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Balkonkraftwerk: Die 10 wichtigsten Fragen mit Antworten

IMTEST klärt die wichtigsten Fragen zum Thema.

Zwei Personen stehen auf einem Balkon vor sonnigem Himmel. Am Geländer ist ein Balkonkraftwerk angebracht.
© Anker

Der Sommer ist in vollem Gange. Was wäre da schöner, als ich sich selbst in der strahlenden Sonne zu sonnen? Klar: Diese wundervolle Sonneneinstrahlung nutzen, um eigene klimafreundliche Energie zu erzeugen. Das ist durch die Installation einer Solaranlage auf dem Dach möglich, aber auch mit einer kleineren Anlage für Balkon oder Garten. Die sogenannten Mini-PV-Anlagen oder Steckersolargeräte bieten sowohl zur Miete Wohnenden als auch Eigenheimbesitzern einen einfachen Einstieg in die Nutzung von Solarenergie. Installation, Anmeldung und Inbetriebnahme werden immer unkomplizierter. Die Solarpanels können beispielsweise im Garten, auf kleinen Dachflächen, an Hauswänden oder am Geländer eines Balkons angebracht werden. Letzterer Einsatz hat dazu geführt, dass die Mini-PV-Anlagen auch als Balkonkraftwerke heißen. IMTEST beantwortet 10 Fragen, um herauszufinden, ob die Solarstromerzeugung wirklich so einfach ist, wie es scheint.



1. Aus welchen Komponenten besteht ein Balkonkraftwerk?

Eine Mini-PV-Anlage besteht im Wesentlichen aus drei Bestandteilen: Solarpanel, Wechselrichter und Verkabelung. Meist kommt es infrage, ein oder zwei Solarmodule aufzustellen beziehungsweise am Balkongitter zu befestigen. Diese wandeln dann die Energie aus dem Sonnenlicht in elektrischen Strom um. Solarpanels können allerdings nur Gleichstrom produzieren. Im Haushalt wird aber 230-Volt-Wechselstrom benötigt. Daher ist es wichtig, vor der Einspeisung ins Hausnetz einen Wechselrichter zwischenzuschalten. Dieser wandelt den Strom dann so um, dass elektrische Geräte, wie etwa Kühlschrank, Computer oder Spülmaschine, ihn auch nutzen können.

Schematische Darstellung, wie die Stromerzeugung mit einem Balkonkraftwerk funktioniert.
Ein Balkonkraftwerk erzeugt aus Sonnenstrahlen Strom, der mit einem Wechselrichter in haushaltsüblichen Wechselstrom umgewandelt wird. Nach der Einspeisung ins Hausnetz kann man die grüne Energie dann zum Beispiel fürs Waschen benutzen. Wird die Energie nicht verbraucht, geht sie ins öffentliche Netz. © IMTEST

Bei der Verkabelung ist bereits beim Kauf darauf zu achten, dass sowohl die Länge der Kabel für den eigenen Aufbau ausreicht als auch die Anschlüsse der Komponenten zusammenpassen. Besonders einfach ist das, wenn man sich für ein Komplett-Set eines Anbieters entscheidet.

2. Ist eine Mini-PV-Anlage wirklich „mini“?

Jein. Im Vergleich zu einer Solaranlage auf dem Dach ist ein Balkonkraftwerk klein. Die meisten Solarpanel messen aber dennoch bis zu 1,7 mal 1,1 Meter und wiegen um die 20 bis 30 Kilogramm. Ganz wichtig ist also, vorher auszumessen, ob ausreichend Platz für die ausgewählten Module da ist. Außerdem lohnt es sich meist eine Trage-Hilfe für den Aufbau zu organisieren. Dann können gegebenenfalls auch zwei oder mehr Module zusammengeschlossen werden. Aber Vorsicht: In Europa ist Obergrenze für Balkonkraftwerke – also für die Leistung, die ins Hausnetz eingespeist werden darf – auf 800 Watt festgelegt. Seit Mitte Mai 2024 gilt diese offiziell auch in Deutschland. Es gibt allerdings Expertinnen und Experten, die dazu raten, vor der Umsetzung eine Elektrofachkraft zu Rate zu ziehen. Das ist aber hauptsächlich für sehr leistungsstarke Anlagen und solche mit Speichereinheit relevant.

