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Balkonkraftwerk-Speicher im Test: Statisch oder mobil?

Was ist praktischer: ein statischer oder ein mobiler Speicher für das Balkonkraftwerk? IMTEST hat verschiedene Möglichkeiten von Zendure und EcoFlow ausprobiert und erklärt die Unterschiede.

Speicherlösungen für Balkonkraftwerke.
© EcoFlow, Zendure

Balkonkraftwerke produzieren grünen Strom und sind dennoch vergleichsweise einfach zu installieren und anzumelden. Genau deswegen sind sie derzeit so gefragt. Doch so richtig effizient lässt sich ein Balkonkraftwerk meist erst betreiben, wenn eine Speicherlösung hinzugekauft wird. Denn wird etwa in der Mittagssonne viel Strom produziert, aber nicht genutzt, wird die Solarenergie in der Regel unvergütet ins öffentliche Netz eingespeist. Das hilft zwar der Energiewende, aber dem eigenen Geldbeutel nicht. Daher gibt es Speicher, die speziell auf Balkonkraftwerke ausgelegt sind und die überproduzierte Energie zwischenspeichern. So kann sie später genutzt werden – zum Beispiel nach Sonnenuntergang. Klassischerweise sind Speicherlösungen für Balkonkraftwerke als Festinstallation ausgelegt. Mittlerweile gibt es aber von diversen Powerstation-Herstellern auch mobile Lösungen.

IMTEST hat sowohl das mobile EcoFlow-PowerStream- als auch die beiden statischen Speichersysteme von Zendure, SolarFlow und AIO 240, getestet.



Statische Balkonkraftwerk-Speicher von Zendure

Verschiedene Hersteller bieten Energie-Speicherlösungen für Balkonkraftwerke an, die meist für die Installation in direkten Nähe zu den Solarpanels vorgesehen sind. Zendure hat bereits mehrere, verschiedene Balkonkraftwerk-Speicher im Programm. Der große Vorteil, den statische Systeme bieten, ist in der Regel die Wetterfestigkeit. Der Speicher ist für die Außeninstallation vorgesehen und daher meist sowohl gegen Regen als auch gegen extreme Temperaturen gewappnet.

Zendure SolarFlow

Das sogenannte SolarFlow-Speichersystem von Zendure besteht zum einen aus einem PV-Hub, der zwischen Solarpanels und Wechselrichter eines beliebigen Balkonkraftwerks geschaltet wird und die Verteilung der Energie ermöglicht. Der andere Bestandteil der Speicherlösung ist ein Akkupaket, das den Solarstrom zwischenspeichern kann.

Die Installation des Zendure-SolarFlow ist in der Bedienungsanleitung mit Bildern erklärt, wurde im Test aber dennoch als kompliziert empfunden. Da sowohl die Solarpanels als auch die Speicher-Batterie und der Wechselrichter mit dem PV-Hub zu verkabeln sind, ist der Schaltplan etwas komplex. Nachdem alles richtig angestöpselt und mit der Zendure-App verbunden war, funktionierte das System im Test aber einwandfrei.

Ein starres Solarpanel eines Balkonkraftwerks mit Wechselrichter und Zendure-SolarFlow-Speicherlösung.
Die Zendure-Speicherlösung wird sowohl mit dem Solarpanel als auch mit dem Wechselrichter verbunden. Dadurch entsteht ein wenig Kabelsalat. Der Akkublock erinnert zudem ein wenig an eine Autobatterie, ist dafür aber klein und kompakt. © IMTEST

Über festgegebene Zeiträume ließ sich in der Zendure-App definieren, wann überschüssige Energie in den SolarFlow-Speicher laufen soll. Eine übermäßige Produktion stellt das System dabei immer dann fest, wenn die Energieproduktion die eingestellte Ausgangsleistung überschreitet. Dazu müssen Nutzende den Energiebedarf von im Haushalt angeschlossenen Geräten abschätzen oder smarte Steckdosen nutzen, die Zendure ebenfalls anbietet. Zur Auswahl stehen auf der Webseite Smartplugs von Zendure selbst, aber auch vom Kooperationspartner Shelly.

Ein Screenshot der Zendure-App.
In der Zendure-App werden alle Komponenten des Balkonkraftwerks mit Speicherlösung dargestellt. Bewegliche Punkte stellen den Energiefluss dar.
Ein Screenshot der Zendure-App.
Um die Aufteilung der Solarenergie zu regeln können sowohl feste Zeiten als auch Verbräuche eingestellt werden.

