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Mobvoi TicWatch Pro 3 Ultra GPS im Test

Robustes Gehäuse, Wear OS und heller AMOLED-Bildschirm: Die TicWatch Pro 3 Ultra GPS hat viel zu bieten. So schlägt sie sich im Test.

TicWatch Pro 3 Ultra GPS Explosion
© Mobvoi

Äußerlich hat sich bei der TicWatch Pro 3 Ultra GPS von Mobvoi im Vergleich zur „normalen“ Pro 3 wenig getan. Allerdings gibt es doch einige technische Unterschiede.

  • Prozessor: Mit dem Snapdragon Wear 4100 ist ein modernerer Prozessor an Bord.
  • Robustheit: Das Display ist durch Gorilla-Glas besser vor Kratzern geschützt. Zudem verfügt die TicWatch Pro 3 Ultra neben einer IP68- auch eine MIL-STD-810G-Klassifizierung. Bedeutet: Die Smartwatch widersteht extremen Temperaturen, niedrigem Druck und anderen Elementen.
  • Armband: Die Pro 3 Ultra GPS liefert Mobvoi mit einem strapazierfähigen Silikonarmband (FKM) aus.

Das Wichtigste aber: Die Ticwatch Pro 3 Ultra GPS setzt genau wie die Pro 3 auf Googles Wear OS. Somit hat die Uhr Zugriff auf Apps aus dem Google PlayStore, was das Funktionsspektrum potenziell deutlich erweitert. Zwar arbeitet auf der Uhr aktuell noch die betagte Version 2.36, im Laufe des Jahres soll aber das Update auf Version 3.0 kommen. Wie gut die smarten Funktionen der Ticwatch Pro 3 Ultra GPS tatsächlich sind und was sie sonst noch auf dem Kasten hat, zeigt der Test.



TicWatch Pro 3 Ultra GPS: Bei den smarten Funktionen ganz weit vorn

Im Gehäuse der TicWatch stecken sowohl ein Lautsprecher als auch über ein Mikrofon, sodass sich Anrufe am Handgelenk entgegennehmen (nur Android) und der Google Assistant nutzen lässt, um etwa auf Zuruf den aktuellen Wetterbericht oder Aktienkurse abzurufen. Aber auch die anderen smarten Funktionen können sich sehen lassen: Durch den Zugriff auf die Google-Bibliothek lassen sich beispielsweise Apps wie der Google Übersetzer oder Google Maps nutzen.

Die Navigation funktioniert dabei allerdings nicht offline, sondern nur in Verbindung mit einem Smartphone. Anders sieht es dagegen beim Thema Musik aus: Entweder lassen sich MP3s direkt auf der Uhr speichern oder Playlisten von Spotify (nur mit Abo). Ebenfalls klasse ist, das mit Google Pay ein veritabler mobiler Bezahldienst zur Verfügung steht, der sich zum Beispiel mit PayPal verknüpfen lässt. Kurzum: Bis auf Smartphone-unabhängiges Telefonieren und Internet (eine 4G-Version soll folgen), macht die Pro 3 Ultra GPS eine top Figur.

Ticwatch 3 Pro Ultra beim Biken
Der Multiband GPS-Empfänger in der Ticwatch 3 Pro Ultra benötigt meist mehrere Minuten, um das Signal zu finden. © Mobvoi

Sport & Fitness: Das geht besser

Übersichtlicher sieht es dagegen bei den Sport- und Fitnessfunktionen aus. Zwar bietet die Pro 3 Ultra GPS alle Basisfunktionen wie 24-Stunden-Pulsmessung und Aktivitätsaufzeichnung inklusive Auswertung, in diesem Bereich hat die Konkurrenz aber deutlich mehr zu bieten. So lässt sich die Smartwatch beispielsweise nicht mit externen Sensoren koppeln (etwa Brustgurten), um genauere Pulsdaten zu erhalten. Zudem gibt es keine Hinweise und Tipps hinsichtlich Trainingssteuerung- und Belastung oder Trainingspläne. Nicht zuletzt lassen die Aktivitäts-Auswertungen in der schwachen Mobvoi-App zu Wünschen übrig. Kurzum: Für Gelegenheitssportler sind die Funktionen der Pro 3 Ultra GPS ausreichend, wer mehr will, sollte sich bei Garmin, Polar, Coros, Huawei oder Amazfit umschauen.  