Weißes eckiges haus mit Balkon und Balkonkraftwerk am Geländer
Balkonkraftwerke können – je nach Ausführung und Modell – eine Menge Platz benötigen. Daher unbedingt vorher ausmessen, welche Module sich eigenen. © Anker

Mehr zur Umstellung von 600 auf 800 Watt lesen Sie hier.

Sollen also zwei Panels zusammen in Betrieb genommen werden, kommt es auf die richtige Wahl des Wechselrichters an. Denn auf dessen Ausgangsleistung bezieht sich der Wert. Eine höhere Panel-Leistung ist also erlaubt und sogar sinnvoll, solange der Wechselrichter nur 800 Watt ins Hausnetz weiterleitet. Können die Panels beispielsweise bis zu 2.000 Watt leisten, produzieren sie auch bei nicht-optimalen Bedingungen noch die maximal erlaubte Energiemenge. Wer noch mehr Leistung möchte, kann sich auch für eine größere Anlage entscheiden. Dann gilt diese allerdings nicht mehr als Balkonkraftwerk und andere Vorschriften greifen.

3. Wie funktioniert die Installation?

Laut Werbung soll der Aufbau eines Balkonkraftwerks ganz einfach sein: Die beiliegende Halterung zum Beispiel am Balkongitter anbringen, Solarmodul befestigen und mit dem Wechselrichter verbinden. Nach der Verbindung mit dem Hausnetz kann die grüne Stromerzeugung beginnen. Wie so ein Aufbau am Balkon oder freistehend aussieht, zeigt IMTEST hier und im großen Vergleichstest. Vorher ist es allerdings ratsam, noch zwei Sicherheitsfragen abzuklären: zum einen, ob das Balkongitter das zusätzliche Gewicht der Solarpanel tragen kann. In Mietshäusern kann in der Regel die Hausverwaltung weiterhelfen. Zum anderen kann eine Überprüfung der Leitungen sinnvoll sein, damit später kein Kabelbrand entsteht.

Weitere Tipps: Wegen des Gewichts der meisten Solarpanels ist eine Tragehilfe sinnvoll und Montage-Handschuhe schützen vor scharfen Kanten.



4. Welche Genehmigungen sind erforderlich?

Balkonkraftwerke sind vor allem für diejenigen interessant, die kein Eigenheim besitzen. In einer Miet- oder Eigentumswohnung sollte man vor dem Kauf allerdings die vermietende Partei, Wohnungsbaugesellschaft und/oder die Eigentümerversammlung informieren. Zwar dürfen Balkonkraftwerke seit Juli 2024 nicht mehr ohne triftigen Grund – beispielsweise Denkmalschutz des Gebäudes – abgelehnt werden. Aber ein Mitspracherecht, wie genau man die Mini-PV-Anlage am Haus anbringt, besteht weiterhin.

Darüber hinaus muss in jedem Fall eine Anmeldung der Mini-PV-Anlage erfolgen. Seit März 2024 ist dies allerdings nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erforderlich, aus dem dann der eigene Netzbetreiber Bescheid bekommt. In der Regel kann diese Anmeldung über ein Online-Formular erfolgen. Dafür müssen beispielsweise technische Details über die Anlage eingegeben werden, die oft schon als Infoblatt beiliegen.