Besonders praktisch: Die Speicher-Einheit des SolarFlow-Systems ist klein und kompakt, aber auch erweiterbar. Wer eine größere Menge an Energie speichern möchte, kann hier mehrere Blöcke übereinander stapeln und verbinden. Das entspricht einem Speicherplatz von 960 Wattstunden bei einem Akkupack bis zu 7.680 Wattstunden bei vier Blöcken.

Zendure AIO 2400

Beim neueren AIO 2400 von Zendure ist die Installation deutlich einfacher, da es Beschriftungen am Balkonkraftwerk-Speicher gibt, die auf die anzuschließenden Kabel hinweisen. Außerdem entsteht etwas weniger Kabelsalat, da der PV-Hub bereits im AIO 2400 integriert ist und sich der Wechselrichter des Balkonkraftwerks zudem am Speicher befestigen lässt. So sind die dort benötigten Kabel kürzer.

Ein großer Werbeaspekt, den Zendure auf der Webseite in den Vordergrund stellt, ist das Design des AIO 2400 Balkonkraftwerk-Speichers. Es handelt sich hier lediglich um ein Bauteil beziehungsweise die Kombination aus Speicher mit vorgesehenem Andock-Platz für den Wechselrichter. Außerdem weichen Form und Aussehen von den meisten anderen Systemen ab, sodass der AIO 2400 eher an eine Heizung als auch eine Autobatterie erinnert.

Um das Gerät zu verschönern, bietet Zendure sogar eine Lichtleiste unter dem Bedienfeld an, die per App in unterschiedlichen Farben leuchten kann. Das ist allerdings gerade im prallen Sonnenschein nicht zu sehen.

Die klassische Erweiterung der Speicherkapazität durch Zusatz-Akkus funktioniert allerdings aufgrund des “all in one”-Design eben gerade nicht. Wer mehr Speicherkapazität möchte, soll sich laut Zendure daher im Bedarfsfall einfach einen zweiten AIO 2400 zulegen. So verdoppelt sich die Kapazität auf 4.800 Wattstunden.

Mobiler Balkonkraftwerk-Speicher: EcoFlow PowerStream

Die PowerStream-Speicherlösung von EcoFlow funktioniert in vielen Punkten ähnlich, und doch gibt es einige Unterschiede.

Vorteile von PowerStream

Zunächst einmal ist der Balkonkraftwerk-Speicher des Systems eine mobile Powerstation. Wer also bereits einen EcoFlow-Solargenerator zu Hause hat, kann hier ordentlich sparen. Beim Kauf des EcoFlow-Balkonkraftwerks muss man dann allerdings darauf achten, dass man ein passendes Verbindungskabel hinzu bestellt. Der klare Vorteil dabei ist, dass der Akkuspeicher hier nicht nur ein einfaches Batterie-Pack ist, sondern auch weiterhin die Nutzung als Powerstation ermöglicht. Steht also zum Beispiel ein Camping-Ausflug an, kann der Solargenerator vom Balkonkraftwerk abgestöpselt und mitgenommen werden. Außerdem ist hier die denkbar einfachste Lösung der Installation vorgeschlagen: Der Wechselrichter mit integriertem PV-Hub kann einfach auf den Powerstation-Speicher gelegt werden. So ist keine Bohrmaschine oder anderes Werkzeug nötig. Die wenigen, notwendigen Kabel sind zudem sehr eindeutig beschriftet, sodass die Montage im Test sehr leicht fiel.

Eine EcoFlow-Powerstation mit dem PowerStream-Wechselrichter darauf und Solarpanels im Hintergrund.
Wenige Kabel, die zudem klar beschriftet sind – das vereinfacht die Installation des PowerStream-Wechselrichters enorm. Zudem kann man ihn einfach auf der Powerstation ablegen, sodass die dennoch mitgelieferte Wand-Halterung überflüssig wird. © IMTEST

Praktisch ist zudem, dass auch EcoFlow smarte Steckdosen-Adapter anbietet. Diese machen den Energieverbrauch der angeschlossenen Geräte sichtbar. Nutzende müssen diesen also nicht schätzen – zumindest, wenn alle Verbraucher im Haus einen Smartplug erhalten. Ist alles richtig angeschlossen, erkennt die EcoFlow-App die Verbräuche an den smarten Steckdosen und berechnet sie sogar automatisch ins System der Speicherlösung mit ein. Außerdem lassen sich Geräte auch direkt an die Powerstation anschließen, die ebenfalls Auskunft über die benötigte Leistung gibt.