Mobvoi TicWatch Pro 3 Ultra GPS: Das nervt

Unabhängig von den guten smarten und durchwachsenen Fitness-Funktionen gibt einige Themen, die beim Test negativ aufgefallen sind:

  • MischMasch: Da die Ticwatch Pro 3 Ultra GPS auf eine Mischung auf Google Wear als auch auf das hauseigene Tic setzt, gibt es viele Funktionen doppelt. So stehen zum Beispiel zwei Sport-Apps auf dem Gerät zur Auswahl. Auch bei der Einrichtung gilt es zwei Apps zu koppeln. Darunter leiden sowohl die Übersicht als auch der Bedienkomfort.
  • Ungenau: Die Werte, die die Ticwatch Pro 3 Ultra GPS ausgab, kamen den Testern zum Teil merkwürdig vor. Die ermittelte Schrittzahl war zum Beispiel viel zu hoch und lag über dem Doppelten der Smartwatch-Referenz Garmin Epix. Auch die Angaben zu verbrauchten Kalorien schienen unverhältnismäßig hoch.
  • Kleine Schrift: Obwohl Nutzer die Möglichkeit haben, die Schriftgröße in drei Stufen einzustellen, sind einige Bildschirminhalte selbst auf „groß“ kaum zu erkennen. Besonders deutlich wird das beim Training, wo sich die Beschriftung auf den Datenblättern nur mit Lupe identifizieren lässt (siehe Bild unten).
  • GPS: Zwar arbeitet das GPS ziemlich akkurat, allerdings dauert es verhältnismäßig lange (bis zu 2 Minuten), bis die Ticwatch Pro 3 Ultra GPS das Signal findet. Bei anderen Uhren ist das in Sekunden erledigt. Dazu kommt: Im Gegensatz zu anderen Smartwatches lassen sich die aufgezeichneten Touren nicht in der App studieren. Diese zeigt lediglich ein Bild der Tour an. Die Karte lässt sich aber weder öffnen noch darin zoomen.
  • Sync-Eigenarten: Anscheinend ist es so, dass die Ticwatch Pro 3 Ultra GPS die Daten ab einem bestimmten Akkustand nicht mehr synchronisiert. Im Test wollte die Smartwatch bei einem Akkustand von 36 Prozent zumindest partout keinen Datenabgleich mit der App durchführen. Es funktionierte aber prompt, nachdem sie mit dem Aufladegerät verbunden wurde.
  • Schlechte iPhone-Unterstützung: Viele smarte Funktionen funktionieren nur im Zusammenspiel mit Android-Smartphones. Dazu zählen das Telefonieren am Handgelenk über den eingebauten Lautsprecher sowie das Beantworten von Textnachrichten, zum Beispiel mithilfe des Google Assistant.
  • Akkulaufzeit: Mit aktviertem Always on-Bildschirm sind maximal drei Tage ohne Aufladen drin. Hersteller wie Garmin und Huawei zeigen, dass mit OLED-Bildschirmen weit mehr möglich ist. Zudem erfolgt das Laden mit rund 1,5 Stunden verhältnismäßig langsam.
Ticwatch 3 Pro Ultra kleine Schrift
Die Schriften sind teilweise sehr klein geraten. © Imtest

Fazit

Wer mehr auf smarte als auf Fitnessfunktionen Wert legt, könnte mit der TicWatch Pro 3 Ultra GPS von Mobvoi glücklich werden. Aufgrund von Wear OS und den dazugehörigen Google-Diensten zählt die TicWatch in diesem Bereich zu den besten. Es gibt allerdings ein paar Themen, die vor dem Kauf nicht außer Acht gelassen werden dürfen: Dazu zählen die zum Teil überfrachteten Menüs, die schlechte Lesbarkeit und die mäßige Akkulaufzeit.

  • PRO
    • Viele Funktionen, große App-Auswahl, integrierter Google-Assistant.
  • KONTRA
    • Unterdurchschnittliche Akku-Laufzeit, schwache Mobvoi-App.

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,7

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.