5. Welche weiteren Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Ein weiterer wichtiger Planungspunkt beim Kauf ist darüber hinaus die Verkabelung. Je nach Bauart des Balkons kann es notwendig sein, ein längeres oder kürzeres Kabel für die Anlage zu besorgen. Einige Anbieter ermöglichen bei der Bestellung des Steckersolargeräts sowohl eine Wahl der Kabellänge als auch des Steckers. Wer noch keine Außensteckdose besitzt, für den kann sich die Installation einer Wieland-Steckdose lohnen. Diese ist noch stärker gegen Regen geschützt als eine normale Schuko-Steckdose und daher nach Ansicht des Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) sicherer. Wer allerdings bereits eine normale Außensteckdose besitzt, für den ist es wesentlich einfacher und seit März 2024 auch ausdrücklich erlaubt, den Schukostecker zu benutzen.

Eine Hand hält einen Schuko-Stecker vor eine Außensteckdose.
Der haushaltsübliche Schukostecker ist für viele die einfachst Anschlussmöglichkeit, sofern bereits eine Außensteckdose vorhanden ist. © IMTEST

Apropos Sicherheit: In allen Fällen lohnt es sich, bei der Haftpflicht- oder Hausratversicherung nachzufragen, ob das geplante Balkonkraftwerk im bestehenden Vertrag mitversichert ist oder ob dieser angepasst werden muss. Eine gesonderte Versicherung extra für die Mini-PV-Anlage, wie sie im Internet zum Teil angeboten wird, lohnt sich hingegen meistens nicht.

Wichtig ist darüber hinaus ein Zähler, der nicht rückwärtslaufen kann. Das wäre in Deutschland nämlich eine Straftat. Dieser wird, falls noch nicht vorhanden, oft kostenlos vom Netzbetreiber ausgetauscht. In der Wartezeit darf man sein Kraftwerk laut Photovoltaik-Strategie aber schon anschließen.

Ein Zähler mit eingekreistem Rücklaufsperre-Symbol.
Einen Zähler mit Rücklauf-Sperre erkennt man an dem Symbol eines Zahnrads mit Stopper (rote Markierung). © Getty Images

6. Wie sieht der ideale Standort für ein Balkonkraftwerk aus?

Besonders viel Strom erzeugen Solarmodule immer dann, wenn sie schattenfrei und möglichst lange in der prallen Sonne stehen. Die Ausrichtung nach Süden ist demzufolge besonders ertragreich. Treffen die Strahlen dann noch in einem Winkel von 90 Grad auf das Modul, steigt die Stromausbeute weiter an.

Doch auch für nicht perfekte Bedingungen gibt es Lösungen: etwa Panels speziell für die Ausrichtung nach Osten und Westen sowie verschattungsresistente oder bifaziale Module. Letztere können auch Sonnenlicht von hinten aufnehmen und zu Energie umwandeln, da sie auch auf der Rückseite Solarzellen haben. Das macht die Panels im Alltag effizienter.

Ein bifaziales Solarmodul von hinten. Die Fläche schimmert blau.
Bifaziale Module besitzen auch hinten Solarzellen und können dadurch von beiden Seiten Sonnenlicht in Energie umwandeln. © IMTEST

Baurechtlich ist zudem berücksichtigen, dass zum Teil keine Winkel an Balkongittern erlaubt sind, auch wenn die schräge Befestigung für die Ausbeute des Kraftwerks von Vorteil ist. An manchen Balkonen ist dennoch nur eine hängende Montage im 90-Grad-Winkel erlaubt. Wer durch die Vielfalt an Möglichkeiten überfordert ist, kann sich eine individuelle Beratung einholen, zum Beispiel kostenlos durch die Verbraucherzentrale.

7. Welche Speichermöglichkeiten gibt es?

Ein wesentliches Problem bei der Nutzung von Balkonkraftwerken ist, dass ab Werk keine Speicherung möglich ist. Der Grundaufbau sieht vor, dass die produzierte Energie direkt genutzt wird. Ist das nicht der Fall, geht sie ungenutzt und in der Regel unvergütet ins Netz (siehe Frage 8).