Eine Xbox mit Kontroller und Fernseher. Sie ist mit einem EcoFlow-Smart-Plug in die Steckerleiste gesteckt.
Mit Smartplugs lässt sich der Energiebedarf von Geräten im Haushalt überwachen – beispielsweise der einer Spielekonsole. © IMTEST

Nachteile von PowerStream

Ein Nachteil kann allerdings sein, dass die Speicherlösung nicht für den Außeneinsatz gedacht ist. Stattdessen sollen Wechselrichter und Powerstation im Innenraum stehen, was entweder einen Wanddurchbruch zum Balkon oder den Zusatzkauf von sogenannten Flachkabeln erfordert. Diese können durch ein Fenster oder eine Balkontür hindurch verlegt werden. Diese bietet EcoFlow ebenfalls im Webshop an, und im Test funktionierte die Verkabelung mit der beiliegenden Anleitung recht einfach. Das abgeflachte Kabelstück war allerdings mit 0,5 Metern etwas kurz, sodass eine genaue Planung vor dem Aufbau nötig ist. Außerdem sollten die Fenster oder Türen, durch die das Flachkabel verläuft, nicht oft in Benutzung sein. Sonst kann häufiges Öffnen und Schließen das Kabel beschädigen.

Ein Flachkabel von EcoFlow, das durch eine geöffnete Balkontür verlegt ist.
Die Flachkabel von EcoFlow sind dafür gedacht, die PowerStream-Speicherlösung in den Innenraum zu verlegen. Die abgeflachten Stücke sind allerdings recht kurz, sodass bei dickeren Balkontüren gut geplant werden muss. © IMTEST

Außerdem ist der Balkonkraftwerk-Speicher von EcoFlow hauptsächlich dafür gedacht, ihn mit anderen EcoFlow-Geräten zu verwenden. Sowohl die Powerstation als auch die Smartplugs müssen vom Hersteller sein, sonst passen entweder die Anschlüsse nicht oder die Kommunikation mit der App funktioniert nicht. Was finanziell für die Marke sicherlich clever ist, kann für Nutzende unpraktisch und kostspielig sein.

Fazit

Die Flexibilität sowie die smarte Steuerungsmöglichkeit des EcoFlow-PowerStream sind klare Vorteile dieser Speicherlösung. Diese lassen sich aber nur in vollem Umfang nutzen, wenn kostenpflichtiges Zubehör (Powerstation, Flachkabel und Smartplugs) von EcoFlow hinzugekauft und zudem im Vorhinein richtig geplant wird. Gemeinsam mit der kleinsten Speicher-Option, der River 2 Max mit 0,5 Kilowattstunden Kapazität, kostet der Balkonkraftwerk-Speicher von EcoFlow laut Webshop für Privatkäuferinnen und Käufer derzeit 543 Euro.

Zendures statische Balkonkraftwerk-Speicher, SolarFlow und AIO 2400, bieten weniger Möglichkeiten, sind dafür aber auch mit Komponenten anderer Hersteller kompatibel. Außerdem sind sie wetterfest, sodass sie im Außenbereich nahe des Balkonkraftwerks installiert werden können. Die SolarFlow-Lösung, bestehend aus PV-Hub und einem Speicher-Akku mit 1.920 Wattstunden, kostet derzeit im Zendure-Shop 998 Euro. Der Zendure AIO 2400 mit integriertem PV-Hub und Speicherplatz für 2400 Wattstunden liegt dort im Moment ebenfalls bei rund 1.000 Euro.

Mobiler Balkonkraftwerk-Speicher von EcoFlow

  • PRO
    • Balkonkraftwerk-Speicher auch als mobile Powerstation nutzbar, sehr einfache Installation im Test.
  • KONTRA
    • Nur mit EcoFlow-Powerstations kompatibel, nicht wetterfest.

Statische Balkonkraftwerk-Speicher von Zendure

  • PRO
    • Wetterfest, erster Akku im Lieferumfang dabei, modularer Aufbau.
  • KONTRA
    • Allein für die Energie-Speicherung bei Balkonkraftwerken ausgelegt.

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Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr.-Ing. Lotta Theresa Florianne Kinitz – Spitzname Dr. Lotta – schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit
schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.
Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter
und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.
Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.