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Warntag 2023: Hier heulen um 11 Uhr die Handys & Sirenen

Dieses Mal wird das System nur in zwei Bundesländern getestet.

Eine Alarmsirene vor einer kargen Landschaft.
Morgen, am 8.Dezember, findet der bundesweite Warntag statt. © Mika Baumeister / Unsplash

Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 hätten viele Menschenleben gerettet werden können, darüber sind sich Experten einig. Doch dazu fehlte ein funktionierendes Warnsystem. Es gibt zahlreiche Fälle, von Naturkatatstrophen bis zu Terroranschlägen, bei denen es wichtig ist, die betroffene Bevölkerung schnell und verlässlich zu warnen. Immer wieder wird das System getestet.



Update vom 9. März 2023: Alarm in Bayern und NRW

Am Donnerstagnachmittag geht um 11 Uhr vormittags wieder der Alarm los. Doch nicht überall in Deutschland, sondern nur in den Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen. Damit testen die Behörden das System und prüfen so die technische Infrastruktur. Nicht nur Sirenen geben dabei einen schrillen Ton von sich, auch Handys werden laut. Dafür sorgen auch die Apps Nina, Katwarn und Biwapp. Übrigens: Der Alarm ist auch zu hören, wenn das Smartphone eigentlich stummgeschaltet ist.

Update vom 7. Dezember 2022: Vorwarnungen zum Warntag

Damit die Warnung am Donnerstag dann doch nicht allzu plötzlich auftaucht, warnen manche Mobilfunkanbieter ihre Kunden davor. Beispielsweise verschickt Telefonica zwei Tage vor dem geplanten Cell Broadcast am 8. Dezember eine SMS mit Informationen und einem weiterführenden Link. Wie gut der bundesweite Probealarm funktionieren wird, bleibt abzuwarten. In der Vergangeneheit stellten sich geplante Test-Warnungen als wenig erfolgreich heraus, da herkömmliche Warnsysteme über öffentliche Sirenen und Rundfunk nicht annähernd jede Person erreichten.

Screenshot der Cell Broadcast Vorwarnung.
Im Vorweg warnen einzelne Mobilfunkanbieter vor dem Cell Broadcast am 8. Dezember. © IMTEST

So funktioniert Cell Broadcast

Cell Broadcast stellt eine Ergänzung zu bereits bestehenden Warnsystemen, beispielsweise über Radio und Fernsehen dar. Es setzt darauf, per Handy weite Teile der Bevölkerung zu erreichen, zumal klassische Warnsysteme wie Sirenen laut dem BKK keineswegs flächendeckend vorhanden sind. Das Warnsystem funktioniert ohne Internet und Apps. Es soll alle Mobiltelefone erreichen, vom neusten Smartphone bis zum ältesten Tasten-Handy.

Da nicht jedes Handy zu jeder Zeit mit dem Internet verbunden ist, kommt mit Cell Broadcast eine völlig andere Technologie zum Einsatz, vergleichbar ist sie mit Radiowellen. Die Signale gehen von den Sendemasten der regulären Mobilfunkbetreiber aus. Im Katastrophenfall würden auf jedem Radio- oder Fernsehsender Warnung laufen. 

Ebenso würde auf jedem Handy im betroffenen Gebiet eine Warnmeldung auftauchen. Dabei handelt es sich dann um einen einseitigen Kanal ohne Rücklauf. Sprich, es werden nur Nachrichten an die Handys gesendet, ohne dass diese darauf antworten könnten. Auch ist dabei nicht bekannt, wer, wo eine Nachricht empfängt.

Eine Warnung per Cell Broadcast taucht einfach auf dem Handy auf. Warnmeldungen per Social Media sind in aller Regel gefälscht. Da die Datenmenge dabei jeweils sehr klein ist, soll das System auch dann noch funktionieren, wenn das Handy-Netz überlastet ist.

Eine rote Warnlampe unter einem Schutzgitter
Cell Broadcast soll bestehende Warnsysteme ergänzen, nicht ersetzen – zumal das es voraussichtlich gar nicht für alle Handys verfügbar sein wird. © Pixabay / TBIT

Problematische Voraussetzungen

Das System Cell Broadcast ist keineswegs neu, es wurde in Deutschland allerdings über Jahre nicht verwendet. Daher bekommen Netzbetreiber bis zum 24. Februar 2023 Zeit, ihre Funkmasten entsprechend nachzurüsten.

Doch auch dann ist das System noch nicht automatisch voll einsatzfähig. Auf älteren Tastenhandys funktioniert Cell Broadcast meist automatisch. Hier wurden Zusatzdienste, etwa für akute Börsennachrichten bereits vorab eingerichtet. Bei modernen Smartphones muss die Funktion teilweise erst aktiviert werden.

Dann gibt es allerdings noch das Problem mit den Updates. Damit Cell Broadcast funktioniert, muss das Betriebssystem der Smartphones kompatibel sein. Android und Apple kündigten dafür bereits Updates an – ab den Versionen Android 11 und iOS 15.6.10. Damit steht zu befürchten, dass Cell Broadcast rund ein Drittel aller Android-Smartphones überhaupt nicht erreicht.

Zudem funktioniert Cell Broadcast immer nur maximal so gut wie das Mobilfunknetz vor Ort. Das weist in Deutschland allerdings Lücken auf. Und wenn Sendemasten, wie im Ahrtal weggeschwemmt werden und oder der Strom ausfällt, ist auch auf dieses Warnsystem kein Verlass mehr.



Das sind Alternativen

Cell Broadcast wird die gängigen Alarmsysteme daher nicht ersetzen, sondern ergänzen. Warnungen über Rundfunk, Sirenen und Apps wird es, sofern vorhanden, weiterhin geben. Dabei soll das Sirenennetz in Deutschland zusätzlich ausgebaut werden. Regional gibt es bereits regelmäßige Probealarme. Doch vielerorts fehlt es gänzlich an entsprechender Infrastruktur.

Wer sich zusätzlich absichern möchte, kann sich zudem frei verfügbare Warn-Apps wie Nina oder Katwarn downloaden. Nina beispielsweise ist das App-Warnsystem des BKK und soll im Katastrophenfall sowohl Warnungen des modularen Warnsystems (MoWas) des BKK verschicken, als auch Meldungen anderer Warn-Apps, wie Katwarn oder Biwapp. Allerdings gilt auch hier: Die App funktioniert, solange es Strom gibt – und nur mit Internet.

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Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.