Daher gibt es mittlerweile immer mehr Anbieter, die Speichermöglichkeiten für Stecker-Solargeräte anbieten – teils sogar mit eingebautem Wechselrichter, sodass die Installation noch einfacher wird. Dafür wird ein Akku zwischen Solarpanel und Einspeise-Steckdose geschaltet. Über eine App kann man dann steuern, wann Strom in der Batterie gespeichert wird und wann wieder abgegeben. Der Ertrag der Mittagssonne kann zum Beispiel teilweise in den Speicher geleitet werden, um ihn dann abends nach Sonnenuntergang nutzen zu können. Dadurch kann die produzierte Energie gleichmäßiger über den Tag hinweg genutzt werden und ist nicht nur auf die Sonnenstunden limitiert.

Screenshots von zwei verschiedenen Apps für Balkonkraftwerke.

Eine zugehörige App macht nicht nur die Stromproduktion, sondern auch die Einsparungen greifbar. Die Solarman-App (rechts), die GreenAkku nutzt, ist dabei noch ausführlicher als die App von Anker (links). © Anker, Solarman

Wer keine festinstallierte Lösung haben möchte, kann auch eine mobile Powerstation als Speicher nutzen. Diese kann ganz einfach über jede Steckdose im Haushalt aufgeladen werden. Vorteilhaft ist, dass mobile Speicherlösungen häufig mehr Kapazität für weniger Geld bieten. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass der gespeicherte Strom nicht unbedingt aus dem eigenen Kraftwerk stammt. Sind gerade genügend andere Geräte angeschlossen, die den Solarstrom nutzen, kommt wieder der normale, kostenpflichtige Netzstrom aus der Steckdose. Hersteller, wie etwa EcoFlow und Jackery setzen daher auf flexible Systeme, die sowohl mobile Powerstations als auch Balkonkrafwerk-Speicher darstellen.

8. Lohnt sich ein Balkonkraftwerk überhaupt?

a) Einspeisevergütung

Reich werden kann man mit einer Mini-PV-Anlage sicherlich nicht. Im Prinzip ist es zwar möglich, eine Einspeisevergütung zu beantragen. Derzeit liegt diese allerdings nur bei wenigen Cent pro Kilowattstunde Energie. Außerdem ist in diesem Falle nicht nur ein Zähler mit Rücklauf-Sperre notwendig, sondern ein Zweirichtungs-Zähler. Dessen Einbau kostet meist zwischen 25 und 75 Euro, und zusätzlich fällt eine jährliche Nutzungsgebühr an. Der Zähler zeichnet dafür sowohl die Energiemenge auf, die aus dem Netz entnommen wird, als auch die, die ihm zugeführt wird. Einmal im Jahr ist dann eine Abrechnung durch die Nutzenden notwendig, um die Höhe der Auszahlung zu ermitteln. Zudem muss der zusätzliche Lohn in der Steuererklärung angegeben werden. Da Balkonkraftwerke allerdings nur vergleichsweise geringe Mengen an Solarstrom produzieren, lohnt sich der Aufwand im Verhältnis zur Höhe der zu erwartenden Vergütung in der Regel nicht.

b) Rechenbeispiel

Dennoch lässt sich aber eine Menge Strom einsparen, den man sonst kostenpflichtig aus dem Netz beziehen müsste. Das senkt sowohl den CO₂-Fußabdruck als auch die eigenen Energiekosten. Zudem lassen sich Anlagen in der Regel auch mit einer für Balkonkraftwerke angepassten Speicherlösung ausstatten. Diese muss dann aber zusätzlich eingekauft werden und ist nicht immer im Herstellershop beim Kauf des Komplett-Pakets dabei.

