auf hochwertig verarbeitete Komponenten. Was auch dem Fahrkomfort zugutekommt. Selbst längere Fahrten sind dank eines sehr bequemen Sattels und des angenehm geformten Lenkers problemlos möglich.
Mit einem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 140 kg ist das 25 kg schwere i:SY auch für schwere Menschen jenseits der 100-Kilogramm-Marke geeignet. Auf großzügiges Gepäck muss dann aber eher verzichtet werden. Wer dennoch Satteltaschen transportieren möchte, findet an dem Rad einen soliden Gepäckträger vor. Die Ausstattung runden eine fest eingebaute StVZO-konforme Lichtanlage, Schutzbleche und ein standsicherer Seitenständer ab.
Ganz anders zeigt sich hier das 999 Euro günstige eRädle, das über den Technikversender Pearl verfügbar ist: Sein zulässiges Gesamtgewicht beträgt 100 kg. Bei einem Eigengewicht von 22 kg darf die Fahrerin oder der Fahrer nicht mehr als 78 kg wiegen – was bei deutschen Männern um die 88 kg liegt und bei den Frauen hierzulande bei knapp 71 kg. Viel Gepäck ist da also nicht mehr drin. Es zielt deshalb einzig auf den Transport von Fahrerin oder Fahrer von A nach B – das macht das Bike aber ordentlich. Dass der günstige Preis nicht von ungefähr kommt, zeigt sich zudem an den verwendeten Materialien. Oft kommt Plastik statt Metall zum Einsatz – etwa bei den Bremshebeln oder den Sicherungen für die Klappmechanismen an Rahmen und Lenker.