Das Zendure Balkonkraftwerk mit AIO-Speicher auf einer Dachterrasse.
Beispielsweise von Zendure gibt es ein Balkonkraftwerk, für das der Hersteller auch einen passenden Speicher anbietet (im Bild rechts). © IMTEST

Um den finanziellen Nutzen eines Balkonkraftwerks besser abschätzen zu können, hier ein Rechenbeispiel: Lebt man in einem Zwei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Energiebedarf von 2.100 Kilowattstunden und entscheidet sich für ein Balkonkraftwerk mit zwei 400-Watt-Panels und idealer Ausrichtung, liegt der Selbstversorgungsanteil bei etwa 15 Prozent. Das entspricht beim derzeitigen Strompreis von 26 Cent pro Kilowattstunde immerhin einer Einsparung von 78 Euro pro Jahr. Je nach Anschaffungspreis ist demnach davon auszugehen, dass sich ein Steckersolargerät nach 5 bis 15 Jahren amortisiert. Die Lebensdauer liegt hingegen bei mindestens 25 Jahren. Wer sich zudem noch eine Speichereinheit gönnt, kann den Eigenverbrauch noch erhöhen. Das verkürzt die Amortisationszeit theoretisch, allerdings muss man für die Berechnung natürlich auch den Preis des Speichers berücksichtigen.

Wer den individuellen Nutzen einmal ausrechnen möchte, findet zum Beispiel auf der Webseite der HTW Berlin kostenlose Online-Rechner rund um Solaranlagen, Balkonkraftwerke und Energiespeicher.



9. Kann ich meinen Wechselrichter auf 800 Watt updaten?

Das Solarpaket 1, also der Gesetzesentwurf mit den geplanten Änderungen, ist bereits erfolgreich durch den Bundestag und Bundesrat gelaufen. Nachdem das Gesetz jetzt auch im offiziellen Bundesgesetzblatt erschienen ist, ist das Gesetz in Kraft. Das bedeutet, dass die Bagatellgrenze ab sofort auch in Deutschland beim EU-Standard von 800 Watt liegt. Neue Anlagen wird es demnach wohl nur noch mit Wechselrichtern geben, die 800 Watt ins Hausnetz einspeisen können. Bestehende Anlagen müssen Nutzende hingegen anpassen – es sei denn, der Wechselrichter kann über ein einfaches Update auf die höhere Leistung umstellen.

Warnmeldung in der Zendure-App, sobald eine zu hohe Ausgangsleistung für den Wechselrichter des Balkonkraftwerks eingestellt wird.
Beispielsweise beim Zendure-Balkonkraftwerk kann die eingespeiste Leistung selbstständig von 600 auf 800 Watt erhöht werden. Bis vor kurzem gab es dann einen Hinweis auf die Gesetzeslage, die sich jetzt geändert hat. © IMTEST, Zendure

Wichtig zu beachten ist allerdings: Das Solarpaket I, sieht für die Gesamtleistung der Solarmodule einen Maximalwert von 2.000 Watt vor. Das soll Nutzenden auch bei schlechtem Wetter einen möglichst hohen Ertrag gewährleisten, da dennoch die erlaubten 800 Watt ins Hausnetz weitergeleitet werden können. Das sieht der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) aber als Sicherheitsrisiko. Er strebt eine erlaubte Höchstleistung für die Solarpanels von maximal 960 Watt an, um eine Überlastung der Leitungen auszuschließen. Denn würden – begrenzt durch den Wechselrichter – dauerhaft 800 Watt ins Haus eingespeist, könne es bei bestimmten Konstellationen zu Überhitzungen und im schlimmsten Fall zu einem Kabelbrand kommen. Kann das Balkonkraftwerk maximal 2.000 Watt Leistung erzeugen, hält der VDE das für wahrscheinlicher als bei einer Obergrenze von 960 Watt.

Demnach gilt: Sollte das eigene Balkonkraftwerk eine Peakleistung von maximal 960 Watt und keinen Batteriespeicher besitzen, ist ein Upgrade des Wechselrichters auf die Einspeise-Leistung von 800 Watt unproblematisch. Es kann sofort durchgeführt werden. Geht die maximale Modulleistung allerdings darüber hinaus und/oder gibt es einen zusätzlichen Energiespeicher, sollte man vor dem Update von 600 auf 800 Watt zur Sicherheit eine Elektrofachkraft zu Rate ziehen.

10. Dürfen mehrere Balkonkraftwerke gleichzeitig laufen?

Das kommt darauf an. Von technischer Seite muss vor allem darauf geachtet werden, dass bei mehreren Steckersolargeräten die Einspeisung über unterschiedliche Leitungen stattfindet. An einem Endstromkreis darf laut VDE nämlich maximal ein stromerzeugendes Gerät angeschlossen werden. In einem Haushalt gibt es allerdings in der Regel mehrere Stromkreise, sodass mit der Unterstützung einer fachkundigen Beratung auch der gleichzeitige Betrieb mehrerer Mini-PV-Anlagen möglich ist. Befinden sich zum Beispiel an verschiedenen Seiten des Hauses Balkone, bietet sich diese Lösung an. Soll ein bestehendes Balkonkraftwerk durch ein weiteres Stecker-Solargerät ergänzt werden, empfiehlt sich hingegen eher, die Wechselrichter zusammenzuschließen, sodass nur ein Kabel für die Einspeisung genutzt werden muss.

Aus regulatorischer Sicht ist beim Betrieb mehrerer Balkonkraftwerke allerdings wichtig, dass jedes Gerät angemeldet wird. Das ist als Nachmeldung beim Marktstammdatenregister vergleichsweise einfach möglich. Ganz wichtig aber: Auch hier gilt wieder die Obergrenze von 800 Watt für die Einspeisung in Deutschland. Diese darf auch bei mehreren Geräten in der Summe nicht überschritten werden – zumindest dann nicht, wenn es nur einen Stromzähler gibt.

In einem Mehrfamilienhaus zum Beispiel dürfen hingegen auch mehrere Parteien gleichzeitig verschiedene Balkonkraftwerke betreiben, da jede Wohnung einen eigenen Stromzähler besitzt.

Ein Haus mit mehreren Stockwerken, grüner Bepflanzung und diversen Solarpanels.
Generell gilt: Pro Zähler dürfen ein oder mehrere Balkonkraftwerke mit maximal 600 Watt Leistung angeschlossen werden. In Mehrfamilienhäusern könnte demnach jede Wohnung ein eigenes Stecker-Solargerät betreiben. © Getty Images

In Einfamilienhäusern mit mehreren Zählern ginge das theoretisch auch. Hier sollte dann aber abgeklärt werden, ob nicht zum Beispiel eine größere Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mehr Ertrag bringen kann als mehrere Mini-PV-Anlagen. Zumal sich in ersterem Fall auch eine Einspeise-Vergütung lohnen kann.

Fazit

Ein Balkonkraftwerk ist ein vergleichsweise einfacher Weg, um im eigenen Zuhause selbst grüne Energie zu erzeugen. Aufgrund der vereinfachten Regelungen zu Installation und Anmeldung kommt diese Variante der Solaranlage auch für zur Miete Wohnende in Frage. Den kompletten Strombedarf kann man aufgrund der geringen, erlaubten Leistung meist nicht damit decken. Dennoch lassen sich mit Stecker-Solargeräten die Energiekosten reduzieren. Der nicht genutzte Strom kommt zudem der Allgemeinheit zugute. Wer sich ein Balkonkraftwerk anschafft, trägt also auf jeden Fall zur Energiewende bei – auch wenn sich die Investition aus finanzieller Sicht meist erst nach einigen Jahren bezahlt macht. Ein weiterer Pluspunkt: Ein Balkonkraftwerk macht auch in der Nachbarschaft Werbung und kann Andere dazu inspirieren, sich ebenfalls mit der Thematik auseinander zu setzen.

Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr.-Ing. Lotta Theresa Florianne Kinitz – Spitzname Dr. Lotta – schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit
schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.
Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter
und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.
Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.